In Folge 33 spreche ich mit Katja Sandschneider darüber, wie Yoga barrierfrei aussieht. Was muss man beachten, um Yoga für mehr Menschen zugänglich zu machen? Und beantworten die Frage der Folge: Wie geht Yoga barrierefrei?
Höre hier direkt in die neue Folge rein.
Diesmal spreche ich mit Katja Sandschneider von Yoga barrierefrei darüber, wie Yoga barrierefrei möglich ist. Was können wir als Yogalehrer*innen machen, um unser Angebot für mehr Menschen zugänglich machen und wie hat Katja selbst zum Yoga gefunden?
Sie hat auch seit ihrer Geburt eine Behinderung und Yoga hat sie dabei unterstützt, besser mit den körperlichen Schmerzen umzugehen und ihre eigene Situation besser zu akzeptieren. Dies gibt sie jetzt an ihre Schüler*innen weiter. Auch ist sie bereits lange Accessible Yoga Ambassador und war bereits bei der ersten Accessible Yoga Konferenz 2015 dabei.
Du kannst dir die neue Folge direkt hier anhören:
Darüber sprechen wir in dieser Folge:
- Über Katja Sandschneider
- Katjas Weg zu Yoga
- Wie sie gemerkt hat, dass sie Yoga-Lehrerin werden möchte
- Accessible Yoga und Yoga barrierefrei
- Wie sie ihre Yoga-Stunden für mehr Menschen zugänglich macht
- Yoga und Akzeptanz von Situationen
- Wie Katja gerade Yoga an mehr Menschen weitergibt
- Die Vorteile und Nachteile von Online-Yoga
- Katjas Selbstfürsorge-Praxis
Aus der Audio-Aufnahme habe ich ein automatisches Transkript erstellen lassen. Für die Lesbarkeit hier im Podcast habe ich es mit Zwischen-Überschriften versehen.
Einleitung in Folge 33
Mechthild:
Hallo, herzlich willkommen zu Folge 33 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast. Ich bin Mechthild und ich freue mich, dass du wieder hier bist und dir die neue Folge anhörst. Ich bin ein bisschen erkältet, aber das hat mich nicht davon abgehalten, diese Folge mit Katja aufzunehmen, weil ich das Interview schon lange geplant habe und auch nächste Woche im Urlaub bin.
Kurzes Update zur Inklusive Achtsamkeit Community Plattform
Also wenn die Folge rauskommt, bin ich schon wieder aus dem Urlaub zurück und bin auch schon in Berlin (Anmerkung: wenn die Folge veröffentlicht ist, bin ich auch schon wieder aus Berlin zurück) für das Community-Projekt, was ich ja jetzt plane. Da hoffe ich auch bald ein bisschen mehr Update zu geben. Im Moment ist alles noch in der Entwicklung und in der Planung.
Ich plane ja eine inklusive Achtsamkeit Online-Community und hoffe, dass wir da zusammenkommen und uns weiter über die Themen Achtsamkeit und Inklusion austauschen können und auch gemeinsam praktizieren können.
Da bin ich schon ganz aufgeregt, dass wir das jetzt endlich angehen, dass das kommen wird und genau da werde ich auch bald eine Warteliste für haben, dass du dich eintragen kannst, zu sagen, ah ja, ich möchte auch sofort informiert werden, sobald es mehr Informationen zu diesem Projekt gibt, zu der Community.
Überleitung zum Thema der Folge 33
Und Katja, die jetzt im Interview war, heute, in dieser Folge, kenne ich auch schon seit 2019. Ich weiß nicht, ob ich die davor schon gesehen habe, aber ich glaube 2019 war der Moment wo ich sie das erste Mal auch getroffen hab, da reden wir auch in der Folge drüber. Sie war eigentlich auch die erste Person in Deutschland, die ich kannte, die Yoga-Lehrerin war und eine Behinderung hatte, aber ich will nicht zu viel zu vorwegnehmen.
Ich freue mich einfach, dass diese Folge jetzt endlich entstanden ist, dass wir die Folge aufgenommen haben. Deswegen auch freue ich mich total. Ich sage jetzt ganz oft, dass ich mich freue, aber es ist einfach so.
Und jetzt viel Spaß mit der Folge.
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Und jetzt viel Spaß mit der Folge.
Der Inhalt der Folge 33
Vorstellung Katja Sandschneider
Hallo liebe Katja, danke, dass du im Podcast zu Gast bist. Ich fange immer so an, dass ich meine Gästin sich einmal selber vorstellen lasse, was du so über dich teilen möchtest, was du so machst. Sehr gerne.
Katja Sandschneider:
Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich auch sehr, mit dir sprechen zu können und zu deinem Publikum sprechen zu können. Genau, mein Name ist Katja Sandschneider. Ich bin 41 Jahre alt. Ich lebe seit 15 Jahren in Berlin, komme eigentlich aus Süddeutschland und unterrichte seit 2014, also seit knapp 10 Jahren, Yoga barrierefrei, wie ich es nenne. Yoga für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Ich selbst habe eine inkomplette Querschnittlähmung, das heißt, dass meine Muskulatur ab der rechten Hüfte und dem rechten Bein quasi nur noch so zu 5 bis 10 Prozent vielleicht existent ist. Also ich kann das Bein ganz wenig, ein bisschen selbst bewegen, aber ansonsten laufen kann ich nicht, beziehungsweise kann nur laufen, wenn ich eine Orthese trage, also eine Schiene am Rücken oder auch Krücken benutze.
Körperliche Schmerzen und Bewegung
Und wie so oft hängt natürlich alles mit allem zusammen. Das heißt, Beckenschiefstand, Wirbelsäulen, Skoliosen, verschiedene Fehlstellungen kommen damit einher. Letztlich bin ich, seit ich jugendlich bin, auf der Suche nach irgendwas, was meinen Rückenschmerzen entgegenwirkt oder mich da so ein bisschen selbst befähigt, auch was für meine Gesundheit tun zu können. Ich habe ganz viel ausprobiert, schwimmen über Fitnessstudio, Tai Chi, Qigong, alles Mögliche.
Das war auch alles schon gut, Physiotherapie natürlich auch. Aber für mich persönlich den nachhaltigsten Effekt hatte das Yoga, dass ich 2010 zum ersten Mal selbst gemacht habe. Ich glaube, da kommen wir gleich ein bisschen im Detail zu. Ich will noch gar nicht so weit ausholen.
Genau, dass mich das so überzeugt hat, dass dann auch die Idee entstanden ist, das auch weiterzugeben, auch an Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Und genau, seitdem gibt es Yoga barrierefrei, seit 2015.
Und ja, so bin ich jetzt auch irgendwie auf meinem Weg hier in deinem Podcast gelandet.
Wie Katja zu Yoga gefunden hat
Mechthild:
Ja, genau, auf jeden Fall. Cool, dann fange ich mal direkt mit 2010 vielleicht an, wie du dann damals Yoga gefunden hast. Das würde mich interessieren.
Katja Sandschneider:
Ja, das war tatsächlich so ein bisschen Zufall. Ich hatte das eigentlich schon ganz lange vor, aber hatte überhaupt keine Vorstellung, was Yoga eigentlich ist, was es bedeutet, beziehungsweise welche Art von Übungen man macht. Da hatte ich dann schon auch tatsächlich Hemmungen, weil ich dachte auch, nicht, dass ich dann irgendwie doch den Großteil nicht mitmachen kann und die ganze Zeit nur blöd dabei sitzt und nichts tut.
Yoga für sich ausprobieren
Und als dann in meiner Nachbarschaft ein Yoga-Studio eröffnet hat, habe ich das so als Zeichen gesehen, okay jetzt versuche ich das einfach mal und hatte aber wirklich Glück, dass es eine sehr offene und tolerante und experimentierfreudige Yoga-Lehrerin war.
Ich habe die nämlich vorher angerufen und so ein bisschen geschildert, wie so meine Situation ist und die hat gesagt, komm einfach vorbei, wir versuchen. Was auch nicht normal ist. Ich kenne auch von meinen Schüler*innen, die werden auch zum Teil weggeschickt, von Yoga-Studios, was sehr schade ist.
Insofern habe ich meine erste Yoga-Stunde dort probiert und gemacht. Ich musste sofort recht viel abändern und abwandeln, also ich konnte jetzt nicht so eins zu eins mitmachen, aber irgendwie ist mir das vom ersten Moment an recht einfach gefallen und ich habe zu allem irgendwie eine Adaption gefunden oder eine Variation. Und nach dieser ersten Stunde, ich kann ja gar nicht sagen, wie ich mich da gefühlt habe.
Durch Yoga hat sie sich direkt besser gefühlt
Also ich war irgendwie drei Tage lang auf Wolke Sieben. Ich habe mich sehr, sehr gut gefühlt, also gestärkt gefühlt. Ich habe mich gleichzeitig entspannt gefühlt, fokussiert gefühlt. Also ja, irgendwie total toll und war selbst total überrascht und fasziniert, wie das durch so eine 90-minütige Praxis passieren kann. Und seitdem war ich dann Feuer und Flamme. Da hat es mich quasi gepackt. Dann habe ich ziemlich schnell auch angefangen, das in meine tägliche Routine zu übernehmen.
Positive körperliche Effekte von Yoga
Ich habe auch sofort gemerkt, wie viel es mir hilft, mit meinen Rückenschmerzen. Also wie viel weniger Rückenschmerzen ich habe, wie viel weniger Ibuprofen ich dadurch nehmen muss.
Die nächsten Schritte auf ihrem Weg mit Yoga
Dann kamen die nächsten Schritte. Selbst viel praktiziert. Ich war am Anfang süchtig danach. Ich habe alles aufgesogen, wie so ein Schwamm und die Idee dann auch zu unterrichten kam dann auch 2012, also zwei Jahre später. Und dann habe ich 2013 die Ausbildung gemacht und unterrichtet dann ab 2014
Mechthild:
2013 hast du die Ausbildung gemacht?
Katja Sandschneider:
Genau.
Ihre erste Erfahrungen im Yoga-Studio
Mechthild:
Cool, das heißt aber dann die Lehrerin, bei der du dann warst oder das Studio hat dich dann dabei unterstützt, direkt ab der ersten Stunde quasi auch die Übungen so zu machen, dass sie für dich passen und deinen Körper möglich sind?
Wir wollen nicht auf dem Präsentierteller sitzen
Katja Sandschneider:
Genau, das war so eine gute Mischung zwischen mich selbst ausprobieren lassen und machen lassen, aber auch Tipps geben und Hilfestellung. Also ich habe mich da nie alleine gelassen gefühlt, gleichzeitig, aber trotzdem hatte ich so meinen Freiraum. Das ist manchmal auch anstrengend, wenn man mit einer körperlichen Einschränkung praktiziert. Ich gehe recht oft und häufig hier in Berlin in verschiedene Studios und auch manchmal eher so Power-Vinyasa oder so, also was körperlich schon recht anstrengend ist, wo ich viel abwandeln muss. Und wenn dann quasi, wenn ich zu viel Input von der Lehrerin bekomme, dann fühle ich mich dann auch nicht so wohl. Oder der Lehrer mir direkt in der Stunde etwas sagt, was ich machen soll, weil ich mich dann immer so ein bisschen auf dem Präsentierteller fühle oder so die Extra-Wurst habe. Aber das war dort irgendwie so eine gesunde Mischung. Das hat sehr gut geklappt.
Katjas Weg zur Yogalehrerin
Mechthild:
Ja, das klingt gut. Und dann war ja auch eigentlich dein Weg, quasi dich dazu zu entscheiden, Yogalehrerin zu werden, auch relativ schnell. Weil ich weiß, bei mir hat das alles ein bisschen länger gedauert, bis ich dann, von selber Yoga machen zu, ah ja, ich kann auch Lehrerin werden, gekommen bin.
Katja Sandschneider:
Also, das ging halbwegs schnell, aber tatsächlich brauchte ich da auch einen kleinen Input von außen. Das war auch eigentlich eine ganz schöne, also nicht eigentlich, es war eine sehr schöne Situation. Und zwar habe ich dann meinen ersten Yoga-Urlaub gemacht, also so einen Sommer-Retreat auf Korfu. Und fand das ganz toll.
Also ich war wahnsinnig gestresst davor von meinem Job und war begeistert davon, wie ich innerhalb von einer Woche total entspannen kann, durch diese Mischung Sommer, Sonne, Strand, aber natürlich auch Bewegung und Yoga und Meditation und Pranayama und dieses ganze Kombi-Paket. Und das hat mich wieder, also noch vor Ort, dort mehr überzeugt, dass das Yoga für mich ist.
Dann gab es eben ein Gespräch mit einer Teilnehmerin dort. Ich hatte sie dann gefragt, ach du bist auch Yogalehrerin und sie sagte so ja genau und fragte mich dann zurück, na und du auch?
Das war für mich total die absurde Frage erstmal. Ich dachte, hä, nee natürlich nicht, guck doch, ich habe doch die Einschränkungen. Und dann sagte sie einfach so ganz simpel, warum denn nicht?
Und dann ist bei mir der Groschen gefallen, ja warum, eigentlich nicht?
Dann ist quasi die Idee noch auf Korfu entstanden und da habe ich richtig gemerkt, wie so alles in mir dafür brennt.
Yoga für Menschen mit Behinderung gab es damals noch gar nicht viel
Dann kam ich erst mal zurück nach Hause und habe viel gegoogelt und recherchiert, ob es das schon gibt, in welcher Form es das schon gibt. Und dann festgestellt, dass es noch gar nicht wirklich viel gibt, vor allem nicht im deutschsprachigen Raum. Wir hatten gerade schon ein Vorgespräch davon, dass es in den USA sich da viele Lehrer darauf spezialisiert haben, dass es dort auch Fortbildungen geben, aber gerade im deutschsprachigen Raum sehr, sehr wenig und das hat mich dann noch umso mehr bestärkt, das dann zu machen und den Weg zu gehen.
Mechthilds eigene Geschichte zur Yogalehrerin hat länger gedauert
Mechthild:
Ja, das kann ich auf jeden Fall auch von mir bestätigen. Ich habe ja 2008 oder 2009 angefangen Yoga zu machen und das war noch in den Niederlanden und da hatte ich auch Glück, dass ich einen Lehrer hatte, der so ähnlich wie bei deinen Lehrern auch, halt mich einfach mitmachen lassen oder halt gewusst hat, dass Yoga ja halt viel mehr ist als nur die körperlichen Asanas und mich einfach hat quasi alles auch mitmachen haben, wo ich mitmachen konnte.
Das klingt so komisch, das so zu sagen, aber ja, wo ich halt einfach auch in der quasi fortgeschrittenen Yoga-Gruppe war. Obwohl ich so gefühlt habe, als ob ich nicht fortgeschritten sein könnte, weil ich halt ja eine Körperbehinderung habe, aber das stimmt halt gar nicht so, weil fortgeschrittenes Yoga ist ja nicht nur, sich besonders gut verrenken zu können.
Als ich wieder nach Deutschland zurückgekommen bin, hatte ich auch dieses Gefühl, erstmal nicht überhaupt in ein Yoga-Studio gehen zu können, so wie du das auch von deinen Schülerinnen und Schülern beschreibst.
Weil also erstmal die Barrierefreiheit überhaupt in ein Yoga-Studio zu kommen und dann auch natürlich immer dieses angeguckt zu werden oder auch das Gefühl zu haben, so auf dem Präsentierteller zu sein, wenn man irgendwo in ein Yoga-Studio ist, wo andere Leute sind, die vielleicht ja das nicht so wissen, dass Yoga halt für alle Menschen möglich ist.
Wie Katja und Mechthild sich kennengelernt haben
Genau, dann hatte ich mich irgendwann dazu entschieden, die Mindfulness-Based Stress Reduction-Lehrerin auszubilden zu machen, wo Yoga ja auch ein Teil von ist, aber eben nur ein Teil. Und dann auch eher so Asanas, also die Körperübung. Und das war glaube ich 2019 und da war nämlich auch der Moment, wo ich dich das erste Mal getroffen habe, nämlich bei den Inklusionstagen in Berlin.
Da hast du nämlich damals so fünf Minuten in der Pause Yoga gegeben. Und da dachte ich, ach cool, jetzt gibt es doch noch andere Leute, die das auch machen, die auch eine Bindung haben und Yoga-Lehrerinnen sind.
Und dann habe ich weiter darüber nachgedacht, dass ich auch Yoga, quasi als Yoga-Lehrerin arbeiten kann, neben dem MBSR.
Yoga barrierefrei
Genau, und du gibst deinen Yoga, dass du unterrichtest, heißt ja auch Yoga barrierefrei. Willst du da noch mal ein bisschen erzählen, was das genau für dich bedeutet, was es auch vielleicht anders ist als anderes Yoga, was man sonst so kennt
Ja, ich hatte auch lange überlegt mit dem Begriff, weil es mir wichtig war, das irgendwie auf den Punkt zu bringen, worum es mir geht, aber es auch positiv zu besetzen, weil es gibt ja irgendwie, keine Ahnung, ja zum Beispiel Yoga ohne Barrieren hatte ich am Anfang auch, aber barrierefrei hat einfach nochmal eine andere Konnotation.
Und letztlich geht es mir darum, die Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die Yoga machen möchten, dazu zu befähigen, das auch zu tun. Egal, welche Einschränkungen sie haben und wie stark die Einschränkung ist.
Das heißt, ich gehe sehr individuell auf meine Teilnehmenden ein und wir fokussieren uns eben immer darauf, was geht, was kannst du selbst machen, was ist dir mit deinem Körper möglich und wie können wir da dann die Praxis damit ermöglichen.
Das heißt, wir halten uns nicht länger auch so, das geht nicht oder jenes geht nicht. Es gibt natürlich ganz viel, aber auch bei Menschen ohne Einschränkung gibt es ganz viele Sachen, die nicht gehen. Wenn man nur darauf fokussieren würde, dass wir das Glas halb leer sehen, aber wir sehen es eben eher halb voll.
Und durch diesen Ansatz und mit vielen Hilfsmitteln, natürlich auch Einsatz von Yoga-Blöcken, Stühlen, Wand, Tisch, Boden, alles Mögliche, was eben gerade da ist, geht das wirklich erstaunlich gut, dass auch Menschen, die wirklich auch starke Einschränkungen haben, selbst mitmachen können, zum Beispiel auch ohne Assistenz.
Es geht auch mit Assistenz, beispielsweise, dass eine zweite Person mithilft bei den Bewegungen, ist natürlich auch möglich.
Online Yoga barrierefrei
Momentan unterrichte ich ja auch online. Das hat sich in der Pandemie so ergeben, weil quasi aus ganz Deutschland auch Personen dann dazu gekommen sind, gerade weil es das ja in Deutschland noch nicht so häufig gibt.
Sehen, wie viel noch möglich ist
Und da sind auch Menschen dabei, die dann komplett im Rolli die Stunde im Sitzen mitmachen, aber alleine eben. Also sie brauchen keine Hilfe, sie brauchen keine Person, keine Betreuungsperson, Assistenz und das finde ich auch enorm wichtig, dass sie irgendwie so selbst ermächtigt werden, ihre eigene Praxis zu gestalten.
Mechthild:
Ja, weil es gibt ja so viel Freiheit, dass man merkt, wie viele Möglichkeiten man körperlich hat, wo vielleicht andere Leute, die ja entweder Therapeuten oder auch andere nicht behinderten Personen im Umfeld sagen, ach das kannst du nicht und dann merkt man, wie viel man eigentlich doch kann.
Zusammen in der Gruppe praktizieren
Katja Sandschneider:
Und die zweite Sache, die mir auch noch sehr wichtig ist, ist, dass alle gemeinsam in der Gruppe auch zusammen praktizieren. Also egal, je unterschiedlich oder je verschieden die Einschränkungen auch sein mögen, dass man gemeinsam Yoga praktiziert. Und es ist manchmal herausfordernd, also für mich als Lehrende, dass alles so auch vom Zeitmanagement her insgesamt wie die Stunde abläuft, da den unter einen Hut zu bekommen, aber es funktioniert eben.
Verschiedene Möglichkeiten für eine Asana zeigen
In der Regel mache ich es so, dass ich, wenn wir jetzt vor der nächsten Asana stehen, dass ich immer sage, okay, diese Variante ist zum Beispiel im Sitzen möglich, diese, wenn du jetzt auf der Matte bist, dann gibt es vielleicht noch eine stehende Variante. Also ich zeige erst mal ein paar Varianten vor und dann können die Personen selbst entscheiden, welche sie machen. Und das sind eben manche dabei, die zuerst auf den Stuhl, später auf die Matte gehen, komplett auf der Matte mitmachen oder nur im Sitzen mitmachen. Aber trotzdem machen sie eben gemeinsam Yoga und haben diese Erfahrung gemeinsam. Das finde ich auch noch sehr wichtig.
Unterschiede in Körperseiten wahrnehmen
Mechthild:
Ja, richtig cool. Das gibt ja, wie du eben schon gesagt hast, diese Selbst-Ermächtigung, dass jede Person gucken kann, was für ihren Körper gerade gut ist und auch vielleicht von Tag zu Tag ja oft unterschiedlich sein kann.
Katja Sandschneider:
Ja, da lege ich in meinem Unterricht, gerade jetzt, weil das online ist mittlerweile, großen Wert darauf. Ich weiß nicht, wie oft, in jeder Stunde betone, diese Achtsamkeit und Bewusstheit für den eigenen Körper und wie es eben gerade ist.
Auch die Unterschiedlichkeit zwischen zwei Körperseiten. Wenn man eine Asana hat, wo man erst eine Seite, dann die andere macht, diese Unterschiedlichkeit jetzt auch nicht zu verfluchen. Aus meiner eigenen Praxis kenne ich das, dass man manchmal da ein bisschen frustriert sein kann.
Aber das zu versuchen, es anzunehmen und sehr genau darauf zu achten, auch wie fühle ich mich heute, ist es geht ich jetzt zu weit, ist die Grenze schon früher, kann ich noch mehr an der Grenze arbeiten. Also auch dieses Kennenlernen des eigenen Körpers, der eigenen Grenzen, aber auch wieder in so einem positiven Setting und nicht zu denken, jetzt fühle ich mich schon wieder so steif, jetzt komme ich auch schon wieder nicht da mit der Hand hin.
Auch immer wieder, dass ich dann betone, darum geht es jetzt nicht im Yoga. Das ist kein gutes Yoga, nur weil du mit der Nasenspitze zum Knie kommst. Das hat überhaupt nichts auszusagen, sondern immer eher nochmal den Atem zu fokussieren, den mentalen Fokus wieder zurückzubringen. Genau, darauf lege ich auch Wert in meinen Klassen.
Yoga hilft ihr sich besser zu fühlen
Mechthild:
Ja, das klingt gut. Und das sind ja auch wieder wichtige Sachen, die man dann wieder auch aufs Leben quasi übertragen kann, was einem dann vielleicht auch wieder im Alltag hilft.
Katja Sandschneider:
Ja, auf jeden Fall, denke ich auch. Allein diese, also ich meine, ich kenne das aus der eigenen Erfahrung, dass man sich grundsätzlich, manchmal wenn man krank wird, aber auch wenn man eben eine chronische Einschränkung hat, sich dem oft so ausgeliefert fühlt und da eben nicht so rauskommt.
Also da kann ich jetzt nur von mir persönlich sprechen, manche Schüler haben es mir auch entsprechend so gespiegelt, aber dass es halt ein wahnsinniges Werkzeug ist und mir selbst so eine Kraft gibt und so eine Zuversicht, dass ich das doch ein Stück weit selbst noch kontrollieren kann und in der Hand habe.
Also nicht diesen kompletten Kontrollverlust so hinzunehmen, sondern zu sagen, okay, ich habe jetzt Rückenschmerzen, alles klar, aber ich gehe jetzt mal eine Stunde auf die Matte und es ist immer besser danach. Ich habe noch nie Yoga gemacht und es war danach schlimmer.
Und allein das ist jedes Mal so faszinierend und jedes Mal, wirklich jeden Tag bin ich dankbar dafür. Auch wenn ich das ein paar Tage nicht mache, die Yoga Praxis, merke ich sofort, dass ich mehr Schmerzen habe, dass ich mich insgesamt unwohler fühle. Und dann gleich wieder zu wissen, klar, das kostet erstmal Überwindung, ja, das ist Selbstdisziplin, aber es hilft eben auch sofort immer. Und es ist irgendwie besser und nachhaltiger, als sich einfach nur ein Ibuprofen einzuschmeißen.
Yoga unterstützt bei der Akzeptanz der eigenen Behinderung
Dieses Instrument für mich entdeckt zu haben, da bin ich einfach wahnsinnig dankbar. Weil das ist irgendwie Gold wert. Also das ist sowohl auf physischer als auch auf mentaler Ebene so wichtig für mein Wohlbefinden, jetzt gerade, psychisch und mental. Und auch zu dieser Akzeptanz meiner eigenen Behinderung.
Also das habe ich noch mal mehr gelernt durch das Selbst-Yoga-Praktizieren, aber natürlich auch durch das Yoga-Unterrichten.
Da nochmal einen anderen Blickwinkel auf meine eigene Behinderung zu haben und einfach zu sagen, ich kehre das jetzt in was Positives. Mich nicht so mit dem Negativen wieder auseinander zu setzen, sondern viel positiv denken, was ja letztlich auch so ein Kern, ein Punkt im Yoga auch ist. Insofern versuche ich das jeden Tag aufs Neue und dann eben auch mit meinen Schülerinnen und Schülern.
Mechthild:
Ja, sehr gut. Ja, vieles von dem, was du gesagt hast, ist auch echt bei mir so, mit der Selbstakzeptanz und zu dem sich einfach besser fühlen, selbst wenn es mir vielleicht nicht so gut geht und ich müde bin. Und dann merke ich, ah ok, es tut doch gut, was zu machen, sich zu bewegen, zu meditieren auch, was mir sehr wichtig ist.
Katja Sandschneider:
Ja, genau.
Accessible Yoga und Yoga barrierefrei
Mechthild :
Ja, genau, wir haben ja jetzt schon viel auch über Yoga Barrierefrei geredet und du hast auch gesagt, in der USA gibt es auch schon viel mehr, das ist ja zum Beispiel Accessible Yoga, wo du ja auch lange viel mitgebracht hast und auch immer noch machst, die das quasi amerikanische Pendant ein bisschen zu Yoga-Barrierefrei sind.
Katja Sandschneider:
Genau, genau. Tatsächlich, als ich den Gründer von Accessible Yoga kennenlernte, gab es noch gar keine Accessible Yoga. Ich habe den Weg so ein paar Jahre begleitet und die Entwicklung mitbekommen, was sehr, sehr schön ist.
Ich hatte Jivana Heyman, so heißt der Gründer, der aus Kalifornien kommt, eben dann gleich bei meiner Suche, bei meiner ersten Recherche nach diesem Korfu-Urlaub, wo mir die Idee kam, dann gefunden und habe herausgefunden, dass er einmal pro Jahr im Sommer immer in Kitzbühel in Österreich eine Fortbildung gibt zu dem Thema für Menschen mit körperlichen Einschränkungen.
Das macht er mittlerweile nicht mehr, aber damals war das tatsächlich noch eine 10-Tage-Fortbildung. Die habe ich dann gleich gemacht und war dann eben zehn Tage bei ihm und mit ihm in Kitzbühel.
Und das war quasi so, also nach meiner Grundausbildung, die ich hier bei Stefan Datt in Berlin gemacht habe, meine erste Fortbildung zu dem Thema körperliche Einschränkungen bzw. Variationsmöglichkeiten.
Und das war wahnsinnig wichtig und gut, weil es mir eben gezeigt hat oder einfach so eine Kreativität mitgegeben hat. Also es geht jetzt, man lernt in so einer Fortbildung jetzt nicht alle möglichen Variationen bei jeglicher Einschränkung, sondern lernt einfach mit Asanas kreativ umzugehen und auch mit den Körpern bzw. den Menschen, die zu einem in die Klasse kommen, kreativ umzugehen und zu arbeiten.
Die erste Accessible Yoga Konferenz
Und das war wahnsinnig wichtig, dann auch für den weiteren Weg natürlich. Und dann war, oh Gott, jetzt muss ich lügen, ich glaube 2015 genau, hat Jivana Heyman hatte dann sowieso die Idee, ein bisschen mehr Networking zu machen und hat dann das Accessible Yoga Conference veranstaltet in Santa Barbara, in Kalifornien, wo ich auch hingeflogen bin.
Mechthild:
Oh wow, cool.
Katja Sandschneider:
Das war auch eine wahnsinnig tolle Erfahrung, weil zum ersten Mal ich andere Yoga-Lehrende kennengelernt habe, die auch barrierefreie Klassen unterrichten.
Und das war für mich wahnsinnig wichtig, dieses Wow, man kann sich mal austauschen und dass ich nicht immer die Einzige bin zu dem Thema. Und die Konferenz war eben so ein großer Erfolg und alle waren irgendwie so, dass sie sagen, oh Gott, man muss sich mehr vernetzen. Es muss irgendwie alles noch bekannter werden, dass daraufhin quasi jährlich diese Konferenzen stattfanden und dann sich irgendwann auch diese NGO konstituiert hat.
Da war ich am Anfang sehr, sehr aktiv, da auch mit involviert, so dass wir auch in Europa, hier in Berlin, die erste europäische Konferenz dazu gemacht haben.
2018 war das, glaube ich, im Herbst. Seitdem floriert diese NGO und verbreitet sie weiter.
Accessible Yoga wird immer bekannter
Es ist mittlerweile wirklich schon vielen im Begriff, was mich sehr freut, weil es eben tatsächlich diese Botschaft in die Welt trägt und immer bekannter macht, dass Yoga auch mit körperlichen Einschränkungen möglich ist.
Wobei Accessible Yoga das auch noch viel, viel weiter zieht, also auch für Menschen mit vielleicht sozial schwierigen Hintergründen, mit wenig Geld, also auch so diese finanzielle Barrierefreiheit quasi. Also alle möglichen, wie sagt Jivana immer, dass er jetzt allen Menschengruppen ermöglichen möchte, die bisher noch unterrepräsentiert sind, beziehungsweise bisher noch keine Yoga-Praxis ermöglicht bekommen.
Mechthild:
Er macht ja auch echt viel auf Social Media, wo er dazu aufklärt und die haben ja auch eine ganze Online Akademie jetzt und Online Yoga Studio. Da ist auf jeden Fall viel Inhalt, den man finden kann, wie man für mehr Menschen zugänglich machen kann.
Katja Sandschneider:
Ja, auf jeden Fall. Ja, das ist mit sehr viel Herzblut und sehr viel Engagement von Jivana selbst natürlich, aber auch von allen möglichen Yogi und Yoginis weltweit gewachsen und so entstanden. Das ist wirklich eine sehr schöne Organisation.
Acessible Yoga in Deutschland
Mechthild :
Ja, in Deutschland muss es wieder noch ein bisschen aufblühen, weil wir ein bisschen mit nach Corona so eingeschlafen sind, habe ich das Gefühl.
Katja Sandschneider:
Ja, genau. Es gibt ja noch die Facebook-Gruppe, aber viel mehr als das gibt es Deutschlandweit nicht. Wir hatten das in Berlin dann eine Weile noch, dass wir ein paar, so eine Handvoll Yoga-Lehrer sind. Wir treffen uns auch noch halbwegs regelmäßig und tauschen öfter mal aus. In der Pandemie-Zeit haben wir das auch über Zoom gemacht.
Mechthild:
Da war ich auch einmal dabei.
Katja Sandschneider:
Ja, stimmt, du warst auch einmal dabei. Genau, was sehr wichtig ist, weil oft, also auch da wieder so der Austausch mit anderen Yoga-Lehrenden, die eben auch solche Klassen anbieten, weil wir ganz oft ganz konkrete Situationen, wo wir vielleicht selbst ein bisschen unsicher sind, ja, welche Asana kann ich da jetzt anbieten, welche Variationen, wie soll ich da mit der Situation umgehen, dass wir uns ganz konkret dazu austauschen. Das ist meistens so, oder immer sehr fruchtbar und hilfreich, einfach nochmal so ein paar Perspektiven von Kolleg*innen da mit reinzubekommen.
Sich gegenseitig unterstützen
Mechthild:
Ja, genau. Und auch wieder dieses zu merken, okay, ich bin nicht alleine mit der Idee, das für mehr Menschen zugänglich zu machen. Da gibt es auch schon andere, die das machen. Und wir können auch irgendwie zusammenarbeiten, wenn wir irgendwie was haben, wo wir merken, ich habe vielleicht Schülerinnen, die eher was anderes brauchen.
Manchmal kriege ich auch Anfragen von Leuten, die Yoga für Menschen, die gehörlos sind, suchen. Und dann empfehle ich die halt wieder weiter an andere gehörlose Yogalehrerinnen, weil ich das halt nicht anbieten kann. Genau. Und so einfach auch dieses Netzwerk zu haben an anderen Leuten, die auch sich dafür einsetzen, Yoga für mehr Menschen zugänglich zu machen.
Katja Sandschneider:
Genau, genau.
Mechthild:
Ja, richtig spannend. Ja, hoffentlich passiert dann wieder mehr.
Manchmal kommt das Leben dazwischen
Katja Sandschneider:
Ja, das hoffe ich auch. Mal schauen, wohin das noch geht. Aber klar, viele machen das ehrenamtlich und haben noch Jobs, quasi wie ich ja auch. Ich mache das nebenberuflich, also das ist nicht mein Hauptverdienst. Und da kommt natürlich immer das Leben so ein bisschen dazwischen. Schauen, wie man eben neben den eigenen Unterrichtsklassen der eigenen Praxis, die ja auch nicht so kurz kommen sollte und da dann eben auch noch Zeit für das findet.
Was macht Katja sonst in ihrem Alltag?
Mechthild:
Ja genau, das ist ja auch viel. Das wäre nämlich meine nächste Frage, was du sonst neben dem Yoga unterrichten und dem Yoga praktizieren noch so machst, was Teil deines Alltags ist.
Katja Sandschneider:
Du meinst jetzt ganz unabhängig vom Yoga oder schon Yoga spezifisch?
Mechthild:
Ja, wie du willst. Du kannst auch sagen, was noch im Yoga spezifisch ist, aber auch wenn du so außerhalb des Yogas noch machst. Oder was du sonst noch so machst, was sonst Themen sind, die wichtig in deinem Leben sind.
Katja Sandschneider:
Ja, also grundsätzlich, jetzt zuerst vielleicht fangen wir beim Yoga einmal an, bezogen aufs Yoga, versuche ich schon täglich meine Praxis zu machen und halte das eigentlich ganz gut durch.
Wenn ich nicht gerade gesundheitlich irgendwie angeschlagen bin, dann ist es eine Ausnahmesituation oder vielleicht auch auf Reisen, dann läuft das ein bisschen anders.
Aber in der Regel versuche ich so eine Stunde tatsächlich morgens auf die Matte zu gehen und so ein bis zweimal die Woche noch in Kurs zu gehen und das ist für mich dann tatsächlich eine gute Balance, dass ich sagen kann, damit bin ich halbwegs schmerzfrei. Ich bin selten ganz schmerzfrei.
Neben dem Bürojob ist Yoga ein wichtiger Ausgleich
Dazu kommt, da kommen wir auch gleich weiter, ein Bürojob, eine 75% Stelle, also nicht ganz Vollzeit, aber eben doch einiges. Und ich sitze sehr viel, insofern ist das auch ein sehr wichtiger Ausgleich, die Yoga-Praxis entsprechend.
Wöchentliche Kurse und andere Angebote
Und dann eben habe ich meinen wöchentlichen Kurs, den ich auch noch unterrichte und kriege immer wieder Anfragen zu Tagesworkshops oder zum Beispiel diese Konferenzgeschichte, wie bei den Inklusionstagen, wo wir uns kennengelernt haben, dass ich so kurze aktive Pausen anleite bei Konferenzen. Das kommt dann immer noch so dazu. Das ist manchmal mehr, manchmal weniger.
Unterrichten von Studierenden
Und dann im Sommersemester, also so meist in den Monaten April bis Juli, unterrichte ich noch Heilpädagoginnen und Pädagogen an der MSB in Berlin, Medical School Berlin, auch zum Thema barrierefreies Yoga. Also quasi auf Lametta-Ebene, dass ich das dort weitergebe, wie man eben Bewegungstherapien, am Beispiel von Yoga, auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen unterrichten kann. Das ist so auf das Yoga bezogen.
Lebenslanges Lernen
Ansonsten ist mir lebenslanges Lernen sehr wichtig. Das ist ein etwas abgedroschener Begriff mittlerweile, aber in der Pandemie habe ich tatsächlich angefangen, Spanisch zu lernen und nähen zu lernen. Also ich habe die Nähmaschine von meiner Oma. Sie sieht leider nicht mehr gut genug, um mit der eigenen Nähmaschine dann zu nähen. Dann habe ich die Nähmaschine bekommen. Und das hat mich tatsächlich auch sehr über diese Pandemiezeit, also da hinweggeholfen, weil es mir einfach so eine sehr sinnhafte Beschäftigung mit mir alleine zu Hause gegeben hat, was ja in der Zeit einfach nicht mehr war. Ich habe mich dann auch entschieden, mich auch entsprechend vernünftig zu verhalten und viel zu Hause zu sein in der Zeit, gerade in den letzten Monaten.
Sinnhaftigkeit in Tätigkeiten finden
Und dann war das wahnsinnig wichtig, dass ich da so eine Sinnhaftigkeit durch die Yoga-Praxis, aber auch durch das Spanisch lernen und das Nähen hatte. Und diese Kombi fand ich ganz schön, so dieses körperliche, aber auch mentale, gefordert sein.
Also wer weiß, was es in drei Jahren ist, was ich neu entdecke, aber immer neugierig zu bleiben und so zu schauen, was einen fasziniert und motiviert und begeistert und das dann entsprechend dann auch zu lernen, auch wenn man irgendwie mit Mitte 40 halt irgendwas ganz neu anfängt zu lernen.
Letztlich ja, solange es einen irgendwie motiviert und so zum Brennen bringt, finde ich, ist das dann nicht zu spät dafür.
Neugierde und Yoga
Mechthild:
Ja, das stimmt. Und ich finde, diese Neugierde hängt ja auf jeden Fall auch mit dem Yoga zusammen, weil man da ja auch wie immer wieder was Neues lernt und auch diese Offenheit zu seinem Körper und zu seinem Geist auch praktiziert.
Katja Sandschneider:
Ja, genau, genau, stimmt. Das passt wirklich sehr gut zusammen.
Mechthild:
Ja, ist dann ja die Frage, kommt das eine durch das andere oder das andere durch das andere.
Katja Sandschneider:
Das stimmt, das wäre jetzt nochmal interessant. Da müsste ich tatsächlich auch nochmal reflektieren. Das kann ich dir jetzt so ad hoc nicht sagen.
Genau, aber tatsächlich merke ich, oder ich weiß nicht, ob es an der Erziehung liegt oder ob es mir einfach in die Wiege gelegt wurde. Aber dass ich schon immer diese gewisse Neugier auch hatte und dass ich auch schon so ein gewisses Vertrauen in mich und meinen Körper trotz der Behinderung mir mitgegeben wurde, dass ich schon immer denke, das wird schon irgendwie hin.
Das ist natürlich schon eine wichtige Grundvoraussetzung, dann auch neue Dinge anzugehen und auch vielleicht so Dinge, die nicht so konventionell sind. Oder auch wenn ich Momente habe, wo ich denke, jetzt wird es mir ein bisschen mulmig, weil ich aus meiner Komfortzone herauskomme. Aber trotzdem zu sagen, nee, das passt jetzt schon los.
Weiter ein Schritt vor den anderen und alles gut und wird schon. Das ist natürlich auch viel wert.
Yoga an der Hochschule
Mechthild:
Ja, das ist auch ein schönes Motto fürs Leben. Du hast eben gesagt, dass du an der Uni teilweise auch unterrichtest. Es gibt ja viele wissenschaftliche Forschungen mittlerweile über die positiven Effekte vom Yoga. Ist es dann das oder ist mehr wirklich das selber Praktizieren mit den Studenten oder so ein Mix aus den beiden?
Katja Sandschneider:
Ja, es ist ein Mix an sich schon, wobei der Fokus schon auf der Praxis dann auch liegt.
Mechthild:
Okay.
Katja Sandschneider:
Also ich hole die meistens erstmal ganz allgemein ab, weil viele einen ganz verschiedenen Kenntnisstand haben, was Yoga überhaupt ist. Manche praktizieren schon sehr regelmäßig, für andere ist es dann die erste Berührung mit Yoga.
Und danach zeige ich so ein bisschen workshop-artig wie man eben Asanas abwandeln kann für Menschen mit Einschränkungen. Dann haben wir aber auch zum Beispiel ein Fokusthema Kinderyoga, also wo wir sehr spielerisch dann rangehen und dann auch noch ein Fokus-Teil auf Achtsamkeit, Meditation, also hier Yoga oder verschiedene Meditationstechniken ausprobieren. Also insgesamt schon eher der Fokus auf die Praxis gelegt.
Mechthild:
Ja, cool. Das klingt interessant und wichtig, dass es dann auch für Medizinstudenten so vermittelt wird.
Katja Sandschneider:
Ja, genau, wobei es Heilpädagogen sind.
Mechthild:
Heilpädagogen, okay, aber auch da wichtig.
Katja Sandschneider:
Ja, denke ich auch.
Katjas momentanes Angebot
Mechthild:
Ja, interessant. Ja, genau, wir sind auch schon fast wieder am Ende und ich habe immer noch meine zwei letzten Fragen. Einmal die erste Frage ist, was du gerade so machst und anbietest und wo man mehr Informationen auch noch zu dir finden kann und deine Arbeit, wenn man jetzt als Hörerin denkt, das klingt gut, da will ich auch mal beim Yoga vielleicht mitmachen.
Offene Online-Yoga Stunden Yoga barrierefrei
Katja Sandschneider:
Ja, sehr gerne. Also ich biete jeden Donnerstagabend von 18.30 bis 20 Uhr eine offene Stunde an. Wie gesagt online über Zoom, das heißt alle Menschen weltweit letztlich können, beziehungsweise hauptsächlich natürlich auf dem deutschsprachigen Raum, weil ich auf Deutsch unterrichte.
Und letztlich, wer Interesse hat, schreibt mir einfach gerne eine E-Mail an info@yoga-barrierefrei.de.
Ansonsten gibt es auch auf meiner Website alle Informationen auf der yoga-barrierefrei.de – Webseite
Nicht so aktiv auf Social Media
Ich bin nicht der super riesige Social Media Fan, tatsächlich auch aus Selbstschutz und Achtsamkeitsgründen, weil ich nicht viel habe Zeit online abzuhängen. Ich bin auf Facebook aber trotzdem vertreten, also auch da poste ich auch hin und wieder, wenn mir Artikel oder irgendwelche interessanten Beiträge vor die Füße fallen, dann poste ich ein bisschen was dazu.
Yoga Videos mit Hej-Hej
Und es gibt seit einiger Zeit auch drei YouTube-Videos von mir, die ich in Kooperation mit Hej-Hej gemacht habe. Das ist eine Firma, die sich auf Closed-Loop-Yoga-Material spezialisiert hat, also recyceltes Yoga-Material.
Das heißt, wenn jemand gar keine Vorstellung hat und so ein bisschen kennenlernen möchte, wie ich unterrichte und wie das alles funktionieren kann, zum Beispiel auch im Sitzen Übungen zu machen, dann gerne einfach auch mal meinen Namen auf YouTube suchen.
Und genau, drei kleine Videos gibt es dazu, auch zum Beispiel mit Variationen des Sonnenkurses, wie man den im Sitzen abwandeln kann.
Ja, genau, das sind so die regelmäßigen Geschichten.
Kommunikation ist wichtig für barrierefreies Yoga
Ansonsten gerne auch einfach mal anrufen, wenn es Fragen dazu gibt. Also ich bin immer viel für Kommunikation, auch letztlich auch mit meinen Schülerinnen und Schülern in den Kursen. Ich finde auch, das ist so, ja, gerade bei barrierefreien Klassen der Schlüssel auch, dass man darüber spricht, damit das mit dem, was funktioniert, was geht gut, was fühlt sich gut an, was fühlt sich nicht so gut an, wie können wir einen guten Weg finden.
Genau, insofern, wer Interesse hat, gerne einfach anrufen oder schreiben. Ich freue mich immer über Nachrichten und Interessenten dafür, für das Thema.
Mechthild:
Genau, das verlinke ich auch alles noch. Genau das, was du gesagt hast, mit dem vorher kommunizieren, finde ich auf jeden Fall auch total wichtig. Du hast ja am Anfang auch gesagt, dass es unangenehm ist, wenn man irgendwie auf dem Präsentierteller in der Klasse ist. Und dann ist es besser, solche Sachen vorher zu klären, dass man als Yoga-Lehrerin oder Yoga-Lehrer da Bescheid weiß und die Schüler oder Schülerinnen oder Schüler sich sicher fühlt, als dass dann in der Klasse irgendwas gesagt wird.
Auch Möglichkeit für Kennenlern-Einzelstunde
Katja Sandschneider
Das ist auch noch eine wichtige Ergänzung. Ich bin da flexibel, je nachdem, was die Person braucht. Ich biete auf jeden Fall immer an, gerade jetzt bei den Online-Klassen, eine Kennenlern-Einzelstunde, also dass wir dann mal zu zweit online dann treffen und eben alle offenen Fragen erstmal klären.
Aber natürlich auch gleich in die Praxis mit einsteigen, schon mal ein paar Übungen ausprobieren, vielleicht dann schon individuell schauen, was oder in welcher Form wir abwandeln, die Asanas.
Nicht alle Personen möchten das, nicht alle Personen brauchen das, aber manche eben schon.
Und das ist auch sehr wichtig so. Und das biete ich eben immer noch mit an.
Das Mindeste, also wenn das nicht genutzt wird, dann das Mindeste, was davor passiert, ist, dass wir einmal telefonieren. Also, dass wir uns schon ein bisschen kennenlernen, bevor es, wie gesagt, dann gleich in die Gruppe geht. Man will und sollte auch nicht alles in der Gruppe besprechen.
Auch online ist es wichtig, Korrekturen zu geben
Was ich zum Beispiel dann auch mache, weil ich dann in den Online-Klassen schon auch sehr genau hinschaue. Also es ist jetzt nicht so, dass ich da einfach was vorturne und gut ist, sondern ich schaue schon genau hin und gebe auch Korrekturen oder Hilfestellung, wenn ich sehe, eine Person hat zum Beispiel die Schultern nicht entspannt oder ist so auf der Suche nach einer Variation für sich.
Individualisierung in die Online Stunden bringen
Und wenn ich merke, okay, das lässt sich jetzt irgendwie in der Gruppe jetzt nicht klären, dann bitte ich auch auf die Leute danach einfach noch zu bleiben, dass wir das dann wieder zu zweit einfach, wenn alle anderen weg sind, noch mal kurz besprechen und ausprobieren.
Also sodass es trotz dieses Online-Formats schon möglich ist, da auch diese Individualisierung und das Persönliche da hereinzubringen. Das ist mir schon auch wichtig.
Online Yoga funktioniert sehr gut
Und es funktioniert tatsächlich eigentlich erstaunlich gut. Hätte ich vorher nie gedacht, dass es so geht, vor der Pandemie.
Aber es gibt wirklich sehr, sehr viele Vorteile, gerade Stichwort Barrierefreiheit in diesem Online-Format. Selbst meine Berliner Schülerinnen und Schüler sagen, die sonst eine Stunde lang nach Neukölln gefahren wären, so auch schon ganz nett im Winter im Wohnzimmer bleiben zu können, jetzt nicht da rum zu gurcken oder den Fahrdienst beauftragen zu müssen.
Insofern ja, kann ich nur irgendwie eine Lanze brechen für das Online-Format und hoffe, dass sich da niemand von abschrecken lässt, weil es natürlich schon manchmal auch sein kann, dass es da Zweifel gibt oder so, auch gewisse Hemmungen bezüglich Online-Unterrichten und so, aber da kann ich nur ermutigen, das einfach auch mal auszuprobieren.
Mechthild hat auch Videos mit Hej Hej Matten gedreht
Mechthild:
Ja, cool. Auf jeden Fall noch eine wichtige Ergänzung zu dem ganzen. Genau, ja, die Sachen verlinke ich alle in die Shownotes und zu den Videos mit Hej Hej. Ich habe nämlich jetzt letztens auch Videos mit ihnen gedreht.
Katja Sandschneider:
Ach was, auch gut!
Mechthild:
Ja, und im Oktober erscheinen die auch. Also wenn unsere Folge jetzt hier erscheint, sollten die auch schon da sein.
Katja Sandschneider:
Ah ja, da bin ich gespannt. Wie schön!
Mechthild:
Ja, ich habe mich auch total gefreut, dass sie die Möglichkeit auch hatte. Da haben wir zwei Videos gedreht.
Katja Sandschneider:
Sehr schön.
Katjas Selbstfürsorge-Praxis
Mechthild:
Genau. Und jetzt meine letzte Frage. Wir haben ja jetzt auch schon viel über deine Selbstfürsorge geredet, aber vielleicht nochmal so deine zwei, drei Sachen, die dir für deine eigene Selbstfürsorge im Alltag irgendwie besonders wichtig sind.
Katja Sandschneider:
Also, letztlich grundsätzlich eine regelmäßige Yoga-Praxis. Egal wie lange oder kurz die sein kann oder darf. Es ist ja auch, dass man jetzt nicht daran scheitert, weil man sagt, ach so, wenn schon, dann will ich auch gleich eine Stunde oder so was machen.
Ich habe nicht mit einer Stunde am Anfang angefangen. Ich habe mit einer Viertelstunde morgens angefangen. Erst als ich gemerkt habe, wie gut es mir tut, hat mich das so motiviert, dass ich das dann immer erweitert habe.
Es ist in Ordnung, es nicht immer zu machen
Also da jetzt auch nicht zu viel von sich verlangen, beziehungsweise manchmal, wenn ich merke, es geht gerade gar nicht und ich bin einfach zu erschöpft auch einfach mal sein zu lassen und zu sagen gut vielleicht muss ich mich auch einfach mal hinlegen oder dafür länger schlafen morgens und also es auch nicht zu erzwingen
Womit man den Geist füttert
Das dritte ist vielleicht ganz unabhängig vom Yoga, auch, also das ist für mich zumindest, für mein Wohlbefinden ganz wichtig, wie ich mich ernähre, wie ich schlafe und was ich sonst, also Stichwort auch mit Social Media, wo ich versuche nicht zu sehr da online zu sein, was ich sonst so meinem Geist füttere, sage ich mal.
Mechthild:
Ja, auch ein wichtiger Punkt.
Katja Sandschneider:
Ja genau, also das hat schon auch, also klar wie bei jedem glaube ich, es schwingt natürlich immer auch mit und es hat für das Gesamtwohlbefinden schon eine große Rolle, was man sich geistig auch füttert. Insofern versuche ich aber auch immer die Balance zu finden, sich nicht zu sehr über zu disziplinieren, aber gleichzeitig doch zu kümmern und irgendwie achtsam zu sein.
Mechthild:
Das klingt gut. Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt und ist ja auch wieder alles Yoga, weil auch das womit wir uns quasi sonst so umgeben ist, ja auch ein wichtiger Aspekt, wenn man Yoga so ganzheitlich als Lebensphilosophie sieht.
Katja Sandschneider:
Ja, ja, genau.
Abschluss der Folge
Mechthild:
Ja, cool. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mit mir zu sprechen. Ich habe mich total gefreut, dass es endlich geklappt hat. Ich habe ja schon gesagt, du warst schon sehr lange auf meiner Liste. Wir hatten endlich die Zeit gefunden, das zu machen.
Vielen Dank, schönen Tag noch, schönen Abend noch.
Katja Sandschneider:
Danke möchte ich dir sagen und danke auch an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Das war es auch schon. Vielen Dank für’s Zuhören.
Bis zum nächsten Mal. Tschüss.