Folge 29 – Machbares Yoga

Endlich wieder eine neue Podcast-Folge! Diesmal spreche ich mit Friederike Franze über Machbares Yoga, wie sie Yoga für mehr Menschen zugänglich machen möchte und wie ihr eigener Weg zu machbaren Yoga war. Höre hier direkt die neue Podcast-Folge an oder lies dir den Blog-Post durch.

Bunte Kachel mit dem Text inklusive Achtsamkeit Der Podcast für Achtsamkeit und Inklusion. Darunter die Grafik von einem Play-Button und einer Ton-Welle in einer Sprechblase. Darunter steht Folge 29 Machbares Yoga Interview mit Friederike Franze Daneben am rechten Seite ein Foto von Friederike Franze. Am unteren Rand steht inklusiveAchtsamkeit.de

Folge 29 ist die erste Folge nach der Sommerpause. Diese Folge wurde bereits Anfang Juli aufgenommen, da ich eigentlich geplant hatte, sie im Juli zu veröffentlichen. Dann habe ich aber noch einmal über meinen eigenen Content-Plan nachgedacht und mich dazu entschieden, dass ich nicht den ganzen Juli und August weiterhin alle zwei Wochen Podcast-Folgen veröffentlichen muss. Ich habe mir bewusst für einige Wochen Podcast-frei genommen, um so wieder neue Energie für die Folgen im Herbst zu bekommen.

Das Interview mit Friederike von machbares Yoga war schon eine längere Zeit eingeplant und deswegen haben wir uns dazu entschieden, dieses wie geplant Anfang Juli aufzunehmen. Und das ist auch der Zeitpunkt, wo ich diese Folge fertigstelle. Ein Update zu allem, was bei Inklusive Achtsamkeit im Herbst kommt, gibt es dann in der nächsten Folge. 

Dieses Gespräch mit Friederike Franze von machbares Yoga ist wieder sehr inspirierend. Wir sprechen aber auch über ernsthafte Themen, wie Körper-Bild und Selbstwahrnehmung. Wenn du gerade merkst, dass diese Themen gerade belastend für dich sind, schau für dich, wie du die Folge für dich gut anhören kannst oder sie auch nicht anhörst. Auch nutzen wir teilweise explizite Sprache und reden über Nacktheit. Deswegen siehst du das kleine E neben der Folge. 

Hier kannst du dir die Folge direkt anhören. 

Oder natürlich auch auf allen Plattformen, wo es sonst Podcasts gibt

Über diese Themen sprechen wir in dieser Folge

  • Über Friederike
  • Ihr eigener Weg zu Yoga
  • Der Weg zur Yogalehrerin
  • Die Entstehung von machbares Yoga
  • Die Ziele von machbares Yoga
  • Der Körper und Körper-Bilder
  • Selbst-Liebe und Selbst-Akzeptanz
  • Eigene Grenzen wahrnehmen
  • Yoga für Anfänger*innen
  • Yoga in den Alltag integrieren
  • Routinen im Alltag
  • Verschiedene Arten von Bewegung
  • Warum Austausch mit anderen wichtig ist
  • Friederikes Selbstfürsorge

Über Friederike

Am Anfang frage ich immer meine Gästinnen sich selbst vorzustellen. Wir hatten dann eine kurze Verwirrung, dass es schon losgeht. Dann hat Friederike gestartet und sich erstmal bei mir für die Einladung in den Podcast bedankt. Einige kennen Friederike von machbares Yoga. 

“Auch unsere Instagram-Kanäle überkreuzen sich manchmal, weil wir auch Dinge zusammen erschaffen und machen. Und vielleicht hat man auch schon mal was von mir gehört im Rahmen von Freiseindesign, von einem Reiseblog. Also an der einen oder anderen Stelle könnte ich schon mal über den Bildschirm oder durch ein Video geturnt oder gewandert sein.”

Die Entstehung von machbares Yoga

Ich frage Friederike dann, etwas mehr über ihr momentanes Hauptprojekt “machbares Yoga” zu erzählen. Darüber haben wir uns auch im letzten Jahr kennengelernt, da sie mich gefragt hat, ob ich in ihrem online Yoga-Studio unterrichten möchte, was ich immer wieder mache. 

“Also die Idee für machbares Yoga kam tatsächlich so aus einem eigenen Leid oder aus einer eigenen Schmerzsituation von mir persönlich heraus. Als ich Yoga für mich entdeckt habe, gedacht habe, das ist es, das unterstützt und hilft mir jetzt. Wie es so ist, wenn man neue Sachen entdeckt, bin ich dann ganz leidenschaftlich dabei und will immer ganz viel ausprobieren und machen und testen. 

Und umso mehr ich ausprobiert habe, umso mehr habe ich festgestellt, was ich nicht kann oder wo ich mich nicht wohlfühle oder wo ich auch nicht als zugehörig angesehen werde, wenn ich bestimmten gesellschaftlichen sportiven Fitnessnormen nicht entspreche, die es tatsächlich meiner Erfahrung nach auch im Yoga gibt. 

Im klassischen Yoga-Studio fühlte sie sich nicht wohl

Das hat mir eigentlich ziemlich wehgetan über eine längere Zeit. Ich weiß nicht, ob du das kennst, ob ihr das kennt. Man geht irgendwo hin, so in den Sportkurs, in ein Yoga-Studio zum Beispiel. Da werden Übungen gemacht, die man selber nicht kann. Oder man schaut die anderen an. Natürlich vergleicht man sich irgendwie. Ich habe selber keine Ballette oder Tänzerin-Karriere hinter mir. Ich war in der Schule auch immer relativ unsportlich und für mich war das schon eine Leistung, irgendwo hinzugehen und zu sagen Ja, jetzt bewege ich mich, ich traue mich.

Dann wurde dieser Push, der aus mir selber herauskam, tatsächlich sehr gedrosselt, weil ich mich so unwohl fühlte, weil ich mich nicht gesehen gefühlt habe und es auch wenig Raum für mich gab, mich zu bewegen oder Bewegungen zu erkunden. Also ich habe schnell erfahren, dass wenn ich etwas nicht konnte, dann sollte ich Pause machen oder mich ausruhen oder einfach auf die anderen warten, bis die mit irgendeiner Übung fertig waren. 

Sie hat eher an sich gezweifelt

Das hat sich ehrlich gesagt ziemlich beschissen angefühlt und hat natürlich auch dazu geführt, dass ich an mir selber als erstes gezweifelt habe und gar nicht hinterfragt habe, bin ich jetzt im richtigen Kurs oder liegt das jetzt am Yoga? 

Für mich war glasklar, das liegt an mir. Und hat einfach so eine Schleife auch losgetreten in die Richtung: Ja, dann muss ich mich verändern, dann muss ich mich optimieren, weil ich habe doch so viel Stress und meine Ärztin hat mir schon empfohlen, ich soll Yoga machen, mich mehr zu entspannen. Dann will ich das schon machen und dann stresst mich das wieder. Das war wie so in so eine Spirale hereinkommen. 

Das waren die Anfänge von machbares Yoga

Tatsächlich war das der Anfang von machbares Yoga, weil ich mich dann mehr mit Yoga und der Yoga Philosophie beschäftigt habe, weil ich so ein Mensch bin. Ich verstehe gerne Dinge und Zusammenhänge und wenn mich was interessiert, dann tauche ich da tiefer ein. Und ich habe gedacht okay, wenn ich eine Position oder einfach so nicht kann, wie es ist, vielleicht gibt es dann andere Möglichkeiten, das zu machen. Indem ich diesen Schritt gegangen bin, mich selber da zu beschlauen, zu ermächtigen und zu schauen, wie kann ich das dann für mich anders machen, habe ich gemerkt, dass es unglaublich viele Möglichkeiten gibt. Dann habe ich irgendwann gedacht: ‘Ja, aber ich bin doch bestimmt nicht der einzige Mensch auf der Welt, der dieses Problem hat oder dem das so geht oder der mit sich auch so zu kämpfen hat.’

Wie gut Yoga für sie ist 

Und so bin ich Stück für Stück über Jahre, also es ist jetzt kein Prozess von irgendwie drei Wochen, sondern wirklich über Jahre des Lernens und des Ausprobierens und unterschiedlichste Ausbildungen machen international dazu gekommen, erst mal für mich selber eine Yoga-Praxis zu entwickeln, die sich gut anfühlt und die passt. Die muss nicht unbedingt in einem Studio stattfinden, aber die kann überall da stattfinden, wo ich bin. Wenn ich mein Sofa oder meinen Schreibtisch oder meine Kommode irgendwie mit benutze oder meinen Stuhl, dann habe ich trotzdem was für mich getan.

Ich habe Yoga gemacht und ich habe aber nicht das Gefühl von außen so auferlegt bekommen, ich habe das jetzt nur halb gemacht oder ich mache das nicht ganz richtig oder ich werde nie die volle Pose machen können, sondern ich mache das, was für mich im Rahmen meiner Möglichkeiten geht. 

Und das kann sich wahnsinnig befreiend und gut anfühlen. Dann habe ich auf einmal auch gemerkt, wie viel Potenzial in mir steckt und wie stark mein Körper doch ist und habe dadurch wieder über den Weg des Lernens, über den Verstand sozusagen auch wieder einen Weg zu meinem Körper gefunden. Das war für mich wahnsinnig schön. 

Ihr Weg zur Yoga-Lehrerin

So bin ich dann auch dazu gekommen, erst in unterschiedlichen Yoga Studios in Berlin zu unterrichten und habe mehr und mehr meinen Weg gefunden. Es hat sich für mich aber herausgestellt, dass mit dem, was ich mache, ich vielleicht auch nicht in so alle Studios hinein passe, weil mein Angebot einfach ein sehr anderes ist und weil ich mich auch gerne an Menschen richten möchte, die vielleicht gar nicht immer Zugang zu so einem Yoga-Studio haben oder auch gar nicht. Also dass die Hemmschwelle viel zu groß ist oder das auch gar nicht im Bewusstsein ist, dass Yoga im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt.

Machbares Yoga anbieten 

Und deswegen war es mir so wichtig, einen Ort dafür zu kreieren, so wie ich ihn mir selber gewünscht hätte. Und seit ich damit angefangen habe, öffnen sich immer mehr Räume in meinem Kopf, in meinem Herzen, auf der Matte. Ich komme mit mehr Menschen in Verbindung und ich lerne tatsächlich noch mehr, was alles möglich und machbar ist.

Also das war jetzt ganz ausführlich und lang. Aber das ist so dieser Weg.

Es war tatsächlich aus dem erstmal einem persönlichen Wunsch, das doch irgendwie für mich machen zu können und dann auch mein Hintergrund, dass ich das gerne teilen möchte.

Sie lernt immer noch bei jeder Unterrichtsstunde dazu 

Ich lerne ja auch in meinen eigenen Einheiten oder durch das Machen des Unterrichtens. Am Anfang habe ich schon den Anspruch gehabt, dass ich dachte, wenn ich jetzt die eine Einheit gebe, dann muss die für alle zugänglich sein. Also die muss transformierbar sein, egal ob ich es auf der Matte, auf dem Stuhl, im Stehen mache. Da hatte ich auch den Anspruch, dass ich das alles gleich erkläre. Ich habe aber für mich verstanden, dass das eine unlösbare Aufgabe ist, was aber tatsächlich machbar und realisierbar ist, dass es in jeder Einheit, die ich gebe, immer wieder neue Aspekte von Haltung, von Bewegungen, von Möglichkeiten, in eine Haltung rein oder herauszukommen gibt. Und dass die Teilnehmenden über die Zeit die unterschiedlichen Varianten kennenlernen. 

Es geht halt nicht darum, alles in z. B. eine 30 Minuten Einheit hereinzubringen. Aber wenn man öfter bei uns im Studio war, dann kennt man vielleicht schon die Handgelenk-schonende Variante. Oder dann hab ich schon gelernt, wie ich meine Beine auch anders positionieren kann. Oder dass ich an der Stelle auch einen Block nehmen kann. Und wenn ich das als teilnehmende Person selber weiß und meine Lehrende mir freistellt, dass ich das mache, also ich habe die Erlaubnis, wenn ich mitmache, auch meine eigenen Versionen zu leben und das für mich so anzupassen, dann ist für mich der Gedanke von Teilhabe und Inklusion viel größer und tatsächlich machbarer für beide Seiten, für die lehrende Seite, aber auch für die teilnehmende Seite.

Eigenverantwortung der Teilnehmer*innen fördern

Also es geht so darum, natürlich Wissen zu vermitteln, aber auch das, was ich schon gelernt und in meinem Körper erfahren habe, selbstständig anzuwenden. Also mir ist auch wichtig, die Eigenverantwortung der Teilnehmenden ist etwas Besonderes.

Ich kann ein Buffet anbieten und vormachen und mitmachen und anleiten. Aber wir kennen das alle. Auf einem Buffet stehen so viele Sachen und nicht alles davon schmeckt mir oder bekommt mir. Gegen manches bin ich allergisch. Manches mag ich einfach nicht. Manche Sachen kenne ich auch nicht und ich kann das mal so ausprobieren. Und das, was mir aber gut gefällt, was sich gut anfühlt, wo ich denke: oh, das hätte ich gerne noch mal, das merke ich mir dann auch automatisch. 

Und das ist so das, worum es geht. 

Sich selber besser kennenlernen 

Dieses sich selbst in den Prozess des Kennenlernens gehen, des Wahrnehmens und ausprobieren. 

Was passt heute für mich oder was hat sich vielleicht auch letzte Woche in der Klasse richtig gut angefühlt? 

Aber diese Woche probiere ich das noch mal anders, weil ich Lust drauf habe. So, also ein Raum voller Sicherheit, mit sicherer Anleitung, aber auch den Mut machen, sich frei und eigenständig selbst zu entscheiden und zu spüren: was brauche ich jetzt?

Du bist Expertin für deinen eigenen Körper

Ich glaube oder besser gesagt, ich bin fest davon überzeugt, nur die Teilnehmenden, die bei uns Yoga mitmachen, sind Expertinnen für ihre Körper. Ich kann sagen, die Pose könnte so und so sein oder du musst es so und so machen. Das werde ich aber nicht tun, weil ich es nicht weiß, weil ich auch gar nicht mir herausnehme zu sagen: Ich weiß, wie das sein muss. 

Dieses Denken hatte ich früher mal, weil ich das so in meinen ersten Ausbildungen gelernt habe, weil ich in diesen Klassen auch war. Aber ich habe mittlerweile verstanden, dass ich es nicht weiß und ich habe das akzeptiert und ich kann Hinweise geben zur Ausrichtung. 

Und wenn sich das für jemanden gut anfühlt, wird die Person das auch so machen. Aber wenn das nicht landet oder wenn das gerade nicht das Richtige ist, dann ist das doch gut, wenn jemand selbst entscheidet: nö, heute nicht. 

Weil wie oft sagen wir im Leben dann wirklich bewusst Nein auch zu Dingen.

 Und ich finde, das ist etwas, das dürfen wir im Yoga auch üben, Grenzen zu setzen und zu sagen, das ist mein Körper und an dieser Stelle bis hierhin und nicht weiter. Und dann habe ich eine ganz, ganz große Sache für mich getan, indem ich diese Grenze gesetzt habe.”

Ich ergänze noch, dass mir das Wort Selbstwirksamkeit in diesem Kontext einfällt. Das mensch selbst für sich am besten entscheiden kann, was gut für einen selbst ist. 

Körper und Körperbilder

“Ich kommuniziere halt auch wahnsinnig viel mit meiner Instagram Community, weil ich es auch wichtig finde zu wissen, was geht durch die Köpfe, was, wonach schlägt das Herz so?  Was sind gerade Themen? 

Und es ging in letzter Zeit auch viel ums Thema Körperbild und Körper. Zum Beispiel in einer der letzten Umfragen, die ich gemacht habe, kam halt raus, dass die meisten aus der Community immer wiederkehrende Themen mit ihrem Körper haben. Jetzt mal unabhängig von jedem selber. Aber es waren glaube ich über 80 %, die gesagt haben, es gibt ein, zwei Themen, die kommen immer wieder über Jahre und da habe ich zu tun mit meinem Körper. Deswegen kämpfen wir teilweise mit uns.

Es ist ja auch so schwer, uns selbst anzunehmen, weil das nichts ist, was in unserer Gesellschaft vorgelebt, beigebracht oder wozu wir ermutigt werden. Eine riesige Fitness und Schönheit und whatever Industrie an Produkten versucht uns in regelmäßigen Abständen mit Trends davon zu überzeugen, dass wir jetzt größere Lippen, eine schmalere Taille, kräftigere Oberschenkel, was weiß ich was brauchen. Allein die Kleidungsindustrie suggeriert uns, wenn wir das tragen, dann sehen wir plötzlich so und so aus, als ob wir dann andere Menschen wären. Klar hat Kleidung einen bestimmten Wert und Individualität. 

Mich so kleiden wie ich möchte

Aber was ich neulich noch mal so verinnerlicht habe, ist folgendes – 

Ich bin eine Frau mit in Deutschland Kleidergröße 44. Das liegt über der Norm. Mein blöder Body Mass Index ist viel zu hoch. Ich habe chronische Krankheiten. Es nützt mir kein Kleid, das meine Oberarme auf einmal schmaler aussehen lässt, weil meine Oberarme sind nicht schmal. Also weißt du, ich kann dieses Kleid kaufen, weil mir die Werbung suggeriert: Ja, das macht das und das. Es wird es aber nicht tun, weil ich bin, wie ich bin. Dieses: Ich bin doch aber wie ich bin. Dann brauche ich doch dieses Kleid aber gar nicht, sondern ich brauche einfach etwas, worin ich mich wohlfühle. 

Und vielleicht möchte ich ja auch mal was Trägerloses oder Ärmelloses tragen. Mach das doch einfach mal. Das gibt es so selten. Und wenn es das gibt, dann gilt man immer gleich als: Oh, du bist aber so mutig. Nein, ich bin nicht extra mutig, wenn ich das mache. Oder ich bin auch nicht extra mutig, wenn mein Bauch auf der Yogamatte sich zeigt. Das bin einfach nur ich. Es ist schade, dass unsere Gesellschaft so tickt, dass wir denken, das wäre mutig, nur weil Leute sich trauen zu sein.

Sauna-Besuch befreit

Und bei jedem Sauna-Besuch, den ich mache, jetzt mal so frei von der Leber weg gesprochen. Ich finde, dass das befreit, weil nicht, dass ich da jetzt sitze und genau die Leute abscanne. Aber wenn man sich einfach nur mal nackte Körper völlig wertfrei in einer Sauna anguckt, dann sind wir alle verschieden. Und wenn wir dann überlegen, dass wir versuchen, in so viele gleiche Ideale und Korsetts und gesellschaftliche Vorstellungen und Bilder hereinzupassen, dann ist das traurig. 

Das ist wirklich traurig, dass wir vorgegeben, vorgelebt bekommen durch Medien, durch Werbung, durch Filme, durch Musik, was auch immer, was als schön und erstrebenswert und gesund und schlau gilt. Und dass wir den Kontakt zum Beispiel zur Echtheit, zur Natürlichkeit, auch zum Sehen von anderen nackten Menschen, die nicht irgendwie 500-mal retuschiert sind, sondern einfach so wie wir sind, das erdet ja total. Also so, das zeigt uns, wir sind vom Prinzip her alle ja irgendwie gleich, genetisch unterschiedlich ausgestattet, aber same, same, same. Wir kämpfen uns alle mit dem, was wir mitgegeben bekommen haben, durch unser eigenes Leben. Und bei den einen waren die Gene halt so und bei den anderen so. Aber es kommen in unserer Gesellschaft so viele Wertigkeiten, so viele Hürden und Barrieren dazu, umso weiter wir von bestimmten Idealen entfernt sind.

Vergleichen hilft nicht

Und wer mich jetzt kennt, der könnte meinen Was redet sie denn da? Was beschwert sie sich? Sie hat ein voll schönes Gesicht und sie sieht jetzt auch gar nicht so dick aus. Aber genau das ist der Punkt. Trotzdem, warum muss ich gesagt kriegen: Aber mein Gesicht ist doch ganz schön. 

Warum? 

Warum separiert mich das? 

Oder warum muss ich da schon wieder einen Pluspunkt kriegen?

Das ist komisch, dass wir so ticken und so darauf aus sind, uns zu bewerten, andere zu bewerten, immer in dieses Vergleichen hereingehen. Und da hilft mir Yoga extrem, nur mit mir zu sein und bei mir anzukommen. Und das ist auch was, was ich mir so fürs Studio wünsche und was ich auch sehe, was da gelebt wird, dass dieses Vergleichen sich langsam herauszieht aus dem Bewusstsein, dass wir uns erlauben, nur mit uns zu sein, egal ob die Kamera ein oder ausgeschaltet ist, dass die Leute zu Hause in ihrem Setting oder auf Reisen oder wo auch immer sie sind am Schreibtisch, dass sie dadurch dieses Yoga einen Raum finden, nur mit sich zu sein und sich anzuerkennen. 

Es muss nicht direkt Selbst-Liebe sein 

Ich finde gar nicht, dass es gleich in die extremste Selbst-Liebe umschlagen muss, weil das ist schon ganz schön viel, sozusagen.

Ich liebe mich jetzt wirklich genau so, wie ich bin, aber ich kann mich annehmen, ich kann mich akzeptieren und ich mag es total, diese Neutralität und Selbst gegenüber zu üben. 

Das fühlt sich für mich momentan extrem passend an, mich selber nicht kleiner zu machen, nicht schlechter zu machen für alles, das, was nicht geht und nicht funktioniert oder wo ich gerade was nicht verstanden oder was ich falsch gemacht habe, sondern mich selber in so eine, also meine Yogamatte, mein Stuhl ist mein neutraler Raum. In diesem Raum übe ich das, einfacher mit mir zu sein und zu gucken, was geht und was nicht geht. Dieses Gefühl, diese Millisekunde meines Lebens von Neutralität nehme ich mit in meinen Alltag und das versuche ich auch den Teilnehmenden mitzugeben. Und das kann im eigenen Leben für wirkliche Wellen der Veränderung und das in die eigene Kraft kommen, sorgen. Das macht was mit einem, wenn man auf einmal aufhört, so hart mit sich selbst zu sein. Weil der Rest der Welt ist hart genug.

Selbstakzeptanz

Mechthild ergänzt hierzu: “Ja, und wenn man dann merkt, wie hart man noch die eigenen Stimmen im Kopf für einen selber sind, das ist dann auch nicht immer so einfach. Und das, was du gesagt hast, die ganze Geschichte ging ja auch Selbstakzeptanz. Und das ist für mich auf jeden Fall auch ein wichtiges Thema, dass es nicht die Selbst-Liebe geht, weil ich finde es auch ein sehr großes Konzept, aber sich erst mal so zu akzeptieren, wie man selber ist und auch anzunehmen, dass man eben einen Körper hat, der vielleicht nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht oder vielleicht auch der Lebensweg nicht so ist, wie es erwartet wird. Genau das hat mir auf jeden Fall auch geholfen durch die regelmäßige Meditation, das immer wieder auch einfach zu beobachten. Und da einen Raum für zu haben.”

Eigenen Grenzen wahrnehmen

Friederike: “Ich mag es zum Beispiel auch, dieses Bild mir vorzustellen. So mache ich es in meiner Praxis und auch in einigen Einheiten:

Unsere eigenen Grenzen wahrzunehmen und sie dann aber auch zu umarmen. Im Sinne von nicht höher, schneller, weiter. 

Ah, da ist meine Grenze. Heute gehe ich aber noch mal drei Schritte darüber. Heute verschiebe ich die. Jetzt entwickle ich mich wieder so richtig weiter. Heute schaffe ich noch mehr als gestern. Wenn wir mal aus diesem Hamsterrad herauskommen und einfach angucken, was sind dann meine Grenzen? 

  • Emotional
  • Körperlich
  • Mental

Wenn wir uns trauen, da erst mal hinzugucken, bevor wir drei Schritte drüber machen, bevor wir schon ganz woanders sind, dann können wir auch anerkennen, dass manche Grenzen auch total sinnvoll sind für uns. Dass sie uns auch abgrenzen, dass sie uns schützen. Und wir können an ihnen arbeiten. Aber ich finde dann achtsam und aufmerksam und ganz bewusst, ohne einfach über uns selbst hinweg zu straxen, in welcher Hinsicht auch immer und uns auch wieder zu viel abzuverlangen oder uns selber weh zu tun auf bestimmte Arten und Weisen, die sich vielleicht auch erst später zeigen.”

Mechthild: “ Ja, total. Das ist ja sowohl auf der Matte, beim Yoga, aber natürlich auch im Alltag, wenn wir wieder über unsere eigenen Grenzen gehen, weil wir denken, das können wir jetzt noch schaffen oder das können wir jetzt noch machen. Und da dann auch so die Möglichkeit zu haben, mit umzugehen. Genau. Ich warte gerade, weil hier im Hintergrund ist, ein bisschen hat es gerade an der Tür geklingelt. Ich hoffe, man hört es gleich in der Aufnahme.”

(Es ist doch etwas hörbar in der Aufnahme, da ich aber in diesem Moment gesprochen hatte, konnte ich es nicht rausschneiden) 

Yoga für Anfänger*innen

Mechthild weiter: “Danke auf jeden Fall für das Teilen von all dem. Das ist viel Input und Wissen, was du jetzt auch schon hier mit uns geteilt hast in dieser Folge. Eines deiner Ziele und auch Angebote ist ja auch quasi Menschen zu erreichen, die wie gesagt noch nicht Yoga für sich entdeckt haben. Du hast auch letztens einen Anfänger*innen-Yoga-Kurs angeboten. Da würde ich natürlich auch gerne noch mehr zu hören, was auch so ja deine Motivation ist und wie du das auch machst, dass du auch Menschen erreichst, die vielleicht von sich denken, Yoga ist gar nichts für mich.”

Friederike: “Also es ist ja ein Online-Studio, also hat dieser Kurs auch online stattgefunden. Ich habe natürlich auch vorher ein bisschen herumgefragt und nutze da gerne Social Media. Es hat sich herausgestellt, dass das Angebot, was ich mir überlegt habe, tatsächlich auch mit dem, was sich die Menschen wünschen, übereinstimmt.

Herausgekommen ist ein vierwöchiger Kurs. Aber das heißt nicht, dass man vier Wochen lang auf die Matte muss, sondern innerhalb von vier Wochen finden pro Woche zwei Einheiten statt und die Einheiten sind jeweils 30 Minuten lang. 

Weil ich finde, 30 Minuten können wir uns in unserem Leben freischaufeln. 30 Minuten ist was, das kann ich auch körperlich gut durchhalten, auch wenn ich Pausen mache. Das kann ich von der Konzentration her gut leisten, auch nach oder vor einem langen Arbeitstag. 

Also das ist so ein Commitment, was ich selber mit mir gut machen kann und wo ich auch gemerkt habe, das geht den Teilnehmenden auf jeden Fall auch so und es sind insgesamt achtmal 30 Minuten Einheiten, die ich da aufgebaut habe. 

Ein Einstieg ins machbare yoga

Und es ist so ein bisschen ein großer, ganzer Einstieg ins machbare Yoga. 

Also wir gucken uns jetzt nicht an 

Was ist ein Vinyasa Flow? 

Was ist Hata Yoga? 

Sondern wir schauen von Anfang an darauf, was ist mir persönlich wichtig, was bringe ich auf die Matte und wie kann ich während der Praxis, egal in welches Studio ich nachher gehe, welche Praxis ich nachher mache, wie kann ich da ganz bewusst für mich sorgsame Entscheidungen treffen?

 Wie funktionieren die Grund-Bewegungsmuster? 

Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn ich meinen Atem mit Bewegungen verbinde? 

Und gibt es dann richtig oder falsch? 

Oder kann ich auch einfach erst mal ausprobieren?

Wir haben eine Meditation ausprobiert. 

Was heißt es, echt zu entspannen 

Wir haben erfahren, was es tatsächlich heißt, auch mal zu entspannen, weil Entspannen ist eben nicht, ich setze mich aufs Sofa und gucke die nächste Lieblingsserie. Das ist abschalten, indem wir was anschalten. Aber Entspannen ist tatsächlich auch einfach mal, wenn nichts rund rum ist. Wenn wir wirklich uns mal erlauben, so locker zu lassen und nicht gleich wieder die nächste Aufgabe anzunehmen, dann sind wir nicht faul. Wir entspannen. Wir kennen das nur gar nicht mehr. Und es kann auch sein, dass der Körper das erst mal gar nicht kennt, wenn es das so im Leben nicht gibt. Und das haben wir uns alles so ein bisschen angeguckt.

Der typische Sonnengruß 

Wir haben uns den typischen Sonnengruß vorgenommen. Also fast alle Yoga Studios, in denen ich bisher war, gehört so ein Sonnengruß zu einer Praxis dazu. Der ist nicht falsch. Das ist nicht das, was ich sage. 

Aber meiner Meinung nach ist ein Sonnengruß etwas sehr Herausforderndes, was schon eine gewisse Fitness, eine gewisse Konstitution braucht, weil ich mich nach oben, nach unten im Stehen und in gewissen stützenden, kraftvollen Positionen auch mal im Hund, wo der Kopf nach unten ist, auf der Matte befinde und das alles teilweise in einem echt schnellen Tempo. Also haben wir uns sozusagen das Original oder eines davon mal angeguckt und haben uns angeschaut, welche Variationen können wir machen, die uns guttun? 

Wo kann ich eigene Routinen in meinen Alltag einbauen, die passen? 

Ganz viele verschiedene Aspekte von Yoga 

Und wir haben wirklich in jeder Einheit 30 Minuten lang auch Yoga gemacht. Wir haben Hintergrundwissen ein bisschen in uns aufgenommen, z. B. haben wir die Geschichte des Kriegers uns angeguckt. Warum heißt das eigentlich so? Wer war das? Und sind damit auch so ein bisschen in die Yoga-Philosophie eingetaucht.

Bemerken, ob dies etwas für mich ist

Also es geht erst mal darum herauszufinden, ist das was für mich?

Kann ich mir das für mich, für meinen Körper, für meinen Kopf, für mein Herz gut vorstellen? Und wenn da so das Gefühl kommt, ja, dann bin ich z. B. auch noch vor und nach den Einheiten unterstützend da, beantworte Fragen, beantworte Videos, die reingeschickt werden oder Fotos und sag:

Ah, da kannst du noch mal das machen. 

Ah, wenn dein Rücken sich da und da meldet, dann probierst du noch mal so und so. 

Also mir ist halt wichtig, dass es nicht nur ein Angebot ist, wo ich herausgebe und dann wird aufgesaugt und mitgemacht, sondern dass es auch so ein gemeinsames Erleben ist, wo ich auch für Rückfragen und Rückmeldung da bin, weil ich glaube, da geht es dann darum, was passt wieder zu mir? 

Das ist genau die Einladung, die ich damit ausspreche zu gucken von dem, was ich anbiete. Wie können die einzelnen Personen das in ihr Leben, in ihren Alltag integrieren und wie geht es ihnen auch damit?”

Auch eine kurze Einheit ist vollkommen in Ordnung 

Mechthild: “Ja, das ist ja auch so wichtig, dass man auch wirklich die Möglichkeit hat, für sich selber auch zu praktizieren und zu üben und auch die Tools zu haben, das zu machen. Und ich finde es auch gut, dass der Kurs immer nur so 30 Minuten Einheiten sind. Und das ist ja auch in dem machbaren Yoga Online Yoga Studio so, dass die meisten Einheiten 15 oder 30 Minuten sind. Wo wir ja auch zeigen, dass man nicht so viel Zeit immer zu üben braucht, nicht immer 60 Minuten oder 90 Minuten, sondern dass auch 15 oder 30 Minuten, sich die Zeit für sich zu nehmen auch schon ein guter Anfang ist, sich selber besser kennenzulernen, Achtsamkeit zu üben.”

Yoga im Alltag integrieren 

Friederike: “Definitiv. Und es ist auch was, was ehrlich ins Leben hereinpasst. Bei den 15 Minuten Klassen, da läuft der Ehemann im Hintergrund herum, dann springt die Katze durchs Bild, die Mitbewohnerin, die Kinder turnen mal mit. Also ich mag das so, dass es da stattfindet, wo man auch lebt, wo man ist. 

Yoga soll nicht so dieses sein: Ich fahre irgendwo hin, ich gehe ins Studio, da muss es ganz besonders leise und ganz besonders schön sein. Wir haben zu Hause alle keinen Yoga Retreat, extra Space, keinen extra Yoga Raum, wo die Kerzen immer glühen und wo wir uns in unsere Einsamkeit und Stille der Selbstreflexion zurückziehen können. 

Ich mache auch Yoga, wenn die Handwerker da sind. Ich mache auch Yoga, wenn irgendein Sport Event ist und nebenbei der Fernseher woanders läuft, bei meinem Nachbarn ist es sehr laut, der gerade mit seinen ganzen Kumpels da feiert. Für mich habe ich gelernt, dass es viel einfacher ist, das so ins Leben zu integrieren und diesen Anspruch an Oh, jetzt mache ich Yoga, jetzt muss das so was Exklusives, im Sinne von exklusiv, also etwas Herausgehobenes sein. Da mag ich es lieber, das einzubinden und so zu machen und so zu leben.

Öffnet Raum für andere 

“Und das eröffnet viel mehr Räume für all diejenigen, die mit uns leben, da auch irgendwie Teil dran zu haben oder mal zu gucken, was macht denn Mama gerade auf der Matte? Das ist ja cool. Und dann sehe ich auf dem Bildschirm zum Beispiel, dass auf einmal auch der Mann hinten mal mitmacht oder die Kinder sind dabei. Das finde ich halt schön, dass es eher ein Teil des Lebens wird. Ein Teil des Lebens kann sein, wenn es eben nicht alle drei Monate einmal 90 Minuten ist, sondern wenn es immer mal montags eine 15 Minuten Klasse ist, wenn es am Samstag eine halbe Stunde ist. Dann isst die Familie Frühstück. 

Also so, dass man sich das aussuchen kann. Wie passt das in mein Leben? Weil warum sollen wir unser Leben danach richten, wann bestimmte Klassen sind? Dank Streaming-Diensten muss ich ja auch nicht mehr eine Fernsehserie weiter gucken. Jeden Tag um 14 Uhr muss ich mir dafür Zeit nehmen und da muss ich das immer da machen. Also so war das früher, als ich groß geworden bin. Das kann man sich ja heute gar nicht mehr vorstellen. Ich binde das dann in mein Leben ein, wenn ich dazu Lust habe und wenn es passt.

Mehr Flexibilität

Und ich finde, genauso können wir es auch mit unserer Meditation, Atem, Yoga oder Sport-Praxis machen. Keine Woche ist gleich, kein Tag ist gleich. Wir sind immer wieder eine andere, weiterentwickelte Version von uns. Und deswegen bin ich zum Beispiel, ich bin gespannt, wie du das siehst, kein Fan davon von so krassen Routinen. Was ist deine Morgenroutine? Welche Übungen machst du jeden Abend? Ich habe so etwas nicht. Ich habe das früher alles probiert. Jeden Morgen eine halbe Stunde. Meine Yogapraxis funktioniert so nicht. 

Kein weiterer Punkt auf der To-Do Liste 

Mal wache ich auf und habe Migräne und dann geht sowieso nichts. Soll ich mich dann dafür verurteilen, dass ich jetzt diese halbe Stunde nicht mache? Nein, nein, eben nicht. Sondern ich kann sagen, Okay, heute fühle ich mich gut. Ich möchte heute was für mich machen. Ich habe dafür 15 Minuten Zeit. Und dann kann ich in mich hineinspüren: Will ich ein Workout machen? Will ich Yoga machen? Möchte ich viel lieber meine Meditation zelebrieren? Oder mache ich vielleicht sogar zwei Sachen und teil das ein bisschen auf? Also ich mag das zu gucken, was brauche ich jetzt im Moment tatsächlich? Und dann danach etwas für mich und mit mir zu tun und es nicht nur zu tun, weil es auf einer Liste steht. Davon habe ich schon echt genug andere Sachen.”

Routinen im Alltag

Mechthild: “Ja, das kann ich auf jeden Fall verstehen und versuche ich auch mal zu sagen, dass man halt ja auch so gucken kann, wie es für einen selber passt. Bei mir ist es so, zum Beispiel unter der Woche habe ich schon morgens eine recht feste Routine, die mir hilft, einfach in den Tag zu starten und dann auch mit dem anzufangen, was ich anfangen will. 

Aber zum Beispiel merke ich dann am Wochenende komme ich, dann schlafe ich vielleicht länger, dann komme ich nicht dazu zum Meditieren, weil dann irgendwie was schon passiert am Tag oder so und dann aber mich auch nicht dafür zu verurteilen, dass ich eben nicht jeden Tag meditiere. Und am Wochenende halt auch mal bewusst Pause zu machen und dann aber auch wieder zu wissen, okay, ich habe ja diese Routine und diese feste Zeit eigentlich in meinem Kalender. Meistens meditiere ich morgens, nach dem fertig machen, dann 10 oder 15 Minuten. Dann weiß ich, ich komme ja auch wieder rein. Es ist jetzt nicht so, weil ich es mal ein, zwei Tage nicht mache oder auch mal in einem Urlaub, eine Woche oder zwei, dass ich das dann quasi nie wieder mache, sondern dass ich es auch wieder aufgreifen kann, wenn es wieder in meinen Alltag passt.”

Sich bewusst die Zeit nehmen 

Friederike: “Ja, genau. Und das Ding ist ja, du bist schon an dem Punkt, dass du dir bewusst bist, diese 15 Minuten morgens, die tun dir gut, weil da hast du deine persönlichen Gründe. 

Wenn ich aber noch gar nicht an der Stelle bin, sondern wenn ich diesen Wert für mich, diese positive Erfahrung noch nicht herausgezogen habe und denke, ah, ich muss jetzt aber, weil das hat mein Trainer in meinen Trainingsplan geschrieben. Wenn ich selber den Benefit in dem Moment nicht da rauskriege, dann werde ich auch nicht da dranbleiben. 

Deswegen kann es total gut sein zu sagen: Ja, ich habe morgens diese 15 Minuten und ich mache entweder das, das oder das. Ich fülle diese Zeit. Und ich weiß auch einige machen es auch so, die sagen: Wenn ich diesen 15 Minuten Slot verpasst habe, dann ist der für den Tag vorbei.

Sich selber kennen 

 Ich gucke zum Beispiel, ich weiß, ich bin kein Typ dafür, dass im Laufe des Tages zu machen. Ich bin ein morgens oder total gerne abends Typ. Und ich habe früher immer versucht morgens laufen zu gehen, einfach nur damit ich das fertig habe für den Tag. Also so diese Hölle in Anführungsstrichen hinter mich gebracht habe, weil ich dachte, Laufen ist gut für meine Kondition. Das mache ich. 

Ich wusste, dass Laufen mir super schwerfällt und deswegen war es für mich jeden Morgen ein Krampf, das zu machen. Aber ich wollte ja was für mich machen. Ich wusste damals noch gar nicht, dass ich ein Lipödem habe, dass meine Beine so schwer sind, dass das eine chronische Krankheit ist und dass das gar nicht unbedingt was mit dem Laufen zu tun hat, sondern dass diese Sportart für mich gar nicht die richtige ist. 

Sich nicht quälen

Also wenn ich jetzt morgens zum Beispiel ein Workout mache, so wie heute Morgen jetzt, meine Energie zu spüren, was für mich gemacht zu haben, dann gibt mir das ein ganz anderes Gefühl. Oder ich mache Yoga oder eine Meditation. Aber ich quäle mich nicht durch etwas, wo ich diesen Effekt, dass ich mir was Gutes tue, nicht so herausziehen kann, sondern was sich schwer anfühlt, nur weil ich das Gefühl habe, ja, das wird mir schon irgendwann guttun. Ich muss das jetzt machen, dann bleibt man nicht dran.”

Verschiedene Arten der Bewegung

“Und was ich da noch ergänzen kann, was ich total spannend finde, ist auch nochmal zu unterscheiden. Ich glaube, das ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig. 

Es gibt ja verschiedene Formen von Dingen, die uns guttun oder auch von Bewegungen. 

Bewegung für den Spaß

Zum Beispiel gibt’s Bewegungen, für die mir einfach Spaß machen sollen. 

Und da würde ich jetzt z. B. sagen, wenn ich mit der Federballgruppe meiner Mama dabei bin und Federball mit denen spiel, dann ist das für mich total Spaß. Dann kann ich zwei Stunden lang Federball spielen und fühle überhaupt nicht dieses ausgelaugt und fertig sein wie nach 20 Minuten laufen, weil das ist Spaß. 

Bewegung zur Stärkung 

Und dann gibt es aber auch noch Dinge wie wenn ich jetzt ein Training, ein Workout mache, meinen Körper zu stärken, da habe ich vielleicht nicht diesen Spaßfaktor direkt. Aber ich weiß, ich brauche das für meine Beinmuskulatur. Ich brauche das für meine Arme, heute und auch in Zukunft oder nachher auch im fortschreitenden Alter meinen Alltag, mein Leben gut bewältigen zu können. Ich möchte lange die Treppe steigen können. Um die Sachen aus dem Regal heben zu können, auch wenn sie etwas schwerer sind. Ich will die Einkäufe nach Hause bringen.

Bewegung für mentale Gesundheit 

So, ich finde, das ist noch mal was anderes. Und dann gibt es noch dieses, was ich sozusagen auch Bewegungen oder andere Dinge, die ich für meine mentale Gesundheit tue. Da kommen für mich Yoga und Meditation und Atem-Praktiken auf jeden Fall auch noch mal ganz, ganz wichtig dazu, wo ich weiß, das hat nicht nur direkt für den Körper, sondern das hat auch für mich mental einen wichtigen Faktor, einen Stellenwert in meinem Leben. 

Das tut mir gut. Ich bin dann weniger trübselig. Ich komme nicht so schnell in die Angst oder ich komme besser aus Angstzuständen raus oder aus Selbstzweifeln und und und. Und ich glaube, wenn wir uns darüber klar werden, wie unterschiedlich bestimmte Bewegungen in unserem Leben einen Raum finden können, dann ist es auch leichter möglich, diesen Bewegungen Raum zu schenken.”

Weitere Möglichkeiten für Bewegung

Mechthild ergänzt: “Ja, das ist auch schön, dass es auch verschiedene Möglichkeiten gibt, dass auch zum Beispiel in der Natur sein ja auch eine Möglichkeit ist für Bewegung, wenn einem das guttut, man die Möglichkeit dazu hat oder auf der Yogamatte zu sein.

Friederike: “Du siehst es nicht, aber ich nicke dir gerade ganz doll zu.”

Community

Mechthild. “Das ist schön. Ja, also ich wollte noch einmal die Überleitung machen. Das hast du auch schon in dem Yoga Anfängerinnen Kurs gesagt und ist ja auch eigentlich eine Idee bei machbares Yoga. Und was du auch auf Instagram machst, dass diese Community und dieses Zusammenkommen mit anderen Menschen, die ja ähnliche Ideen haben und die das ähnlich sehen oder die sich vielleicht auch im Austausch sein wollen über Yoga und achtsam sein. So wie dieser Community Aspekt für dich auch in deiner Arbeit eine Rolle spielt?”

Hintergrund als Pädagogin 

Ich finde das ganz, ganz essenziell und wichtig. Und zwar vor dem Hintergrund, dass ich Pädagogik studiert habe und tatsächlich ja gelernt habe zu unterrichten, zu teilen und aber gar nicht lange in dem Beruf gearbeitet habe, zweieinhalb Jahre in Berlin. 

Dann habe ich mich selbstständig gemacht und in den nächsten zwölf, dreizehn Jahren freiberuflich, selbstständig als Reisebloggerin gearbeitet. Da ging es für mich darum, Content zu produzieren und herauszugeben. Das war aber früher noch so. Ich hatte mit einem der ersten Blogs in Deutschland überhaupt. Es ging nicht um Community, sondern es ging um mich. Ich produziere was, ich gebe das raus. 

Andere Leute haben das konsumiert und haben dann entweder das, was ich empfohlen habe, gekauft oder auch nicht gekauft. Aber mir hat schon damals einfach dieser Austausch, das Miteinander gefehlt. 

Durch soziale Medien, als das so kam, hat das auch in diesem Berufsfeld und in meinem Leben immer mehr Raum eingenommen. Und irgendwann im Rahmen der Corona-Krise und auch in persönlichen Krisen, muss ich einfach so sagen, habe ich mich dann von diesem Teil meines Lebens verabschiedet und habe mich dann entschlossen, mich vollkommen auf das Yoga zu konzentrieren, wofür ich auch sehr dankbar bin.

Keine Allein-Unterhalterin sein 

Aber in diesem Rahmen war mir von Anfang an klar, ich möchte nichts mehr machen, wo ich Allein-Unterhalterin bin. Ich habe den Anspruch an meine Arbeit, weil es ist ein riesiger Haufen an riesiger gigantischer Haufen Arbeit, das alles zu stemmen. Ich habe diesen Anspruch, dass ich damit etwas im Leben von Menschen verändere, dass es Menschen anders geht, mit sich. Mein Wunsch ist, dass es ihnen besser geht, dass sie einen anderen Zugang zu sich und auch wiederum zu ihren Mitmenschen findet. Also dass das so ganz kleine Schmetterlingsflügelschläge sind, die aber eine große Reichweite haben. Das ist der Anspruch, den ich habe.

Nachhaltige Veränderung

Ich möchte nachhaltig etwas verändern. Nachhaltigkeit war schon immer ein großes Thema für mich persönlich. Gerade durch meine ganzen Reisen hat mir das so extrem vor Augen geführt, wie wichtig das ist. Aber es ist auch extrem zehrend. Und als ich verstanden habe, dass wir auch nachhaltig etwas nicht nur für den Planeten, sondern auch für unsere Gesundheit tun können und dass dieses andere Bewusstsein für uns sich auch wieder auf den Umgang mit anderen Menschen und die Umwelt auswirkt, habe ich da so eine Stellschraube gesehen, die sich für mich total passend angefühlt hat.

In Verbindung mit anderen sein

Und das ist nichts, was ich alleine machen kann und möchte, sondern das ist etwas, wo ich Verbindungen suche und brauche, sei es im Team für machbares Yoga. Da bin ich immer offen, wenn mir auch Leute schreiben und sagen: Ich finde die Idee toll. Hast du Tipps, wie wir das zusammen machen können? Wie kann ich dich unterstützen? Was können wir noch auf die Beine stellen? Und und und. Oder aber auch die Menschen, die mitmachen im Studio, die bei Instagram dabei sind. 

Ich merke natürlich, dass nicht mehr so der Community-Austausch ist, wie das mal vor ein paar Jahren war, dass alle unter einem Post dann kommentieren. Ja, bei mir ist das so. Aber die Nachrichten, die ich bekomme und der wirklich individuelle, private Austausch, der auch stattfindet über höchst persönliche Themen. Der erschüttert mich manchmal zutiefst und bewegt mich sehr, weil es so wichtig ist, dass wir diese Communitys bilden und dass es die gibt, weil es für ganz viele Menschen einfach keine Anlaufstellen gibt oder viel zu wenig Austauschmöglichkeiten oder sie eben in bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen nicht gesehen und nicht gespürt werden. Und mir geht es einfach darum, einen mutigen, sicheren Raum zu schaffen.

Zeigen, dass wir mit unseren Themen nicht alleine sind

Und ich teile auch Nachrichten, die ich bekomme. Ich frage dann immer nach, ob ich das anonym teilen kann, zum Beispiel zu zeigen: Du bist damit nicht alleine. Du fühlst das nicht alleine. 

Wenn ich eine Nachricht bekomme: Ja, ich habe mich früher immer schlecht gefühlt, wenn ich bei YouTube Yoga Flows mitgemacht habe, weil ich das nicht so konnte. Also wenn mir jemand schreibt, ich bin dadurch depressiv geworden, dann ist das eine krasse persönliche Geschichte. Und ich bin sehr dankbar, dass die Leute das mit mir teilen. Ich bin keine Psychologin, ich kann das in dem Sinne nicht auffangen. Das ist mir auch ganz wichtig zu sagen. Aber wir können insgesamt offener mit solchen Dingen umgehen und mehr teilen, was bestimmte Dinge, die in unserem Leben passieren, mit uns machen und wo uns jetzt auf meinem Kanal z. B. Yoga oder Meditation oder das darüber reden auch einfach helfen, uns nicht so alleine damit zu fühlen. 

Sich untereinander unterstützen 

Und besonders feiere ich das dann, wenn es so Momente gibt, da kommt eine Frage oder unter einem Post z. B. zu einer Beinstellung in der und der Übung, dass jemand das nicht entspannt findet. Und ich bin an dem Tag gar nicht dazu gekommen, das zu beantworten, weil ich mir da immer extra viel Zeit für nehme, das auch wirklich mit ganzem Herzen dann zu machen. Dann sehe ich, dass schon drei andere Leute etwas dazu geschrieben haben. Das ist für mich Community, dass es nicht nur darum geht, dass ich der Nabel der Welt bin, weil das bin ich nicht. 

Eine Gemeinschaft, die sich unterstützt 

Aber dass wir so eine Gemeinschaft haben, die sich gegenseitig unterstützt. Und das ist für mich so, wenn das Navigationssystem sagt, sie haben ihr Ziel erreicht. Na klar ist das vielleicht nur ein Teilziel, aber das fühlt sich dann so schön an. Und dann denke ich so: Ja, genau deshalb mache ich das. Deshalb stecke ich hier all mein Herzblut und so viele Stunden hinein, weil ich möchte, dass die Menschen erkennen, wie wichtig es ist, in Verbindung zu kommen und wie toll es ist, diese Verbindungen auch zu feiern und für sich gegenseitig auch zu nutzen.”

Auf zur letzten Frage 

Mechthild: “Ja, so schön. Deswegen wollte ich auch diese Folge mit dir machen, dass wir nochmal das machbare Yoga Studio mehr Leuten auch vorstellen und zugänglich zu machen. Und jetzt haben wir viel über deine Arbeit und deine Mission geredet. Und am Ende frage ich immer noch, was deine eigene Selbstfürsorge Praxis ist, was du für dich machst, was dir guttut?”

Friederikes Selbstfürsorge-Praxis

“Ich finde die Frage super spannend und ich achte mittlerweile, ich sage mittlerweile, weil das war ein harter Weg dahin durch die Selbstständigkeit. 

Regelmäßige Essenspausen

Ich achte darauf, dass ich regelmäßig Essenspausen mache. Das klingt ganz banal. Es war für mich ganz lange Jahre einfach so, dass ich das nicht getan habe, sondern dass ich immer gearbeitet habe und das irgendwann mal gemacht habe und überhaupt keinen Rhythmus oder einen Biorhythmus mehr hatte. Also, ich achte auf meine Essenspausen. Ich habe auf jeden Fall drei Mahlzeiten am Tag, für die ich mir auch Zeit nehme und über die ich mich auch meistens freue, außer mir brennt irgendwas an. Aber so prinzipiell bin ich da auf einem guten Weg. 

Genug Schlaf

Ich versuche zu schlafen und nicht mehr Zeit, die für Projekte oder für Familie oder Freunde manchmal fehlt, von meinem Schlaf Kontingent abzuknapsen. Also ich sage dann manchmal auch Nein, ich kann nicht. Ich bin müde und dann gehe ich auch ins Bett. Das mache ich. 

Die drei Pfeiler der Bewegung

Und ich tatsächlich versuche ich, diese drei Pfeiler von Bewegung in mein Leben einzubauen. Also dass ich Bewegungen mache, die mir Spaß machen, dass ich Bewegungen mache, wo ich weiß, das werde ich die nächsten drei Tage noch zu spüren bekommen, wenn ich aus meinem Bett aufstehe.

Das macht mir vielleicht jetzt gerade keinen Spaß. Aber hinterher bin ich richtig, richtig stolz auf mich, wenn ich dieses Training jetzt gemacht habe. Und dass ich aber meiner mentalen Gesundheit mittlerweile nicht nur im Yoga, sondern auch durch Meditation und Atemübungen mehr Raum schenke und da besser auf mich aufpasse. 

Dass ich gemerkt habe, es ist nicht nur eine Sache, mit seinem Körper irgendwie klarzukommen, sondern unser Kopf, unser Ego, unsere Emotionen haben einen riesigen Anteil daran, wie wir unser Leben meistern und dass ich da achtsamer mit mir bin, aufmerksamer und auch merke, wenn es mal einen, ich weiß nicht, aber es gibt so Tage, da geht nichts. So, da will man nicht, da kann man nicht, da bin ich leer. Also wenn ich jetzt von mir ausgehe und dass ich mir diese Tage dann auch zugestehe zum Beispiel und mich nicht dafür verurteile und mich dann am nächsten Tag freue, wenn es wieder ein bisschen besser geht, sodass ich einfach mehr auf mich höre.”

Der Abschluss

Mechthild: “Ja, das klingt gut. Das sind auf jeden Fall gute Tipps, wo man auch viel mitnehmen kann. Ich vielleicht hat man es gehört. Zwischendurch hat mein Magen auch schon geknurrt. Aber es ist noch ein bisschen Zeit bis zur Mittagspause. Genau dann sind wir jetzt schon am Ende der Folge. Ich glaube, wir könnten doch viel, viel länger reden. Vielleicht machen wir auch noch mal irgendwann auch eine Fortsetzungs-Folge. Genau du hast ja schon Instagram und das Studio erwähnt, aber du kannst es gerne noch mal die Namen sagen, wo man dich so finden kann, auf welchen Kanälen. Und das poste ich natürlich auch alles noch mal in den Shownotes und dem Blogpost für euch zum Draufklicken und dann mit Frederik und auch mir Yoga und Meditation zu üben.”

Hier mehr zu Friederike und machbares Yoga 

Friederike: “Super. Also wer jetzt noch zuhört, da freue ich mich auf jeden Fall. 

Herzlich willkommen bei Instagram, bei Machbares Yoga. Und von dort aus findet ihr auch die Links, zum Online Studio. Das heißt auch Machbares Yoga und ist momentan bei Eversports beheimatet. 

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