Folge 25 – Achtsam mit MS

In Folge 25 geht es um das Thema “Achtsam mit MS”. Daneben sprechen wir natürlich wieder über viele andere Themen, wie das Leben im Ausland mit einer chronischen Erkrankung und die Wichtigkeit von Community. Hör hier direkt in die neue Folge rein. 

Bunte Kachel mit dem Text inklusive Achtsamkeit Der Podcast für Achtsamkeit und Inklusion. Darunter steht Folge 25 - Achtsam mit MS - Interview mit Samira Mousa Daneben am rechten Seite ein Foto von Samira. Am unteren linken Rand steht inklusiveAchtsamkeit.de/folge-25

In der 25. Folge von inklusive Achtsamkeit der Podcast spreche ich mit Samira Mousa von chronisch fabelhaft. Es ist also wieder eine Interview-Folge. Wir sprechen darüber, wie sie Achtsamkeit und Yoga für sich entdeckt hat, wie ihr dies beim Umgang mit ihrer MS Diagnose geholfen, wie sie dies jetzt in ihrem Online-Kurs Mindful mit MS (Achtsam mit MS) an andere Menschen weitergibt. Auch sprechen wir über ihre Arbeit als Beraterin in der Patientenkommunikation und über ihr Leben als Reisende und momentan Thailand. Sie teilt auch ihre Selbstfürsorge Praxis mit uns, bei der ich wieder selbst viele Impulse mitnehmen konnte. 

Hier kannst du dir die neue Folge direkt anhören:

Du kannst die Folge auch auf Apple Podcast oder Spotify anhören. Und natürlich freue ich mich immer auch über Rückmeldung zu der Folge und Bewertungen auf Spotify und Apple Podcasts und wo man sonst Podcasts bewerten kann. 

Hier jetzt der Blogpost zu dieser Folge, wenn du noch einmal etwas nachlesen möchtest.  

Über diese Themen sprechen wir in der Folge

  • Samira stellt sich vor
  • Achtsamkeit bei der Akzeptanz der Diagnose 
  • Wie Yoga und Meditation für sich entdeckt hat
  • Den Körper mit der Krankheit annehmen
  • Ihre Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung
  • Wie sie Achtsamkeit im Alltag unterstützt
  • Achtsam mit MS 
  • Der Austausch mit der Community
  • Patientenkommunikation
  • Leben im Ausland mit chronischer Erkrankung
  • Die 5 Säulen von Samiras Selbstfürsorge-Praxis

Über Samira Mousa 

Samira ist 33 Jahre alt und macht einige Sachen in ihrem Leben, unter anderem arbeitet sie als MS Bloggerin. Sie hat selber Multiple Sklerose, seit nunmehr fast neun Jahren und am Anfang war das natürlich ein ziemlicher Schock. Mittlerweile lebt sie aber wirklich sehr, sehr gut mit der Erkrankung. Achtsamkeit, Yoga und auch Inklusion spielen in ihrem Alltag alle eine große Rolle

Achtsamkeit bei der Akzeptanz der Diagnose 

Die Achtsamkeit hat sie sehr unterstützt, ihr Diagnose anzunehmen. Sie sagt, dass es sicher einen Unterschied macht, ob man die Diagnose mit 23 bekommt oder ob man damit aufgewachsen ist. Auch wenn die Probleme im Alltag sicher ähnlich sind. Achtsamkeit hilft jeder Person, sei es Menschen mit Behinderung oder ohne. 

Wie sie Yoga und Meditation für sich entdeckt hat.

Samira erzählt: “Also ich habe die ersten Male Yoga gemacht, habe ich ungefähr mit 18 oder 19, als es so langsam populär wurde bei uns und aber damals nur für den Sportaspekt. Und erst nach meiner Diagnose ging es dann relativ schnell, dass meine Mutter mir viele Meditationen und so zuschickte. Meine Mutter, muss man dazu sagen, ist ein sehr spiritueller Mensch geworden. Also es war sie auch nicht immer, aber mittlerweile ist meine Mama Shiatsu Practitioner und Yogalehrerin und kennt sich sehr gut mit traditioneller chinesische Medizin aus. Also mittlerweile ist meine Mama mein absolutes Achtsamkeits- und Meditationsvorbild.“

„Aber damals nach der Diagnose, schickte meine Mutter mir dann eben immer so Meditation und irgendwelche Bücher über Achtsamkeit und anderen Botschaften, wie sei sanft zu dir, zu und ich hätte das am liebsten alles zusammengeknüllt in die Ecke geschmissen. Also ungefähr so viel hatte ich damals mit Achtsamkeit am Hut. Eigentlich gar nichts. Ich wollte damit nichts zu tun haben, aber ich war eigentlich gar nicht mit mir selber in Kontakt, mit meinem Körper. Mein Körper hatte zu funktionieren, der hatte schlank zu sein und schön auszusehen.”

Den Körper mit der Krankheit annehmen

“Und das war es eigentlich auch, was ich von meinem Körper damals erwartete oder was? Also gegeben habe ich meinem Körper eigentlich nichts. Und ja, dann kannte die Diagnose und plötzlich sagte mein Körper, wo es lang geht und nicht mehr ich meinem Körper, wo es lang geht. Und da wurde mir, glaube ich, das erste Mal so richtig bewusst, ich existiere nicht getrennt von meinem Körper.

“Also ich bin mein Körper. Das ist ein Teil von mir, und zwar ein ziemlich großer Teil ohne wenn, wenn der nicht da ist, wenn. Wenn ich kein Haus habe, in dem meine Seele wohnen kann, dann bin ich nicht da. Und das ist mir, glaube ich, erst damals dann bewusst geworden. Und dann ging es langsam los. Dass ich so drei, vier Jahre nach der Diagnose dachte, vielleicht sollte ich mal ein bisschen Sport machen. Dann kam ich also über diesen Asana Teil, was ja nur ein kleiner Teil von Yoga ist, kam ich wie viele zum Yoga praktiziere. Erstmal vor allem eben Asana und damit die physischen Übungen des Yoga ist und erst dann kam immer mehr dieses Thema Achtsamkeit, Meditation in mein Leben.”

Ihre Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung

2020 hat sie dann die Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht. 2021 noch mal eine vertiefte Ausbildung als Yogalehrerin. Mittlerweile unterrichtet sie auch regelmäßig hier. Sie ist zeitweise in Thailand. Auch in unserem Gespräch war sie in Ko Chang. Dort unterrichtet sie auch regelmäßig in einem wunderschönen Yoga-Shala (Yoga-Raum) direkt am Meer. Sie mag aber auch online Retreats sehr. Darum hat sie selbst einen Yoga Onlinekurs für Menschen mit MS entwickelt, der dann eben auch von überall aus zugänglich ist und für alle Menschen. Das heißt, sie müssen nirgendwo hinkommen, die können das von ihrem Zuhause ausmachen.

Der Grund für die Yoga-Ausbildung

Es hat mich interessiert, warum sie erst 2020 die Ausbildung zur Yogalehrerin gemacht hat, da sie zu dem Zeitpunkt ja bereits lange Yoga selbst praktiziert habe. Da ich mich selbst auch lange nicht als Yoga-Lehrerin gesehen habe, habe ich gefragt, ob dies bei ihr auch ein Grund war. 

“Also der erste Gedanke, warum ich es machen wollte, war eigentlich, um ein bisschen was Neues auszuprobieren. Also es war gar nicht so das Ziel: Ich möchte dann Yoga unterrichten, sondern es war eigentlich eher mein Wissen zu vertiefen und mir damit eine neue Fähigkeit anzueignen. Und vielleicht kann ich dann ja auch damit was arbeiten.” 

“Es passiert bei mir so alle paar Monate wieder, dass ich mal wieder nicht weiß, wohin mein Weg mich führt. Was ich jetzt als Nächstes anstellen soll mit meinem Leben. Und an der Stelle war dann eben okay. Ich will Yoga-Lehrerin werden und ja, das habe dann eben gemacht.”

Yoga-Lehrerinnen Ausbildung mit MS

Als Nächstes hat mich interessiert, wie es für sie mit der MS in der Yogalehrerinnen-Ausbildung war, ob sie alles so mitmachen konnte und wie auch ihre Gruppe und ihre Ausbilder*innen mit ihr umgegangen sind. 

Darauf hat sie geantwortet: “Also tatsächlich ist es so, dass ich durch meine MS zeitweise sehr eingeschränkt bin und zeitweise weniger eingeschränkt bin. Also das fluktuiert bei mir ganz toll und es gibt auch immer Phasen, wo ich quasi äußerlich gar nicht eingeschränkt bin. Das heißt, was jetzt meine Bewegungen usw. angeht, funktioniert alles momentan sehr gut. Da klopfe ich auf Holz. Die große Herausforderung in dieser Ausbildung war für mich eigentlich eher so ein bisschen diese mentale Herausforderung. Ich weiß nicht, ob es bei dir auch so war in einer Ausbildung, aber es ist einfach super viel. Ich habe ja nebenbei noch gearbeitet und dann war das einfach wahnsinnig viel und ich musste irgendwie so viele. Nach zwei Wochen hatte ich dann so ein Gefühl der kompletten Erschöpfung. Ich war irgendwie so am Boden und so entkräftet und war völlig ausgebrannt.” 

Ihre Ausbildung war sehr intensiv

In der Zeit hat sie mit ihrem Partner in Mallorca gelebt. Die Ausbildung war online, da es in der Zeit von Covid war. Deshalb konnte sie nicht wie geplant nach Indien dafür fliegen. Sie ist dann nach einiger Zeit aus der Wohnung ausgezogen und hat sich ein Airbnb genommen, weil sie für nichts anderes mehr Kraft hatte, als die Ausbildung. 

“Also ich hatte keine Kraft, mich mit meinem Partner auseinanderzusetzen. Ich hatte keine Kraft, was weiß ich Abendbrot zu kochen, sondern ich war schon so am Maximum meiner Energie und das war, glaube ich, die größte Herausforderung. Ich wollte in dem Moment überhaupt nichts anderes mehr machen als nur noch Yoga, Yoga, Yoga. Und das war tatsächlich sehr, sehr anstrengend. Und das hat mich auch nachhaltig geschwächt, diese Ausbildung. Erst einmal muss man wirklich sagen, ich habe danach lange, lange, lange gebraucht, um wieder Energie zu haben für irgendwas anderes.”

Mechthild sagt, dass dies ja eigentlich das Gegenteil von dem ist, was Yoga bewirken soll. 

Warum sie sich für diesen Weg entschieden hat

Samira antwortet darauf: “Ja, ich glaube sicherlich die Praxis. Also ich glaube, die meisten Leute, ich sage mal nach einer Yogastunde, fühlen sich mindestens genauso blöd wie davor, im besten Falle ein wenig besser. In den meisten Fällen ein wenig besser. Also es geht gar nicht um die Yogapraxis, die so ansteigt. Sondern es war, glaube ich, eher so, diese Auseinandersetzung mit so wahnsinnig vielen Themen und dass mich mein Leben außerhalb sehr, sehr abgelenkt hat irgendwie. Ich will jetzt keine E-Mails schreiben und ich will keine Kooperation machen und ich will gar nichts damit zu tun haben. Ich will nur mich auf Yoga fokussieren.“

„Und da ich das aber quasi zusätzlich zu meinem Beruf gemacht habe, weil ich gar nicht die finanziellen Kapazitäten gehabt hätte zu sagen, ich mache jetzt einen Monat nur Yoga oder zwei Jahre Yoga, dann musste ich es so machen und das war natürlich schon interessant, weil dann kam ich aus der Ausbildung und hat mir also das war unglaublich tiefgehend, aber es war auch unglaublich anstrengend und deswegen, glaube ich, hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich natürlich viel lieber irgendwo hingefahren, hätte dort gemacht und hätte mich herausgenommen aus allem anderen für diese Zeit.”

“Aber es war eben einfach damals wegen der Pandemie gar nicht möglich, das so zu machen. Und ja, das ist auf jeden Fall ein großes Learning. Dann, wenn ich jetzt noch eine Zusatzausbildung mache. Teufel werde ich tun, das wieder online und nebenbei zu machen, weil nebenbei so eine lebensverändernde Erfahrung zu machen, das macht man nicht nebenbei.” 

Wie sie Achtsamkeit im Alltag unterstützt 

“Achtsamkeit hilft mir auf so ganz vielen verschiedenen Ebenen. Ich erzähle mal die erste Ebene, die mir einfällt. Und zwar hilft mir Achtsamkeit dabei, meine Grenzen besser kennenzulernen. Und das hat bei mir vor allem viel damit zu tun, wie leistungsfähig bin ich und wann bin ich sozusagen durch meine Krankheit eingeschränkt? Wann bin ich in meiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt und wann bin ich eigentlich eine Couchpotato?”

“Denn nur weil man MS hat, heißt das ja nicht, dass man nicht auch mal einfach nur einen großen Schweinehund hat. Das hat man ja auch trotzdem mal und ich finde es dann ganz wichtig zu unterscheiden: 

Bin ich heute krank oder bin ich heute faul?

Also das klingt so negativ, das kann man auch mit so ein bisschen, finde ich, so liebevoll für sich selber sagen. So, na Samira, heute ist einfach mal die Anziehungskraft der Couch stärker und das ist auch okay.”

Sanfter mit sich selbst sein

“Ich war immer sehr, sehr, sehr hart zu mir in meinem ganzen Leben. Das heißt, mir mal einzugestehen: Oh, ich habe einfach kein Bock, war nicht drin und mir einzugestehen, ich kann heute nicht, weil ich bin heute einfach zu krank, um was zu leisten, das gab es auch nicht.”

“Es gab eigentlich nur Druck, es gab nur Leisten, es gab nur tun, tun, tun. Es gab nie eine Pause, bevor ich krank geworden bin. Und jetzt hilft mir eben Achtsamkeit dabei, morgens zu gucken. Okay, was ist es denn, warum ich jetzt denke? Also auf gar keinen Fall mache ich jetzt eine Stunde Praxis. Ist es, weil ich krank bin? Dann mache ich das nicht, dann meditiere ich oder dann ziehe ich mir eine Folge Netflix rein. Es muss auch nicht immer alles dann nur spirituelle Praxis sein. Manchmal ist ja auch Netflix in.“

„Aber manchmal entlasse ich mich dann so, oder ich meine das ganz liebevoll. So, heute bist du einfach nur ein bisschen lazy und dann kann ich auch sagen okay, na komm, wir machen eine halbe Stunde und wir machen Yoga. Es geht ja auch nicht immer darum, jetzt Sport zu machen, sondern es geht ja darum, einfach den Körper zu bewegen, um mit dem Körper in Kontakt zu kommen.”

Über die eigenen Grenzen gehen

“Ich fühle mich dann auch immer besser, wenn ich weiß, ich habe diese Bewegung im Einklang damit gemacht, wie es mir eigentlich geht. Und ich habe diese Bewegung nicht gemacht, indem ich mich über meine Grenzen hinaus gepusht habe. Denn es ist, finde ich, so oft auf Social Media, so toxisch.

 Ja, du musst über deine Grenzen und du musst pushen und egal und sei stärker als dein Körper. Wo ich so denke, ich will nicht stärker als mein Körper sein, ich will mit meinem Körper zusammen stark sein. Und da hilft mir meine Achtsamkeit. Und viel davon gebe ich natürlich auch in meinem Kurs Mindful mit MS (Achtsam mit MS) weiter.”

Achtsam mit MS

Es ist ein Grundkurs in Achtsam sein mit MS und auch mit anderen chronischen Erkrankungen, wie andere Autoimmunerkrankungen oder mit Migräne.

In dem Kurs geht es darum, wie kann ich denn überhaupt erst mal wieder mit mir in Kontakt kommen, mit meiner Intuition, mit meinem Körper? Wie kann ich denn überhaupt immer wieder spüren, wer ich bin und was ich brauche? Denn viele von uns merken das überhaupt nicht mehr. 

Der Austausch mit der Community

Über die Verbindung vom Körper kommen wir zu einem weiteren wichtigen Thema, der Austausch in der Community.

Für Samira ist die Community, die sie auf Instagram hat, unglaublich wichtig. Der Austausch gibt ihr sehr viel. Auch wenn es manchmal ein schmaler Grat ist. Es gab auch manche Momente, in denen sie angegriffen wurde. Aber zu 99 % bekommt sie sehr gute Rückmeldung und ganz selten ist es auch sehr anstrengend und manchmal bekommt sie auch negatives Feedback. Natürlich ist es dann so, dass dies meist mehr hängen bleibt, als das Positive. 

Bildschirmzeit durch das online Arbeiten

Auch ist ihre Bildschirmzeit sehr hoch und muss sie manchmal sich selbst davon abhalten zu viel zu scrollen. Manchmal verliert sie sich darin und schaut am Ende Videos von Baby Alligatoren und fragt sich, wie sie dort gelandet ist. Dann muss sie sich selbst sagen: ‘Stopp! Weg damit’. Das ist für sie ein großer Nachteil des online arbeiten.

Tipps für achtsamen Medien-Konsum

Mechthild teilt dann, dass sie letztes Jahr bewusst ihren privaten und ihren inklusive Achtsamkeit Instagram Account getrennt hat und ihren privaten Kontakten jetzt nur noch privat folgt. Dadurch kann sie bewusster entscheiden, wann sie ihren inklusive Achtsamkeit Account nutzt.

Samira hat sich einen Wecker geholt, damit sie ihr Handy nicht mehr am Bett nutzen muss. Denn vorher hat sie ihn noch als Wecker gehabt und hat ihr Smartphone dann Abends zu viel genutzt. Jetzt versucht sie ihr Handy nach 22 Uhr nicht mehr zu benutzen.

In diesem Blog-Beitrag habe ich weitere Tipps zusammengestellt, wie du achtsam am Smartphone sein kannst.

Patientenkommunikation

Neben ihrer Arbeit mit chronisch fabelhaft, wo sie bereits zwei Bücher geschrieben hat, als Bloggerin arbeitet und den Online-Kurs hat, um den Umgang mit der MS Diagnose achtsamer zu gestalten, hat sie auch eine Agentur für Gesundheits-Marketing. Hiermit unterstützt sie Pharmaunternehmen und Krankenversicherungen dabei, ihre Patientenkommunikation zu verbessern. Es werden dadurch Angebote geschaffen, für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder mit Behinderung oder auch anderen Erkrankungen, damit die besser mit der Erkrankung leben können. Samira ist der Meinung, dass man kann sich nicht nur auf ein Medikament verlassen. Sie ist total froh, dass es Medikamente gibt und medikamentöse Therapie. Sie ist auch total froh, dass es die Pharmaindustrie gibt, auch wenn sie weiß, dass einige Leute dies kontrovers sehen, aber dies ist auch okay. In den 80er Jahren gab es kein einziges Medikament für MS und heutzutage gibt es ungefähr 20 Stück. 

Dazu findet sie auch wichtig, dass Pharmaunternehmen auch eine Verantwortung haben, begleitendes Angebot zu schaffen, wie zum Beispiel Achtsamkeit-Angebote. Sie findet, dass man nicht nur sagen kann, dass man sich auf die Medikamente verlassen sollte. Neben den Medikamenten sollten auch andere Therapie-Möglichkeiten angeboten werden. Da sie selbst auch Patientin ist, kann sie hier Unternehmen gut beraten. 

Ausbildung als psychologische Beraterin

Samira macht gerade eine Weiterbildung als psychologische Beraterin. Auch diese Ausbildung ist sehr intensiv. Ähnlich wie bei ihrer Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung war auch hier ihre erste Motivation das persönliche Interesse an dem Thema und wollte sie gerne mehr darüber erfahren. Es wird sicher in der Zukunft in ihre Arbeit einfließen, aber sie weiß gerade noch nicht, ob sie auch 1:1 Beratungen anbieten wird. 

Leben im Ausland mit chronischer Erkrankung

Samira hat einige Zeit als digitale Nomadin gearbeitet. Als sie ihre beiden Unternehmen aufgebaut hat, war es ihr wichtig, dass sie von überall aus arbeiten kann. Mittlerweile lebt sie ein Teil des Jahres in Thailand, auf der Insel Ko Chang. Ihr Partner hat dort eine Tauchschule und sie haben dort ein Haus. Sie ist aber immer noch regelmäßig in Deutschland und auch ihre Unternehmen sind in Deutschland. Sie ist also nicht komplett ausgewandert. 

Dadurch, dass sie seit 2017 keinen MS-Schub mehr hatte, ist dies für sie gut möglich. Die Therapie, die sie macht, ist keine medikamentöse, klassische pharmakologische Therapie, sondern eine alternative Therapie, nach dem Coimbra Protokoll. Die besteht eigentlich aus Nahrungsergänzungsmitteln, die sie sich auf Amazon bestellt. Sie braucht gar nicht rund ums Jahr die ganze Zeit medizinische Versorgung und wenn sie dann hier etwas hat, wie, dass sie regelmäßig Blutwerte bestimmen muss, dann geht sie in die Arztpraxis und zahlt dies selber. Dadurch spart sie aber wieder bei den Lebenshaltungskosten in Thailand. Wenn sie einen MS-Schub bekommen würde, dann könnte sie in einem Krankenhaus Kortison bekommen. Sie weiß, dass dies eine sehr privilegierte Situation ist und nicht jede Person diese Möglichkeiten hat. 

Reisen mit Behinderung

Für mich als Rollifahrerin ist es natürlich auch immer wichtig, wie barrierefrei Orte sind. Dies ist oft schwierig. Samira erzählt, dass es in Thailand sehr schwierig ist, als Rollstuhlfahrerin. Sie selbst ist keine Rollstuhlfahrerin.

Wir sprechen dann noch über die Reisebloggerin Kim von Wheelie Wanderlust, die auf ihrem Blog und Instagram-Account auch regelmäßig ihre Reisen als Rollstuhlfahrerin teilt. Wir beide finden ihren Kanal sehr toll und freuen uns, dass hier eine Möglichkeit gezeigt wird, wie man auch im Rolli die Welt bereisen kann. 

Was möchte ich eigentlich machen?

“Das ist letztendlich das Wichtige, was möchte ich gerne machen?  Möchte ich diesen Weg auch gehen und dann gucke ich okay, was ist denn im Rahmen meiner Möglichkeiten drin zu machen? Und was ist vielleicht auch nicht drin? 

Denn es ist auch irgendwie absurd zu sagen: Ja, du kannst es schaffen, wenn du es willst. Nein, manche Dinge gehen halt einfach nicht exakt so! Na und? Auch da, finde ich, muss man und sollte man realistisch bleiben und sagen okay, Plan A, Plan B, Plan C all ins Wasser gefallen, dann machen wir halt jetzt Plan D und der sieht vielleicht anders aus. Und es ist vielleicht nicht 100 % das, was ich mir vorgestellt habe, aber wenn es das ist, was geht, dann mache ich halt das.”

Die 5 Säulen von Samiras Selbstfürsorge-Praxis

Zum Abschluss einer Folge frage ich immer nach der Selbstfürsorge-Praxis meiner Gästin. Samira hat eine Selbstfürsorge-Praxis, die aus 5 Säulen besteht. Dies ist eigentlich schon ein ganzes System.

Säule 1 – Schlaf

Auf ihren Schlaf lässt sie nichts kommen. Mindestens 7,5 Stunden pro Nacht, aber lieber noch acht oder neun Stunden. Wenn sie nur 6 Stunden schläft, kann sie nicht aufstehen und hat Schmerzen.

Säule 2 – Ernährung 

Sie ernährt sich nicht pedantisch roh-vegan, aber sie achtet darauf, dass sie gesund und abwechslungsreich ist. Viel frisches Obst und Gemüse, nicht zu viele Fertigprodukte, aber auch mal Pommes, Pizza, Eis und Chips. Sie findet die Balance wichtig. Sie ist auch mal Fleisch, aber sehr wenig. 

Säule 3 – Bewegung

Sie macht mehrmals die Woche Yoga und schaut immer, was ihr Körper braucht. Manchmal nimmt sie sich auch einfach selbst in den Arm oder klopft ihre Arme ab. Auch dies ist für sie Bewegung. Für sie ist es wichtig, achtsam mit ihrem Körper zu sein. 

Säule 4 – Selbst-Reflexion

Sie versucht regelmäßig zu journalen, um so Zeit für Selbst-Reflexion zu finden

Säule 5 – Meditation und Dankbarkeit

Sie übt nicht jeden Tag für mehrere Stunden Vipassana oder so, sondern sie setzt sich meistens nach dem Aufstehen direkt in ihr Bett und nimmt sich ein paar Minuten Zeit, um kurz in Stille zu sein. Dadurch kann sie spüren, wie lebendig mein Körper ist, wie viel Schönheit sie eigentlich umgibt, wie viel Liebe sie eigentlich umgibt. Sie merkt dann, wie dankbar sie für all die schönen Dinge in ihrem Leben ist. Und das geht auch einem schlechten Tagen. Es ist nicht immer alles schlecht, es gibt auch immer etwas Gutes.

  • Und sei es nur, dass die Bäume draußen grün sind.
  • Oder dass man ein niedliches Haustier hat. 
  • Oder dass man sich aufs Frühstück freut. 

Dadurch merkt sie, dass immer etwas Gutes da ist. Dies macht sie nun seit einem Jahr und es tut ihr sehr gut. 

Mehr über Samira und ihre Arbeit

Ihr könnt Samira auf Instagram auf @chronischfabelhaft folgen, wo sie täglich Stories aus Thailand teilt. Es gibt etwas Yoga-Content, aber auch andere Inhalte. Ihre Texte sind ihr wichtig. 

Hier findet ihr mehr über Samira auf ihrer Webseite.

Auch könnt ihr ihren Podcast mutige Stimmen auf allen Podcast-Plattformen und auf YouTube finden.

Ihr Online-Kurs “Mindful mit MS” (Achtsam mit MS) ist für Menschen, die in ihrer Mobilität noch nicht so stark eingeschränkt sind.

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