Auch mit Qigong können wir unsere eigene Achtsamkeit üben. In dieser Folge spreche ich mit Janna C. Stark über ihren Umgang mit einer psychischen Erkrankung und wie sie Qigong und Achtsamkeit dabei unterstützt. Höre hier direkt in die neue Folge rein.

In Folge 60 spreche ich mit Janna C. Stark über ihr Leben mit einer bipolaren Störung. Sie nutzt Achtsamkeit und Qigong, um für sich besser damit umzugehen und gibt dies auch in Vorträgen und Coachings an andere Menschen weiter. Auch teilen wir einige Tipps für eine besser Selbstfürsorge.
Wir sprechen über das Theme psychische Erkrankung und vorallem über bipolare Störung. Wenn du gerade merkst, dass dies schwierig für dich ist, dann pass wie immer auf dich auf.
Falls du akut Unterstützung hast, dann suche dir auf jeden Fall Unterstützung. Im Blogpost zu dieser Folge teile ich auch noch einige Nummern, die du kontaktieren kannst.
Obwohl wir wieder über so ein ernsthaftes Thema sprechen, ist auch wieder viel Bestärkendes in dieser Folge und freue ich mich, dass Janna so viel mit uns geteilt hat.
Du kannst dir die Folge direkt hier anhören
oder überall, wo es Podcasts gibt.
Über diese Themen sprechen wir in der Folge
- Über Janna C. Stark
- Was ist eine bipolare Störung?
- Ihr Weg, mit der Krankheit umzugehen
- Qigong als Weg zu mehr Achtsamkeit im Alltag
- Wahrnehmen von Emotionen
- Über das Schnelldenken und Höchstbegabung
- Menschen mit ihren Themen erreichen
- Selbstfürsorge-Tipps von Janna
Einleitung in die 60. Folge des Podcasts
Mechthild [00:00:06]:
Hallo, bei Inklusive Achtsamkeit – der Podcast zu den Themen Achtsamkeit und Inklusion. Mit mir, Mechthild Kreuser. Hallo, herzlich willkommen zur Folge 60 von inklusive Achtsamkeit der Podcast. Es fühlt sich so an, als ob ich was sagen müsste, weil jetzt so eine neue Zahl da vorne steht, die 6, was einfach bedeutet, dass wir schon so viele Gespräche hier geführt haben, so viele tolle Themen auch besprochen haben und viele spannende Geschichten gehört haben. Und die 6 ist auch in meiner Lieblingszahl, deswegen vielleicht ist auch deswegen für mich was Besonderes nochmal die 6 jetzt hier vor den Folgen zu haben für die nächsten Gespräche und Interviews und Themen, über die ich im Podcast dann immer gerne spreche.
Content Notion psychische Erkrankung
Aber ich möchte jetzt auch nicht zu viel weiter vor dem Interview reden. Ihr habt gesehen beim Draufklicken, hast du gesehen, dass es heute ein Interview ist mit Janna C. Stark und wir sprechen darüber ihre psychischen Erkrankungen und verschiedene Themen, die auch ernsthafter sind. Das heißt, da guck immer gerne, was für dich möglich ist und angenehm ist, ob du die Folge heute hören kannst. Und sonst finde ich es spannend, weil wir in dieser Folge auch über andere Möglichkeiten sprechen, Achtsamkeit zu praktizieren, die vielleicht über Yoga und Meditation hinausgehen, mit Qigong, was Janna ja unterrichtet und auch selber praktiziert.
CN: psychische Erkrankung, bipolare Störung, Depression
Qigong als andere Möglichkeit, Achtsamkeit in den Alltag bringen
Mechthild [00:01:47]:
Also vielleicht ist das auch für dich spannend, nochmal andere Möglichkeiten zu finden, wie du Achtsamkeit in dein Leben bringen kannst. Und so oder so freue ich mich immer von dir zu hören. Also so oder so meine ich, wenn du was Neues vielleicht für dich erfährst, freue ich mich, wenn du das mit mir teilst oder auch so, wenn du irgendwas anderes hast, was du mit uns teilen möchtest, kannst du das gerne machen. Die Infos sind alle in den Show Notes. Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Hören der Folge und dem Gespräch mit Janna.
Vorstellung Janna C. Stark
Hallo liebe Janna, schön, dass du heute im Podcast zu Gast bist und dir die Zeit für uns nimmst für das Gespräch mit mir. Wir fangen ja immer so an, dass du dich in deinen eigenen Worten ein bisschen vorstellen kannst, wer du bist und was du so machst.
Janna C. Stark [00:02:42]:
Ja, hallo Mechthild, vielen Dank. Ich freue mich sehr, dass ich heute dabei sein darf. Mein Name ist Janna, ich bin Ende 50, von der Ausbildung her ursprünglich mal Tierärztin, war 25 Jahre im Veterinär-pharmazeutischen Marketing und bin 2019 aufgrund meiner eigenen psychischen Herausforderungen aus meinem Ursprungsberuf ausgeschieden. Nicht freiwillig, aber es war einfach nicht mehr mit der Tätigkeit als Tierärztin vereinbar. Auch wenn es im pharmazeutischen Marketing war. Das hat einfach nicht mehr funktioniert. Und seitdem bin ich im Bereich mentale Gesundheit, psychische Gesundheit unterwegs, Achtsamkeit. Ich habe eine bipolare Störung.
Was ist eine bipolare Störung?
Janna C. Stark [00:03:27]:
Für diejenigen, die das nicht kennen, das ist auf der einen Seite eine Depression, das sind die niedergeschlagenen Phasen, die antriebslosen Phasen, in denen ich mich wertlos fühle.
Hypomanische Phasen
Und dann gibt es auf der anderen Seite auch die Phasen, in denen ich mich gut und manchmal auch zu gut fühle, das heißt für mein Umfeld wird es anstrengend, dann bin ich selber von mir überzeugt, mein Selbstwert ist durchaus gut, manchmal überschätze ich mich aber auch. Ich rede grundsätzlich gerne, aber dann rede ich noch mehr und noch viel, sodass es wirklich fürs Umfeld manchmal auch zu viel wird.
Das sind dann die hypomanischen oder manischen Phasen. Also, es ist ziemlich bunt.
Depressive Phasen
Ich leide vor allem unter den depressiven Phasen. Da komme ich gar nicht mehr raus. Das sieht auch kein Mensch in der Regel, weil ich mich dann wirklich komplett zurückziehe, wirklich komplett in den sozialen Zurückzug gehe. Was ganz spannend ist, was ich jetzt in den letzten Jahren beobachtet habe, wenn ich irgendwelche Aufgaben habe, wo ich für jemand anderen tätig bin, jemand anderem was Gutes tun kann, dann funktioniert das fast immer.
Janna C. Stark [00:04:35]:
Eigentlich immer, also gerade, wenn ich auch beruflich unterwegs bin, dann liefere ich vielleicht nicht 150 Prozent ab, was ich sonst vielleicht könnte, sondern nur 80 bis 100 Prozent. Aber von außen sieht es keiner, merkt es keiner. Nur die Menschen, die mich wirklich sehr, sehr gut kennen, denen fällt das vielleicht dann auf, dass ich nicht so viel rede.
Die Erkrankung bemerken
Mechthild [00:04:55]:
Ja, da war ja schon einiges über auch deine Krankheit und da würde mich natürlich dann auch interessieren, wie das so auch für dich der Prozess da war, das auch zu merken und zu bemerken.
Janna C. Stark [00:05:08]:
Ja, es gibt ja Untersuchungen, die sagen, so fünf bis sieben bis zehn Jahre dauert es, bis man eine Diagnose bekommt bei psychischen Erkrankungen. Bei mir waren die ersten klinischen Symptome, also da, wo es nach außen sichtbar wird, die sind schon 2012 aufgetreten, also vor mehr als zehn Jahren.
Das wurde zunächst mal als sogenannte unipolare Depression diagnostiziert. Das heißt also, die Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, wenn das Leben nur noch grau ist. Eine gute Freundin von mir hat das beobachtet, hat mich zum Arzt, zum Psychiater geschickt.
Und der hat mir dann Medikamente verschrieben, die haben so ein bisschen schon geholfen. Angst- und Panikattacken, die ich vorher hatte, die waren weniger da, aber ich bin in der gleichen Situation geblieben, in der ich vorher war und die Belastungen haben nicht nachgelassen.
In der Reha sich selbst kennenlernen
So kam es dann 2013, 2014 oder 2013 zum ersten kleinen Zusammenbruch, würde ich sagen, und ich bin in eine psychosomatische Reha gekommen, was sehr hilfreich für mich war. Im Nachhinein habe ich das so als Trainingslager für das richtige Leben tituliert, weil es mir wirklich geholfen hat, auch mich selber kennenzulernen und bestimmte Dinge einfach mal auszuprobieren, bestimmte Verhaltensweisen, mal Nein zu sagen oder auch doch mal Ja zu sagen, wenn man Nein meint.
Janna C. Stark [00:06:37]:
Verschiedenste Dinge sozusagen in der Kommunikation. Die Mitpatienten waren da eigentlich so das Wichtigste, als der Chefarzt was ganz am Anfang gesagt hat, als wir in die Klinik kamen, habe ich gedacht, naja, das glaube ich nicht. Aber er hatte recht, 80 Prozent machen die Patienten miteinander und 20 Prozent macht das therapeutische Personal.
Im selben Arbeitsumfeld geblieben
Dann kam ich ganz gut und gestärkt zurück, bin aber immer noch an derselben Stelle geblieben, am selben Arbeitsplatz und mit dem Chef, den ich damals hatte, stimmte die Chemie einfach nicht. Wir kamen nicht miteinander klar. Er hatte ganz unterschiedliche, ganz andere Auffassungen von meinem Job. Ich hatte, als er mein Chef wurde, meinen Job schon fünf Jahre sehr erfolgreich gemacht und er wollte aber, dass ich weniger Marketing mache, sondern mehr im tierärztlichen Bereich tätig bin und das war meiner Meinung nach nicht notwendig und ich konnte es auch nicht so gut. Und dann kam es letztendlich so, wie es kommen musste.
Der große Zusammenbruch
Janna C. Stark [00:07:36]:
2019 gab es den richtigen Knall für mich auf meiner Seite, den ganz großen Zusammenbruch. Und da wusste ich, dass alles, was vorher war, eigentlich mehr ein Schnupfen war und ich jetzt auf einmal eine Lungenentzündung hatte. Also es wurde wirklich richtig ernst. Auslöser, und das ist mir ganz wichtig zu sagen, wirklich nur der Auslöser und nicht die Ursache, war das jährliche Mitarbeitergespräch mit meinem Vorgesetzten, wo noch mal ganz deutlich wurde, dass wir nicht zusammenkommen und ich wusste, ich muss da weg und wusste aber nicht wohin.
Und dann bin ich diesmal in die akutpsychosomatische Klinik oder in eine psychosomatische Klinik gegangen und bin da auf tolle Menschen getroffen, auch auf tolle Therapeuten und tolle Ärzte, die mir noch mal einiges an Erkenntnis mitgegeben haben, die dann die Verdachtsdiagnose bipolare Störung auch gestellt haben, die dann ein paar Monate später in der Tagesklinik, in der ich dann war, auch bestätigt wurde. Also das war so der Weg in die Krankheit hinein oder bis zur Diagnose.
Arbeit als Achtsamkeits- und Qigong-Lehrerin
Mechthild [00:08:48]:
Okay und du hast ja auch schon gesagt, du arbeitest damit auch als Achtsamkeitstrainerin und Qigong-Lehrerin und das heißt, das hat dir dann auf dem Weg wahrscheinlich auch ist dir begegnet und hast du gemerkt, dass dir das hilft und dass du es vielleicht auch an andere dann weitergeben möchtest?
Janna C. Stark [00:09:08]:
Also das ist das Qigong oder Qi Gong, wie die Chinesen sagen würden, das ist so, ja, meine Wunderwaffe klingt so negativ. Über Waffen wollen wir lieber nicht sprechen in der heutigen Welt. Qigong hat mir wirklich sehr geholfen an ganz verschiedenen Stellen.
Und das erste Mal mit Qigong bin ich vor 15 Jahren in Kontakt gekommen. Da war ich noch angestellt und hatte eine tolle Trainerin in dem Gesundheitszentrum meines Arbeitgebers und hatte viel mit Kopfschmerzen, mit verspannten Schultern, mit Nackenschmerzen zu tun.
Ihr Kennenlernen mit Qigong
Und bin da zum Gesundheitszentrum, habe die Trainerin gefragt, Tina hast du nicht mal was gegen meine Kopfschmerzen und gegen meine Verspannung? Dann hat sie mir Übungen mitgegeben und die haben wirklich gut geholfen. Und ich habe gesagt, Mensch hast du noch mehr? Ja, ich habe auch noch mehr davon auf Lager und die waren auch wieder richtig gut und sie kannte mich sehr gut und wusste, dass ich ja so bodenständig bin und dass alles, was vielleicht asiatisch ist, sich so als esoterisch auffassen könnte und deswegen hat sie mir jetzt ganz am Schluss verraten, dass das ganze Qigong Übungen waren.
Nachdem ich das auf der körperlichen Ebene wirklich spüren durfte, wie gut es mir getan hat, war ich natürlich auch bereit, mich dem Ganzen noch mehr zu nähern. Und so bin ich tatsächlich zum Qigong gekommen. Ja, ich habe immer noch meine Nackenverspannung, aber ich muss ehrlich sagen, die Kopfschmerzen, die ich damals ganz oft hatte, damit habe ich seitdem wesentlich weniger Probleme.
Qigong ist gut für Körper und Geist
Janna C. Stark [00:10:42]:
Also das hilft und es ist gut, Geist und Seele zu beruhigen, aber es hat tatsächlich auch einen stärkenden Effekt auf die Muskulatur, auf die Sehnen, auf den Körper. Das ist ganz spannend. Und das ist eben nicht nur der Effekt auf den Körper, den ich als Erstes kennenlernen durfte, sondern auch auf den Geist, habe ich dann festgestellt.
Die Qigong-Stunden fanden immer donnerstags zwischen sechs und sieben statt. Ich war immer jemand, der später ins Büro kam, auch aufgrund meiner psychischen Herausforderungen, also dieses Morgentief, was so klassisch ist, das kenne ich auch, morgens nicht aus dem Bett zu kommen. Und deswegen war ich abends immer länger da und war sechs immer noch voll in der Arbeit. Und wenn ich dann bei bestimmten Dingen festgesteckt habe und nicht weiterkam und ich bin dann zum Qigong gegangen, dann war total spannend, dass hinterher sich der Knoten gelöst hatte und ich einen Brief, an dem ich ja vielleicht schon oder eine E-Mail schreibt man ja heute, an der ich schon Stunden gesessen habe, auf einmal in einer Viertelstunde fertig geschrieben war. Also das fand ich, die Klarheit, die damit zum Ausdruck kam, das fand ich immer wieder beeindruckend, wie sehr mir das tatsächlich geholfen hat.
Mit dem Atem üben
Mechthild [00:11:58]:
Okay, und beim Qi Gong geht es ja auch die Verbindung von den Körperübungen mit dem Atem und dem Geist, oder?
Janna C. Stark [00:12:06]:
Also Qi Gong ist wirklich auch, heißt übersetzt aus dem Chinesischen, mit dem Atemüben oder mit der Energieübung, mit dem Qi üben. Kennt der eine oder andere vielleicht auch aus Reiki, da ist es auch drin, da ist es das japanische Ki mit Ki, chinesisch mit Ku-I oder Aikido. Also es wird in verschiedenen Bereichen oder in verschiedenen Worten findet es sich wieder. Und Gung oder Gong heißt üben mit. Es geht darum, mit der Lebensenergie zu üben. Und es gibt stille Übungen, in denen wir im Außen ganz ruhig und unbewegt sind, aber wo wir uns auf den Atem fokussieren und den Atem fließen lassen.
Wie eine Atem-Meditation
Mechthild [00:12:49]:
Wie eine Meditation eigentlich?
Janna C. Stark [00:12:50]:
Wie eine Meditation, genau, wie eine Atemübung, ähnlich wie eine Pranayama, ja ein bisschen anders noch, wie eine Pranayama-Übung aus dem Yoga, ein bisschen anders, aber so eine Atem-Meditation. Und dann gibt es die Übungen, wo wir im Innen eher still sind und uns auf die Bewegungen im Außen fokussieren, die sehr sanft und fließend sind und die sich auch mehrfach wiederholen.
Unterschied von Tai Chi und Qi Gong
Mir wird auch oft die Frage gestellt, was der Unterschied zwischen Tai Chi, Schattenboxen, was mehr Leute noch kennen als Qi Gong und Qi Gong. Dann sage ich immer, Qi Gong ist der Standardtanz, das heißt dieselben Bewegungen werden öfter wiederholt und Tai Chi ist das Ballett, wo es eine lange Abfolge von Übungen gibt, die man quasi nur einmal oder wenige Male auch wiederholt.
In der Reha hat sie die Ausbildung für Qigong entdeckt
Mechthild [00:13:38]:
Ja, cool. Und das gibst du mittlerweile auch weiter an andere Leute, oder?
Janna C. Stark [00:13:44]:
Genau. Das ist ganz spannend, auch wie ich dazu gekommen bin. Das geht nämlich tatsächlich auf meine erste psychosomatische Reha zurück, die ich vorhin schon erwähnt habe, 2013, 2014. Da war ein ganz toller Chefarzt und der hat zu mir gesagt, Janna, Frau Stark, Sie müssen nicht immer nur nach oben gucken und sich nach oben ausrichten, sondern auch mal nach unten. Und ich hätte nie gedacht, dass ich Qigong unterrichten kann, weil ich eben Tina da als Beispiel vor Augen hatte. Das kann ich im Leben nicht. Aber in der Reha gab es auch Qigong. Und das war nicht wirklich gut.
Janna C. Stark [00:14:21]:
Und da hab ich gedacht, na ja, das kriege ich auch hin. Oder sogar noch besser. Und hab mir tatsächlich dann in dem Ort, in dem die Reha stattgefunden hat, in Bad Griesbach, hab ich die Qigong-Ausbildung gemacht. Es hing zufällig ein Zettel in der Klinik, wer hat Interesse an einer Qigong-Ausbildung und unmittelbar nach der Reha habe ich dann da mit der Ausbildung angefangen und die 2016 auch schon abgeschlossen.
Verschiedene Arbeitsfelder
Also da bin ich schon länger unterwegs und ja, das Qigong begleitet mich seitdem mal mehr, mal weniger intensiv und ich gebe es auch gerne weiter und ich bin ja auch Coach und auch da kann man verschiedene Qigong Übungen gut einsetzen und ich bin auch als Speakerin auf der Bühne unterwegs, über das Thema Neurodiversität und mentale Gesundheit zu sprechen und auch da bietet es sich immer wieder mal an, eine Qigong-Übung mit einzubauen. Man muss das Ganze ja gar nicht so benennen.
Janna nutzt Qigong auch in ihrem Coaching
Mechthild [00:15:16]:
Okay, das heißt, das machst du eher so fließend, wie du sagst, in die Vorträge oder die Coaching-Einheiten, die du gibst. Ja, bei den Coaching-Einheiten, genau, da wollte ich jetzt drauf rein.
Janna C. Stark [00:15:36]:
Da sprechen wir dann auch schon mal drüber, dass ich das sagt, wenn Leute eben, wenn ich merke, dass es den Leuten guttut damit sie eben nicht nur im Coaching sich mit dem thema Qigong und Achtsamkeit auseinandersetzen, sondern auch außerhalb, weil das finde ich das tolle Coaching oder auch ich habe viele Jahre Therapie, Psychotherapie hinter mir, was sehr hilfreich war, aber das mache ich ja maximal ein-, zweimal die Woche, eigentlich eher alle zwei bis vier bis sechs bis acht Wochen. Und das Qi Gong ist für mich so eine tolle Hilfe zur Selbsthilfe. Das kann ich jeden Tag machen und ich muss es auch nicht stundenlang machen. Manchmal reicht es, wenn ich einfach fünf Minuten eine kleine Übung mache, wieder runterzukommen.
Lieblingsübung: 3 Schätze heben
Ich habe eine Lieblingsübung, die heißt die drei Schätze heben. Die hat mich schon oft gerettet. Da geht es darum, Dinge loszulassen, sich den Raum und die Zeit zu nehmen, die wir brauchen und den Blick zu öffnen für das, was in dem Moment schön und möglich ist. Also ganz in der Achtsamkeit hier in diesem Moment.
Wut loslassen können
Janna C. Stark [00:16:38]:
Und die Übung hilft mir tatsächlich auch oft oder hat mir schon oft geholfen, Wut loszulassen. Ich war in meinem Leben ganz oft wütend und über die Achtsamkeit habe ich meine Wut loslassen können. Es gibt immer noch Situationen, in denen ich wütend werde und wenn ich mir dann aber fünf oder zehn Minuten nehmen kann und meine Qigong-Übung mache, die oder es gibt auch noch zwei, drei andere, die an der Stelle wirklich gut funktionieren, dann komme ich auch ganz gut wieder runter und kann auch wieder klar denken, was man in der Wut tatsächlich nicht kann.
Mechthild [00:17:14]:
Ja, das dann so ein bisschen loszulassen auch. Genau. Und von einer anderen Perspektive zu gucken, wo es ja auch in der Achtsamkeit geht.
Wahrnehmen von Emotionen
Janna C. Stark [00:17:23]:
Genau. Und sich wirklich auf das fokussieren, was gerade ist, weil oft entsteht eine Wut ja auch aus Annahmen und bei mir auch oft verbunden mit Angst. Also, wenn ich ärgerlich bin und gleichzeitig Angst habe. Ich hatte ja gerade so eine Situation mit meinem Hund. Ella musste unbedingt mal wieder ins Wasser springen und Enten jagen. Und dann war ich natürlich ärgerlich, dass sie nicht auf mich hört. Aber wütend bin ich geworden. Oder der Ausdruck war die Wut, weil ich Angst sie hatte, weil ich Angst hatte, dass sie aus dem Bach nicht wieder rauskommt.
Janna C. Stark [00:17:57]:
Weil im Moment ist es kalt, da schwimmt es sich nicht so gut und der Bach führt auch gerade viel Wasser.
Auch Wut kann ein Zeichen für Depression sein
Und in anderen Situationen war es die Angst meinen Arbeitsplatz, die im Nachhinein, wenn man von hinten draufguckt, gar nicht berechtigt war. Aber in der Situation, in einer Phase, in der ich depressiv bin, sind die Gedanken auch verzerrt. Man nimmt die Wirklichkeit nicht unbedingt so wahr, wie sie ist, sondern projiziert seine Ängste darauf oder seine Annahmen, seine Glaubenssätze. Und wenn ich da so richtig in Angst gerate, dann kommt eine Existenzangst hoch und dann werde ich unter Umständen auch wütend. Und das ist mir auch ein Anliegen, das immer mal wieder ins Gespräch zu bringen, dass nicht nur Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit Zeichen einer Depression sein können, sondern eben auch Wut. Das ist so ähnlich wie bei einem Tiger, den man in die Ecke drängt. Und das weiß jeder, das würde niemand tun, weil irgendwann bleibt dem nichts anderes mehr übrig, als nach vorne zu springen.
Das Steinzeit-Hirn springt an
Janna C. Stark [00:18:59]:
Und so ähnlich geht mir das manchmal auch. Ich will gar nicht wütend werden, aber ich gerate in dem Augenblick so in Not gefühlt, dass das Steinzeit-Hirn springt an und dann gibt es eben nur noch die Möglichkeit Flucht oder Angriff oder Freeze, stehen bleiben, erstarren und dann ist die Flucht nach vorne manchmal die für mich am besten erscheinende Option.
Mechthild [00:19:21]:
In dem Moment, ja. Und dann hinterher merkt man auch, vielleicht war es doch nicht so gut, aber das kann man in dem Moment dann oft nicht kontrollieren. Das kenne ich auch von mir selber.
Auf 180 sein, passiert jetzt weniger
Janna C. Stark [00:19:34]:
Total und es geht mir immer noch so, dass solche Situationen passieren, aber seltener als früher. Also ich war früher wirklich so richtig, ich weiß nicht, ob du noch das HB-Männchen kennst, Mechthild, du bist ja noch einige Jahre jünger, aber so richtig, die Boomer-Jahrgänge, wer wird denn gleich in die Luft gehen? So war ich unterwegs, da musste nur jemand mal antippen und schwupp, war Janna auf 180, mindestens. Wenn das früher in zehn Situationen achtmal passiert ist, passiert es heute nur noch zweimal. Und das finde ich, ist für mich ein großer Erfolg. Ich arbeite an den zweimal auch noch, aber ich darf das auch schon feiern.
Den Raum zwischen Reiz und Reaktion wahrnehmen
Und das, was die Achtsamkeit mit mir gemacht hat. Das Qi Gong, aber ich gehe auch gerne oder ich meditiere auch gerne mal, gehe einmal im Jahr, wenn ich es irgendwie schaffe, in den Zen-Kloster für eine Auszeit. Die Achtsamkeit ist für mich wirklich da super hilfreich, weil sie mir auch im Hier und Jetzt den Raum gibt, zwischen Reiz und Reaktion zu entscheiden. Aus dem Automatismus rauszukommen und in die Situation ganz bewusst zu sagen, ist es mir das jetzt wert, meine Wut rauszulassen, was manchmal auch wirklich hilfreich sein kann.
Wut kann auch sehr wertvoll sein
Janna C. Stark [00:20:52]:
Also Wut kann auch eine kreative und eine sehr wertvolle Energie sein. Oder zu entscheiden, nee, in diesem Augenblick wäre die Wut eher hinderlich, eher zerstörerisch, deswegen atme ich nochmal ganz bewusst ein und aus und reagiere dann mit klarem Verstand und sanfter und diplomatischer, was auch hilfreich sein kann.
Coaching für Schnelldenker*innen
Mechthild [00:21:16]:
Ja, auch wirklich nochmal spannende Punkte, die man vielleicht auch dann als hörende Person mitnehmen kann für sich selber. Du hattest ja vom Coaching erzählt. Da unterstützt du dann auch Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben wie du oder ganz unterschiedlich?
Janna C. Stark [00:21:37]:
Unterschiedlich, in Anführungszeichen. Die liebsten Coachees sind mir ungeduldige Schnelldenker und Schnelldenkerinnen, weil ich glaube, da kann ich am besten anknüpfen. Neben der psychischen Herausforderung habe ich noch eine andere Herausforderung durch zu viele Hirnzellen. Das ist, mein Eindruck teilweise, noch stärker stigmatisiert, über Hoch- oder Höchstbegabung zu reden.
Höchstbegabung als Ressource
Und Höchstbegabung ist eine tolle Ressource, ist auch keine Erkrankung, aber Hoch- und Höchstbegabung kann ein Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Störungen sein, weil die Menschen die Welt anders wahrnehmen, weil sie häufig perfektionistisch veranlagt sind und Perfektionismus ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen ist und weil ihr Reizfilter gestört ist. Ähnlich wie bei ADHS, ganz ähnlich, aber ein bisschen anders, ganz viele Reize auf sie einprasseln. Und so viel immer in ihrem Kopf los ist, dass es ihnen beispielsweise schwerer fällt, als anderen Entscheidungen zu treffen.
Weil sie sich viel mehr einbeziehen, weil sie sich auch mehr Sorgen machen, weil sie weiter in die Zukunft blicken, weil sie sehen, wie bestimmte Dinge Auswirkungen haben. Und nicht über Hoch- oder Höchstbegabungen in dem Zusammenhang zu sprechen, habe ich geschaut, was gibt es denn für andere Begriffe, die man nutzen kann.
Schnelldenken und Ungeduld
Janna C. Stark [00:23:01]:
Und Schnelldenken ist, glaube ich, so ein typisches Merkmal von hochbegabten Menschen und Ungeduld auch. Weil sie sind schon oft schneller als die anderen. Und wichtig ist, dass man in die Interaktion kommt, weil gemeinsam kann man wirklich viel erreichen. Und das geht mir auch so. Also, ich arbeite gerne im Team. Ich denke aber auch gerne. Und ich bin gerne so unterwegs, dass ich vordenke. Und dann dürfen mich andere Leute auch gerne zurückholen und sagen, oh Janna, da bist du jetzt aber auf dem Holzweg gewesen.
Weitere Merkmale für hochbegabte Menschen
Janna C. Stark [00:23:31]:
Da fange ich auch wieder von vorne an. Ich sage immer, ich erstelle gerne für ein Konzept den Rohbau erstmal alleine, weil es da ganz schnell vorangeht. Und wenn es dann aber darum geht, wie wird das Ganze gestaltet, wie wird der Innenausbau gemacht, die Heizung etc., dann brauche ich Unterstützung. Jetzt bin ich aber wieder bei mir angekommen. Also für mich, die Zielgruppe sind ungeduldige Schnelldenkerinnen. Ein typisches Merkmal ist auch ein sehr stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn oder die Schwierigkeit, mit Autoritäten umzugehen, wenn diese Autoritäten nicht vorleben, sondern ihre Macht aufgrund ihrer Position ausüben. Also wenn jemand nicht charismatisch ist, sondern einfach Macht ausübt. Das sind Dinge, womit die Menschen zu tun haben.
Als Coach die Herausforderungen selbst kennen
Janna C. Stark [00:24:18]:
Ganz oft ist es auch so, dass das Liebesleben bei hoch- und höchstbegabten Menschen anders aussieht, dass sich da mehr trans Menschen finden, mehr Menschen allgemein aus der LGBTIQ plus Community. Das hat mir zum Beispiel meine Psychotherapeutin mit auf den Weg gegeben, wo ich sehr dankbar bin, dass ich da jemanden habe, die sich in dem Bereich auch auskennt. Und deswegen weiß ich auch, wie wichtig es im Coaching ist, jemanden zu haben, der weiß, worüber man redet und über die Herausforderungen redet, weil die Menschen mit Hochbegabung auch oft eine Herausforderung sind, weil sie sehr gerne hinterfragen, was in manchen Situationen sehr nützlich ist und hilfreich ist, in anderen aber von der Gegenseite als aggressiv und als nervig empfunden wird
Mechthild [00:25:07]:
Ok auch spannende Thema, noch mal ganz anderer Aspekt auch.
Janna C. Stark [00:25:15]:
Wir reden demnächst noch mal.
Als Speakerin für mentale Gesundheit
Mechthild [00:25:17]:
Ja auf jeden Fall viele spannende Themen schon. Und du hast ja auch gesagt, dass du auch Speakerin für mentale Gesundheitsthemen bist. Das heißt, das gibst du auch dann auf größeren Bühnen an mehr Menschen weiter. Ja,
Janna C. Stark [00:25:31]:
Ja, also das ist der Wunsch. Es dürfen noch mehr Bühnen her. Also wenn jemand Interesse hat, gerne bei Mechthild melden.
Mechthild [00:25:38]:
Ja, oder direkt bei dir, wenn du deine Seite hast.
Janna C. Stark [00:25:40]:
Oder direkt bei mir, genau.
Mechthild [00:25:42]:
Gibt es noch nachher.
Janna C. Stark [00:25:43]:
Ich kann gleich auch noch dann meine E-Mail-Adresse gerne, ich weiß nicht wie du das dann machst, Mechthild.
Mechthild [00:25:50]:
Kann ich gerne in den Show Notes hinzufügen
Reich werden an menschlichen Begegnungen
Janna C. Stark [00:25:53]:
Oder gerne bei mir melden. Ja und das geht auch auf meine erste psychosomatische Reha zurück. Also ich habe ja gesagt, Trainingslager fürs wirkliche Leben. Da ist echt viel passiert und ich bin aus der Reha rausgekommen und hatte den Gedanken, ich möchte reich werden, reich an menschlichen Begegnungen, so wie mit dir heute. Ich möchte gerne dazu beitragen, dass psychische Erkrankungen bzw. davon betroffene Menschen in die Mitte der Gesellschaft rücken, insbesondere in die Arbeitswelt, und dass wir da Verständnis entwickeln. Und zwar sowohl im Umfeld, als auch bei den betroffenen Menschen selbst. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, was auf mich wartet, dass 2019 dann nochmal ganz andere Aspekte dazu kommen.
Viele Menschen erreichen
Janna C. Stark [00:26:37]:
Aber seit 2019 kann ich das eben umsetzen. Und ich will nicht berühmt werden. Ich will nur reich an menschlichen Begegnungen werden. Aber ich glaube, ich möchte möglichst viele Menschen erreichen. Und das kann ich natürlich besser über die Bühne als in einem 1 zu 1 Coaching oder in kleinen Workshops, die ich auch sehr gerne mache. Aber deswegen gerne auch auf die Bühne und auch gerne mit vielen, vielen Leuten.
Auf die eigenen Bedürfnisse achten
Mechthild [00:27:01]:
Ja, spannend. Genau, das war auf jeden Fall schon viel, was du so machst und worüber wir auch schon in den Vorgesprächen gesprochen haben, ist, dass da natürlich auch deine eigenen Bedürfnisse wichtig sind, darauf zu achten. Und da hast du sicher auch in den letzten Jahren neue Wege für dich gefunden, wie das bei dir geht und für dich möglich ist.
Selbstfürsorge ist wichtig
Janna C. Stark [00:27:24]:
Ja, das ist immer noch nicht perfekt. Das gelingt mir nicht immer gut, für mich zu sorgen. Also ich bin jetzt im Sommer wieder in eine depressive Phase gerutscht. Wichtig ist mir aber immer dann auch im Rückblick noch mal zu schauen, woran hat es denn gelegen. Es sind einfach viele Dinge unglücklich zusammengekommen und heute weiß ich, wie ich es beim nächsten Mal besser vermeiden kann. Aber ich habe ganz viele Dinge und das Wichtigste ist auch, finde ich, ist erstmal zu sagen, ja, Selbstfürsorge ist wichtig und Selbstfürsorge ist nicht egoistisch.
Die eigene Sauerstoffmaske aufziehen
Und da gibt es mir zwei Bilder. Zum einen die Sicherheitsansagen im Flieger, das kennt wahrscheinlich der meiste schon, da heißt es ja auch, setzen sie zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske auf, bevor sie hilfsbedürftigen Mitreisenden helfen, weil es einfach wichtig ist.
Janna C. Stark [00:28:13]:
Das Leben ist kein Sprint, sondern Marathon, das heißt wir müssen gut auf uns selber achten und es nützt auch niemandem, wenn wir irgendwann zusammenbrechen, dann können wir dem Umfeld gar nicht mehr helfen. Also Selbstfürsorge ist wichtig.
Nächstenliebe
Das zweite ist die Nächstenliebe. Ich bin mit dem Wort Nächstenliebe aufgewachsen. Das hat mir den Eindruck vermittelt, ich muss mich immer meinen Nächsten kümmern. Wenn man in die Bibel guckt, steht da nicht Nächstenliebe, sondern da steht Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das habe ich für mich festgestellt. Ich habe erst mit 53 das erste Mal wirklich zu mir nicht nur sagen können, sondern das auch fühlen können, ich bin gut so, wie ich bin. Und da habe ich festgestellt, oh, auf einmal klappt es auch mit dem Umfeld besser, weil vorher, je dichter Menschen an mich herankamen, desto schwieriger wurde es, weil Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wenn ich mich selbst liebe, fällt es mir auch schwerer, die anderen zu lieben.
Gute Tipps aus der Klinik
Janna C. Stark [00:29:04]:
Ich habe, ja, was die Selbstfürsorge angeht, habe ich auch ein paar gute Tipps aus den Kliniken mitbekommen, gerade bei der bipolaren Störung. Die manischen Phasen kann ich sehr, sehr gut im Zaum halten, indem ich einfach, wenn ich merke, es geht in die Richtung Manie, Hypomanie, für ausreichend Ruhe und Schlafsorge, Reizreduktion ist das Stichwort an der Stelle und damit funktioniert das wirklich gut.
Bei den Depressionen ist es schwieriger, da ist es wichtig, dass ich wirklich rechtzeitig merke, in welche Richtung das Ganze geht. Da hatte ich gestern zum Beispiel wieder so eine Phase, wo ich gedacht habe, wie ist es denn gerade und habe dann gedacht, du musst jetzt noch mal in den Garten raus, du musst noch mal an die frische Luft. Und das habe ich geschafft. Das habe ich geschafft und danach ging es mir besser. Wenn ich es ganz, ganz tief drin stecke, was Gott sei Dank sehr selten passiert, dann braucht es tatsächlich Unterstützung von außen.
Bewegung an der frischen Luft
Janna C. Stark [00:30:05]:
Ansonsten ist für mich Bewegung an der frischen Luft super hilfreich, auch aus dem Tief wieder rauszukommen. Auch die Sonne, die UV-Strahlung. Im Winter kann so eine Tageslichtlampe im Büro schon sehr helfen. Der Hund macht abgesehen davon, wenn er in den Bach geht und Ärger macht, macht sehr viel Spaß.
Zur Ruhe kommen
Und das Qigong hilft mir auch und das Meditieren nach wie vor. Das aber auch da wieder mehr, zur Ruhe zu kommen, in die Klarheit zu kommen. Wenn es zu grau ist, dann ist achtsames Arbeiten eher das, was angesagt ist oder wenn es zu wild ist. Und das ist tatsächlich ein Tipp, den ich vom japanischen Zen-Meister im Zen-Kloster in Eisenbuch mitbekommen habe.
Achtsam auf die Arbeit fokussiert sein
Janna C. Stark [00:30:48]:
Da war ich und mir ging es nicht gut und es war so viel los. Ja, ich konnte einfach nicht sitzen. Gibt so Phasen. Und dann sagte ich, Janna, achtsames Arbeiten, im Hier und Jetzt sein, nicht langsam, achtsam heißt nicht immer langsam, aber im Hier und Jetzt sein, nicht mit den Gedanken irgendwo hin, sondern auch die Arbeit fokussieren, kann genauso gut sein wie in stille sitzen. Und das finde ich wichtig, was achtsam ist, kann ganz unterschiedlich sein. Für den einen ist es das Kochen, was für mich eher Stress ist, für mich ist es die Bewegung, kann auch Angeln sein für den einen oder anderen, auch wenn das jetzt nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist. Achtsam im Hier und Jetzt bei der Sache sein.
Mechthild [00:31:31]:
Ja, das klingt auf jeden Fall gut und ist ja auch in vielen Traditionen, wenn man so in so einem Retreat ist, auch ein Teil der Arbeit, dass man als der Teil des Retreats, dass man mitarbeitet, einerseits als natürlich Dienst für den Ort, aber auch eben in dieser Achtsamkeit dann diese Arbeit zu verrichten. Meist ja auch in Stille dann etwas zu tun, was man sonst vielleicht immer nur mit Podcast oder im Gespräch mit anderen Leuten macht. Musik hören und dann mal in der Stille sein und die Tätigkeit ausführen.
Genießen, was man gerade tut
Janna C. Stark [00:32:04]:
Da gibt es auch noch einen, den habe ich auch im Kloster Eisenbuch, deswegen passt es an die Stelle vielleicht auch noch ganz gut hin. Thích Nhất Hạnh kennt wahrscheinlich der ein oder andere auch aus Plum Village. Und achtsam heißt eben auch, das zu genießen, was man gerade tut. Meine Lieblingsbeschäftigung im Kloster ist tatsächlich Unkraut zupfen. Nicht nur an der Oberfläche, sondern das so zu machen, dass auch die Wurzeln mit rauskommen.
Und Thích Nhất Hạnh hat da ein schönes Bild zum Geschirrspülen, was wir da auch machen, also es ist Teil auch der achtsamen Arbeit. Und er gibt da das Bild mit auf den Weg, sich einfach vorzustellen, dass man in dem Augenblick den kleinen Buddha badet. Das ist ein schönes Bild, nicht in der Tätigkeit, in der wir sind, schon daran zu denken, was wir hinterher machen, sondern sich auf die Tätigkeit zu fokussieren und das wirklich zu genießen, wahrzunehmen, was da gerade passiert.
Bewusst wahrnehmen, was wir gerade tun
Janna C. Stark [00:32:58]:
Wenn ich meine Hände in das Wasser eintauche, wenn ich den Schwamm in die Hand nehme, wenn ich mit dem Schwamm über den Teller gehe oder auch wenn ich hinterher abtrockne, wie fühlt sich das Ganze an, ganz in der Bewegung zu sein, ganz in der Tätigkeit zu sein.
Mechthild [00:33:13]:
Ja, auch eine gute Achtsamkeitsübung für den Alltag.
Janna C. Stark [00:33:19]:
Informell. Genau.
Sich Hilfe holen
Mechthild [00:33:22]:
Ja, danke für deinen ganzen Input und du hast ja eigentlich auch meine letzte Frage mit der deine eigene Selbstfürsorge schon beantwortet, was gut ist, weil dann muss ich das nicht noch mal fragen. Aber ich wollte noch fragen, ob du sonst noch irgendwas hast, was ich jetzt bis jetzt noch nicht gefragt habe, was du gerne noch teilen möchtest?
Janna C. Stark [00:33:39]:
Ich glaube, für das Gespräch heute passt das schon ganz gut. Für alle vielleicht, die selber mit psychischen Herausforderungen zu kämpfen haben, nicht aufgeben. Irgendwo kommt immer ein Lichtlein wieder her. Und falls notwendig sucht euch auf jeden Fall Hilfe. Es gibt ganz viele Unterstützungsmöglichkeiten, angefangen bei Selbsthilfegruppen, wo man sich einfach unter Gleichgesinnten austauschen kann. Natürlich auch Psychotherapeuten, aber es gibt auch Ergotherapeuten. Es gibt viele niedrigschwellige Angebote. Vielleicht können wir da auch noch ein bisschen was in die Shownotes dann auch schreiben.
Wichtige Kontakte für Hilfe
Die Telefonseelsorge bietet Unterstützung bei schwierigen Lebenslagen
Telefonnummern der Telefonseelsorge
0800 111 0 111
0800 111 0 222
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
116 117
Abschluss der Folge
Mechthild [00:34:13]:
Ja, können wir auf jeden Fall nochmal die wichtigen Anlaufstellen hinzufügen, da ich das ja auch jedenfalls am Anfang der Folge auch nochmal sage und schreibe, dass eben in dieser Folge auch die Themen so besprochen werden, dass die Personen natürlich immer für sich entscheiden können, ob sie das so hören. Aber wenn ihr bis hierhin gekommen seid, dann habt ihr das ja euch angehört. Deswegen freue ich mich, dass Janna heute so viel geteilt hat und ihr da vielleicht was von mitnehmen könnt. Und auch vielen Dank, Janna, und danke fürs Zuhören und bis bald zum nächsten Mal. Tschüss.
Janna C. Stark [00:34:45]:
Tschüss, vielen Dank.