Diesmal spreche ich mit Hanna Schilar vom Podcast und Instagram-Account Schmerzmeister*innen über das Leben mit chronischen Schmerzen, Austausch mit anderen Menschen und bewusste Pausen. Höre dir hier direkt Folge 43 an.
In Folge 43 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast habe ich mit Hanna Schilar vom Podcast und Instagram-Kanal Schmerzmeister*innen gesprochen. Es geht um die Themen Leben mit chronischen Schmerzen, die Akzeptanz von Schmerzen, aber auch die schönen Momente im Alltag, im kleinen zu Hause auf dem Balkon oder auch im Großen, auf Reisen.
Auch sprechen wir, wie so oft im Podcast, über die Themen Austausch mit anderen Menschen und bewusst Pausen machen. Hanna hat sich dazu entschieden, dieses Jahr eine Pause von ihrem eigenen Podcast zu nehmen. Natürlich könnt ihr die alten Folgen immer noch hören. Die Informationen dazu sind alle hier verlinkt.
CN: Schmerzen, Ängste, Burn-out
Über diese Themen sprechen wir in dieser Folge
- Wie hat Hanna mit ihren chronischen Schmerzen leben gelernt?
- Pausen und Achtsamkeit im Alltag
- Was sind Schmerzmeister*innen?
- Austausch mit anderen Menschen
- Akzeptanz und Leben mit chronischen Schmerzen
- Hannas eigene Selbstfürsorge Praxis
Höre hier dierkt die neue Folge an
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Hier findest du das Transkript zur Folge 43.
Einleitung in die Folge
Mechthild [00:00:00]:
Hallo, herzlich willkommen zu Folge 43 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast. Ich freue mich, dass du heute wieder zuhörst. Ich habe diesmal ein Interview geführt mit der lieben Hannah von Schmerzmeister*innen . Vielleicht kennst du ihren Instagram-Account, wo sie immer regelmäßig darüber teilt, wie das Leben mit chronischen Schmerzen und oder Behinderungen ist und auch einen Podcast hat, in dem sie immer wieder auch Geschichten teilt von anderen Menschen mit chronischen Schmerzen. Sie macht gerade selber eine Content-Pause, eine Podcast-Pause und veröffentlicht keine neuen Podcast-Folgen. Aber ich habe mich trotzdem sehr gefreut, dass sie sich heute die Zeit genommen hat, hier mit mir in meinem Podcast zu sprechen.
CN: Schmerzen, Ängste, Burn-out,
Und wir haben auch wieder ein schönes Interview und später eher auch ein Gespräch geführt über alle möglichen Themen rund das Leben mit chronischen Schmerzen und auch der Alltag an sich mit Schmerzen. Und so oft wie ich jetzt auch schon das Wort Schmerzen gesagt habe, ist wahrscheinlich auch kein großes Wunder mehr, dass ich noch mal sage, dass es in dieser Folge das Thema Schmerz und Umgang mit chronischen Schmerzen auch geht und auch dem Thema Ängste, die natürlich vielleicht damit verbunden sind.
Mechthild [00:01:19]:
Das heißt auch nochmal für dich die Einladung, ist das gerade ein Thema, mit dem du dich beschäftigen möchtest und wenn nicht, gibt es auch noch ganz viele andere Folgen zu verschiedenen anderen Themen. Aber natürlich freue ich mich sehr, wenn du dir auch diese Folge anhörst und vielleicht auch was für dich mitnimmst, was wir auch an Tipps und Tricks auch in dieser Folge teilen. Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß mit dieser Folge und natürlich freue ich mich auch immer wieder über Rückmeldungen. Bis zum nächsten Mal.
Begrüßung von Hanna
Hallo liebe Hannah, schön, dass du hier im Podcast zu Gast bist. Ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst.
Hanna Schilar [00:01:54]:
Hallo, liebe Mechthild. Wir haben lange aufeinander gewartet.
Mechthild [00:01:57]:
Ja, genau. Wir haben es auch ein paar Mal verschoben, verschieben müssen. Aber jetzt hat es endlich geklappt, auch noch am Freitagnachmittag. Das freut mich auch, dass wir es noch machen können.
Hanna Schilar [00:02:09]:
Ja, richtig schön. Lieben Dank für die Einladung.
Hanna stellt sich vor
Mechthild [00:02:11]:
Ja, danke, dass du dir die Zeit heute nimmst, mit mir zu sprechen. Und genau, Ich fange mal so an, dass du dich in deinen eigenen Worten ein bisschen vorstellen kannst, was du über dich teilen möchtest.
Hanna Schilar [00:02:22]:
Das ist immer meine Horrorfrage, aber ich beantworte sie dir trotzdem. Ich bin Hannah und ich bin 34. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe aber in meinem Erwachsenenleben viel Zeit auch im Ausland verbracht. In Frankreich und in Schweden mehrere Jahre jeweils und ein bisschen Italien, ein bisschen Spanien, ein bisschen Niederlande.
Also irgendwie so sehr bewegt, auch im Ausland studiert, im Ausland gearbeitet. Genau, und vor acht Jahren hab ich Schmerzen bekommen, die erst nicht ganz so stark waren, aber dann immer stärker wurden. Und die so meinen Lebensstil und das, was ich zu dem Zeitpunkt gemacht hab, sehr verändert haben und infrage gestellt. Nach ein paar Jahren bin ich dann nach Deutschland zurückgekommen, habe mir eine Auszeit genommen und vieles verändert in meinem Leben, sodass ich heute auch mit den Schmerzen ganz anders lebe.
Entstehung vom Schmerzmeister*innen-Podcast
Hanna Schilar [00:03:14]:
Vor ein paar Jahren habe ich den Podcast SchmerzmeisterInnen gegründet, wo ich Menschen die Möglichkeit gebe, ihre Geschichte mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen zu erzählen. Ich versuche, ein bisschen herauszukitzeln, was deren Skills sind, wie sie damit gut umgehen können. Also die Frage, die mich immer interessiert, ist so, wie kann ich gut damit leben? Was macht das vielleicht mit meinen Beziehungen? Was macht das mit meiner Karriere, mit beruflichem, mit meiner Familie, Freundschaften und dazu gucken, wie können die Leute damit gut umgehen? Und ja, da erzählen die Personen ganz interessante Sachen. Aktuell bin ich in einer Pause und ja vielleicht kommen wir gleich auch darauf zurück, wenn wir über Achtsamkeit sprechen.
Leben mit chronischen Schmerzen
Mechthild [00:03:56]:
Ja dann können wir gerne nochmal darüber über die Pause sprechen. Genau, richtig spannend auch, dass du so anderen Leuten dann deine Plattform zur Verfügung stellst. Und das ist auf jeden Fall viel, was du auch schon gemacht hast, dass du im Ausland warst und dann auch schon so lange jetzt mit den chronischen Schmerzen auch lebst.
Hanna Schilar [00:04:15]:
Ja, jeden Tag. Also ich hab, das ist mir irgendwie, letzte Woche hab ich gerade drüber nachgedacht nochmal, dass ich jeden Tag Schmerzen habe seit so vielen Jahren. Irgendwie ist es Normalität, irgendwie berührt es mich auch, dass ich das aushalte. Gleichzeitig habe ich auch viel davon gelernt. Ich weiß nicht, wie es dir da geht, aber ich wäre ein ganz anderer Mensch ohne sie. Also ja.
Mechthild [00:04:40]:
Ja, bei mir ist es auf jeden Fall so, dass ich dann immer auch gucken muss, wie es mir geht. Und natürlich auch viel einfach mache, weil ich dann merke, okay, weil sonst könnte ich auch nicht so viel machen, wie ich mache. Und dann auch manchmal über meine eigenen Grenzen gehe. Ist das bei dir auch so? Oder bist du da besser als ich?
Hanna Schilar [00:04:59]:
Nein. Nicht unbedingt, nein. Also viel besser als früher, denke ich mal.
Die chronischen Schmerzen sind ein Teil des Lebens
Mechthild [00:05:03]:
Ich auch, aber manchmal denke ich, ach ja, okay. Auch heute, das hatte ich ja gesagt, ich habe auch schon wieder ein bisschen Kopfschmerzen, aber weiß, es geht eigentlich noch, dass ich jetzt auch nicht unseren Termin, den wir schon so oft verschoben hatten, wieder verschieben wollte. Aber trotzdem merke ich, ja, okay, die Schmerzen sind auch irgendwie da. Gerade ich muss es annehmen, dass jetzt auch gerade, während wir hier reden, ich vielleicht auch nicht so 100% da sein kann, wie ich sonst gerne wäre. Aber es ist halt auch dann so.
Hanna Schilar [00:05:31]:
Ja, es ist so wie Teil dessen.
Akzeptanz der chronischen Schmerzen
Mechthild [00:05:34]:
Ja, und wie war so dein Weg dann, diese chronischen Schmerzen auch dann erstmal anzunehmen? Vielleicht auch, dass du jetzt diese Schmerzen jetzt auch nicht mehr weggehen, nachdem du das vielleicht ein paar Wochen oder Monate so hattest?
Hanna Schilar [00:05:46]:
Der war schwierig, glaube ich, am Anfang. Also das ist auch mit Anliegen meines Podcasts für andere vielleicht ein bisschen schneller und leichter zu machen. Weil ich muss sagen, am Anfang habe ich mich sehr dagegen gewährt, weil ich war so in meinem normalen Leben drin. Ich habe gerade promoviert in Schweden und viel Sport gemacht und konnte irgendwie nicht akzeptieren, dass ich da kürzertreten muss an verschiedenen Stellen, also mit beruflichen und sportlichen Aktivitäten. Irgendwie wollte ich, dass alles einfach so weitergeht. Und hab mich da auch sehr gepusht in verschiedenste Richtungen. Gerade mit dem Sitzen fällt mir das immer sehr schwer. Das war damals schrecklich.
Hanna Schilar [00:06:26]:
Ich konnte eigentlich keine halbe Stunde gut sitzen. Ich hab aber letztlich doch acht Stundentage gemacht. Mit zwischendurch spazieren, hinlegen, Gymnastik, 1.000 Stühle wechseln und so. Aber mein Körper wollte irgendwie nicht mehr und hat ganz laut geschrien, ich kann nicht, ich kann nicht. Und das tut mir vielleicht auch im Nachhinein leid, dass ich ihn da so lange gequält habe und nicht früher gesagt habe, so Pause, Stopp, etwas läuft hier völlig falsch, ich muss mich mehr darauf konzentrieren, was ich brauche. Also es hat dann ewig gedauert, bis der Groschen gefallen ist. Es waren fast zwei Jahre, bis ich so die Reißleine gezogen habe. Also es musste eigentlich immer schlimmer werden.
Die Entstehung der Schmerzen
Hanna Schilar [00:07:06]:
Erst waren die Schmerzen so mehr lokal, also so untere Bandscheibe, da hatte ich auch ein Bandscheibenvorfall und die zogen so ins Bein. Und später haben die sich komplett so ausgebreitet, also wie so ein Feuer oder so. Also, dass mir wirklich das Gesicht weh tat, die Hände weh taten, alles tat mir weh. Und dass die Einschränkungen, die ich hatte, auch immer größer waren. Also am Ende konnte ich keinen Kilometer laufen, mein Geschirr nicht mehr gut heben, meinen Haushalt nicht mehr machen. Da hatte ich dann so eine Unterstützung und so. Also das war schwierig für mich, genau. Und dann bin ich mit meinem damaligen, also mit meinem Ex-Partner nach Deutschland gegangen, weil er dann hier eine Stelle hatte.
Hanna Schilar [00:07:48]:
Und dann dachte ich, okay, in Deutschland kann ich das vielleicht besser regeln, auch medizinisch, weil man sich doch in der eigenen Sprache anders ausdrücken kann und das System besser kennt. Also ich habe damals auch nicht verstanden, so richtig in Schweden, wie ich da an genug Physiotherapie rankommen kann. Und dann habe ich hier diesen Weg angefangen. Erst dachte ich noch, ich promoviere nebenbei weiter, aber irgendwann habe ich das aufgehört. Und ich habe gesagt, ich schaffe das gerade nicht. Das war für mich ein unglaublich wichtiger Schritt. Also, weil Ich glaube, das hat mir erst möglich gemacht, mich überhaupt richtig zu erholen.
Pausen nehmen, um sich um den eigenen Körper zu kümmern
Hanna Schilar [00:08:26]:
Und dann dachte ich, ich mache vielleicht so ein halbes Jahr Pause. Am Ende sind’s anderthalb Jahre Pause geworden, wo ich eigentlich nicht wirklich viel gemacht hab, außer Arzttermine wahrnehmen, meinen Balkon bepflanzen und Stück für Stück sozusagen meine Grenzen wieder auszudehnen. Meine Welt war irgendwie so klein geworden, dadurch dass ich mich so gedrängt hatte irgendwie auch. Und dann Stück für Stück so Coping-Strategien zu lernen. Also, okay, wenn ich Kaffee trinken gehe, ist es gut, wenn ich mich vorher hinlege. Und irgendwie so kleine Dinge für mich zu lernen, die mir es dann ermöglichen, wieder mehr am Leben teilzunehmen. Und vielleicht auch Ängste abzubauen, die mit den Schmerzen entstanden waren. Also ich glaube, da waren sehr viele Ängste entstanden, was mir sozusagen alles nicht guttut. Und heute ist mein Radius viel, viel, viel größer.
Den eigenen Radius wieder vergrößern
Hanna Schilar [00:09:17]:
Am Anfang war es schwer, allein nur Bus zu fahren. Und über solche Dinge denke ich jetzt gar nicht mehr nach, ob ich ein kleines Stück, eine halbe Stunde Bus fahren kann. Das ist jetzt gar kein Thema. Und das merkt man ja dann, ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber das merkt man im Alltag nicht unbedingt. Oder man denkt nicht die ganze Zeit dran, wie sehr sich die Skalen auch wieder verschoben haben, wie weit die Welt geworden ist. Aber wenn ich aktiv darüber nachdenke, dann merke ich, meine Welt ist viel, viel größer geworden und ich kann viel mehr von dem machen, was mir wichtig ist. Eine Sache, über die ich mich unheimlich gefreut habe, die zurückzugewinnen, war Fahrradfahren. Das kann ich so seit anderthalb Jahren wieder.
Hanna Schilar [00:09:58]:
Ich habe Fahrradfahren immer geliebt und bin immer überall mit dem Rad hingefahren. Jetzt habe ich ein E-Bike, weil ich wohne in Wuppertal und es ist super bergig hier. Ich weiß nicht, wer das kennt, der weiß, hier gibt es eine Talachse und daneben ist es nur steil. Mit meinem E-Bike kann ich jetzt überall hinfahren und das macht mir sehr, sehr viel Freude.
Neue Coping-Strategien erlernen
Mechthild [00:10:18]:
Sehr schön. Du hast schon von den Coping-Strategien erzählt. Hast du das für dich alleine gemacht oder war das auch ein Prozess, den du auch mit Therapeut*innen oder so zusammen gemacht hast?
Hanna Schilar [00:10:29]:
Ich glaube, Ich muss sagen, an meinem gesünder werden waren gefühlt 50 Personen beteiligt. Also es sind so viele Menschen. Der Physiotherapeut und die Psychologin und dann wechsel ich wieder. Und wo ich überall war in der Zeit, also unglaublich. Gerade am Anfang, dann, weiß ich nicht, ist man vielleicht oder ich war dann vielleicht in einer, wie nennt man das nochmal, Cognitive Behavioural Therapy, wie heißt das?
Mechthild
Eine Verhaltenstherapie?
Hanna Schilar
Genau, vielleicht sowas wie eine Verhaltenstherapie. Das hat mich am Anfang sehr weitergebracht. Und dann hab ich auch so körperbetonte Therapie gemacht. Vielleicht kann ich noch ein Beispiel geben, warum mich das weitergebracht hat.
Eigene Ängste abbauen
Hanna Schilar [00:11:10]:
Also, dieser verhaltenstherapeutische Ansatz, den fand ich besonders gut, zum Beispiel Ängste abzubauen. Weil er mich hat reflektieren lassen, dass ich zum Beispiel nicht in der Gefahr bin. Am Anfang war Schmerz so stark verknüpft mit: Oh mein Gott, ich hab was ganz Schlimmes, mein Leben endet. Ich kann mich nie wieder vernünftig bewegen. Also, da war so viel Angst mit dabei, was natürlich auch den Schmerz extremen multipliziert. Und da hat mir das unheimlich geholfen. Und auch eben bestimmte Sachen zu reflektieren. Ein Beispiel, das ist mir selber aufgefallen, da hab ich das mit in die Therapie genommen, dass mir Stehen tendenziell schwerfällt.
Hanna Schilar [00:11:54]:
Also, an einer Stelle zu stehen. Und damals noch viel, viel schwerer als jetzt. Und dann ist mir halt aufgefallen, dass ich zum Beispiel in einer Supermarktkasse immer gehasst habe, anzustehen. Also diese drei Minuten, bis ich dran war und dachte, ich sterbe gleich und ich hätte am liebsten die Situation beendet. Und dann ist mir aber aufgefallen, dass wenn ich mit einer Freundin in der Uni irgendwo rumstehe und quatsche, dass ich durchaus mal fünf Minuten stehen kann, wenn ich abgelenkt bin und das gar nicht so mitkriege. Was, wenn ich mir das dann spiegle oder wenn das die Therapeutin spiegelt, mir halt verdeutlicht, ich bin nicht in Gefahr, ich kann das aushalten, ich bin stärker, als ich denke. Und das sind Prozesse, die mich da auch sehr vorangebracht haben, eben Ängste abzubauen oder mich selbst auch zurückzuholen, wenn ich irgendwas dramatisiere oder so. Das war sehr gut.
Mechthild [00:12:48]:
Ja, das klingt gut.
Körpertherapie und Prozessarbeit hat sie unterstützt
Hanna Schilar [00:12:50]:
Und später habe ich halt auch so körpertherapeutische Ansätze gemacht. Also ich habe hier in Wuppertal einen ganz wunderbaren Coach. Also der hat Psychologie studiert, aber dann macht er so Coaching in Richtung Prozessarbeit, heißt das. Das baut auf einem auf, der heißt Arnold Mindell und der hat von Carl Jung gelernt.
Mechthild [00:13:15]:
Ein Psychoanalyst.
Hanna Schilar [00:13:18]:
Genau. Und diese Arbeit hat mich wahnsinnig fasziniert und fand ich wahnsinnig interessant, weil es da so darum geht, wie Blockaden im Körper möglicherweise auch emotionale Prozesse widerspiegeln. Das holt der Therapeut so aus dir raus. Also auch in Bewegung und im Spiel oder Interaktion. Das waren z.B. Dinge, wo ich manchmal dort schmerzfrei aus der Praxis gegangen bin, weil ich da irgendwie so gut sich Energien, wie soll ich das sagen, lösen konnten. Das fand ich sehr berührend und beeindruckend. Manchmal bin ich in Versuchung, mich auch in die Richtung weiterzubilden, weil mich das so tief bewegt hat, was er kann. Das beeindruckend finde, wie er damit arbeiten kann.
Die Schmerzmeister*innen Community
Mechthild [00:14:06]:
Das klingt gut. Das ist ja auch schon eine gute Überleitung zu meiner nächsten Frage, weil du ja auch andere Leute jetzt schon unterstützt, eigentlich im Moment durch den Podcast und deine Instagram-Community sowie dann auch dein Weg da war, dass andere Leute quasi auch unterstützen zu möchten, zu wollen, zu möchten, zu unterstützen können.
Hanna Schilar [00:14:29]:
Ja. Möchten, wollen, können, alles.
Ihr Wissen in Form von einem Podcast weitergeben
Hanna Schilar [00:14:34]:
Das kam total natürlich irgendwie, weil man lernt oder ich habe dann halt so viele Dinge gelernt und dann hat sich das Bedürfnis entwickelt, was davon weiterzugeben. Manchmal dachte ich, ich schreibe ein Buch. Durch mein Uni-Leben habe ich schon recht viele Interviews geführt. Ich habe immer viel Feldarbeit gemacht. Da kann ich auch noch sagen, dass ich meinen Doktor irgendwann beendet habe, worüber ich sehr stolz bin. Danke, mit Schmerzen, mit irgendwas. Aber dann kam halt das Gefühl, ja, ich möchte gerne vielleicht in der Form von einem Podcast, weil dann kamen auch so Podcasts mehr in mein Leben, das umsetzen. Und dann kam dieses Wort Schmerzmeister, Schmerzmeisterin. Und das hat mich total inspiriert.
Hanna Schilar [00:15:23]:
Dann hatte ich auch Unterstützung, mich drumherum, das aufzubauen. Also Ich arbeite hier schon länger freiwillig in Wuppertal bei einem ambulanten Hospizdienst. Ich weiß nicht, ob du das weißt.
Hanna Schilar [00:15:37]:
Aber es steht ja auch in meinem Profil, dass ich auch als Sterbebegleiterin dort arbeite. Und das war quasi zuerst da. Das ist eine Tätigkeit, das mache ich jetzt seit sieben Jahren und ich bin dort im Verein sehr aktiv und so hat glaube ich auch der Verein das Gefühl gehabt, der Hannah können wir auch was zurückgeben oder sie mit ihrem Projekt fördern und die haben mich dann sehr unterstützt. Also die, die dort das Marketing macht, hat mir geholfen, das Logo zu entwerfen. Und dann haben die mir geholfen, so in Vorbereitung ein bisschen zu konventionalisieren, was ich da genau machen will und so. Dann habe ich einfach angefangen und dann ist es ganz gut gelaufen. Und ja, ich habe sehr damit gehadert, jetzt eine Pause zu machen, weil es eigentlich sehr gut läuft.
Bewusst eine Pause vom Podcast nehmen
Hanna Schilar [00:16:23]:
Aber ich brauchte eine Pause und das war jetzt nicht mehr verhandelbar, die dann zu machen.
Mechthild [00:16:28]:
Fällt dir, es ist jetzt auch leichter, die Pause zu machen?
Hanna Schilar [00:16:31]:
Leichter als früher, ja. Definitiv, ja.
Mechthild [00:16:34]:
Du hast gerade Tee getrunken, deswegen wollte ich dich nicht unterbrechen. Ja. Tee trinken. Genau, weil wenn du sagst, okay, früher habe ich erst mal zwei Jahre gebraucht, überhaupt zu akzeptieren, dass ich jetzt Schmerzen habe. Und jetzt merkst du, ah, okay, ich brauche jetzt vielleicht die Pause, auch dann wieder gut alles weiterzumachen, was ich weitermachen möchte.
Übervorsichtigkeit
Hanna Schilar [00:16:56]:
Mhm, definitiv. Das fällt mir leichter. Ich glaube aber, dass der Teil in mir, der übervorsichtig ist, manchmal noch sehr stark ist. Also, weil ich noch so fast traumatisiert ist ein überbenutztes Wort. Aber noch so traumatisiert oder geschockt bin, was damals passiert ist, also wie lange ich sozusagen gebraucht hab, eben die Reißleine zu ziehen, dass noch so ein Teil in mir nicht so richtig vertraut.
Und mich eigentlich immer auf die Couch oder immer ins Gemütliche ziehen will, weil er sagt so Stopp, Stopp, nein bloß nicht wieder zu viel und deswegen ist es so eine kontinuierliche Verhandlung zwischen diesen beiden Teilen und das ist eigentlich auch mein Ziel mit dieser Pause oder überhaupt mit meinem Weg auch schon mit dem Podcast, aber da eine bessere Balance zu finden. Ich glaube, früher war es halt sehr einseitig auf der, die die ganze Welt sehen will und alles studieren und alles lernen und ganz, ganz viel tun. Und da kam Pause immer sehr, sehr, sehr kurz.
Vertrauen, um wieder in die eigene Kraft kommen zu können
Hanna Schilar [00:18:04]:
Und jetzt kommt Pause nicht mehr zu kurz. Aber auch wieder zu vertrauen, dass ich auch wieder in meine Kraft kommen kann. Und dass es nicht gefährlich ist. Ich glaube, da bin ich manchmal noch nicht. Oft ist dann dieser Teil in mir noch so ängstlich, der sagt so, oh Gott, ich will nicht, ich hab Angst, was macht die wieder? Die dreht total ab. Die will ganz verrückte große Projekte machen, da bin ich noch nicht so bereit. Da kann ich nur in dem Tempo gehen, wie so meine inneren Anteile damit voll. Ich hoffe, das hört sich nicht zu merkwürdig an für die Zuhörer*innen.
Mechthilds Erfahrung mit Burnout und Pausen
Mechthild [00:18:40]:
Also ich kann es auf jeden Fall nachvollziehen. Bei mir ist jetzt gerade eher so das Thema Erschöpfung, weil ich vor ein paar Jahren einen Burnout hatte. Und dann auch immer wieder merke, ah, okay, jetzt gerade ist wieder viel, aber ich muss auch aufpassen. Und da ist dieser ängstliche Teil, der dann sagt, ah ja, pass auf, dass du nicht wieder ausbrennst. Aber andererseits habe ich auch die mittlerweile natürlich für mich Methoden gefunden, die mir besser helfen, aber mir das auch immer wieder selber quasi dem ängstlichen Anteil zu zeigen, dass ich jetzt auch schon besser weiß, dass ich Pause machen möchte, wie ich Pause machen kann. Aber natürlich ist das ja immer wieder ein Übungsprozess auch.
Dem ängstlichen Teil zeigen, dass es jetzt wieder besser ist
Hanna Schilar [00:19:17]:
Genau. Aber genau darum geht es, finde ich, diesem ängstlicheren Teil zu zeigen, dass man eben diese Pause macht und so und immer wieder. Ich finde, es ist so ein bisschen als würde man Deals abschließen zwischen diesen zwei Seiten. Jetzt ist das dran und jetzt ist das dran und da gut in ein gutes Spiel kommen. Ich beneide Menschen, die das total natürlich können. Das finde ich ganz toll.
Mechthild [00:19:40]:
Das stimmt, aber vielleicht ist es dann auch eher, wie wir es im Außen sehen und vielleicht sagen andere auch, ich finde es so toll, dass du jetzt eine Pause vom Podcast bewusst machst. Damit du auch so kommunizierst. Und davon können sie vielleicht wieder lernen, für sich besser zu machen.
Instagram als Kommunikations-Kanal
Hanna Schilar [00:19:58]:
Ja, ich schätze das immer sehr. Also wenn ich auf Instagram jemanden sehe, der sich eine Pause macht, denke ich immer, tut es, mach es. Das tut sich ja mega gut. Und so sehr ich die Community-Chats schätze, den Kanal Instagram vermisse ich eigentlich gar nicht. Also so diese Scrollen und diese viele Interaktionen auch, das fehlt mir nicht unbedingt. Ich weiß nicht, wie es dir da geht. Ist dir das auch manchmal zu viel?
Mechthild [00:20:24]:
Ja, auch immer dieses Gefühl haben zu müssen, wenn ich mich jetzt nicht in der Story zeige, dann verliere ich irgendwas oder werde vielleicht nicht mehr so ausgespielt beim nächsten Mal. Und natürlich mag ich auch diesen Austausch in der Community, aber ich versuche es jetzt auch ein bisschen mehr von Instagram wegzuholen und auch über den Podcast und Newsletter, meine Community-Abende, dass ich da dann auch mit den Leuten in Kontakt komme. Und Instagram nur als einen der Kanäle ist. Zum Beispiel jetzt die letzten Tage war Instagram ja immer wieder mal nicht verfügbar und dann hat man so das Gefühl, jetzt ist meine Kommunikations nach außen irgendwie weg. Aber wenn man noch andere Kommunikationswege wie so einen Podcast hat, dann ist es ja nicht so.
Andere Kommunikationswege finden
Hanna Schilar [00:21:10]:
Ja, ich habe mir das ganz fest vorgenommen, dass wenn es nach meiner Pause irgendwie weitergeht, irgendwie auch das mehr wegzuholen und das nur noch als eine Möglichkeit zu sehen und vielleicht über eine eigene Website oder Newsletter einfach zu kommunizieren und vielleicht dann auch die durchaus ja wenigeren Kontakte anders zu schätzen. Also oder in Workshops, also irgendwie realer Begegnungen zu schaffen, glaube ich. Das ist auch was, was ich durch die Hospizarbeit so schätze. Da erfahre ich irgendwie so viel mehr Wertschätzung, obwohl mein Outreach ja viel kleiner ist. Aber es ist so viel realer und das finde ich irgendwie sehr, sehr wertvoll.
Mechthild [00:21:49]:
Ja das mag ich auch in meinen Workshops, da kriege ich halt direkt die Rückmeldung, wie es den Personen, die daran teilnehmen, auch geht.
Hanna
Ja, das kann ich mir vorstellen.
Wie Achtsamkeit jetzt in ihrem Leben ist
Mechthild
Ja, eigentlich noch ein paar Themen, die ich noch habe. Einmal so das Thema Achtsamkeit, weil alles, was du jetzt auch so erzählt hast, hat ja auch wahrscheinlich viel für dich mit Achtsamkeit zu tun, dass du so auf deinen Körper hörst besser, mehr, anders, als früher achtsamer bist, wie das jetzt in deinem Leben ist.
Klarere Kommunikation
Hanna Schilar [00:22:19]:
Ja, ich bin halt viel mehr im Jetzt. Also ich gucke viel mehr, was ist jetzt für mich okay. Und bin einfach auch viel radikaler, also in der Kommunikation. Aber das heißt nicht, dass ich gemein bin zu anderen Menschen oder so, sondern ich bin einfach viel klarer. Das ist vielleicht ein radikales, starkes Wort, aber klarer.
Ich weiß nicht, zum Beispiel wusste ich nicht genau, wie meine Woche aussieht, und morgen will ich eine Freundin treffen mit ihrem Kind und die wollten eigentlich zu mir kommen und dann habe ich der gesagt so oder eine Sprachnachricht gemacht und habe gesagt also jetzt heute weiß ich ihr könnt zu mir kommen aber vorher wusste ich nicht, weil ich nicht wusste, ob ich die Kraft habe zu putzen und das ist ja einfach es sind ja einfach Fakten und das hat ja nichts damit zu tun, dass ich ein schlechter Mensch bin oder den ich mag oder so. Aber jetzt kann ich einschätzen, ich schaff’s noch zu putzen. Aber vorher wusste ich’s halt nicht.
Hanna Schilar [00:23:12]:
Vielleicht hätte mir die Kraft gefehlt, und dann ärgere ich mich hinterher. Wenn ich dann eine Zusage mache, habe ich auch gelernt, dann auch was abzusagen. Aber ich bin vorsichtiger, weil ich das schon auch gut kenne. Am Donnerstag, Freitag bin ich meistens recht k.o. Und dann muss ich mich erholen übers Wochenende von der Arbeit.
Mehr auf Pausen achten im Arbeitsalltag
Auch im Arbeitskontext achte ich sehr auf Pausen. Also ich arbeite hier in Wuppertal an der Uni 80 Prozent. Da mache ich so Netzwerkarbeit.
Hanna Schilar [00:23:43]:
Ja, das ist vielleicht auch noch was, was ich extrem wertschätze. Also meine Arbeitgeber, die räumen mir extrem viel Flexibilität ein. Montags kann ich Homeoffice machen, Dienstag bis Donnerstag bin ich da, aber auch nur eine gewisse Zeit. Ich gehe meist so halb drei wieder nach Hause. Kann mich ein bisschen ausruhen und kann dann später noch mal ein, zwei Stunden was machen. Und das ist für mich richtig gut, weil dann kann ich mich eine Stunde ausruhen, aber ich kann mich auch drei Stunden ausruhen und halt auch auf eine Kombi aus. Ich gehe spazieren und lege mich eine Stunde hin oder so. Was für mich total gut ist. Und dann habe ich auch noch mal Kraft, fast zwei Stunden zu machen.
Hanna Schilar [00:24:19]:
Aber für mich ist so ein Acht-Stunden-Tag wirklich sehr, sehr lang. Ich weiß nicht, wie viele andere Menschen das können, aber mir kommt es immer wie ein unheimliches Privileg vor, weil ich sonst eben nicht so viele Stunden arbeiten könnte. Und dementsprechend auch das Geld verdienen. Und ich finde, das ist auch immer ein wichtiges Thema. Genau. Und jetzt fallen mir gar keine Beispiele ein, aber ja, ich bin achtsamer geworden. Und mein Mann hilft mir auch sehr dabei, weil der ist sehr gechillt. Wenn der merkt, dass ich zu viel mache, dann sagt er auch immer, chill mal.
Hanna Schilar [00:24:50]:
Und dann weiß ich schon, der hat es viel besser erkannt als ich. Es lohnt sich, drauf zu hören.
Kleine achtsame Momente im Alltag
Mechthild [00:24:56]:
Das klingt gut. Ich habe mir jetzt eben, als du angefangen hast zu reden, ist mir auch eingefallen, als du noch regelmäßig auf Instagram geteilt hast, hast du ja auch immer so kleine Momente in deinem Alltag geteilt, deine Blumen oder was du so gemacht hast, gebastelt hast oder so. Das sind auch immer so schöne Erinnerungen, auch so auf die kleinen Sachen im Alltag zu achten.
Hanna Schilar [00:25:20]:
Ja, Wahnsinn. Total. Also das hat mir auch total Spaß gemacht, das für Instagram so festzuhalten, weil man sich dann auch so selber erinnert, dann im Nachhinein, was man alles Schönes gemacht hat. Also mein Balkon bepflanzen, mache ich sehr gerne und spazieren gehe ich sehr gerne. Und kochen tue ich sehr gerne, eigentlich jeden Tag. Das sind so Sachen, die ich total genieße, also wo ich zur Ruhe komme.
Mehr über das Wort Meister*in
Mechthild [00:25:46]:
Ja, das ist cool. Das ist eigentlich auch immer meine letzte Frage mit der Selbstfürsorge, was das ist. Vorher wollte ich noch zu dem Wort Meistern und Meisterin. Meistern klingt natürlich einerseits aus so, ich muss das jetzt schaffen, aber andererseits Meistern ist auch etwas, was man besonders gut kann. Ist das auch für dich dieses Wort? Ist auch vielleicht ein bisschen ein Wortspiel genau wie bei mir mit inklusive Achtsamkeit
Hanna Schilar [00:26:13]:
Ja, also Schmerzmeisterin ist für mich jemand, der eben mit Schmerzen oder Behinderung lebt. Und ich sage immer die zwei Worte klug und mutig im Podcast. Also der damit irgendwie so einen, ich weiß nicht, so einen warmen Umgang auch gefunden hat. Da liegt irgendwie Akzeptanz drin, da liegt aber auch für sich Einstehen drin, da liegt auch Hinfallen drin. Also weil Meister ist man ja sozusagen nicht 24 Stunden des Tages. Und ich finde es aber schön, die Leute so zu nennen oder mich auch selber so zu nennen, eben auch zu empowern und zu sagen, ja, wir sind alle Schmerzmeister*innen. Und allein, weil wir das tun und weil wir uns täglich motivieren und vielleicht anderen auch bei ihrem Weg helfen, das sind für mich so Aspekte. Aber besonders, das für sich einstehen und das Leben managen, das sind schon riesige, riesige Themen.
Die eigenen Erfahrungen teilen
Mechthild [00:27:05]:
Ja, cool. Ja, das ist ja auch dann, also eigentlich auch der große Teil des Lebens mit Schmerzen, aber vielleicht auch ohne Schmerzen.
Hanna Schilar [00:27:12]:
Ja, das ist was, worüber ich häufiger nachdenke. Also es gibt auch einige Hörerinnen des Podcasts, die haben quasi keine Erkrankung und die finden es einfach nur toll, diese Geschichten zu hören, weil ich glaube, da steckt oft sehr viel drin, was auch für andere Menschen von Wert ist. Ich finde es halt traurig, wenn man sich nur mit Achtsamkeit beschäftigt, weil man muss. Ich glaube, diese Themen Überforderung und Stress, die betreffen so viele Menschen. Und ich glaube, wir sind ja noch sehr jung. Und ich glaube, wir mussten teilweise auch Dinge lernen, die andere erst in 30 Jahren lernen. Das ist natürlich auch ein riesiger Wert. Das ist was sehr Wertvolles und das ist nicht immer so präsent im alltäglichen Leben.
Was es eigentlich heißt, gut zu leben
Hanna Schilar [00:28:01]:
Aber durch den Podcast wird das so sichtbar und ich glaube auch andere sehen das, dass da viel Kluges eben drin steckt, was es eigentlich heißt, gut zu leben. Das ist ja der Punkt und das ist was, was nicht nur Menschen mit Erkrankungen oder Behinderungen betrifft, sondern es betrifft uns alle in einer Gesellschaft, die sehr diffus geworden ist, wo das, was wertvoll ist, sehr unklar ist, finde ich oft.
Mechthild [00:28:28]:
Ja, und wo es auch sehr viel Leistung geht und vielleicht dann auch anzunehmen, dass man eben auch ein guter Mensch ist und ein gutes Leben hat, wenn man nicht so viel in Anführungszeichen leisten kann, wie vielleicht die Gesellschaft erwarten würde von jemand in unserem Alter jetzt.
Hanna Schilar [00:28:45]:
Ja, es geht viel Leistung und auch äußere Werte, viel was habe ich, wer bin ich, was kann ich zeigen, wie sehe ich aus. Daneben gibt es noch viel anderes, Community und Liebe.
Mechthild [00:29:00]:
Und die Gartenbepflanzung.
Hanna Schilar [00:29:03]:
Und die Gartenbepflanzung, also die Dinge, die wirklich warm im Herz machen.
Den Schmerzmeister*innen-Podcast anhören
Mechthild [00:29:09]:
Ja, schön. Und das kann man sich ja dann im Podcast, selbst wenn du gerade eine Pause machst, auch immer noch anhören, die alten Folgen.
Hanna Schilar [00:29:16]:
Ja, also es sind 20 Folgen dort, oder 21, irgendwie so. Und ich finde, die sind auch in sich total geschlossen und wertvoll. Und ja, ich finde, die kann man auf jeden Fall hören und da viel, viel drauf mitnehmen.
Mechthild [00:29:28]:
Ja, die werde ich auf jeden Fall auch nochmal verlinken, den Podcast.
Hanna Schilar [00:29:33]:
Ach, das wäre schön. Danke dir.
Hier kannst du alle Folgen von Hannas Podcast anhören
Die Pause nicht schon wieder mit Planung verbringen
Mechthild [00:29:33]:
Und auch dein Instagram, weil man kann dir natürlich auch folgen und dann auch sehen, wenn die Pause dann irgendwann hoffentlich wieder vorbei ist, wenn du dich so weit fühlst. Aber natürlich ohne Stress, weil du jetzt kann natürlich auch, ich weiß nicht, wie das jetzt gerade für dich ist, ob du dann schon Gedanken darüber machst oder ob du wirklich so entspannt auch die Pause gerade genießt.
2024 als Projektloses-Jahr
Hanna Schilar [00:29:51]:
Tatsächlich wird es, wenn es, also doch, es wird eine ziemlich lange Pause, ich mache dieses ganze Jahr jetzt Pause. Ich habe das Jahr 2024 zum Projekt-losenjahr erklärt. Weil ich halt festgestellt habe, dass ich halt so seit so vielen Jahren Projekte hatte. Also erst war da die Dissertation, dann war irgendwie auch gesund werden, wie so ein Projekt, also weil ich so viel Energie da reinstecken musste. Und dann kam der Podcast und ich habe gesagt, ich brauche mal irgendwie nichts Großes und damit für mich verbunden. Und das hat ja auch was mit Selbstliebe, Selbstfürsorge zu tun, dieser Gedanke. Ich bin auch okay ohne großes Projekt. Das war auch was, was ich mir selber vermitteln möchte. Und deswegen ruht das Projekt momentan und vielleicht werde ich es 2025 wieder aufklappen.
Wie ist es, so ganz ohne neue Projekte?
Mechthild [00:30:42]:
Cool. Und gelingt es dir gerade ohne Projekte?
Hanna Schilar [00:30:46]:
Mega gut. Nee, nee. Wie soll ich das sagen? Ich genieße viel sehr. Also ich habe ganz schöne Dinge gemacht, wie ich war mal tanzen oder ich war mal Trommeln und ich habe viel mehr Zeit. Weil du hast ja gerade gehört, das ist auch einfach sehr viel. Also Arbeiten und Hospizarbeit und Podcasts, das war sehr viel.
Mechthild [00:31:11]:
Und Freunde und Familie.
Hanna Schilar [00:31:13]:
Genau. Also wenn ich das schon sage, denke ich mir, ich mache schon zu viel. Und deswegen, also wenn dann hätte auch die Hospizarbeit zurückstehen müssen, wenn ich den Podcast weitergemacht hätte und ich hätte mich vielleicht auch entschlossen weniger zu arbeiten und den Podcast weiterzumachen, ist dann aber auch eine Geldfrage. Also es gibt so verschiedene Aspekte, die reinspielen. Und jetzt habe ich den Faden verloren. Oh, ich wusste nicht, wo wir hinwollen.
Mechthild [00:31:38]:
Und wo waren wir? Genau, dass du jetzt gerade keine neuen Projekte hast.
Genießen, dass gerade keine großen Projekte da sind
Hanna Schilar [00:31:44]:
Genau, und deswegen genieße ich diese kleinen Projekte gerade sehr. Aber es gibt manchmal, weil ich glaube, ich bin auch ein Mensch, der gerne Projekte hat, und es gibt manchmal diese Stimme, oh, jetzt kannst du das Buch schreiben, oh, jetzt kannst du das machen. Und die versuche ich einfach zu hören und dann zu sagen, ich höre dich. Dann ist es okay. Aber jetzt gerade ist eine andere Zeit. Aber es ist nicht immer leicht, aber trotzdem genieße ich vieles daran. Also hat immer sein Gut und sein Nicht-so-Gutes, was man so macht.
Mechthild [00:32:14]:
Also als du erzählt hast, musste ich auf jeden Fall auch schmunzeln, weil es mir selber auch oft so geht, dass ich auch mal denke, ich mache eigentlich auch schon sehr viel und manchmal zu viel.
Hanna Schilar [00:32:23]:
Ja, ja, also wenn man das dann so anderen aufzählt, denkt man sich, oh Gott.
Immer wieder die eigene Balance finden
Mechthild [00:32:31]:
Ja, das ist bei mir auch immer, wenn ich meinen Freunden erzähle, was ich alles mache, und dann sage ich, ich weiß nicht, ob das genug ist. Und sie sagen, das ist schon viel zu viel. Aber es wäre auch wieder dieses Leistungsthema und auch sich selber es beweisen zu wollen und anderen beweisen zu wollen, dass wir es auch genauso gut oder besser schaffen.
Hanna Schilar [00:32:53]:
Ja, und immer eine Balance dafür. Also ich finde, es ist ja mega wichtig für uns als Menschen, uns irgendwie auszudrücken, denke ich. Einen Raum zu finden, wo ich Ich bin. Und dafür war der Podcast ganz toll, weil ich mich da ganz ich fühle mit dem, was ich so kann und habe. Und andererseits irgendwie, dass es halt nicht in Leistung umkippt, Also nicht in was, was man nach außen zeigen will und so.
Hanna Schilar [00:33:20]:
Und das ist immer eine ganz sachte Balance irgendwie so. Also es ist immer ein Balanceakt, finde ich, zwischen diesen Aspekten.
Mechthild [00:33:27]:
Wahrscheinlich jedes Mal auch wieder neu ausloten, auch wie der Körper sich fühlt und was gerade so ansteht, was wir machen wollen.
Regelmäßiger Content und auf den eigenen Körper hören
Hanna Schilar [00:33:38]:
Ja, und das dann im Zusammenspiel mit Algorithmen, die nach Regelmäßigkeit zum Beispiel bewerten. Und dem will man ja irgendwie auch zuspielen, weil man will ja auch gehört werden oder so.
Mechthild [00:33:48]:
Ja, das stimmt, weil selbst beim Podcast wird ja gesagt, es ist gut, wenn du jede Woche oder alle zwei Wochen mindestens einen neuen Beitrag postest. Und bei Social Media sowieso noch mehr.
Hanna Schilar [00:34:02]:
Ja, ich dachte schon, vielleicht müssen sich auch zwei oder drei von uns zu einem größeren Podcast zusammentun und dann fließt die Power da so gemeinsam rein und wir tricksen alle den Algorithmus aus.
Mechthild [00:34:15]:
Das stimmt. Dann gibt es auch mehr Content.
Hanna Schilar [00:34:19]:
Mehr Content.
Mechthild [00:34:21]:
Genau, oder wenn ich dann irgendwann mal eine Pause in dem Podcast mache, dass dann alle deinen Podcast hören können.
Hanna Schilar [00:34:27]:
Genau, dann sagt man, jetzt bitte dorthin gehen für ein halbes Jahr und dann geht es bei mir weiter.
Mechthild [00:34:32]:
Genau, das wäre schön.
Andere Leute haben Verständnis für die Pause
Hanna Schilar [00:34:34]:
Ja, aber zum Glück, die Leute haben ja Verständnis. Ich glaube, vieles spielt sich ja im eigenen Kopf ab, dass man denkt, oh mein Gott, wenn ich jetzt eine Pause mache, dann endet alles. Aber es endet ja gar nichts.
Hanna Schilar [00:34:46]:
Also es ist halt wichtig zum Leben, Pausen.
Mechthild [00:34:48]:
Ja, die Pausen bewusst zu machen. Pausen ist auch mein großes Thema, was ich in meinem, ja, auch hier im Podcast bespreche oder auch in anderen Formaten.
Hanna Schilar [00:34:59]:
In deinen Workshops?
Mechthild [00:35:00]:
Ja, auch in den Workshops, genau, auch so in dem Thema so Selbstfürsorge und die eigenen Grenzen kennen und dann auch bewusst Pausen eins planen, sowohl im Alltag, einfach tagsüber, aber natürlich auch so die längerfristigen Pausen, wie jetzt bei dir, mit dem Projekt oder auch Urlaub oder so.
Urlaub als bewusste Pause
Hanna Schilar [00:35:18]:
Wohin geht dein nächster Urlaub? Hast du was geplant?
Mechthild [00:35:21]:
Noch nicht, aber das ist zum Beispiel bei mir auch so ein Thema, dass dann oft der, ich selber anderen Leuten das erzähle, wie wichtig das ist, aber selber mir nicht diese Zeit bewusst nehme. Oder dann auch denke, ach, wo soll ich dann hin? Und bei mir ist es natürlich, dadurch, dass ich Rollstuhlfahrerin bin, immer auch nochmal so eine Angst, wo komme ich irgendwo hin, wo ich dann auch selber aktiv was machen kann, wo kann ich gut hinfahren? Da sind viele Blockaden in meinem Kopf und auch Ängste. Ja, verstehe ich.
Hanna Schilar [00:35:57]:
Da sind ja wirklich wenige Orte dafür ausgelegt.
Mechthild [00:36:00]:
Ja, leider schon. Und wo es dann auch so schön ist, bezahlbar und wo ich gut hinkomme. Und zum Beispiel auch, weil ich kein Auto fahre selber, dann muss ich auch irgendwo hinkommen, wo ich gut mit der Bahn zum Beispiel hinkomme, wenn es in Deutschland oder gut erreichbar ist.
Barrierefreiheit in Schweden und Deutschland
Hanna Schilar [00:36:19]:
Bist du schon mal in Schweden gewesen, über irgendwelche Umstände?
Mechthild [00:36:22]:
Ja, vor längerer Zeit schon. Aber ich hoffe, dass ich bald nochmal dahin komme. Ich glaube, das ist auch ganz barrierefrei, oder?
Hanna Schilar [00:36:30]:
Ja, deutlich besser. Also als ich von der Uni von dort dann nach hier kam an die Uni, war ich einfach so geschockt. Also ich weiß gar nicht, wie das Rollifahrer*innen zum Beispiel bei uns an der Uni machen.
Mechthild [00:36:42]:
Ja, okay.
Hanna Schilar [00:36:43]:
Weil wir haben überall diese schweren Brandschutztüren, die kann ich selbst im Stehen kaum aufziehen. Und in Schweden hast du an jeder Tür einen Druckknopf. Aber jede. Und jedes Landhauscafé hat irgendwie ein behindertengerechtes Bad oder so. Das letzte, wo wir waren, das war so toll. Das war auch so extra für vielleicht ältere Menschen gemacht. Das hat da auch noch eine Dusche drin, falls ein Stoma-Unfall passiert oder keine Ahnung. Also das war so toll.
Hanna Schilar [00:37:15]:
Also alles für Baby und alles für ältere oder behinderte Menschen. Das war echt, ja.
Mechthild [00:37:20]:
Cool, ja. Dann musst du mir nachher mal die Adresse geben, dann gucke ich mir das mal an.
Hanna Schilar [00:37:24]:
Ich weiß nicht, ob man da das Bad sehen kann.
Mechthild [00:37:27]:
Aber ich meine die Adresse von dem Landhaus. Oder hast du die noch?
Hannas Hochzeit in Schweden
Hanna Schilar [00:37:30]:
Ja, das habe ich noch. Die haben für unsere Hochzeit letztes Jahr das Catering gemacht.
Mechthild [00:37:36]:
Cool, okay. Dann habt ihr auch in Schweden geheiratet.
Hanna Schilar [00:37:39]:
Genau, ja. Meine Eltern haben da ein Haus, seit ich klein bin.
Mechthild [00:37:44]:
Okay.
Hanna Schilar [00:37:44]:
Und irgendwie haben wir alle dazu so eine intensive Verbindung, dass wir dann gesagt haben, okay, wir wollen das so ganz ruhig machen auf dem Land und dann sind so unsere Familien, weil sowieso, also mein Mann ist Mexikaner und alle mussten sowieso reisen. Also ob alle dann nach Deutschland reisen oder nach Schweden war dann irgendwie nicht so relevant und dann konnten wir dort schön auf dem Land feiern.
Hannas Entspannungs-Orte
Mechthild [00:38:09]:
Cool. Das heißt, dein Entspannungsplatz ist dann auf jeden Fall auch Schweden, wo du runterkommen kannst?
Hanna Schilar [00:38:15]:
Ja, ich vermisse es dauernd. Aber ich vermisse auch Mexiko sehr.
Hanna Schilar [00:38:23]:
Also das war mit den, also nachdem ich so krank geworden bin, war das meine erste ganz, ganz große Reise oder überhaupt meine erste interkontinentale Reise. Und ich hatte da total Angst vor auch, also wegen so lange sitzen in dem Flugzeug und so, also und nicht wegkönnen. Aber es ging dann am Ende.
Das ist so ein wunderschönes Land, das hat mir wundervoll gefallen und ich vermisse es immer und das leckere Essen.
Das ist immer ganz schön.
Mechthild [00:38:53]:
Das klingt auch gut. Ja, wir haben jetzt schon viel gequatscht.
Hanna Schilar [00:38:57]:
Ja, ich drifte ab und labbere deinen Podcast voll.
Was Hanna noch teilen möchte
Mechthild [00:39:02]:
Das finde ich auch immer schön, wenn man so entspannt redet. Genau, hast du noch irgendwie ein Thema, was du gerne teilen möchtest, was es noch gibt?
Hanna Schilar [00:39:11]:
Nur, dass die Leute auch auf ihr Herz hören sollen, dass es mir so ihr Anliegen. Also nichts ist falsch mit dem, was man fühlt. Dass man wirklich bei sich bleibt und das eigene Leben lebt, weil man hat nur das eine. Am Ende ist da keiner, der sagt, oh, du hast aber ein tolles Auto oder du hast aber einen tollen Job. Sondern am Ende ist man da alleine und denkt sich, was habe ich in dem Leben gemacht? Habe ich so geliebt, wie ich es wollte oder wie andere und ich glaube da sollten wir alle so leben wie es für uns gut ist.
Mechthild [00:39:37]:
Das sind schöne Worte zum Abschluss. Danke.
Hannas Selbstfürsorge-Praxis
Du hast ja ein bisschen schon deine Selbstfürsorge gesagt, aber du kannst gerne auch noch mal ein paar Sachen so konkret sagen, die dir bei deiner Selbstfürsorge gerade vielleicht helfen.
Hanna Schilar [00:39:54]:
Also ich habe über die Jahre Qigong viel gelernt. Das ist so ein YouTube-Kanal. Also ich mache eigentlich fast jeden Tag Qigong. Das ist so eine ganz langsam ruhige Bewegungsform, also so eine Art Bewegungsmeditation. Das liebe ich. Dann halt spazieren. Ich mache Hula-Hoop mit lauter Musik, wenn ich Lust habe. Was mich auch sehr weiter bringt, ist Osteopathie.
Also ich gehe einmal die Woche zum Osteopathen. Der behandelt mich halt, was mir total so mit Muskelblockaden hilft. Und heute war ich dort schon und jetzt ist mein Nacken viel freier als heute früh und die letzten Tage.
Ausruhen und Netflix gucken
Ja, Ich ruhe mich auch wirklich unglaublich viel aus. Das ist was, wofür ich mich oft bewerte, wie viel ich fernsehe. Weil ich bestimmt 2 bis 3 Stunden am Tag einfach auf der Couch liege und irgendwie Netflix gucke oder so. Aber ich brauche das einfach. Ich mache ja viele andere Dinge dann trotzdem.
Hanna Schilar [00:40:49]:
Und wenn ich mal eine stärkere Schmerzphase habe, dann liege ich da auch eben mal drei Tage. Und das ist dann halt so. In meinem Schrank hier habe ich so ein paar Sprüche, woran ich mich gerne erinnern möchte. Einer der Sprüche ist irgendwie auch so, ich glaube drei Tage Netflix ist nicht das Ende jeglicher intellektueller Beschäftigung. Und daran muss ich mich manchmal selbst erinnern, mich dafür nicht zu bewerten. Rumliegen ist halt auch wichtig.
Mit Tieren zusammen sein
Was ich auch super gern mache, ist irgendwie mit Tieren zusammen zu sein. Wir haben jetzt im Januar mal eine Alpaka-Wanderung gemacht, das fand ich so toll.
Hanna Schilar [00:41:24]:
Und ich habe auch überlegt, ob ich irgendwie durch eine Pflegebeteiligung oder so vielleicht in Kommunikation mit einem Pferd hier kommen kann. Ich hätte total Lust, irgendwie irgendein Tier zu haben. Also, zu pflegen oder so. In der Wohnung ist das nicht so gut für das Tier, finde. Aber vielleicht kann ich ja irgendwo hingehen. Das fände ich auch voll schön. Ich finde so Begegnungen oder Dinge, die dich in den Moment holen, also die bringen mich auch von Schmerzen oder Schmerzgedanken weg, weil ich dann eben zu busy bin, an was anderes zu denken und mich auf was anderes zu konzentrieren. Das tut mir oft sehr gut, weil wenn ich viel an die Schmerzen denke, dann macht es die nicht besser.
Achtsamkeit, Schmerzen und was sonst noch da ist
Mechthild [00:42:04]:
Ja, das kenne ich auch. Das habe ich bei mir auch. Da helfen mir dann auch die Achtsamkeit, um wahrzunehmen: Okay, es ist eben nicht nur der Schmerz ist da, aber was ist auch sonst noch da dem Schmerz?
Hanna Schilar [00:42:15]:
Ja, eben irgendwelche Gedanken. Ich weiß nicht, wie dir das geht, aber ich denke halt auch oft, ich will den Schmerz wegmachen. Was kann ich tun, damit der weg ist? Bis dann irgendwie drei Tage später und 1.000 Achtsamkeitsübungen später. Ich kann nichts tun, dass der weg ist. Okay, wenn ich nichts tun kann, was möchte ich denn eigentlich tun? Ah, ich möchte gerne in der Sonne in einem Café sitzen. Okay, dann gehe ich jetzt in die Sonne, ins Café, egal, ob die Schmerzen da sind oder nicht. Also, dann irgendwie mich auch davon zu lösen, was ich mache. Und ein Gedanke, der mir auch immer sehr hilft, ist irgendwie mir vorzustellen, dass diese Schmerzen nicht so persönlich sind.
Rauszoomen von den Schmerzen
Also wenn ich sozusagen rauszoome von der Erde und mich so von ganz weit weg so klein sehe, dann sehe ich da so, ah, da ist die Hanna, die läuft da herum, die hat gerade Schmerzen, aber die Sonne scheint, vieles ist gut, es ist nicht so wichtig. Die Hanna hat Schmerzen in ihrem Leben, aber es ist nur ein kleiner Teil von allem, was passiert. Und das irgendwie nicht so wichtig zu nehmen. Das ist manchmal gut für mich.
Mechthild [00:43:22]:
Das klingt gut. Das klingt nach einer guten Übung.
Hanna Schilar [00:43:25]:
Das könnte man schön als Meditation umsetzen. Genau, als Warm-up oder so. In einem Workshop. Ich sehe es schon. Du darfst das gerne einbauen.
Mechthild [00:43:36]:
Sonst sage ich, das kommt von Hanna, von der Schmerzmeister*in.
Übungen zum achtsamen Umgang mit Schmerzen
Hanna Schilar [00:43:40]:
Ja, sehr gerne. Hast du da irgendwie so eine Übung, wo du von deinen Schmerzen loslassen kannst? So eine Visualisierung oder so?
Mechthild [00:43:48]:
Ja, bei mir ist es wirklich so, dann dieses Okay, nochmal einen visuellen Schritt zurückzunehmen und Okay, jetzt habe ich gerade den Kopfschmerz, aber was ist vielleicht noch da, dass wir jetzt zum Beispiel auch reden und dass das schön ist oder auch gerade scheint hier die Sonne schirren und ich auch das ist auch noch da oder meinen anderen Körper den restlichen Körper auch zu spüren wie er sich anfühlt gerade
Hanna Schilar [00:44:12]:
Ja, ja das versuche ich auch oft, also dann irgendwo hin zu spüren, wo es sonst manchmal schlecht ist. Ich denke, das ist aber gerade sehr gut.
Mechthild [00:44:20]:
Ja, genau.
Hanna Schilar [00:44:23]:
Dann genießen wir das doch mal.
Wie lange bleibt der Schmerz
Mechthild [00:44:25]:
Hilft auch nicht immer, aber so auch bei mir, du hast diesen Gedanken gesagt mit, das ist jetzt gerade wieder dieser Schmerz. Oder ich kenne das auch, wenn, dann frage ich mich oft, wie lange bleibt der jetzt? Und bleibt der jetzt über eine längere Zeit? Und den möchte ich nicht. Da dann auch diese Gedanken, so nochmal sich anzugucken, ob es wirklich so dann stimmt.
Hanna Schilar [00:44:48]:
Ja, dieses ich möchte ihn nicht, ne? Ja. Oder ich will ihn weg haben. Ja. Ja. Es ist aber auch so schwer, weil wir sind ja auch nur Menschen und natürlich wollen wir den weg haben.
Mechthild [00:44:57]:
Und das würde ich ja auch jeder Person wünschen, aber einfach, wenn man chronische Schmerzen hat, dann ist es halt leider nicht so leicht, dass er einfach so weggeht oder dann ganz weg. Dann ist wieder irgendeine andere Stelle. Dann ist mal der Kopf und dann wieder die Schulter oder die Hüfte. Bei mir in meinem Körper zum Beispiel.
Stoizismus hilft
Hanna Schilar [00:45:15]:
Bei mir ist es vor allem entweder Nacken oder der untere Rücken und dann strahlt das jeweils aus. Und jetzt war es irgendwie sechs Tage der Nacken und ich war ganz froh, dass mal der untere Rücken frei war, weil der war lange nicht mehr frei. Und dann war ich halt beim Osteopathen und jetzt hat sich’s wieder umgedreht. Dann warst du richtig froh und so, ach ja, jetzt ist es wieder da. Okay. Ich glaube, Stoizismus hilft auch. Ich weiß nicht, da gibt es tolle YouTube Erklärvideos, wie man stoisch denken kann, die mich auch amüsiert und vorangebracht haben.
Mechthild [00:45:53]:
Wenn du es nochmal in den Link schickst, dann verlinke ich das auch gerne. Aber wenn nicht, ist es auch okay, dann kann man vielleicht auch bei Google suchen.
Hanna Schilar [00:45:59]:
Gerne, von der School of Life. Kennst du die?
Mechthild [00:46:02]:
Ja, die kenne ich auch.
Hanna Schilar [00:46:06]:
Die haben tolle Videos. Ich gucke mal, ob ich was Nettes finde.
Mechthild [00:46:08]:
Ja, wenn nicht, dann kann man einfach vielleicht selber mal bei YouTube School of Life suchen.
Abschluss der Folge
Ja, sehr schön danke für das schöne Gespräch
Hanna Schilar [00:46:17]:
Ja danke dir
Mechthild [00:46:19]:
und dann wünsche ich dir eine schöne Pause dieses jahr und hoffe dann nächstes Jahr in deinem Podcast wieder weiterzuhören.
Hanna Schilar [00:46:27]:
Ja, danke dir. Und ich hoffe, du kannst jetzt noch ein bisschen Kopfschmerz abschalten und Sonne genießen.
Mechthild [00:46:33]:
Ja, genau. Jetzt mache ich, wenn ich das fertig habe, vorbereitet habe, dann mache ich eine Pause für mich und mache Wochenende jetzt.
Hanna Schilar [00:46:42]:
Schön, dann ein wundervolles Wochenende.
Mechthild [00:46:44]:
Ja, danke dir auch und Tschüss!