Folge 59 – Präventionsangebote für Menschen mit Lernbehinderung – Einblicke in das Projekt Besser Gesund Leben

Präventionsangebote sollten für jede Person zugänglich sein, aber gerade für Menschen mit Lernbehinderungen gibt es Barrieren, die den Zugang zu gesundheitsfördernden Angeboten erschweren. In dieser Folge spreche ich mit Dariusch Afroukhte und Pia Khan von dem Hamburger Projekt “Besser Gesund Leben”, wie Sie dies in ihrem Projekt erforscht haben. Höre hier direkt in die Folge rein.

Cover von der Podcastfolge 59. Grüner Hintergrund auf dem steht Inklusive Achtsamkeit - der Podcast für Achtsamkeit und Inklusion. Folge 59. Präventionsangebote für Menschen mit Lernbehinderung: Einblicke in das Projekt Besser Gesund Leben Interview mit Pia Khan und Dariusch Afroukhte. Darunter ein Bild von den beiden.

In dem Projekt „Besser Gesund Leben“ wurde in den letzten zwei Jahren Präventionsangebote für Menschen mit Lernbehinderung entwickelt und mit teilnehmenden Personen vorbeugendes Angebot zu den Präventionskategorien Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Suchtprävention ausgeführt. Wir haben über den Ablauf des Projekts und die Ergebnisse gesprochen. Es war für mich wieder spannend zu erfahren, was es bereits für Projekte gibt, um gesundheitsfördernde Angebote, für mehr Menschen zugänglich zu machen. 

Du kannst direkt hier in diese Folge reinhören. 

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Über die Themen sprechen wir in der Folge:

  • Vorstellung des Projekts
  • Die 4 verschiedenen Präventionskategorien
  • Angebote innerhalb des Projekts
  • Die Forschungs-Ansätze 
  • 1:1 Beratung und Gruppen-Angebote
  • Die Ergebnisse der Forschung
  • Weitere Pläne für das Projekt

Einleitung in die Folge

Mechthild [00:00:20]:

Hallo, herzlich willkommen zu Folge 59 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast. Das erste Interview für dieses Jahr. 

Die letzte Folge war ja auch ein Gespräch, aber diesmal ist es wieder mehr in diesem Interviewformat, in dem ich normalerweise meine Folgen mache, dass ich mit Personen spreche, die irgendwie interessante Projekte machen oder eine interessante Geschichte haben und die ich gerne hier im Podcast mit euch teilen möchte. 

Meine Interview-Gäste für diese Folge 

Diesmal habe ich mit Darius Afroukhte und Pia Khan gesprochen, die für das Projekt ‘Besser Gesund Leben’ arbeiten und damit Menschen mit Lernbindung dabei unterstützen, Präventionsangebote anzunehmen. Dazu gehört natürlich auch die Achtsamkeit, aber auch andere Präventionsmaßnahmen und auch zu verschiedenen Themengebieten. 

Das fand ich sehr spannend, als sie mich angeschrieben haben, ob das Projekt hier für den Podcast interessant wäre. Da dachte ich, ja, auf jeden Fall. Das ist ja ein Thema, für das ich mich auch sehr interessiere und einsetze, dass einfach Präventionsangebote für mehr Menschen zugänglich sind.

Präventionsangebote für Menschen mit Lernbehinderung zugänglich machen

Mechthild [00:01:32]:

Dass wir halt auch, bevor es uns vielleicht nicht gut geht, schon wissen, was hilft uns, auch vielleicht nicht in irgendwelche Situationen reinzukommen, oder auch wenn wir drin sind, zu wissen, was hilft uns, auch uns zu unterstützen. Wo finde ich auch Unterstützungsmaßnahmen? Und das für alle Menschen zugänglich zu machen, finde ich auch einfach so wichtig und bin auch froh, dass ich das heute hier im Podcast mit euch teilen kann. 

Wir sprechen über das Projekt, was sie die letzten zwei Jahre durchgeführt haben in Hamburg, wie sie dazu gekommen sind, das zu machen, was der Inhalt des Programms war und wie es jetzt auch vielleicht weitergeht in 2025. Und das zu der Folge. 

Rückmeldungen zu der Folge

Ich hoffe, die Folge gefällt euch, das Thema gefällt euch. Schreibt mir immer gerne, was euch vielleicht aufgefallen ist, wie es euch gefallen hat, was ihr vielleicht auch für euch mitnehmt und dann wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim Hören der Folge. 

Vorstellung von Dariusch und Pia 

Mechthild [00:02:40]:

Hallo und herzlich willkommen, Dariusch und Pia. Schön, dass ihr euch die Zeit nehmt, in meinem Podcast zu sein.

Ich freue mich immer, wenn wir spannende Projekte haben, die sich das Thema mentale Gesundheit für behinderte Menschen drehen und die vorstellen können. Und ihr hattet mich ja angeschrieben, dass ihr in Hamburg so ein Projekt macht und ich freue mich natürlich, dass wir jetzt darüber sprechen können, wie euer Projekt entstanden ist und was ihr auch damit gerade in den letzten Jahren, glaube ich, schon gemacht habt und auch dann vielleicht weitermacht. Deswegen gebe ich jetzt mal gerne an euch weiter zum Vorstellen und dann auch etwas mehr über euer Projekt zu erzählen.

Vorstellung Dariusch Afroukhte 

Dariusch Afroukhte [00:03:13]:

Ja, sehr gerne. Vielen Dank für die Einladung, Mechthild. Vielleicht beginne ich dann einfach mal kurz mit einer Vorstellung über mich, wo ich arbeite. Ja, mein Name ist Dariusch, ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der HAW Hamburg und eben im Projekt FaPP-MgB, Titel in leichter Sprache Besser Gesund Leben, ein großes Projekt mit vielen Verbundpartnern. Als großen Partner haben wir hier die Hochschule Bielefeld. Natürlich auch die Evangelische Stiftung Alsterdorf. Da wird Pia gleich sicher ein bisschen was erzählen. Haben noch dabei Krankenkassen, die AOK Rheinland Hamburg, die Mobil-Krankenkasse und das Deutsche Krankenhausinstitut.

Für wen das Projekt ist und was die Inhalte sind

Dariusch Afroukhte [00:04:02]:

Dann auch einige Kooperationspartner, so meist aus dem Bereich Eingliederungshilfe und Assistenzeinrichtungen. Ja, und zum Projekt ganz kurz, also unser Projekt beschäftigt sich mit der Gesundheitsförderung und Prävention von Erwachsenen, Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. Das ist ja ein recht umstrittener Begriff, deswegen nutzen wir dann überwiegend in der Praxis eben den Begriff Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber in der wissenschaftlichen Welt spricht man dann eben oft noch von Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung. Und unser Projekt umfasst vier zentrale Präventionsbereiche, Bewegung, Ernährung, Stress und Sucht, zu denen dann Pia sicherlich später ein bisschen mehr erzählen wird.

Vorstellung Pia Khan 

Pia Khan [00:04:54]:

Okay, dann kann ich mich gerne anschließen. Ich bin Pia Khan und ich bin eine der Pflege- und Gesundheitsexpertinnen, die den praktischen Teil des Projekts durchführen. Wir sind bei der Evangelischen Stiftung Alsterdorf angestellt. Das ist ein großer diakonischer Träger hier in Hamburg. Sehr vielen Angestellten und vielen verschiedenen Projekten. Und das Besser Gesund leben gliedert sich in so ein Dachprojekt “Gesundheit für alle jetzt” ein. Da geht es hauptsächlich um bessere medizinische Versorgung und auch Gesundheitsförderung für Menschen mit Behinderung allgemein. Das meiste hat Dariusch schon gesagt.

Pia Khan [00:05:42]:

Wir Pflege- und Gesundheitsexpertinnen sind in diesem Projekt jetzt zwei Jahre in allen sieben Hamburger Bezirken, jeweils eine Pflegeexpertin pro Bezirk. Wir haben Menschen über die Eingliederungshilfe für das Projekt geworben und auch über die Krankenkassen, die Menschen angeschrieben haben. Genau, wir haben in diesen Kontroll- und Interventionsgruppen zwei Jahre lang Menschen begleitet. So ungefähr 200 Menschen waren das.

Angebote für die Teilnehmer*innen

Mechthild [00:06:13]:

Und was habt ihr dann für Angebote dort gemacht für die Personen?

Pia Khan [00:06:18]:

Genau, wir haben in der 1 zu 1 Beratung quasi gearbeitet und haben in den vier Präventionsfeldern, wie Dariusch das eben schon angedeutet hat, Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung, Entspannung und Suchtprävention, je nachdem was die Menschen persönlich dann für Ziele entwickelt haben, dazu gearbeitet. Und das ging dann so von allen Bereichen durch, Sensibilisierung überhaupt mal kennenlernen, was gibt es denn in den Bereichen an Interventionsangeboten oder Möglichkeiten und dann auch tatsächlich sich Angebote zu suchen, an denen man dann teilnehmen kann.

Vorallem bestehendes Angebot genutzt

Mechthild [00:06:58]:

Okay und das heißt, ihr habt diese Angebote dann teilweise auch selber gestaltet und aber auch weiter verwiesen an bestehende Angebote?

Pia Khan [00:07:06]:

Genau, wir haben hauptsächlich versucht, bestehende Angebote aufzusuchen. Das war auch Teil der Arbeit, dass wir dann Kontakt aufnehmen, in Erfahrung bringen, ob die inklusiv sind, ob man da, auch wenn die nicht inklusiv sind, kann man ja da trotzdem hingehen und mal gucken, wie die Voraussetzungen sind. Genau, das war auch so Teil der Arbeit und es gibt ja schon viel Angebote und wieso soll man die nicht auch nutzen? Da gab es natürlich aber auch Versorgungslücken. Da haben wir dann auch so ein bisschen versucht, die da selber was zu initiieren.

Analyse von bestehenden Angeboten

Dariusch Afroukhte [00:07:42]:

Genau, also die Pfleg- und Gesundheitsexpertinnen haben vor der Intervention auch eine Sozialraumanalyse durchgeführt in allen sieben Hamburger Bezirken, wo wir dann eben geschaut haben, was gibt es überhaupt vor Ort an Angeboten insgesamt, aber eben auch vor allen Dingen inklusive Angebote. 

Denn ja, vielleicht ein bisschen kurz zum Hintergrund, eben ja, warum wir das Projekt gemacht haben, wo eben auch die Relevanz liegt. Also gesellschaftlich ist es eben oft so, dass natürlich leider oft übersehene Menschengruppen gesundheitlich auch benachteiligt werden. Auch aktuelle Studien zeigen, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten nicht nur häufiger unter chronischen Erkrankungen leiden, sondern auch ein erhöhtes Risiko eben für psychische Belastungen, wie Stress- und Suchtprobleme aufweisen. 

Und dennoch gibt es dann auf der anderen Seite zu wenig maßgeschneiderte Präventionsangebote. Das haben wir dann auch eben teilweise in unseren Sozialraum Analysen festgestellt, die eben ja, die Gesundheitsförderung orientiert sich oft an der allgemeinen Bevölkerung. Ja, sie ist nicht barrierefrei. Fängt ja auch schon bei der Sprache oftmals an von den Gesundheitsakteuren im jeweiligen Bezirk.

Spezifische Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten beachten

Dariusch Afroukhte [00:09:06]:

Und ja, das System ignoriert dabei oft eben die spezifischen Bedürfnisse, insbesondere von Menschen mit Lernschwierigkeiten, wie jetzt in unserem Projekt. Und so ein bisschen aus diesem Kontext heraus eben hat die Hochschule für angewandte Wissenschaften sich mit der evangelischen Stiftung zusammengesetzt, eben ja dieses Projekt ins Leben zu rufen, diese Versorgungslücke zu schließen und ja zu versuchen, die gesundheitliche Chancen der Menschen nachhaltig zu verbessern.

Es war ein Forschungsprojekt

Mechthild [00:09:36]:

Ja, sehr spannend. Und wie ist es jetzt in der Zeit, in der euer Projekt gelaufen ist? Wie habt ihr dann auch geschaut, dass das auch passiert, dass diese Gesundheitslücke geschlossen wird?

Dariusch Afroukhte [00:09:47]:

Ja, also vielleicht, das zieht ja so ein bisschen auf unser Vorgehen ab. Also es wurde, ist natürlich ein wissenschaftliches Projekt, also ein Forschungsprojekt.

Dasheißt, wir haben ein Projektauftraggeber, den Invovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses und müssen natürlich auch wissenschaftliche Standards einhalten. 

Methodischer Ansatz des Projekts 

Ja, zum methodischen Vorgehen. Unser Projekt basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, mit sowohl quantitativen als auch qualitativen Daten, die erhoben wurden. Um eben möglichst ein umfassendes Bild zu gewinnen. Das heißt, wir haben sowohl wissenschaftliche Fragebögen verwendet, als auch Interviews durchgeführt mit verschiedenen Akteuren. Das alles dann natürlich möglichst in leichter Sprache.

Wissenschaftliche Fragebögen waren nicht in leichter Sprache 

Wobei wir dann eben sagen müssen, dass diese wissenschaftlichen Fragebögen standardisiert sind und diese leider nicht in leichter Sprache vorliegen, sodass wir hier sozusagen beispielsweise die Inhalte eben mündlich dann gemeinsam mit den Teilnehmenden und den Bezugspersonen gesprochen haben, weil wir da eben standardisierte Fragebögen genutzt haben und ja jetzt keine eigenen erstellt haben, weil das einfach auch unser Projektrahmen sprengen würde. 

Es hätte sozusagen eigentlich vorherige Projekte benötigt, da irgendwie dafür was herzustellen. 

Kontrollierte Studie 

Ja, und unsere Methoden umfassen, ja, Pia hat es schon angedeutet, eben eine sogenannte randomisierte, kontrollierte Studie, in der die Teilnehmenden eingeteilt werden in Interventions- und Kontrollgruppen, sowie ergänzend eine qualitative Evaluation durch Expertinnen-Interviews, das heißt Interviews, die durchgeführt wurden, eben mit relevanten Akteurinnen in dem jeweiligen Bezirk, beispielsweise auch Ärztinnen, aber eben auch mit den Teilnehmenden selbst und auch mit unseren Pflege- und Gesundheitsexpertinnen. Und zur randomisierten kontrollierten Studie, die RCT. Das ist ja dann in der Regel, wie es man vielleicht so aus der Wissenschaft kennt, eine Interventions- und eine Kontrollgruppe.

Einteilung der teilnehmenden Personen in zwei Gruppen

Dariusch Afroukhte [00:11:55]:

Man kennt das ja so aus dem Medikamentenbereich. Die eine kriegt ein Placebo, ja, also die Kontrollgruppe kriegt ein Placebo, und die Interventionsgruppe kriegt dann ein richtiges Medikament. Das haben wir natürlich entsprechend unserem Projekt nicht durchgeführt, sondern wir haben dann den Gesundheitsstatus am Anfang und am Ende der beiden Gruppen auch verglichen.

 Aber eben die Kontrollgruppe hat nachgelagert die gleiche Intervention auch erhalten, weil natürlich aus ethischen, moralischen Gründen wäre es super fragwürdig, wenn man sagt, okay, wir machen das mit zwei Gruppen, aber nur eine Gruppe kriegt sozusagen die Intervention und darf mit den Pfleg- und Gesundheitsexperten in Zusammenarbeit. Das vielleicht so ein bisschen zur Einordnung, wie wir auch vorgegangen sind. Die Rahmenbedingungen ganz konkret kann dann sicher später Pia noch ein bisschen was erzählen, wie dann eben diese Intervention, die Zusammenarbeit mit den Teilnehmern aussah.

Ablauf der Intervention

Mechthild [00:12:55]:

Ja, danke für die Erklärung. Ich finde das auf jeden Fall spannend. Ich habe ja auch Psychologie studiert und da waren auch viele dieser Studien, die dann so durchgeführt werden. Und auch im MBSR, Mindfulness Based Stress Reduction, werden die Studien zur Wirkung ja auch ähnlich wie bei euch dann durchgeführt. Ja, danke für die Erklärung dazu. Pia, willst du dann noch ein bisschen mehr zu der Intervention erzählen?

Pia Khan [00:13:21]:

Ja, gerne. Genau, ich habe jetzt als dadurch so erzählt, dass mit den Fragebögen, die eben in sehr schwerer Sprache sind und standardisiert und so, und das war eben auch, habe ich gerade gedacht, ein großer Teil unserer Arbeit, dass man all diese Materialien, die so vorhanden sind, auch in der wissenschaftlichen Sprache, in schwerer Sprache, manchmal ist es sogar in der Alltagssprache noch sehr kompliziert, dass wir das dann eben anpassen mussten oder wollten, dass es eben auch verständlich ist für die Menschen, mit denen wir arbeiten. Und wir haben ganz häufig auch versucht, Sachen spielerisch zu gestalten, dass sie eben spannender sind. 

Viel mit Bildern arbeiten

Es gibt auch Menschen, die vielleicht nicht lesen oder schreiben können, da mit Bildern zu arbeiten. Und das ist ja sowieso auch die neuere Linie in Sachen Verhaltensveränderung, Gesundheitsverhalten verändern, Ziele erreichen, dass man da sehr viel mit Bildern arbeitet.

Das ist allgemein so, würde ich sagen, das hilft jedem Menschen. Aber da war das auch super hilfreich, dass man da Bilder entwickelt. Und auch da geht es dann auch so in Richtung Achtsamkeit, würde ich sagen, auch im gesamten Prozess, den Körper mit einzubeziehen. 

Achtsame Rituale 

Wie fühle ich mich dabei? Wie geht es mir dabei, überhaupt so auf sich selbst zu achten? Und das ist bei der Zielgruppe, haben wir auch gemerkt, nicht unbedingt so gang und gebe, dass man auf sich selber achtet, überhaupt mal fühlt, wie geht es mir. Und das wurde sehr wertgeschätzt. Wir hatten auch so Rituale entwickelt, unserer Zusammenarbeit dann so einen Rahmen zu geben. Da hatten wir eine Befindlichkeitsskala, wo wir uns mit so Smileys erst mal zu Beginn immer abgefragt haben, wie geht’s dir? Und das haben viele sehr zu schätzen gelernt. Also wenn wir das mal vergessen haben, dann wurde auch noch gesagt: Ich muss die Skala sehen, darf ich einmal sagen, wie es mir geht. 

Mechthild [00:15:21]:

Ja, okay. Das klingt gut. Das ist dann einfach, was man in der Beratung nutzen kann, am Anfang einzuchecken. 

Willensorientiert arbeiten

Pia Khan [00:15:31]:

Genau, und so ein bisschen auch für sich achtsam zu werden überhaupt. Genau, das ist auch ein wichtiger Teil davon, weil wir willensorientiert arbeiten. Was möchte der Mensch selber und was hat er für Ziele? Dem auf die Spur zu kommen, da ist es auch ganz wichtig, erst mal so ein bisschen Achtsamkeitsarbeit zu machen. 

Stress im Alltag von Menschen mit Lernbehinderung 

Dariusch Afroukhte [00:15:54]:

Das ist ja so ein bisschen eben mit dem Hintergrund, dass Stressbewältigung oder das Thema Achtsamkeit ist ja auch gesamtgesellschaftlich immer relevanter und jetzt für die Menschen in unserem Projekt oder eben Menschen mit Lernschwierigkeiten im Allgemeinen ist es natürlich schon so, dass sie sowas wie Alltagssituationen ja stressiger erleben, oftmals im Vergleich zur anderen Personen, sei es durch soziale Interaktionen oder durch unzureichende Anpassungen des Lebensumfelds. 

Individuelle Präventionspläne für jede Person 

Und das ist dann eben so, dass diese Belastungen auch sich in psychischen Symptomen bis hin zu Essstörungen oder eben auch verringerte Aktivität äußern können. So weisen eben auch verschiedene Studien darauf hin und deswegen, wie Pia schon sagt, sind wir auch individuell vorgegangen, weil natürlich, sage ich mal, das Achtsamkeitslevel ja auch bei Menschen mit Lernschwierigkeiten unterschiedlich ist. 

Und die Präventionspläne, die die Pflege- und Gesundheitsexperten im Laufe der Intervention erstellt haben, die haben dann auch verschiedenen Fokus, je nachdem auf die vier Präventionsbereiche. Ja, wie vorhin erwähnt, eben Bewegung, Ernährung, Stressmanagement und Sucht. Und das alles spielt ja schon so zusammen und ist ja eben ein Teil der ganzheitlichen Achtsamkeit. 

Soziale Interaktionen sind wichtig 

Und ja, ich denke, so wie du es gesagt hast, Pia, dass es natürlich auch für die Teilnehmenden wichtig ist, vor allen Dingen auch diese soziale Interaktion, also auch mit euch direkt zusammengearbeitet zu haben. Es sind ja dann eben wirklich eins zu eins Hausbesuche gewesen sozusagen.

Dariusch Afroukhte [00:17:41]:

Also auch Besuche, auch jetzt nicht irgendwie nur per Telefon oder die Teilnehmende muss nicht irgendwo hinkommen, sondern natürlich dort, wo sie sich auch wohlfühlen, wo sie dann eben wohnen und dann sind unsere Pflege- und Gesundheitsexpertinnen dort quasi aufsuchend zu dem hingegangen.

Persönliche 1:1 Beratung und Gruppenangebote

Mechthild [00:17:58]:

Das heißt, euer Angebot war immer eins zu eins, dass ihr die Person so beraten habt persönlich.

Pia Khan [00:18:05]:

Genau, das war der Hauptbestandteil. Wir hatten dann auch Gruppenangebote zwischendurch, weil Menschen auch sehr profitieren von den Erfahrungen von anderen. Aber es gab natürlich auch Menschen, für die das zu viel war in der Gruppe. Da gab es unterschiedliche Erfahrungen. Aber genau, das wollten wir schon auch mitnehmen, dass wir diese Gruppenangebote haben. Das ist ja auch ein häufiges Thema von Stress, einsam zu sein, nicht genug soziale Kontakte zu haben, Räume auch zu schaffen, das war auch ein guter Teil davon.

Austausch mit anderen Personen ist sehr wichtig

Mechthild [00:18:39]:

Ja, das merke ich auch in meinen Angeboten, dass dieser Austausch immer sehr wertvoll ist. Und zu merken, ich bin nicht alleine mit den Themen, die ich habe und wo ich denke, nur ich habe das und dann teile ich mit anderen. Ich bin da nicht die einzige Person, die das vielleicht mal hat.

Dariusch Afroukhte [00:18:55]:

Das stimmt, das haben wir sogar auch schon in der Datenerhebung, die wir auch durchgeführt haben. Also, es lief ja so ein bisschen im Parallel, dass die Pflege- und Gesundheitsexpertinnen die Intervention durchgeführt haben, aber dann die Hochschulen, vor allem die Hochschule Bielefeld, den wissenschaftlichen Part, mit den Befragungen, mit der Evaluation durchgeführt hat. 

Alleine das Fragen stellen hat schon positive Effekte 

Dort habe ich sie auch teilweise unterstützt, eben auch dort die Befragung zu übernehmen und habe da auch eben schon ganz zu Beginn des Projektes gemerkt, also bevor überhaupt die Teilnehmenden mit den Pflege- und Gesundheitsexpertinnen in Kontakt getreten sind, habe ich schon gemerkt, dass reine Fragen stellen, wie geht es dir heute, was läuft gut und was nicht, das hatte schon auf den ersten Blick glaube ich positive Effekte, weil die mal auch mit jemandem darüber sprechen konnten und ja, wie man sich konkret für gesundheitliche Fragen in dem Bereich interessiert.

Gruppenangebote zu den vier Präventionskategorien

Mechthild [00:19:55]:

Die Gruppen habt ihr dann auch versucht, mit Angeboten zu gestalten, die aus einer dieser vier Präventionskategorien waren?

Pia Khan [00:20:04]:

Genau, wir haben zwei verschiedene Vorgehensweisen ausprobiert. Im ersten Jahr haben wir zu jedem Präventionsfeld eine Einheit gestaltet, wo man eben so gemeinsam sehr niedrigschwellig ins Thema einsteigen kann und da haben wir dann gemerkt, dass vor allem Suchtprävention immer weggefallen ist. Also das war wenig Interesse oder eben auch die Hemmschwelle sehr hoch, dann da hinzugehen. 

Bei manchen Themen gibt es eine größere Hemmschwelle

Und dann haben wir das ein bisschen umgestaltet, dass wir im zweiten Jahr dann alles gemeinsam gemacht haben. An einem Tag, wir haben das dann Gesundheitstag genannt. Und da waren dann alle vier Themen mit dabei, sodass man dann auch wirklich in alles mal reinschauen kann. Es gab schon auch Leute, die gesagt haben, ja, es würde mich schon interessieren, aber jetzt extra dafür anmelden würde ich mich nicht.

Pia Khan [00:20:54]:

Und wenn man dann sagt, okay, das ist jetzt Teil davon, Suchtprävention da auch mal reinzugucken oder jemand möchte nicht so gerne sich mit Bewegung beschäftigen, aber es sind jetzt alle da und es ist Teil davon. Dann fällt das auch ein bisschen leichter.

Mechthild [00:21:07]:

Ja, okay.

Das Thema Sucht hatte eine große gesellschaftliche Relevanz 

Dariusch Afroukhte [00:21:09]:

Wenn wir beim Thema Sucht sind, also auch das ist natürlich, zeigt eine große gesellschaftliche Relevanz auch unseres Projektes.

Denn auch da aktuelle Daten, die wir quasi vorher eben recherchiert haben, dass dann eben Alkohol- und Nikotinkonsum, aber auch zum Beispiel Medien- oder Handysucht, kann eben Menschen mit Lernschwierigkeiten ja genauso betreffen wie die Allgemeinbevölkerung. 

Also da gibt es laut aktuellen Studien keine großen Unterschiede, aber eben dabei wird oft übersehen, dass Menschen mit Lernschwierigkeiten dann natürlich aufgrund der kognitiven Einschränkung anfälliger sind für exzessiven Konsum, oder beziehungsweise anfälliger sein können, sei es eben durch die verminderte Fähigkeit, da Risiken zu erkennen oder auch durch fehlende Aufklärung. 

Viel mit bildbasierten Methoden gearbeitet

Auch da haben wir versucht, eben im Projekt so ein bisschen zu erläutern und zu erklären. Und ja, vor allen Dingen, wie Pia gesagt hat, passiert das dann eben auch viel mit bildbasierten Methoden, mit leichter Sprache. Es gibt ja so offizielle Metacom-Symbole, die man verwendet, dann in leichter Sprache, die kennst du wahrscheinlich oder hast du auch auf unserer Homepage gesehen. Und ergänzend dazu haben wir dann eben auch selber so ein bisschen visualisiert in verschiedenen Bereichen, mit einer studentischen Hilfskraft, die da Zeichnung erstellt hat, weil da eben doch sehr viel visualisiert gearbeitet werden muss. Und deswegen ist auch diese 1 zu 1 Beratung eben ja super, weil das natürlich zeitintensiv ist.

Symbole sind sehr hilfreich für die Beratung

Mechthild [00:22:51]:

Und bei den Visualisierungen werden dann bestimmt Verhalten gezeigt und man kann dann zusammen darüber sprechen oder wie kann ich mir das vorstellen?

Pia Khan [00:22:59]:

Ja genau, also es gibt diese Meta-Comp, die wir im Unternehmen auch verwenden. Die zeigen alle möglichen einzelnen Wörter oder auch Tätigkeiten, Zusammenhänge irgendwie. Und ja, ich habe damit immer so gearbeitet, dass ich Bilder dabei hatte und dass Menschen sich aussuchen können und definieren, was das für sie bedeutet. Und es gibt auch natürlich auch Material, so wirklich für Prävention, Suchtprävention, die Zusammenhänge erklären und so auch mit Bildern. Das gibt es schon. Genau, das war auch so ein Teil unserer Arbeit, dass wir diese bestehenden Materialien zusammensuchen, die irgendwo rumschwirren, überall. Und wir haben auch schöne Sachen gefunden, manches dann auch in Anlehnung noch selber entwickelt.

BESSER steht für die vier Präventionsbereiche 

Dariusch Afroukhte [00:23:50]:

Ja, das fängt ja auch schon beim Projekttitel an. Also der offizielle Titel ist halt ein langer Forschungstitel, abgekürzt FaPP-MgB, das heißt eben Fallmanagement- und Pflegeexpertise für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Und wir haben darauf aufbauend, sozusagen auch mit der Zielgruppe gemeinsam vorher in Workshops, also nicht mit unseren Teilnehmenden, sondern vorher in Workshops gesucht, wie kann man das ganze Thema, eben auch diese vier Präventionsbereiche, leichter zugänglich machen. 

BESSER Gesund Leben beschreibt das Projekt gut

Dort in dem Workshop kam dann das Wort BESSER heraus. Als eben Akronym für die vier Präventionsbereiche Bewegung, Stressmanagement, Sucht und Ernährung. Und eben so ein bisschen, ja, natürlich einen leichteren Zugang zu finden, weil ganz ehrlich, wenn wir mit so einem Forschungstitel versucht hätten, überhaupt die Menschen zu rekrutieren, was sowieso schon schwierig war, weil da eben sehr viel Aufklärungsarbeit benötigt wird, hätten wir wahrscheinlich nicht ausreichend Menschen finden können. Das ist ein recht langer Titel, den ich selbst manchmal überlegen muss, wie präsentiere ich den jetzt? Deswegen nutze ich auch in der Praxis meist eben Besser gesund leben. Aber im wissenschaftlichen Kontext sprechen wir vom FaPP-MgB, Freimenschen und Pflegeexpertise als Präventionsansatz für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung.

Anpassungen von bestehenden Angeboten

Mechthild [00:25:28]:

Okay, interessant. Und Ihr hattet eben auch erzählt, dass ihr auch auf bestehende Angebote zurückgreift, die es in der Umgebung vielleicht gibt. Und da ist ja dann vielleicht auch, wenn das ist, vielleicht auch oft Unsicherheit bei den Lehrenden oder vielleicht auch, dass die Sprache, die ihr verwendet, nicht so zugänglich ist. Seid ihr da dann auch in Austausch, da was zu verändern? Oder war das dann nicht so ein großer Teil des Projekts jetzt?

Pia Khan [00:25:54]:

Doch, genau. Das war auch Teil davon. Also es war schon die Verhaltens- und Verhältnisprävention, also dass wir dann auch mit Akteurinnen in den Regionen zusammenarbeiten. Und es gab sehr viel positive Resonanz. Leute, die haben gesagt, ja, hatte ich jetzt noch nicht in meinem Kurs, aber will ich gerne ausprobieren. Und ja, eigentlich konnte man sich da immer gut austauschen. Manchmal ist es natürlich trotzdem nicht passend, wenn jemand sehr viel Ressource braucht, so Beziehungen, viel Unterstützung und dann kann das manchmal ein Trainer oder eine Trainerin nicht leisten. Das kommt schon auch vor. Aber meistens wurde versucht, das möglich zu machen.

Trainer*innen von bestehenden Angeboten haben wenig Wissen zu dem Thema

Dariusch Afroukhte [00:26:45]:

Also richtig eben, was du auch angesprochen hast, Mechthild, dass die Herausforderungen, die bestehen und die Barrieren, die sind ja auch da, weil eben Gesundheitsakteure und Akteurinnen da ja geringes Wissen auch über die Menschen mit Lernschwierigkeiten haben. Die Menschen mit Lernschwierigkeiten haben.

Schulungen für Pflege- und Gesundheitsexpertinnen

Dariusch Afroukhte [00:27:02]:

Auch wir im Projekt mussten uns dann natürlich zu Beginn eben einarbeiten. Also unsere Pflege- und Gesundheitsexpertinnen hatten hierfür spezielle Schulungen vorab bekommen, also vor der Intervention insgesamt eine zweiwöchige Schulung zu verschiedenen Bereichen, auch sowas wie leichte Sprach- und Kommunikation gezielt eben für Menschen mit Lernschwierigkeiten, weil es ja nach wie vor so ist, dass auch im Hochschulkontext, also in der Hochschulbildung, da leider auch noch kein spezieller Fokus eben auf Menschen mit Lernschwierigkeiten oder eben mit anderen Beeinträchtigungen herrscht. 

Deswegen mussten wir da uns natürlich auch zu Beginn des Projektes einarbeiten und haben festgestellt, wenn Know-how vorhanden ist, kann man das natürlich gut in der Praxis umsetzen.

Weiter Pläne für das Projekt 

Mechthild [00:27:55]:

Okay, gut. Ihr hattet ja geschrieben, dass das Projekt so jetzt erstmal abgeschlossen ist, mit dem Teil, den ihr jetzt die letzten zwei Jahre gemacht habt. Wie geht es dann weiter? Gibt es da schon Pläne?

Abschlussveranstaltung im Februar 2025

Dariusch Afroukhte [00:28:09]:

Ja, also genau, wir sind jetzt gerade noch in der finalen Gesamtauswertung, haben noch am 21. Februar nächsten Jahres eine Gesamtabschlussveranstaltung, wo wir dann auch nochmal in Richtung Projektergebnisse besprechen mit verschiedenen Akteurinnen, sind bereits auch in Gesprächen eben zum Beispiel mit politischen Vertretern und Vertreterinnen oder eben auch mit verschiedenen Institutionen, wie kann man auch die Ressourcen, das Netzwerk, was wir jetzt geschafft haben, ja weiter nutzen. 

Projekte sind oft nur zeitlich begrenzt 

Weil oftmals ist es ja leider in Projekten, ja aufgrund der Befristung, die eben Projekte haben, ja so, dass da vieles nach dem Ende wegfällt. Deswegen führen wir aktuelle Gespräche, aber auch intern, das heißt so in Richtung Möglichkeit eines Folgeantrags beim Projektträger einzureichen, vielleicht dann nochmal spezifischer Bausteine unseres Projektes nochmal spezifischer auch wissenschaftlich zu beleuchten. 

Es gibt ein großes Netzwerk in Hamburg

Ja und wir haben natürlich auch das Glück im Projekt, dass wir mit der evangelischen Stiftung Alsterdorf einen großen Partner dabei haben in Hamburg, der sich sowieso eben mit dem Thema, ja sage ich mal Inklusion insgesamt beschäftigt und da auch verschiedene Angebote vor Ort hat und die Netzwerke, die Vernetzung, die wir genutzt haben, da auch weiter daran arbeiten kann.

Es ist eine Basis da, um Teile des Projekts weiterzuführen 

Mechthild [00:29:40]:

Okay, das heißt, es ist schon geplant, das auch im Alsterdorf dann weiterzuführen, dass dieses Angebot der Prävention auch bestehen bleibt?

Dariusch Afroukhte [00:29:49]:

Also wäre natürlich schön, aber es ist ja ein sehr umfangreiches Angebot, von daher können wir das auch nicht so eins zu eins gewährleisten, dass das irgendwie jetzt weiterhin umgesetzt wird. Aber haben natürlich jetzt eine gewisse Basis dafür gesetzt, dass zumindest in einzelnen Bereichen weitergearbeitet werden könnte. 

Sei es durch einen Folgeantrag oder eben, dass verschiedene Organisationen vielleicht in Hamburg sich dann zusammensetzen und sagen, okay, wir bieten jetzt meinetwegen auch befristet eben eine Stelle an für eine Pflege- und Gesundheitsexpertin, die in dem Rahmen eben Menschen mit Lernschwierigkeit zusammenarbeitet. Aber ja, es ist leider natürlich auch ein Kostenfaktor. Das fließt mit in unsere Projekt-Ergebnisse ein. Wissenschaftlich wird auch ausgewertet. 

Gesundheitsökomische Evaluation

Wir haben auch eine gesundheitsökonomische Evaluation. Da wird geschaut, wie teuer ist das letztendlich? Weil auch eines der Ziele des Projektes ist eben auch zu zeigen, dass dann eben Krankenhausbesuche oder Kontakte bei Ärztinnen weniger werden und dadurch eben das Gesundheitssystem auch Geld sparen.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts

Mechthild [00:31:02]:

Und könnt ihr schon über die Ergebnisse sprechen oder Teilergebnisse aus den letzten zwei Jahren, was erreicht wurde, auch von dem, was ihr euch als vorgestellt habt?

Dariusch Afroukhte [00:31:14]:

Ja, so ein bisschen können wir sicherlich dazu erzählen. Also wir hatten Mittwoch auch eine Abschlussveranstaltung mit den Teilnehmenden, wo wir dann wirklich noch mal auch ja so persönliches Feedback bekommen haben. Natürlich jetzt nicht evaluiertes Feedback, aber das persönliche Feedback bleibt ja oftmals auch gut hängen. 

Unterschiede in der Versorgung

Aber vielleicht so allgemein zu den Projektergebnissen können wir sagen, dass so die Sozialraumanalyse zu Beginn haben eben schon aufgewiesen, dass es da, ja, sag ich mal Versorgungsprobleme in den Hamburger Bezirken gibt. Die Hamburger Bezirke sind ja auch sehr unterschiedlich, auch vor dem Hintergrund des sozioökonomischen Status in den verschiedenen Bezirken. Das konnten wir feststellen. 

Regelmäßige Beratung hat positive Effekte 

Und eben doch auch, dass die ersten Ergebnisse zeigen, dass eben regelmäßige Beratung und Begleitung der Menschen mit Lernschwierigkeiten und eben auch der inklusive Ansatz, dass man zusammen mit denen arbeitet, auch deutliche positive Effekte auf das Gesundheitsverhalten der Teilnehmenden haben. Insbesondere in den Bereichen Ernährung und Bewegung, das hat die Pia ja schon ein bisschen angedeutet. 

Lebensqualität hat sich verbessert

Und vor allen Dingen so als Kernergebnis können wir sagen, dass eben die Lebensqualität, die eines der Outcomes war, das wir beleuchtet haben, eben signifikant verbessert wurde. Also das so als zentrales Ergebnis, dass wir sagen können, innerhalb von zwölf Monaten konnten wir den Gesundheitsstatus, sprich eben auch die Lebensqualität, signifikant verbessern.

Dariusch Afroukhte [00:32:51]:

Zeitgleich haben wir auch festgestellt, wir haben natürlich auch zwischendurch erhoben begleitend, also währenddessen und nach sechs Monaten beispielsweise konnten wir da aber noch keinen signifikanten Unterschied feststellen. Denn Gesundheitsstatus, einfach davon ausgehen, dass es recht wenig Zeit ist, natürlich sechs Monate. 

Nach zwölf Monaten sah es dann schon etwas anders aus, aber verschiedene andere Outcomes, die wir da beleuchtet haben, konnten dann eben, ja, da konnte kein Effekt nach zwölf Monaten auch nicht nachgewiesen werden. 

Der inklusive Forschungsansatz dieses Projekts

Ja, also unsere Evaluatoren aus Bielefeld vermuten dann eben, wenn es länger laufen würde, das Projekt, dass man danach wahrscheinlich auch eher in Richtung positive Ergebnisse käme. Insgesamt können wir aber auch so in der Zusammenarbeit sagen, oder besonders hervorheben auch in unseren Projektergebnissen, ist hier auch der inklusive Forschungsansatz. Das heißt, wir hatten eine inklusive Forschungsgruppe, die sich zusammensetzt aus fünf Menschen mit Lernschwierigkeiten. Und diese Gruppe hat unser Forschungsteam in Bielefeld unterstützt, ja, in der Evolution und hat auch eigene Fragen entwickelt, Interviews geführt. Ja, und das alles ist jetzt noch in der Auswertung.

Ein Ergebnis des Projekts 

Dariusch Afroukhte [00:34:06]:

Bis 21. Februar können wir da sozusagen nochmal so ein Gesamtfeedback machen und müssen dann natürlich auch die Projektergebnisse dementsprechend transparent an den Projektkrieger kommunizieren und haben aber auch viele kleinere oder andere Projektergebnisse, die mit einfließen. Also sowas wie das Manual, Pia, was ihr hier entwickelt, ist ja auch ein Teil unseres Ergebnisses.

Pia Khan [00:34:34]:

Genau. Wir entwickeln gerade noch oder sind eben daran, unsere Ergebnisse aus der Praxis zusammenzuführen in einem Manual, das dann so aufbereitet sein soll, dass Pflegeexpertinnen, Gesundheitsexpertinnen in anderen Regionen, in anderen Kontexten vielleicht auch mit der Zielgruppe, das auch umsetzen können. Also, dass unsere Erfahrungen, die wir gesammelt haben und das, was wir so aufgebaut haben, dass das auch übersetzt werden kann, deutschlandweit. 

Forschungsergebnisse können aus der Praxis unterfüttert werden

Genau, das sind die Forschungsergebnisse, die Dariusch jetzt so ein bisschen dargestellt hat, die können wir eben auch gut so aus der Praxis unterfüttern. Also, dass es nach sechs Monaten noch keinen Effekt gibt, dass es einfach, man muss sich kennenlernen, die Beziehung aufbauen, dass man dann überhaupt an die Themen rankommt und dann in den Sozialräumen, in den Regionen erstmal die Angebote finden und die Barrieren identifizieren und dann überwinden und so. 

Das dauert alles seine Zeit und wir hatten nach zwölf Monaten dann häufig mit Leuten auch schon erste Ziele erreicht. Häufig aber auch so, dass man gedacht hat, okay, jetzt könnten wir so richtig loslegen. Es ist sehr unterschiedlich von der Dauer, wo man sagen würde, okay, zwölf Monate, das war jetzt dem Projekt geschuldet, aber wahrscheinlich müsste man da sehr flexibler arbeiten.

Langfristige und nachhaltige Zusammenarbeit

Mechthild [00:36:03]:

Und auch eine langfristige Zusammenarbeit. Wenn ihr sagt zwölf Monate, sieht man die Ergebnisse und dann muss das ja auch irgendwie weiter gehalten werden.

Pia Khan [00:36:12]:

Genau, wir haben schon versucht, das auch auf Nachhaltigkeit zu machen, eben das schon vorhandene Unterstützungssystem mit einzubeziehen, manchmal auch unterstützen, das aufzubauen, dass das dann eben weitergetragen wird. 

Ideen für Folge-Projekte

Und das sind auch so Bereiche, wo ich persönlich denke, dass man da auch nochmal Projekte initiieren könnte oder weiterführende Forschung machen müsste. Was könnte es denn bringen, wenn die Gesundheitskompetenz im Unterstützungssystem erhöht wird? Wir hatten das auch häufig, dass Assistentinnen, Betreuer, Familienangehörige auch gefragt haben, können wir denn irgendwie von euch Informationen bekommen? Genau das ist auch ein Bedarf.

Forschungsergebnisse sollen verbreitet werden

Dariusch Afroukhte [00:36:54]:

Deswegen versuchen wir auch so ein bisschen eben auch, als Teil der Ergebnisse die so weit möglich zu verbreiten und vor allen Dingen eben auch an, wie Pia gesagt hat, an Fachkräfte. Also wir arbeiten ja auch mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen. Das wird, also Teil der Ergebnisse als Bericht wird dann ja auch öffentlich zugänglich, auch über den Projektträger sein, auch sowas wie das Manual, also so Handlungsempfehlungen, die dann auch öffentlich einsehbar sind, genutzt werden können. Auch so Projektergebnisse der Sozialraumanalyse, was ist eben vor Ort und was fehlt dann noch an Strukturen vor Ort. 

Sowas fließt dann natürlich auch für die Öffentlichkeit ein, da wir ja auch ein öffentlich gefördertes Projekt sind.

Veröffentlichungen auf der Webseite

Mechthild [00:37:40]:

Ja, dann werde ich auf jeden Fall auch in dem Blogpost oder den Show Notes zu eurem Manual und der Website mit den Informationen verlinken, weil ich das auch spannend finde und vielleicht finden das andere auch noch für sich spannend für das, was sie machen. Genau, das klingt auf jeden Fall gut und auch, dass ihr so, ja, das für andere Menschen dann zugänglich macht, dass sie das auch nutzen können.

Dariusch Afroukhte [00:38:04]:

Also da machen wir natürlich auch viel in Richtung Veröffentlichung, Publikation, die dann auch auf unserer Homepage verlinkt werden. 

Teilnahme an Kongressen

Wir haben jetzt auch seit dem Sommer viel an Kongressen teilgenommen und ja insgesamt war die Resonanz dort auch durchweg positiv. Also wir haben zum Beispiel im deutschsprachigen Raum in Wien beim Pflegeethikkongress teilgenommen, als auch international in Chicago bei dem Weltkongress rund Menschen mit Lernschwierigkeiten. Aber ich selbst war auch mit Pia vor Ort in Polen bei einem Gesundheitsförderungskongress. Oder wir waren auch vertreten in Schottland bei einem Pflegeexpertise-Kongress.

Da hat sich auch immer wieder gezeigt, das Thema Gesundheit und Teilhabe von Menschen mit Lernschwierigkeiten ja, hat großes Interesse, schon eben auch in der wissenschaftlichen Welt. Aber die meisten Projekte und Initiativen haben sich eher nicht mit Menschen mit Lernschwierigkeiten beschäftigt. Also wenn dann eben Menschen mit Einschränkungen im Allgemeinen. Und von daher ist es auch für uns umso wichtiger, dass wir Menschen mit Lernschwierigkeiten auch auf der wissenschaftlichen Bühne eben vermehrt Aufmerksamkeit geben. 

Praxisnahe Ansätze 

Ja, und besonders unsere praxisnahen Ansätze und eben die Einbindung der Teilnehmenden in den Forschungsprozess auch wurden insgesamt sehr begrüßt. Viele Institutionen sehen da auch ein wichtiges Thema und ja, je mehr Aufmerksamkeit das Thema Gesundheit und Menschen mit Lernstörungsproblemen hat, je mehr da auch zu geforscht wird, desto mehr ist es natürlich auch politischen Entscheidungsträger und Trägerinnen im Gedächtnis. Da kann man dann eben vielleicht mehr finanzielle Möglichkeiten herstellen.

Nachweisen, dass diese Interventionen funktionieren

Dariusch Afroukhte [00:39:45]:

Weil das ist natürlich ein großes Thema. Unser Projekt, ja, also Hintergrund so eines Forschungsprojektes ist es ja auch zu zeigen, ja, so eine Intervention funktioniert und deswegen soll es jetzt als Leistung in die gesetzliche Krankenversicherung integriert werden. Ja, aber es ist ein sehr, sehr langer Prozess. 

Ja, eben in dem sowieso recht teuren Gesundheitssystem ist ja leider nicht unendlich Geld vorhanden. Und das war auch so ein bisschen natürlich eines unserer Ziele, dann die Richtung anzustoßen. Und deswegen arbeiten wir auch mit großen Krankenkassen zusammen, da zumindest eben darauf aufmerksam zu machen.

Prävention ist ein wichtiges Thema 

Mechthild [00:40:29]:

Ja, so Prävention oder Vorbeugung von Krankheiten. Ja, auch ein wichtiges Thema, dass Leute rechtzeitig merken, oh, ist gerade in einem Bereich rund das Thema Gesundheit etwas bei mir, wo ich auf mich achten sollte. 

Cool, dass ihr das Angebot habt und hoffentlich geht es dann auch in den nächsten Jahren damit weiter, dass auch mehr Menschen erreicht werden und ihr auch noch weiter forschen könnt, welche Bereiche vielleicht auch noch mehr Aufmerksamkeit brauchen oder wie man Angebote noch inklusiver gestalten kann. 

Menschen mit Behinderung direkt einbeziehen

Und ich finde es auch gut, dass ihr mit Menschen mit Behinderung direkt auch im Forschungsteam arbeitet, weil das ist ja auch oft so, dass es dann über Menschen mit Behinderung ist und nicht mit Menschen mit Behinderung und dass ihr die auch direkt dabei habt. Das finde ich auf jeden Fall auch sehr wichtig, dass da direkt zusammengearbeitet wird in dem ganzen Prozess. Ja, gibt es von eurer Seite noch irgendwas, was ich jetzt vergessen habe zu fragen oder wo ihr nochmal was ergänzen wollt aus dem, was wir bis jetzt alles gesprochen haben.

Verknüpfung von verschiedenen Bereichen

Dariusch Afroukhte [00:41:35]:

Ja ich glaube, wir haben ganz gut ganz viel abgedeckt. Es ist natürlich recht viel, irgendwie in knapp einer Stunde zusammenzufassen. Also es drehte sich ja schon so ein bisschen heute ja auch das Thema Achtsamkeit und Prävention. Und natürlich ist so ein Schlüssel ja auch in unserem Ansatz diese Verknüpfung der verschiedenen Bereiche, dass wir da eben Nicht nur sagen, wir schauen uns nur ein Bereich ein, sondern wir können ganzheitlich eben verschiedene Bereiche anschauen und dort vor allem individuell mit den Menschen arbeiten. 

Veränderung in der Arbeit der Pflege- und Gesundheitsexpertinnen

Das hattest du ja eben auch erwähnt. Nicht nur im Forschungsprozess, sondern eben auch wirklich in der Arbeit der Pflege- und Gesundheitsexpertinnen. Was eben wichtig ist, dass dort eine gewisse Kompetenz der Gesundheitsakteurinnen dementsprechend ja auch ausgerichtet sein muss, auf vulnerable Menschen gucken. Also auch da beispielsweise eben, weswegen wir auch das Projekt ins Leben gerufen haben, eben der Profession Pflege mehr in die Verantwortung zu nehmen und denen da eben mehr Kompetenzen im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention für vulnerable Menschengruppen in der Pflege auch wirklich gewährleisten zu können.

Bereits in Ausbildungen mehr Fokus auf das Thema 

Dariusch Afroukhte [00:42:55]:

In internationalen Vergleichen kann man sagen, ist der Pflegebereich ja in Deutschland noch ein bisschen hinterher, was auch die Kompetenzen angeht. Also wir hatten auch Austausch mit internationalen Pflege- und Gesundheitsexpertinnen, beispielsweise aus Irland, aus dem UK-Raum. Und dort gibt es dann wirklich schon im Studium spezifische Schwerpunkte, die man wählen kann. Also sowas wie Disability Studies oder Nursing, dass man dann studiert, mit Schwerpunkt Menschen mit Lernfähigkeiten. Ja, auch da versuchen wir natürlich mit unserem Projekt Aufmerksamkeit zu erregen, dort auch wirklich in der Bildungslandschaft mehr erreichen zu können.

Noch offene Themen?

Mechthild [00:43:38]:

Ja, cool. Auch ein wichtiges Thema, dass das schon so immer mitgedacht wird, das Thema Behinderung.

Dariusch Afroukhte [00:43:45]:

Hast du noch irgendwas, Pia? Wir haben ja recht viel gesprochen.

Pia Khan [00:43:50]:

Ja, genau, wir sind einmal ganz durch.

Mechthild [00:43:54]:

Es ist gut, da haben wir einen guten Überblick gegeben. 

Pia Khan [00:43:57]:

Das ist gut, ja.

Mehr Informationen zum Projekt

Mechthild [00:43:58]:

Gut, ja, dann vielen Dank für eure Zeit und dass ihr das Projekt hier vorgestellt habt. Und genau, ich werde alles verlinken und vielleicht gibt es dann Menschen, die sich auch noch bei euch melden mit Fragen.

Dariusch Afroukhte [00:44:12]:

Ja, klar. Du kannst gerne unsere Homepage verlinken, eben www.projekt-besser.de.  Da sind alle Kontaktdaten, da veröffentlichen wir auch alle Publikationen, alles, was rund Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden kann, wird dann nach und nach auf die Homepage gestellt. Da steht auch noch mal einiges zum Hintergrund. Und atürlich auch etwas über unsere Abschlussveranstaltung, die große Abschlussveranstaltung am 21. Februar 2025, die wir dann ja auch inklusiv gestalten wollen, eben vor allen Dingen auch mit unseren Teilnehmenden. Und ja, falls du im Februar in Hamburg bist, bist du natürlich auch herzlich eingeladen.

Abschluss der Folge

Mechthild [00:44:56]:

Okay, danke. Wahrscheinlich nicht, aber falls es sich doch ergibt, sage ich Bescheid. Dann noch mal danke und dann noch einen schönen Tag.

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