In dieser Folge spreche ich mit Svenja von kunterbuntsein über Neurodivergenz, Achtsamkeit, Community und viele weitere spannende Themen. Hier kannst du direkt in die Folge reinhören.
Diese Folge ist ein Interview über Neurodivergenz, Community und Achtsamkeit. Ich spreche mit Svenja von kunterbuntsein über ADHS und wie sie aus ihrer eigenen Geschichte eine Community aufgebaut hat.
Da Svenja auch als Sterbebegleiterin arbeitet, sprechen wir auch über dieses Thema. Auch sprechen wir über die Themen Ableismus und Behinderung
CN: Tod, Sterben, Ableismus, Behinderung, Neurodivergenz, Angst
Hier kannst du dir die Folge direkt anhören:
Oder du kannst die Folge auch auf Spotify, Apple Podcast oder wo du sonst noch Podcasts hörst, finden.
Über diese Themen sprechen wir
- Svenja stellt sich vor
- AD(H)S, Neurodivers und Neurotypisch erklärt
- Ableismus bei Neurodivergenz
- Stressige Situationen in deinem Leben: Wie gehst du mit Stress um
- Achtsamkeit in ihrem Leben
- Community, Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie du haben
- Achtsamkeit in der Sterbebegleitung
- Svenjas eigene Selbstfürsorgepraxis
Über Svenja
Svenja ist 27 Jahre alt (Stand November 2022) und auf Instagram und im Podcast als kunterbuntsein unterwegs.
Vor 3 Jahren hat sie die ADHS Diagnose bekommen und klärt seitdem zu dem Thema auf und teilt ihre Gedanken und Erfahrungen
Was ist AD(H)S?
Die meisten Menschen denken bei ADHS sofort an jemanden, der hyperaktiv ist und dies passt sicher auch, aber ist auch noch komplexer.
Für Svenja kommt auch eine Problematik mit der Selbstregulation dazu. In Situationen, wo andere Menschen sich leicht tun sich selbst zu regulieren, fällt ihr dies schwer.
Vor allem, wenn es um die Themen:
- Konzentration
- Motivation
- Impulsivität
geht.
Da tut sie sich oft schwer. Sie braucht dann eine stimulierende Umgebung von innen oder von außen. Also quasi immer etwas Neues, Herausforderndes zu suchen. Und dies fühlt sich manchmal wie eine innere Unruhe an, diese Suche nach Stimulation. Es kann sich auch körperlich zeigen, auch wenn dies bei ihr nicht so stark ist
Wie geht sie damit um?
Dies tritt immer auf und ihr hilft Medikation sehr gut.
Bei ihr war der Grund für die Diagnose, dass sie davor immer wieder neue Sachen angefangen hat und z.B. ihr Studium abgebrochen hat und immer neue Herausforderungen angefangen hat. Mittlerweile hat sie gelernt, sich ein Leben zu schaffen, in einer Sache die Herausforderungen zu finden, wie in ihrem Podcast immer neue Ideen einzubauen und unterschiedliche Menschen zu dem Thema zu interviewen
Bei ihrem Psychologiestudium, dass sie gerade macht, weiß sie nicht, in welchem Semester sie gerade ist. Svenja arbeitet noch als Telefonistin, ehrenamtliche Sterbebegleiterin, hat eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin gemacht und ist jetzt auch noch ehrenamtliche Storchenbetreuerin. Da sie so viel parallel, macht, klappen die Dinge dann auch nicht so schnell, wie bei anderen Menschen
Ableismus bei Neurodivergenz
Internalisierter Ableismus hat sie lange sehr mitgenommen auf ihren Weg und sie hat dies lange selbst nicht verstanden.
Sie hat sich lange selbst als Problemhaft gesehen. Svenja hatte das Gefühl, nicht reinzupassen. Sie hatte das Gefühl, dass es als negative bewertet wird und verurteilt wird. Irgendwann hat sie gemerkt, dass sie einen anderen Weg braucht und andere Dinge und Bedingungen.
Es muss nicht alles genauso schnell klappen wie bei anderen. Diese Erkenntnis hat ihr ganz viel geschenkt. Dadurch hat sie dieses Gefühl von Frust und Scham verringern können und den sozialen Vergleich, nicht so viel leisten zu können, wie neurotypische Menschen es tun und anders zu sein. Bis sie an diesem Punkt war, hatte sie auch mit unschönen Phasen im Leben zu kämpfen und mit sozialen Ängsten.
Thema langsamer zu sein und Dinge nicht so schnell zu schaffen und sich mit anderen Menschen zu vergleichen ist ein Thema was auch andere behinderte Personen kennen.
Svenja sagt dazu, dass sie das auch schade findet. Wenn man seinen eigenen Weg komplett so leben kann, egal wie schnell, egal wie langsam, egal im Vergleich zu anderen, einfach komplett individuell, dann entsteht was total Schönes und Besonderes. Das kann gar nicht entstehen, wenn man immer nur das sieht, was man im Vergleich zu anderen nicht so hinbekommt.
Daran hat sie sich die Jahre davor so aufgehängt und dadurch konnte sie nicht das Schöne sehen. Sie hat es eher als Problem gesehen, dass sie so viele Sachen parallel gemacht. Sie hat sich immer gefragt, warum sie nicht einmal eine Sache richtig machen kann (auch wieder eine Bewertung):
Was stimmt nicht mit mir? Natürlich stimmt alles mit ihr
Neurodiversität
Das Konzept der Neurodiversität beschreibt, verschiedene Arten, wie das Gehirn aufgebaut ist.
Wie es auch in anderer Hinsicht auch Divergenz und Diversität gibt, gibt es die auch im neurologischen Bereich. Deshalb sagt man, zu Menschen, die im neurologischen Normbereich fallen, Neurotypisch und Neurodivergent sind Menschen, die z.B. von ADHS betroffen sind, Autismus, Lese-Rechtschreibung Schwäche
Zählt Zerebralparese auch zu Neurodivergenz?
Da es auch eine neurologische Sache ist
Svenja sagt auch, dass Menschen mit Depression dazu zählen können, da denkt auch ein Mensch anders
Eine Sache, die von Geburt an im Gehirn anders ist und dadurch ein anderes Denken da ist, als bei neurotypischen Menschen.
Da kann jede Person für sich entscheiden, ob sie sich da wieder finden kann oder nicht
Seit unserer Aufnahme, haben wir weitere Informationen dazu gefunden, dass Zerebralparese wohl auch als Neurodiversität eingestuft wird.
Muss man immer alles kategorisieren?
Wenn es einem weiterhilft, dann ist es das Wichtigste und kann helfen, um die eigene Lebenssituation zu verstehen.
Wie geht Svenja mit Stress in ihrem Alltag um?
Sie hat über die Jahre ihre Wege gefunden, um mit dem Stress umzugehen, auch wenn es nicht immer klappt. Grundlegend hilft ihr die bedingungslose Akzeptanz. Dies schafft sie natürlich nicht immer, aber sie versucht es immer wieder.
Wenn sie das Gefühl hat, dass sie keine Zeit hat, schenkt sie sich selbst Geduld. Sie probiert dann auch alles so zu akzeptieren, wie es gerade ist. Wenn es einfach nicht klappt, dann ist es einfach so. Sie kann es dann in dem Moment nicht ändern. Die Frage ist dann, wie sie damit um geht. Es hilft ihr auch, nicht immer auf eine Situation reagieren müssen oder etwas ändern zu müssen, sondern es manchmal auch einfach so stehen lassen. Sie kann es einfach auch fühlen, zulassen und stehen lassen. Es gelingt ihr immer besser, sich die Zeit für die Dinge zu nehmen, die sie braucht. Sie versucht Achtsamkeit zu praktizieren
Achtsamkeit bei Ängsten
In den letzten Jahren hat sie viel an Angstzuständen gelitten und sich auch dafür den Raum nehmen. Sich immer wieder zu sagen: “Ich darf mir den Raum dafür nehmen. Gerade ist dies wichtig.”
Sich bewusst Pausen nehmen, die sie braucht.
Entspannung für Menschen mit ADHS
Svenja steht immer etwas im Konflikt mit Entspannung. Für Menschen mit ADHS sind andere Dinge entspannend, als für Menschen, die kein ADHS haben
Sie braucht stimulierende Dinge zur Entspannung, wie sich bewegen, Filmmusik hören.
Meditation bei ADHS
Meditieren fällt ihr schwer, da sie nicht so lange still sitzen kann.
Es ist hier wichtig, eigenen Weg für Entspannung zu finden. Es hat auch wieder mit der Norm zu tun und dem anders zu sein, als die Mehrheit. Wahrzunehmen, was Entspannung für dich bedeutet und was du brauchst, um dich entspannt. Für sie ist eher Bewegung, wie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren entspannt sie und hilft ihr.
Mechthild meditiert meist so 10 bis 15 Minuten
Im MBSR-Kurs mit Anleitung für 45 Minuten. Wahrscheinlich wäre es für Svenja mit Anleitung auch leichter, auch wenn 45 Minuten zu lang sind. fände sie auch einfacher
Auch Tanzmeditation findet sie ein spannendes Konzept.
Es gibt die Möglichkeit der Gehmeditation, um Bewegung auf die Schritte wahrzunehmen
5 Tage am Stück ein Retreat wäre ihr auch zu lange. Mechthild erzählt von ihrer eigenen Erfahrung im Schweige-Retreat. Hier ging es nicht um Entspannung, sondern um das Wahrnehmen, was alles gerade da ist. Dafür brauch man auch schon eine eigene längere Meditationserfahrung, um dies machen zu können.
Austausch mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie du haben
Austausch mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben, hat Mechthild gutgetan.
Svenja hat es vor allem am Anfang ihrer Diagnose richtig gut gefallen, mit dem Wissen der Community Zugang zu dem Thema zu bekommen. In der Wissenschaft kommt dies gar nicht so zum Ausdruck, wie in der Community. Durch den Austausch mit anderen Menschen mit ADHS hat sie gelernt, sie selbst sein zu können. Sie hat dadurch andere Leute kennengelernt, die so fühlen wie sie und das auch so leben.
Wenn man immer viele neurotypische Menschen um sich hat und sich mit denen vergleicht, schneidet man immer ganz anders ab. Neurotypische Menschen haben sie oft gefragt, wie sie es schafft, so viel zu machen. Das fühlt sich für sie immer komisch an. In der Community lernt man, dass es eigentlich ganz normal ist, wie man es selbst erlebt.
Durch Gedankengänge von anderen kann sie sich inspirieren lassen. Es gibt so viele Vorurteile über das Thema und deshalb ist es ihr so wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Dadurch hat sie gemerkt, dass sie nicht alleine ist mit dem Thema. Es gibt andere Personen, denen es ähnlich geht.
Man fühlt sich verstanden, und dies hilft, dem eigenen Denken wieder vertrauen können. Wenn man sich selbst eine längere Zeit hinterfragt und nicht an sich selbst glaubt und vertraut, fällt es schwer, dies wieder zu machen.
Wenn man dann merkt: Es gibt viel mehr Leuten, die so denken und ich kann mir vertrauen, gibt dies Selbstwertgefühl.
Online kann man auch viel mehr Leute kennenlernen, denen es ähnlich geht. Hier findet man leichteren Zugang zu anderen Leuten, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen.
Community ist eine wichtige Ressource. Es ist natürlich auch kein muss, es kann auch Zeiten geben, wenn man wieder mehr für sich sein möchte.
Die kunterbuntsein-Community trifft sich auf folgenden Kanälen:
Die Links dazu findet ihr auf der kunterbuntsein-Webseite
In 2 WhatsApp Gruppen:
Eine für alltägliche Dinge
Eine für spezifische Fragen
Discord Channel
Einem wöchentlichen Stammtisch
Achtsamkeit in der Sterbebegleitung
Die meisten Menschen denken, dass es eine selbstlose Entscheidung war, dies zu tun. Svenja macht es, weil sie es mag, sich mit Herausforderungen zu konfrontieren. Sie lernt dadurch sehr viel über Menschen und über das Leben. Seit sie Ausbildung abgeschlossen hatte, hat sie 3 Begleitungen gemacht.
Bei zwei der Begleitungen konnte sie nicht mehr mit den Personen sprechen. Nur emotionale Verbindung über Blicke. Die emotionale Verbundenheit nur darüber, dies fand sie sehr faszinierend. Sie hat gemerkt, dass sie sich Raum für Emotionen nehmen darf und es z zelebrieren, dass sie so eine Verbindung spürt. Es auch zu genießen das man die Person kennenlernen durfte. Dies gibt ihr viel.
Die Länge der Begleitung ist ganz unterschiedlich
Sie arbeitet für einen humanistischen Hospizdienst, der Welt- und Kultur offen ist.
Die Begleiter*innen fahren ins Krankenhaus, Seniorenheim oder nach Hause zu den Personen.
Es ist immer ganz unterschiedlich, wie die Begleitung. In den ersten zwei Fällen waren es akute Fälle und sie ist dann in den zwei Wochen jeden Tag zu den Personen hingefahren.
Manchmal inspiriert sie etwas und sie teilt Gedanken dazu, aber auf ihrem Kanal geht es eher um ADHS, manchmal teilt sie dazu dann auch etwas in dem Podcast, da sie dort mehr Zeit für längere Gedanken hat.
Svenjas eigene Selbstfürsorgepraxis
Sie mag es, Zeit zum Nachdenken und zum sich sortieren zu haben. Sie findet es schön Emotionen zu fühlen und Dinge zu verstehen.
Auch mit ihrem Partner zu knuddeln, die Augen schließen und Musik zu hören ist für sie Selbstfürsorge.
Sie findet es auch schön, Wanderung zusammen zu machen. Dabei kann sie alles sortieren und wieder bei sich ankommen. Sie kann alles, was sie gelernt und reflektiert hat, sacken lassen. Dies hilft ihr dabei, alles besser annehmen zu können, als direkt zur nächsten Situation hasten zu müssen.
Eine neue Sache, die sie für sich entdeckt hat, ist kochen beim true crime Podcast hören.
Hier findet ihr Svenja
Und ihr könnt Svenja auch gerne schreiben, sie freut sich immer über den Austausch.
Was sie euch noch mitgeben möchte
Es ist gut, seinem Herzen zu folgen. Sich selbst vertrauen, dass zu tun, was einem Spaß macht und einem selbst leicht fällt. Ohne darüber nachdenken, was andere erwarten.
Darauf vertrauen, dass das, was man fühlt oder wo man hin möchte, das Richtige ist.
Hier findet ihr noch die Folge im kunterbuntsein Podcast, in der ich zu Gast war.
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