Folge 27 – Interview mit Raul Krauthausen

Diesmal habe ich ein Interview mit Raul Krauthausen geführt. Wir haben über seine Arbeit und Selbstfürsorge gesprochen. Höre hier direkt in die neue Folge rein. 

Bunte Kachel mit dem Text inklusive Achtsamkeit Der Podcast für Achtsamkeit und Inklusion. Darunter die Grafik von einem Play-Button und einer Ton-Welle in einer Sprechblase. Darunter steht Folge 27 Interview mit Raul Krauthausen Disability Burn-Out und Selbstfürsorge Daneben am rechten Seite ein Foto von Raul Krauthausen. Am unteren Rand steht inklusiveAchtsamkeit.de

In Folge 27 spreche ich mit Raul Krauthausen. Die meisten kennen Raul sicher bereits, von seiner lang-jährigen Arbeit als Aktivist für Inklusion. Für alle anderen, findet ihr weiter unten noch mehr über ihn und seine Arbeit. 

Ich war im März 2023 bei der Lesung von Raul bei der LitCologne in Köln und habe ihn dort gefragt, ob er in diesen Podcast als Gast kommen möchte. Er hat zugesagt und im Juni haben wir die Aufnahme für diese Folge gemacht. Ich habe mich total gefreut, war aber natürlich auch etwas aufgeregt. 

Einleitung

Das Intro zu dieser Folge musste ich einige Male neu aufnehmen, da ich nicht damit zufrieden war. Ich habe mich dann aber dazu entschieden, auch mit dem Nicht-perfekt sein zu leben. 

Wir sprechen in dieser Folge über Burnout, Erschöpfung und Grenzen setzen. Natürlich auch über Behinderung und Selbstfürsorge.

Wenn du beim Hören merkst, dass eines dieser Themen dich gerade belastet und du die Folge deshalb nicht hören kannst oder sie nur in Teilen hören kannst, dann mache das und schau, was dir selbst guttut. Ich bin wahrscheinlich die einzige Podcasterin, die empfiehlt, ihren Podcast nicht zu hören. Natürlich freue ich mich, wenn du die ganze Folge hörst und mir auch eine Rückmeldung dazu gibst, wie dir diese Folge gefallen hat oder auch eine Bewertung auf der Podcast-Plattform, wo du diese Folge hörst, hinterlässt.

Natürlich kannst du die Folge auch direkt hier hören. 

Im Intro spreche ich dann noch darüber, dass man nicht im Schneidersitz sitzen muss, um meditieren zu können und dass es ganz unterschiedliche Möglichkeiten für die Übung von Achtsamkeit gibt. 

Darüber sprechen wir in dieser Folge:

  • Über Raul Krauthausen
  • Seine Erfahrung mit Erschöpfung und Disability Burn Out
  • Selbstfürsorge und das Bild vom Wasserhahn
  • Ziele im Leben
  • Die Wohnung als Rückzugsort 
  • Me-Time, Make-Time, Meet-Time
  • Me-Time und Crip-Time
  • Pragmatischer Ansatz bei der Nutzung von Hilfsmitteln
  • Achtsamer Umgang mit Social Media
  • Der Austausch in Communities
  • Seine eigene Selbstfürsorge-Praxis

Über Raul Krauthausen 

Im inklusive Achtsamkeit fange ich immer so an, dass die Person, sich in ihren eigenen Worten vorstellen kann. Rauls Vorstellung war kurz und knapp. 

“Mein Name ist Raul Krauthausen. Ich bin Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit, habe eine Behinderung und wohne in Berlin.”

Erschöpfung und Disability Burn-Out

Darauf hin habe ich ihn zu dem Thema mentale Gesundheit für behinderte Menschen gefragt und auch zu seinen eigenen Erfahrungen mit Disability Burn-out (der Erschöpfung als behinderte Person), da er sich hierzu in den letzten Jahren mehr zu geäußert hat und in seiner Arbeit beschäftigt hat. 

Raul: “Genau. Wobei da jetzt auch kein Experte bin. Ich habe jetzt nicht den schwarzen Gürtel in Yoga (Anmerkung Mechthild, im Yoga gibt es keine Gürtel) oder so. Und ich glaube auch, ich habe jetzt nicht den Glauben für mich als Lösung gefunden, zur Ruhe zu kommen. Ich glaube, ich bin da eher so pragmatisch.”

Pragmatische Lösung für mehr Selbstfürsorge 

Ich frage nach: “Und inwiefern pragmatisch?”

Er antwortet darauf, dass er zum Beispiel versucht einfach weniger zu arbeiten. Sich mit netten Freunden zu umgeben, wenn merkt, das ist wieder alles zu viel geworden. Und auch ausreichend zu schlafen, lecker zu essen, Netflix zu gucken, auch auf andere Ideen zu kommen.

Wie hat er gemerkt, dass er erschöpft war? 

Es kam bei ihm immer so in Wellen. Er arbeitet gerne und dann ist es natürlich auch verlockend dann auch zu viel zu arbeiten. 

“Ich habe mich lange gefragt, ob das vielleicht auch so eine Art Flucht ist, eine Flucht, also vor sich mit sich selbst zu beschäftigen. Allerdings setze ich mich ja für die Themen Inklusion und Barrierefreiheit ein und habe dann da auch sehr viel Behinderung als Thema, sodass es dann ja natürlich auch sehr schnell sehr privat und auch persönlich wird. Und daher kommt es dann eben immer in so Wellen, dass ich mir denke, jetzt ist es einfach zu viel. 

Und dann merke ich okay, da musst du vielleicht mal ein bisschen ruhiger treten oder weniger machen, mal in den Urlaub fahren, mal ein ganzes Wochenende freinehmen und nicht immer noch so ein bisschen nebenbei arbeiten. Aber das ist leichter gesagt als getan.”

Das Bild vom Wasserhahn

Ich habe auch inzwischen die Erkenntnis für mich erlangt, dass, was andere Leute vielleicht als Energie oder Kraft oder Licht beschreiben, dass man in sich trägt. Bei mir sehe ich das eher so als, dass mein Leben und die Arbeit ist eigentlich so eine Art Wasserhahn. Und aus dem Wasserhahn fließt einfach Wasser und der Druck ist aber unterschiedlich hoch, wie schnell das Wasser da durch ist. Und im Prinzip geht es nicht darum, irgendwann mal gar nichts zu tun zu haben.

Oder es geht nicht darum, dass man irgendwann, wie soll ich mal sagen, das Becken voll hat, sondern es geht einfach darum, dass der Fluss durch diesen Wasserhahn konstant angenehm bleibt. Also es ist ja nicht so, dass wir alle Aufgaben erledigt haben.

Die nie endende To-Do-Liste

Sonst kommen immer neue Aufgaben nach und man arbeitet andere ab. Und dass die To-do-Liste nicht zu voll und zu lang wird, das ist eigentlich die Aufgabe. Und der Druck dadurch nicht so hoch wird, sodass ich versuche mein Leben so zu gestalten, dass es Fortschritte gibt, jeden Tag neu. Bestimmte Aufgaben werden erledigt, neue kommen dazu. Und dass es quasi nicht oben überläuft oder unten nichts herauskommt.”

Verschiedene Ergänzungen zu dem Bild vom Wasserhahn

Für mich, Mechthild, ist es eher ein Bild von einem Feuer, dass dann nicht zu groß werden sollte, um die ganze Umgebung abzubrennen.

Zum Bild mit dem Wasserhahn ergänzt sie noch, dass der Wasserhahn auch durch Kalk-Ablagerungen verstopfen kann.

Dann sprechen wir darüber, wie man den Wasserhahn entkalken könnte und das sind dann eigentlich die Sachen, die gut für eine Person sind. 

Was sind deine Ziele?

Raul teilt ein Gespräch mit einem Freund über Ziele und das Hamsterrad

“Und dann hatte ich neulich ein Gespräch mit einem Freund, den ich aus der Uni noch kenne und der hat mal gesagt, dass viele Menschen oft den falschen Zielen hinterher eilen. Ichhabe ihn gefragt, Was meinst du damit? Er meinte, Na ja, die Menschen streben oft nach Geld, nach Einfluss, nach Macht. Und das ist deswegen falsch, weil davon kann man nie genug haben. Also selbst Donald Trump würde sagen, er hat nicht genug Macht oder Putin oder keine Ahnung was. Und. Oder selbst Jeff Bezos würde sagen, er ist nicht reich. Und diese Menschen sind quasi so einem Ziel hinterher eifern, dass sie selber vielleicht auch in einem eigenen Hamsterrad gefangen sind. 

Wann ist es genug?

Das kennen wir im Kleinen vielleicht auch, dass wir immer denken, ja, wenn ich das und das geschafft habe, dann ist die Welt in Ordnung und perfekt. Aber dann haben wir das vielleicht geschafft und dann ist sie immer noch nicht perfekt und sie wollen immer noch mehr und weiter und höher. Also keine Ahnung, bei einem Podcast wünscht man sich noch mehr Hörer*innen. Aber wann hat man denn genug Hörer*innen?

Es gibt Leute, die streben nach anderen Dingen, und zwar Dinge, von denen man genug haben kann. Zum Beispiel Zeit oder Freunde. Oder Schlaf oder Ernährung oder eine schöne Wohnung. Und diese Menschen sind in der Regel zufriedener mit sich, weil sie irgendwann auch sagen können: Ja, hier gefällt es mir, das reicht mir.”

Wovon habe ich eigentlich genug?

“Und ich versuche inzwischen bei mir zu schauen. Wovon habe ich eigentlich genug? Und jetzt in der Corona-Pandemie. Ich meine, wir sind da ja alle durch und sind da vielleicht auch teilweise noch drin. Stichwort Long Covid. Aber die Corona-Pandemie hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, sich in den eigenen vier Wänden gut zu fühlen. Früher bin ich quasi ja jetzt nicht geflohen, aber mir war meine eigenen vier Wände nicht so wichtig, weil ich immer im Büro war oder in Hotels oder in der Bahn oder unterwegs. Für mich war zu Hause eigentlich nur der Ort zum Schlafen. Und dann irgendwann habe ich aber durch die Corona-Pandemie gemerkt: ach krass, ich könnte mir ja meine Wohnung auch so einrichten wie ein schönes Hotel-Zimmer.

Die Wohnung als Rückzugsort 

Oder ich könnte mir auch den Arbeitsplatz zu Hause so gestalten, dass ich nicht ins Büro muss. Und habe dann nach und nach angefangen, die Wohnung schöner zu machen. Und das muss auch gar nicht so viel, so teuer sein. Aber ich habe dann zum Beispiel gemerkt, ich habe gar kein Einrichtungsstil. Ich musste den erst mal entwickeln. 

Und habe mich dann mit meiner Partnerin darüber ausgetauscht und zusammen überlegt, was gefällt uns, was gefällt uns nicht, was brauchen wir? 

So haben wir dann über Monate die Wohnung mehr oder weniger eingerichtet und wir sind auch gar nicht fertig. Aber ich fühle mich jetzt zu Hause wohler als an anderen Orten. Und das macht mich zufrieden.”

Rückzugsräume

“Und vor allem, das fand ich auch interessant. Wir wohnen hier in der Wohnung zusammen als Paar. Und wir schon auch gesagt haben, es ist aber wichtig, dass jeder und jede das eigene Zimmer hat. Einfach, damit man eben auch so eine Art Rückzugsraum hat, wenn man arbeitet, damit ich nicht im Schlafzimmer arbeite, sie im Wohnzimmer zu haben. Weil würde ich im Schlafzimmer arbeiten, dann würde ich quasi 20 Stunden den Raum nicht verlassen, weil ich schlafe in dem Raum ja auch und dann arbeite ich und für vier Stunden bin ich dann irgendwie draußen und das ist nicht gesund. 

Räumlicher Wechsel zwischen den Aufgaben 

Das heißt, ich brauche auch irgendwie so eine Art räumlichen Wechsel. Sie braucht natürlich auch Ruhe, wenn sie arbeiten. Das geht im Wohnzimmer oft gar nicht, weil es ein Durchgangszimmer ist. Da haben wir das Glück, dass wir genug Zimmer haben, wo wir sagen können, jeder hat ein eigenes Büro. Es gibt ein Wohnzimmer und ein gemeinsames Schlafzimmer. Und da können wir uns gegenseitig auch in Ruhe lassen.”

Ich teile, dass sie dies echt gut findet. Selbst habe ich gerade nur alles in einem Zimmer. Deswegen gehe ich auch manchmal gerne in ein Café, um von dort aus zu arbeiten, um auch einmal rauszukommen.

Raul: “Ich hatte dann in meinem Schlafzimmer damals, als ich da früher viel gearbeitet habe, dann irgendwann angefangen, eine Wand farbig anzumalen, damit ich zumindest auch auf eine andere Farbe gucke und nicht imme das Gleiche weiß quasi.”

Grenzen setzen

Das Thema arbeiten, gerne arbeiten und arbeiten von zu Hause nutze ich dann als Überleitung zu meiner nächsten Frage, über das Thema Grenzen setzen und diese auch mit anderen zu kommunizieren. 

“ Ja, das ist ein ganz schwieriger Punkt, wenn ich ehrlich bin. Weil ich kann nicht sehr gut Nein sagen. Und ich bin dann jemand, der dann eher zu viele Termine und Verabredungen und Verpflichtungen hat als zu wenig. Da merke ich dann oft erst am Ende der Woche, dass es einfach zu viel war. Es gibt Tage, da habe ich fünf Termine an einem Tag und es gab aber auch Tage, da hatte ich halt nur ein oder gar keinen Termin am Tag. Und es reicht eigentlich auch einen Termin am Tag zu haben. Ich weiß nicht, warum das bei mir fünf sein mussten und müssen.

 Und da habe ich jetzt versucht, mir selber sehr strenge Regeln zu geben, weil ich das anscheinend selber nicht hinbekomme. Und diese Regeln kommuniziere ich aber ganz klar. 

Me-Time, Make-Time, Meet-Time

“Also ich unterteile meinen Tag in drei Einheiten, in die Me-Time, Make-Time und Meet-Time. 

Die Me-Time (Zeit für mich) ist so, aufstehen, frühstücken, bisschen in der Wohnung was machen, auf sich selber achten, Hygiene und die ganzen Sachen, die man machen muss. 

Dann kommt die Make-Time, die geht dann in der Regel so von 10 bis 2. Da arbeite ich. Nee, quatsch, das ist die Meet-Time, sorry. Von 10 bis 2 ist die Meet-Time (Zeit zum Treffen), das heißt da treffe ich Leute, da mache ich Video Calls, nehme Podcasts auf und so weiter. 

Und dann kommt die Make-Time (Zeit  zum Treffen), die ist dann ab 14 Uhr bis abends, also 18 Uhr, wo ich dann die Aufgaben abarbeite, die vielleicht aus den Meetings heraus entstanden sind. Und das bedeutet aber, dass wenn nach 18 Uhr noch was liegen geblieben ist, ich das erst am nächsten Tag mache. Sonst höre ich nicht auf zu arbeiten. 

Und diese Regel habe ich mir inzwischen sehr streng gegeben. 

Dann bin ich weiter gegangen, habe dann gesagt, dienstags gibt es grundsätzlich keine Meetings. Einfach, damit ich auch notfalls einen Puffer habe, was abzuarbeiten. 

Und freitags gibt es auch keine Meetings, weil das ja dann auch Anfang vom Wochenende. Und da arbeite ich dann auch noch mal ein bisschen was ab. 

Das heißt, eigentlich kann man sich mit mir nur Montag, Mittwoch und Donnerstag-vormittags verabreden, wenn es beruflich ist. Und wenn man das klar kommuniziert, dann funktioniert es auch ganz gut. Führt dann aber eben dazu, dass wenn die Leute dann mich treffen wollen und das nicht super dringend ist, dann oft erst Termine im August oder September wieder möglich sind, weil einfach so viel ansteht. Das hilft.

Manchmal ist dies aber natürlich auch nicht so möglich.

“Man kann ja auch nicht andere, also wenn du eingeladen bist bei einer Fernsehsendung oder so, kannst du ja auch nicht sagen, fragen Sie mich bitte Donnerstag erst wieder, wenn die Sendung aber halt wie Montag läuft. Das funktioniert ja nicht. Es gibt natürlich immer Ausnahmen. Aber zum größten Teil funktioniert das ganz gut und seitdem geht es mir auch besser. 

Vorbereitung auf das neue Jahr 

Raul teilt dann einen Tipp von Hotel Matze. “Da gab es mal den Tipp, dass er sich auf Weihnachten schon im November vorbereitet. Und das bedeutet, dass er ab dem 1. November keine Termine mehr hat. Gar keine. Du brauchst trotzdem ja eine Weile, die Aufgaben, die sowieso du immer mal machen wolltest und so abzuarbeiten damit du dann mit deinem neuen Jahr irgendwie frisch durchstarten kannst. Und du musst Geschenke kaufen, musst irgendwie organisieren und keine Ahnung was. Er versucht dann auch das Jahr ausklingen zu lassen schon. Das finde ich ganz schön.

Da tut man ja auch niemandem weh, wenn man sagt: “Sorry, im November malen wir einfach das Jahr zu. Man sagt ja nicht ab, sondern man sagt einfach ab, wir können nächstes Jahr wieder sprechen. 

Ich werde das dieses Jahr auch machen. Um das vorausschauend zu planen, habe ich jetzt schon in meinem Kalender geblockt.”

Me-Time und Crip Time

In dem Teil über die Me-Time hatte Raul geteilt, dass hier auch Hygiene und Pflege dazugehört. Diese dauert als behinderte Person ja oft länger. Siehe auch Crip-Time, worüber wir es in diesem Podcast auch schon öfter darüber hatten.

Dazu findest du hier die Podcast-Folge.

Darum möchte ich von Raul gerne wissen, wie er es dann schafft, die Balance zu halten zwischen dieser Me-Time für Pflege und die Me-Time, in der er wirklich Sachen für sich machen kann, wie ein Buch lesen, Podcast hören, oder auch einfach mal abhängen. 

“Das ist eine super Frage. Also diese richtige Me-Time, sagen wir mal so, sich gut gehen lassen jenseits von Hygiene und Pflege, die ist eigentlich dann erst abends, so ab 18 Uhr und an Feiertagen und am Wochenende. 

Die Wochenden bleiben frei

Und da hat auch meine Partnerin sehr stark dafür gesorgt, dass ich am Wochenende eben nicht so viel arbeite. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass da mal jemand von außen drauf blickt und sagt: Ja, Sonntag muss kein Montag sein. 

Das fand ich auch eine ganz wichtige Erkenntnis. Und weil sie quasi am Wochenende auch frei hat, versuchen wir dann unsere gemeinsamen Freizeiten natürlich auch abzugleichen.

 Dass es dann nicht irgendwie einer frei hat und die andere arbeiten muss oder umgeht, sondern dass wir das dann versuchen zu synchronisieren und das funktioniert ganz gut. 

Mit dem Alter braucht er für manche Dinge einfach länger 

Zur Crip-Time ergänzt er dann noch: “Also ich habe jetzt zum Beispiel gemerkt, weil du Crip-Time gesagt hast, dass aufgrund meines Alters, aufgrund meiner fortschreitenden Erkrankung, Diagnosen, whatever, ich schon auch jetzt mehr Zeit für bestimmte Dinge brauche. Mehr als vielleicht vor zehn Jahren. Das sind so Kleinigkeiten, die mich aber wirklich herausfordern, sich daran zu gewöhnen. Und ich glaube, das liegt gar nicht so sehr daran, dass ich mich daran gewöhnen muss, sondern dass ich einfach aufgrund meines Alters mir Veränderungen schwerer fallen.

Ich glaube, das ist ja auch normal. Das kenne ich auch von unseren Eltern, wenn man dann jahrzehntelang ein bestimmtes Verhaltensmuster antrainiert hat und dann plötzlich kommt was Neues dazu, dass dich zwingt, dieses Verhalten zu ändern. Das stört mich schon sehr. Und da versuche ich jetzt irgendwie das zu akzeptieren und anzunehmen und auch auszuhalten. In diesem Prozess dann auch versuchen dabei das so einfach wie möglich zu machen. Also das ist jetzt ja theoretisch meine Arbeit, mal praktisch gesprochen. Ich brauche nachts ein Atemgerät. Das ist total kacke. Fühlt sich nachts nicht geil an. Es ist irgendwie eher unbequem. Und dieses Ding ist sehr wartungsintensiv. Man muss es ständig reinigen und warten. 

Verreisen und Equipment

Wenn ich verreise, hast du plötzlich einen riesigen Koffer dabei, wo du das Ding ja drin ist und nur das Ding. Und auf einmal hast du mehr Gepäck. Wenn du in einem Hotel eincheckst und auscheckst, dauert es alles länger, weil du aufbauen musst, abbauen musst. Und dann hast du oft so Stresssituationen, dass du dann im Hotel keine Mehrfach-Steckdose hast oder die Steckdose ist nicht am Bett oder du musst halt dann dein Zeug ein und auspacken und es braucht einfach mehr Zeit.

Diese Zeit plane ich jetzt bewusst ein, damit ich nicht in Stress gerate. Und ich habe mir eine Mehrfach-Steckdose jetzt gekauft, die ich jetzt immer dabei habe. I

Ich habe mir für meine Hörgeräte eine Ladebuchse gekauft, die ähnlich wie bei AirPods, die auch von unterwegs aufladen kann für den Notfall und ich nicht auf eine Steckdose angewiesen bin. Und so, weißt du, so Kleinigkeiten, die einem dann in dem Moment, sagen wir mal kurz diesen Stress abnehmen. Die ich aber vielleicht vor zehn Jahren gar nicht hatte, weil ich noch keine Hörgeräte oder Atemmaske hatte.

Pragmatischer Umgang bei der Nutzung von Hilfsmitteln

Und dann auch so ein bisschen pragmatischer zu sein. Ich habe so einen Husten-Assistent und da sagen die Ärzte, das müssen sie dreimal am Tag benutzen. Das ist auch ein riesiges Gerät. Und dann habe ich gesagt, Sorry, aber das kriege ich nicht unter in meinen Tag. Und ich werde auch das Gerät nicht immer mitnehmen. Ich werde auch nicht im ICE plötzlich meinen Husten-Assistent auspacken.

Der Arzt hat dann gesagt, ja, das kann er irgendwie nachvollziehen. Dann soll ich das mindestens nehmen, wenn ich krank bin und darauf kann ich mich einlassen. Aber ich werde jetzt nicht mit zwei riesigen Koffern immer unterwegs sein, nur das Gleiche zu erfüllen, was ich vor drei Jahren noch so erfüllt hatte. Solange es mir damit einigermaßen gut geht, solange werde ich das beibehalten. Ansonsten werde ich weniger reisen.”

“Ärzte haben ja auch ein anderes Risikoempfinden als Patientinnen. Und dann denke ich so, ja vielleicht ist es auch einfach genau dieses Mittelding. Ich kann jetzt nicht alles machen, was die Ärzte sagen, weil dann bin ich nur noch mit meiner Behinderung beschäftigt. Und da habe ich mir mein Leben auch zu schade.”

Gepäck auf Reisen für behinderte Menschen 

Vor ein paar Monaten hatte Raul ein Foto auf seinem Instagram-Account geteilt, wie er mit den Boxen für sein Atem-Gerät in der Bahn unterwegs ist.

“Also ich will ja meine Assistentinnen auch nicht überfordern mit ultra viel Gepäck. Ich will aber auch kein Auto haben. Also ich weigere mich ein Auto zu besitzen. Ich will nicht mein Auto zu besitzen, ich weigere einen Führerschein zu machen, weil ich in einer Großstadt lebe, wie Berlin, wo du sowieso nur am Parkplatz suchen bist und der ÖPNV gut genug ist auch für Menschen im Rollstuhl, dass ich jetzt auch nicht derjenige sein möchte, der ein weiteres Auto in dieser Stadt hat. Und selbst wenn ich eins hätte, würde ich damit nicht nach Frankfurt, Köln oder München fahren wollen, weil es einfach zu anstrengend ist. Dann sitze ich doch lieber im Zug. Aber wenn du im Zug fährst, hast du halt viel Gepäck. Wenn du im Auto fährst, kannst du das Gepäck im Auto lassen.”

All dies sind nur Momentaufnahmen

“Alles, was ich hier sage, das sind immer Momentaufnahmen, was ich hier sage. Das ist ja nicht allgemein gültig und das ist auch nicht auf andere Menschen automatisch anwendbar. Aber das ist mein Blick auf mein Leben. Und das sind so die Struggles, die ich habe. Und gleichzeitig aber auch die Lösungen, die ich mir dann dafür überlegt habe. Ich denke, es wird nicht besser, eher schlechter. Solange es aber so geht, meine ich, das ist gut.”

Social Media und Stress 

Ich ergänze dann, dass dadurch, dass er ja auch viel davon auf Social Media teilt, vielleicht auch wieder andere Menschen auf eine Art und Weise unterstützen, damit diese vielleicht Ideen bekommen, wie sie ihren Alltag gestalten können. Aber natürlich birgt das Sein auf Social Media auch wieder andere Tücken, wie rumscrollen oder das Entstehen von Stress. Ich frage ihn dann, wie er hier gelernt hat, für sich besser mit umzugehen und auch für sich bewusst Pausen zu machen. 

“Aso da geht es ja dann eher so mentale Gesundheit. Also Social Media ist ja auch sehr schnell sehr toxisch oder man verschwindet dann in so Kaninchen-Tunnel, wo man nicht mehr rauskommt, weil man in so eine Debatte dann geraten ist. Das ist für mich immer wieder neues Verhandeln, wie ich mit Social Media umgehe. Ich habe gemerkt, dass ich bestimmte Plattformen weniger machen möchte. Also Twitter ist etwas, was mich einfach zunehmend auch belastet und nervt. Ich habe da keinen Bock mehr drauf.

Instagram und Konsumieren

Ich bin jetzt eher so auf Instagram, aber bei Instagram bin ich eher am Konsumieren als selber am Produzieren. Ich bin nicht so der visuelle Typ. Es stresst mich irgendwie ein Foto oder eine Grafik machen zu müssen. Das ist einfach nicht mein Medium. 

Da es aber trotzdem nötig ist, zwinge ich mich quasi einmal die Woche das alles vorzubereiten und dann aber auch in Ruhe zu lassen. Und dann nächste Woche wieder rein zu gucken. Und möglichst viel vorzuplanen, teilweise zu automatisieren. 

Wenn du eine bestimmte Follower*innen-Anzahl hast, dann kannst du auch nicht mehr alles lesen. Die Kommentare kannst du nicht mehr alle Korrektur lesen. Du kannst ab und zu Stichproben machen und versuchen dir dann vielleicht ein paar Stunden Zeit zu nehmen, da mal durchzuforsten und zu gucken, ob jemand einen krassen Hitler-Vergleich gemacht hat oder so. Aber du kannst nicht mehr auf jede Frage eingehen. Und das tut mir ein bisschen leid und weh, aber es ist ja, ich werde ja für Social Media auch nicht bezahlt. Und das ist immer Ehrenamt quasi so gesehen. Da muss ich dann auch für mich gucken, wann ist es zu viel.

Da muss jeder wie gesagt seinen Weg finden. Ich bewundere Leute, die da viel mehr Zeit investieren können und wollen, die auch coole Ideen haben, oft bessere als ich, meistens sogar. Und wie gesagt, ich glaube, Instagram ist nicht mein Medium. 

Es war eigentlich eher Twitter, aber das ist so toxisch geworden.

Ich konzentriere mich jetzt eher auf Bücher schreiben oder meinen Newsletter, den ich ja jede Woche donnerstags verschicke. Und habe da das Gefühl, da bewirke ich mehr.”

Communities und der Austausch

Wir sprechen dann über Communities und den Austausch in der Community. 

“Ich finde es auch ganz toll, da auf großartige Menschen zu treffen, die viele Ideen haben, auch eigene Perspektiven schildern können, von denen ich ganz viel lerne und auch nicht nur Menschen mit Behinderung. Auch andere marginalisierte Gruppen oder interessante Leute habe ich darüber kennengelernt. Und wenn man sich so die Timeline von mir vielleicht anschaut, dann sieht man vielleicht auch eine gewisse Entwicklung. Dinge, die ich früher gesagt habe, sage ich nicht mehr oder korrigiere mich teilweise in Erkenntnissen, die ich gewonnen habe. Und da, finde ich, habe ich das vor allem der Community zu verdanken. Einfach, weil sie mich selber auch zum Nachdenken oft angeregt hat. 

Aber inzwischen merke ich halt auch und ich glaube, dass das eine geteilte Erfahrung von vielen anderen, dass wir gerade auf Social Media dazu neigen, immer auf der Suche nach richtig und falsch zu sein. Und es gibt wenig Gelassenheit und wenig kann man so und kann man so sehen. Man muss sich immer auf eine Seite schlagen. Und wenn du dich dann immer auf eine Seite geschlagen hast, dann hast du automatisch die andere Seite gegen dich.

Sich nicht mit allem beschäftigen können 

Ich glaube, es gibt auch viele Situationen, wo man einfach sagen kann, da habe ich gerade noch keine Meinung zu, muss ich drüber nachdenken oder es ist mir egal. Dieses dazwischen zu sein und auch zu bleiben und auch zu verteidigen, dass es mich gerade nicht interessiert oder mich gerade nicht beschäftigt und ich gerade keine Kapazitäten habe, mich damit auseinanderzusetzen. Auch vielleicht aus reiner Lust heraus oder Unlust. Diese Möglichkeiten gibt es auf Social Media kaum.

Ständiges Positionieren 

Du wirst immer gezwungen und gedrängt, dich zu positionieren, zu äußern. Das finde ich anstrengend. Das heißt, ich ziehe mich auch aus gewissen Debatten raus. Und es geht auch nicht zwangsläufig jeden was an, was ich denke. Ich versuche gerade mal ein Beispiel zu finden. Also wenn Menschen in Deutschland Schutz suchen als Geflüchtete, dann kann man auf Social Media dazu aufrufen und sagen: Leute, wir müssen irgendwie hier die Geflüchteten unterstützen, wir können ganz viel teilen und so. Wir können uns aber auch einfach privat engagieren. Wir müssen das nicht hinausposaunen. Nur weil man öffentlich keine Positionierung von mir dazu findet, heißt es nicht, dass mir das Thema egal ist.”

“Oder du folgst Leuten auf Instagram oder Twitter. Und dann ist einer dieser Menschen, denen du folgst, vielleicht den falschen Weg eingeschlagen und ist plötzlich zu einem Nazi geworden. So, und du hast es aber nicht mitbekommen. Und dann plötzlich kommt irgendjemand und sagt, ich wollte nur sagen, du folgst dem und dem. Ich weiß nicht, ob das so cool ist, dass du dem folgst, weil der ist jetzt Nazi geworden.

Und dann denke ich so, ja, tut mir leid, habe ich nicht mitbekommen. Ich möchte nur, dass du weißt, den Leuten, denen ich folge, heißt nicht, dass ich deren Freund bin oder deren Meinung 100 Prozent teile. 

Unsichtbare Follower-Listen

Also am liebsten hätte ich eigentlich, dass die Listen unsichtbar sind und man nicht sieht, wem man alles folgt. Weil ich finde, jemandem zu folgen bedeutet nicht automatisch, ihn zu unterstützen, sondern es bedeutet für mich eher so was wie, ich möchte mich interessieren, was diese Person sagt, völlig unabhängig davon, ob ich die Meinung teile oder nicht. 

Und wir fangen dann an, uns so anzuschreien und die Leute dazu zu bringen, jemandem zu entfolgen. Aber dann kriege ich ja nicht mehr mit, was die Person so fabriziert. Und ich kann auch nicht mehr gegen reden, weil ich der Person ja nicht mehr folge. 

Dann sagen die Leute: Ja, du kannst also Listen anlegen auf Twitter und so und dann sage ich ja sorry, dafür habe ich keine Zeit. Also ich kann jetzt nicht die Leute jedes Mal neu in irgendwelche Listen einteilen. Am liebsten hätte ich einfach, dass die Liste nicht öffentlich ist.”

Kommentare auf Social-Media 

“Oder ich würde gerne nach zwei Tagen die Kommentarfunktion schließen von einem Post oder einem Tweet, weil ich schon auch die Beobachtung mache, dass nach zwei Tagen auch alles gesagt wurde. Es ist ja nicht so, dass nach vier Tagen eine mega neue Erkenntnis kommt als Kommentar. Und das würde ich gerne automatisieren. Ich würde gerne Kommentarfunktionen 24 Stunden offen lassen und dann automatisch schließen lassen, damit du nicht die ganze Zeit deine Vergangenheit aufräumst.

Das ist der Grund, warum ich so Plattformen so anstrengend finde. Und außerdem müssen wir auch, glaube ich, zu der Erkenntnis kommen, dass wir, wenn wir auf Instagram oder Twitter jemanden anschreien, oft eher das Gegenteil erzeugen. Als ihn oder sie vielleicht wirklich dazu zu bringen, die Haltung und Meinung zu ändern.”

Die Graustufen fehlen

Ich ergänze dann noch dazu, dass auf Social Media oft die Graustufen fehlen, dass es eben sehr oft nicht nur schwarz und weiß gibt.

Und wenn mensch immer nur den Leuten folgt, die auch die eigene Meinung teilen, bleibt mensch in der eigenen Bubble und verstärkt das Bild, dass die eigene Meinung die richtige ist, immer noch weiter. 

Raul ergänzt dazu noch: “Das wird dann aber sehr oft damit verwechselt, dass alles sagbar ist. Das bedeutet aber nicht, dass alles sagbar ist. Also es gibt Dinge, die diskutiere ich nicht. Zum Beispiel Nazi. Weil wenn ich sie diskutiere, dann gebe ich ihnen ja genau diese Aufmerksamkeit. Es gibt eine Haltung. Ich verlasse den Raum, ich verlasse den Dialog. Ich entfolge der Person auch, wenn ich das mitkriege, weil ich es in meiner Welt nicht haben kann. Aber ich sage das auch immer. Sorry, ich teile deinen Gedanken gut nicht. Ich beende das jetzt.”

Ich teile noch eine Geschichte, dass ich einer Person entfolgt bin, weil sie über Manifestation und das Gesetz der Anziehung geteilt hat und nicht eingesehen hat, dass vieles davon auf Privilegien beruht. Da diese Person hier nicht einsichtig war, dass diese Privilegien viel Einfluss haben, bin ich ihr entfolgt. 

Raul sagt dazu: “Genau das sind so Sachen, da musste ich dann auch erst mal lernen, was mein Standpunkt in der Sache ist und wie ich den auch erhalte, ohne in so eine Debatte zu geraten.”

Weiter Fragen in nächsten Folgen 

Wir haben jetzt schon 40 Minuten gesprochen und wir können sicher noch viele weitere Folgen mit weiteren Fragen aufnehmen. Also falls du noch weitere Fragen an Raul Krauthausen hast, schreib mir gerne. Dann können wir bald eine weitere Folge aufnehmen.

Seine eigene Selbstfürsorge-Praxis 

Ich frage Raul dann noch einmal nach seiner eigenen Selbstfürsorge-Praxis. 

Guter Kaffee 

“Also ich liebe guten Kaffee. Beziehungsweise ohne den Kaffee am Morgen, das ist auch ein schönes Ritual für mich, ohne dass es jetzt ein mega Wissenschaft ist, sondern einfach einen Kaffee trinken. Das mag ich sehr gerne. Wir haben eine ganz gute Kaffeemaschine zu Hause, wo wir einfach auch leckeren Kaffee und auch Cappuccino und Latte Macchiato machen können, ohne dass man dafür ins Café gehen muss. 

Gute Beleuchtung in der Wohnung 

Und dann mag ich es, ist mir auch aufgefallen, gute Beleuchtung in der Wohnung. Gute Lampe. Gutes Licht. Und da glaube ich, machen viele Menschen auch den Fehler, dass sie viel zu spät sich Lampenschirme in der Wohnung anschaffen. Ich bin zum Beispiel jemand, der mag indirekt Licht, dass die Lampe eher die Wand bestrahlt oder dass die Decke leuchtet. Aber nicht, dass eine Glühbirne mir ins Gesicht schlägt. 

Und da gibt es ja dank LED auch großartige Erfindungen und Möglichkeiten, auch Farben und Stimmung und so. Ich musste da mal ein bisschen ausprobieren. Nicht jede Farbe ist geeignet. Aber es gibt in meinem Büro verschiedene Szenarien. Es gibt irgendwie so was wie, das sieht gut aus für Kamera, für Social Media oder für Konzentration. 

Dann gibt es Feierabendlicht, langsam auch den Tag für mich so ausklingen zu lassen. Und das habe ich gemerkt, hilft mir auch den Tag auch zu sehen. Ich weiß nicht, ich kriege gar nicht mit, was für ein Wetter draußen ist, wenn ich mich aktiv umdrehe und da herausgucke. Das heißt, ich laufe manchmal Gefahr nicht mitzukriegen, wie spät es ist. Und das kann ich aber mit Lichtkonzepten so gestalten, dass es einigermaßen auch der Tageszeit entspricht.”

Vorhänge

Ich teile, dass ich auch gerne natürliches Licht und Tages-Licht mag. Zum Glück habe ich in meiner Wohnung Roll-Läden, was in Köln nicht häufig ist und kann die gerade im Sommer etwas runter machen, damit es nicht zu warm wird, ich aber noch weiterhin Licht von der Sonne habe.

Raul teilt dann, dass er und seine Partnerin lichtdichte Vorhänge in ihrem Schlafzimmer haben: “Wenn du mal gegen die Sonne schlafen willst. Wenn die Sonne morgens 5 Uhr aufgeht, dann werde ich manchmal ein bisschen zu früh wach. Und da haben wir jetzt auch lichtdichte Vorhänge, also auch lichtdicht, nicht nur blickdicht, sondern auch  lichtdichte Vorhängeangeschafft, die unser Zimmer richtig dunkel machen können. Alle LED Lampen im Zimmer abkleben von irgendwelchen Ladegeräten, die man braucht und so. Damit es auch wirklich dunkel ist.”

Ich teile dann auch noch eine Geschichte, dass ich letztes Jahr auf Gran Canaria ein Zimmer hatte, in dem der Feuermelder in dem Raum so ein rotes Lämpchen hatte und ich froh war, dass ich meine Schlafmaske dabei hatte, da ich auch nicht mit irgendwelcher Ablenkung schlafen kann. 

Yoga und Spiritualität sind nichts für ihn

Als nächstes sprechen wir noch etwas über Yoga und Spiritualität. Dazu sagt Raul: 

“Aber wozu ich zum Beispiel gar keinen Zugang habe, ist zu diesen ganzen spirituellen Welten. Oder Yoga macht mich irgendwie unruhig und alle sagen mir: 

Ja, das muss man trainieren, da muss man durch und so.

 Und dann denke ich so ne, also bin ich gerade nicht an dem Punkt, wo ich das für mich ausprobieren möchte. Ich hatte eine Mitbewohnerin, die einen schwarzen Gürtel in Yoga hat (Anmerkung Mechthild: wie gesagt gibt es keine Gürtel im Yoga, Raul meint sehr wahrscheinlich hiermit, dass sie eine Ausbildung zur Yogalehrerin absolviert hat.), nicht immer so sehen. 

Er hat mit seiner Mitbewohnerin geübt

Sie hat es auch praktiziert, die hat das auch unterrichtet und die hatte Räucherkerzen in ihrer Wohnung, in ihrem Zimmer und für die war auch die Welt, ich glaube, die hat die Welt auch anders gesehen, spiritueller und viel energetischer. Aber sie hat halt auch respektiert, dass die anderen Mitbewohner*innen das nicht so sehen. Und es war eine super Koexistenz und ich glaube, dadurch habe ich erst einigermaßen Zugang dazu. Weil es mich quasi nicht aufgedrängt hat. Und ich bin immer noch nicht so weit. Aber ich respektiere jetzt zumindest, dass es auch Kraft geben kann. Ich habe jetzt weniger eine Meinung dazu, sondern sehe das jetzt eher so als, ja jeder hat halt seinen Weg. Früher hatte ich immer eine Meinung. Kannst du das gar nicht beweisen?  Ich bin eher so ein Naturwissenschaftler-Typ.

Meine Mutter ist Ärztin. Und die hat mal gesagt, es geht nicht darum, ob es stimmt oder nicht. Sondern wer heilt, hat recht. Und dann kann man damit auch arbeiten und ganz gut durch die Welt gehen.”

Für die positiven Effekte von Meditation und Yoga gibt es mittlerweile viele Studien, die sich mit der unterstützenden Wirkung hiervon beschäftigen.

Aber natürlich ist es vollkommen in Ordnung, wenn Meditation und Yoga gerade keine Rolle in deinem Leben spielen.

Entspannung üben 

Raul teilt dann noch weiter: “Ich hatte jetzt einen Autounfall vor anderthalb Jahren. Und dann war ich in der Reha und habe dann auch viel Krankengymnastik bekommen oder Physiotherapie. Die Physiotherapeutin hat gesagt: Ja, also ich weiß jetzt auch nicht, was wir da jetzt machen sollen und können. Wir können das jetzt einfach machen. Aber man muss halt auch wieder hier Maß und Mitte finden. Laufen werde ich eh nicht mehr können und konnte ich noch nie.

Also die Frage ist, was ist das Therapieziel? Und wir sind dann dazu übergegangen, dass sie mich massiert. Für mich war das sehr ungewohnt, von einer fremden Person angefasst zu werden. Auch jedes Mal eine andere Person, also jetzt die gleiche. Und schon vor allem Haut an Haut angefasst zu werden, was nicht deine Partnerin oder deine Assistenten oder deine Eltern sind, weil ich es einfach nie erlebt habe.

Dann musste ich diese Welt auch erst mal zulassen. Und habe es jetzt nicht nur als positiv erinnert, sondern es war auch schmerzhaft oder unangenehm und auch zeitlich aufwendig. Man muss da jetzt nicht mehr hinfahren. Aber wenn es mir gefallen hat, dann war es sehr schön.

Das war in der Zeit. Aber ich kann mir jetzt vorstellen, was die heilende Wirkung davon ist, nämlich einfach mal zu entspannen. Und auch nur das. Entspannung ist auch ein legitimes Heilungsziel.”

Schwimmen gehen

Weiter teilt er: 

“Was ich gerne mache, ist schwimmen. Ja. Aber da ist es nicht so leicht, ein gutes Schwimmbad zu finden, mit nicht zu kalten Wasser, ob das Barrierefrei ist. Aber das mache ich eigentlich am liebsten.”

Hat Raul mal meditiert? 

Ich frage Raul dann noch, ob er damals mit seiner Mitbewohnerin meditiert hat. 

“Wir haben das ein paarmal versucht. Ich fand es eher witzig, als dass sie da jetzt gleich den Zugang zu bekommen hat. Aber ich habe sie nicht ausgelacht, sondern ich habe für mich gemerkt, du hast diese Geduld, kann ich gerade gar nicht aufbringen kann. Woran liegt das? Ich habe dann viel darüber nachgedacht. Aber ich habe da noch keinen Zugang zu.”

Geh-Meditation als Alternative 

Wie gesagt, muss auch niemand meditieren und lange still sitzen. Eine andere Möglichkeit, ist eine Geh-Meditiation.

Raul fährt gerne spazieren. Er fährt auch gerne allein, auch gerne mit Kopfhörern auf, um so die Welt um ihn herum auszublenden und dann einfach nur herumzufahren und die Luft auf der Haut zu spüren oder neue Eindrücke mitzubekommen. Gerade jetzt im Sommer ist das toll. 

Für mich klingt das so, dass er damit seine Form der Meditation gefunden hat. 

Auch wenn er telefoniert, fährt er oft gerne im Raum herum. Ich habe auch das Gefühl, dass ich mich gerne beim Reden bewege und dass dadurch manchmal neue Verbindungen entstehen. 

Wir kommen dann wirklich zum Ende unseres Gesprächs und ich bedanke mich bei Raul, dass wir ein Teil seiner Meet-Time sein durften. 

Mehr über Raul und seine Arbeit

Mehr zu Raul Krauthausen und seiner Arbeit findest du 

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