Ableismus und Yoga – eine Übersicht

Grüner Banner mit dem Text Ableismus und Yoga eine Übersicht. Darunter zwei Grafiken. Ein Man im Rollstuhl streckt den Arm über den Kopf. Auf der anderen Grafik ist eine Person in der Kind-Pose zu sehen

In diesem Artikel möchte ich einen ersten Überblick über Ableismus im Yoga geben und wie Yogahlehrende und Studiobetreiber*innen hiermit umgehen können. Am Ende dieses Artikels stelle ich einige Organisationen, Bücher und Personen vor, die dabei helfen können, Yoga zugänglicher für mehr Menschen zu machen.

Hast du schon einmal Yoga gemacht oder bist du davon abgeschreckt, weil du denkst, dass du es nicht kannst? Dieses Gefühl hatte ich auch sehr lange. Vor allem als Mensch mit Behinderung ist es nicht immer einfach, Yoga als eine Aktivität für sich zu erkennen. Dies liegt daran, dass es auch im Yoga ein großes Problem mit Ableismus gibt. In diesem Artikel möchte ich einige Vorurteile aufzeigen und entkräften. Auch möchte ich Tipps für Yogalehrende geben, um in ihren Unterricht mehr Menschen mit Behinderung einzubeziehen.

Yoga wird oft als sehr körperliche Aktivität dargestellt. Dies fängt bei den Bildern, die wir bei Instagram unter Yoga-Hashtags finden, an. Das geht weiter bei sehr sportlichen Yogaklassen und den Bildern, die wir von Yoga-Menschen im Kopf haben. Das erste Vorurteil, mit dem ich direkt zum Start dieses Artikels aufräumen möchte, ist, dass Yoga kein Sport ist. In unserem westlichen Bild von Yoga sehen wir oft nur die Körperübungen (Asanas). Doch Yoga besteht auch noch aus 7 anderen Teilen. Yoga ist also für alle Menschen möglich und selbst die Asanas sind für die meisten Menschen machbar, wenn Sie wissen wie. Yoga ist also für jeden Menschen möglich! Doch Yoga ist kein Sport und Yoga ist für jede*n.

Ableismus – Eine Definition

Ableismus bedeutet, dass es eine bestimmte Norm in unserer Gesellschaft gibt und wenn eine Person nicht dieser Norm entspricht, diese Person nicht als gesund oder richtig wahr genommen wird. Es geht also darum, dass meistens Fußgänger*innen als “normal” dargestellt werden und Menschen, die eine Behinderung haben, diesem Bild der gesunden Person nicht entsprechen können. Dadurch entstehen viele Nachteile für Menschen mit Behinderung und diese sind Diskriminierung ausgesetzt. Ableismus kann sowohl von Personen ohne Behinderung gegen Menschen mit Behinderung gerichtet sein, er kann jedoch auch internalisiert von Menschen mit Behinderung sein. 

Ableismus im Yoga

Beim Yoga könnte Ableismus zum Beispiel so auftreten,  dass Menschen mit Behinderung denken, dass Sie kein Yoga machen können, weil sie eine körperliche Behinderung haben. Oder dass Yogalehrende Angst haben, Menschen mit Behinderung zu unterrichten und ihnen raten, kein Yoga zu machen.  Als Yoga-Interessierte Person mit Behinderung und auch als Yogalehrende solltest du also den Begriff Ableismus kennen und dich damit auseinandersetzen, wie dich dies in deiner Praxis und deiner Lehrtätigkeit beeinflusst. 

In diesem ersten Abschnitt möchte ich auf einige Punkte eingehen, die Menschen mit Behinderung davon abhalten können eine Yogastunde zu besuchen und was Yogalehrende und Studiobesitzer*innen tun können, um Menschen mit Behinderung anzusprechen.

Räumliche Barrierefreiheit

Es fängt schon am Eingang an. Wenn es Stufen gibt, ist es für mich als Rollstuhlfahrerin schon schwierig den Raum zu betreten. Ich kann zwar aussteigen, jedoch muss ich dann immer jemanden bitten mir zu helfen und dies kostet extra Kraft und Überwindung. Diese Kraft möchte ich mir dann eigentlich für die Yogastunde selbst bewahren und nicht bereits am Eingang abgeben. Auch möchte ich nicht vor jedem Besuch in einem Studio extra anrufen müssen, ob das Studio barrierefrei ist.

Als Yogalehrende und Studiobesitzer*in könnt ihr die räumliche Barrierefreiheit eurer Räume bereits auf der Webseite oder eurem Instagram-Account angeben oder Fotos von den Räumen zeigen. Dies hilft schon dabei, einen Eindruck zu bekommen. Du kannst hier auch schreiben, dass dein Angebot auch für Menschen mit Behinderung zugänglich ist. 

Auch kann es für dich und Teilnehmer*innen mit Behinderung hilfreich sein, vor der ersten Stunde einmal miteinander zu telefonieren, um Fragen von beiden Seiten zu klären. Diese Möglichkeit kannst du auch bereits auf deiner Webseite angeben. Dadurch fühlen Menschen mit Behinderung sich mehr willkommen an deinen Stunden teilzunehmen.

Yogakleidung

Kommen wir zu dem Punkt der Kleidung. Erst musste ich überlegen, ob ich diesen überhaupt in eine Liste mit Ableismus im Yoga mit aufnehmen soll. Aber dann habe ich noch einmal über meine eigene Erfahrung nachgedacht und gemerkt, ja dieser Punkt gehört auf die Liste. 

Meistens wenn mensch an Yoga denkt, kommen mir Yogaleggings und enge, bauchfreie Tops für Frauen in den Sinn. Diese sind oft eng anliegend. Mit meinem Körper fühle ich mich in dieser Kleidung oft unwohl und habe das Gefühl mehr angestarrt zu werden, da sich dann z.B. mein Hohlkreuz vielleicht mehr abzeichnet oder mein Bauch zu sehen ist. Erst mit der Zeit und mit meiner Home-Yoga Praxis habe ich gemerkt, dass ich keine Leggings tragen muss, um Yoga zu machen. Es geht auch mit einer ganz normalen Sporthose oder sogar im Schlafanzug. Also zieh einfach an, worin du dich wohlfühlst.

Die Yogaübungen

Jetzt kommen wir zu den Yoga-Übungen. Als Frau mit Behinderung schrecken mich schon einige Klassen allein wegen ihres Tempos und ihrer Intensität ab. Eine 90-Minuten Vinyasa-Flow Stunde werde ich sicher nicht so leicht besuchen, wie eine langsame Hata-Yoga Stunde. Obwohl es sicher auch möglich ist einen Flow als Mensch mit Behinderung mitzumachen, wenn wir diesen in unserem Tempo machen können oder Alternativen für bestimmte Übungen bekommen. 

Gerade beim Yoga, wo oft das Bild besteht, dass mensch besondere körperliche Fähigkeiten haben muss, um mit machen zu können, ist es also wichtig, den Anspruch, alle körperlichen Übungen mitmachen zu können, als Ableismus zu erkennen und dann dagegen zu arbeiten.

Hilfsmittel

Ein Vorurteil gegenüber Yoga, das zumindest ich lange Zeit in meinen Kopf hatte, ist, dass Hilfsmittel, wie Blöcke oder Bänder eigentlich uncool sind. Dies ist aber Quatsch! Probs sind gut! Als ich einmal den herabschauenden Hund mit zwei Blöcken ausprobiert habe, um die Erde näher an mich heranzuholen, hat sich die Erfahrung der Übung für mich verändert. Endlich habe ich es geschafft, mein Steißbein weiter nach oben zu strecken und konnte auch länger in der Position bleiben. Yeah! Jetzt will ich nicht mehr auf meine Blöcke beim herabschauenden Hund verzichten und nutze Sie auch bei anderen Posen, um die Hände höher ablegen zu können. Also verändert bitte euren Blick auf Hilfsmittel, wenn ihr nicht auch eh schon Fans seid. 

Full expression of the Pose und fortgeschrittenes Yoga

Auch muss eine fortgeschrittene Yoga-Klasse nicht nur für Menschen sein, die auch die Posen bis zur Vollendung ausführen können. Denn der Term “full expression of a pose” ist eigentlich nicht richtig und zeigt nur ein Idealbild auf. Jedoch gibt es sehr viele Varianten einer Pose und Yogalehrende sollten darauf achten auch immer Alternativen für die Durchführung einer Übung zu geben. Dies hilft allen Menschen, denn die wenigsten Menschen können eine Pose wirklich voll ausführen und es ist auch Yoga, wenn ein Asana auf die eigenen körperlichen Möglichkeiten angepasst wird.

Möglichkeiten zum Weiterlesen

Wenn dich das Thema Yoga für alle und zugängliches Yoga interessiert kann ich dir die folgenden Profile und Kanäle empfehlen.

Accessible Yoga Foundation

Accessible Yoga Training School

Die Facebook Gruppe von Accessible Yoga für den Austausc

Hast du Erfahrungen im Yoga mit Ableismus gemacht? Teile es gerne mit mir in den Kommentaren!

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