In dieser Folge habe ich mit Alina Buschmann über Diskrimierung und den Umgang mit Wut gesprochen. Natürlich sprechen wir auch noch über viele andere spannende Themen, wie den Austausch mit anderen behinderten Menschen und warum es wichtig ist Pausen zu nehmen. Du kannst dir die ganze Folge direkt hier anhören.

Alina teilt auf ihrem Instagram-Account @dramapproved immer viele aktivistische Inhalte über Ableismus und strukturelle Diskriminierung. Sie ist eine der Gründerinnen der Angry Cripples Community und hat zu diesem Thema auch ein Buch mit verschiedenen behinderten Autor*innen veröffentlicht.
Auch ist das Thema Pausen machen immer wieder ein wichtiges Thema auf ihrem Kanal. Darüber und noch einiges mehr sprechen wir in dieser Folge.
Da wir über diese Themen sprechen, gibt es auch eine Content-Warnung von mir zu den Themen Ableismus und strukturelle Diskriminierung.
Wie so oft, ist es aber trotzt der ernsten Themen, über die wir sprechen, eine sehr bestärkende und schöne Folge geworden, die mir mal wieder gezeigt hat, wie wichtig es ist, dass wir unsere Geschichten teilen und achtsam miteinander umgehen.
Die ganze Folge kannst du dir direkt hier anhören:
Natürlich findest du die Folge auch überall, wo es Podcasts gibt.
In diesem Blogpost findest du auch das Transkript zu der Folge.
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Über diese Themen sprechen wir in der Folge
- Über Alina
- Wie sie zum Aktivismus auf Instagram gekommen ist
- Angry Cripples
- Umgang mit Wut
- Internalisierter Ableismus
- Pausen machen und ausruhen
- Crip Time
- Eigene Privilegien und Umgang miteinander
- Strukturelle Diskriminierung und eigene Barrierefreiheitsanforderungen
- Umgang mit diskriminierenden Erfahrungen
- Geschichten untereinander teilen
- Die eigene Selbstfürsorge
Einleitung in die Folge
Mechthild [00:00:20]:
Hallo, herzlich willkommen zu Inklusiv Achtsamkeit – der Podcast. Ich bin Mechthild und in diesem Podcast spreche ich manchmal über Themen alleine, das Thema Behinderung und Inklusion und Achtsamkeit und manchmal habe ich spannende Gästinnen und Gäste, die ich einlade.
Content Notions für die Folge 54
Diesmal habe ich wieder jemanden als Gast eingeladen, die Alina von @dramapproved postet auf Instagram. Vielleicht kennt ihr auch ihre Arbeit, da sie viele aktivistische Inhalte teilt zum Thema Ableismus, Anti-Ableismus und Leben mit Behinderung. Und dass sie sich die Zeit genommen hat, im Podcast zu Gast zu sein, hat mich total gefreut. Wir haben über viele spannende Themen gesprochen, natürlich auch viele ernsthafte Themen. Deswegen guck wieder, ob das für dich so möglich ist. Ich schreibe das natürlich auch immer nochmal in die Shownotes am Anfang, welche Themen wir so besprechen, damit du das auch vorher schon weißt.
CN: Ableismus, Strukturelle Diskriminierung
Verbundenheit mit anderen Menschen
Es ist aber auch ein sehr bestärkendes und schönes interview geworden fand ich habe selber viel auch für mich wieder mitnehmen auch diese Verbundenheit mit anderen Menschen zu spüren, fand ich schön in dem Gespräch und es hat mich total gefreut, dieses Gespräch mit Alina auch jetzt aufzeichnen zu können. Deswegen jetzt rede ich nicht mehr viel länger, freue mich natürlich immer auf Rückmeldung von euch, das muss ich immer noch sagen und wünsche euch jetzt viel Spaß beim Hören der Folge.
Vorstellung von Alina
Mechthild [00:02:03]:
Hallo liebe Alina, danke, dass du dir die Zeit genommen hast, in meinem Podcast als Gästin zu sein.
Das freut mich total. Einige kennen dich vielleicht auch schon, aber ich fange immer so an, dass du dich gerne in deinen eigenen Worten auch nochmal vorstellen kannst, was du über dich teilen möchtest, was du so machst und wer du bist.
Ihre vielen verschiedenen Aufgaben
Alina Buschmann [00:02:15]:
Ja, erstmal freue ich mich, dass ich hier sein darf. Ich bin Alina Buschmann, ich bin als Dramapproved im Internet, aber vor allem auf Instagram unterwegs und mache da Aktivismus. Ansonsten habe ich ein bisschen zu viele Berufe für meine Kapazitäten. Ich bin Schauspielerin, ich habe letztes Jahr ein Buch herausgegeben. Ich bin Beraterin für Inklusion und Antidiskriminierung und habe auch ein Hörbuch gesprochen und versuche irgendwie so viel es geht dazu beizutragen, dass unsere Welt ein bisschen anti-ablistischer wird.
Wie sie dazu gekommen ist, auf Instagram aktiv zu sein
Mechthild [00:02:49]:
Ja, cool. Und genau, viele kennen dich ja bestimmt von Instagram, wo du die aktivistische Arbeit machst. Wie bist du so dazu gekommen, das so zu machen?
Alina Buschmann [00:03:00]:
Das ist total spannend. Ich bin undiagnostiziert. Das ist auch ein Thema, worüber viel zu wenig gesprochen wird. Deswegen möchte ich an dieser Stelle noch mal da lassen, dass Symptome und Kapazitäten, Lebensrealitäten auch valide sind, wenn wir da nicht irgendeine Diagnose drüber schreiben können. Ja, dementsprechend bin ich einfach sehr, sehr viel in Krankenhäusern gewesen und das ist ja eine mehr oder weniger lustige Geschichte, denn ich habe eine Sehbehinderung. Ich sehe alles doppelt. Und dadurch, dass quasi keine Ursache dafür da ist, hab ich mich nicht ernst genommen gefühlt, bzw. wurde auch nicht ernst genommen.
Darstellen, wie sie sieht
Alina Buschmann [00:03:38]:
Und dachte so, Mist, ich kenne ja ein bisschen Photoshop. Ich zeige den Leuten jetzt einfach, wie ich sehe. Dann hab ich angefangen, Bilder so zu bearbeiten, wie ich sehe. Und hab die dann tatsächlich, weil ich sie irgendwie auch hübsch fand, also zumindest durch meine Augen, keine Ahnung, hab ich dann auch angefangen, die auf Instagram zu posten, weil es irgendwie, ich glaub, es war so ein bisschen verarbeiten, auch gesehen werden wollen. Und dann war’s erst mal so, ich hab dann quasi diese Bilder gemacht und dazu aber aus meinem Leben erzählt. Hab’s so ein bisschen als Tagebuch genutzt, einfach weil ich gemerkt habe, dass, als sich meine Barrierefreiheits-Anforderungen und meine Lebensrealität geändert haben, ich in meinem Umfeld gar keine Leute hatte, die diese Lebensrealität so teilen. Und ich hab mich unfassbar einsam gefühlt.
Beschäftigen mit dem Thema Ableismus
Alina Buschmann [00:04:25]:
Und ja, hatte vorher irgendwie so auf Social Media nur keine Ahnung, mal ein Foto gepostet von irgendeinem Ausblick oder so. Also ich habe das gar nicht so aktiv benutzt und dachte so, okay, vielleicht kann ich jetzt anfangen, das zu benutzen. Und das habe ich dann lange gemacht. Ich bin darüber dann so in die Patient*innenvertretung gekommen und war so super viel auf Messen und so was und habe da mit ÄrztInnen geredet und bin dann irgendwann auf Ableismus, also die strukturelle Diskriminierung von chronisch kranken oder behinderten Menschen gestoßen. Da dachte ich so, wow, krass. Ich habe das bei meiner Freundin und Kollegin Luisa L’Audace gesehen. Wir sind uns sehr, sehr früh gefolgt und haben immer so gegenseitig unter unsere Posts kommentiert und so. Luisa hatte sich dann irgendwann richtig dolle damit beschäftigt.
Das System ist das Problem
Alina Buschmann [00:05:16]:
Und ich war so, was ist denn das? Und bin dann quasi auf den Zug aufgesprungen und habe ganz, ganz viel gelesen und mich dadurch einfach sehr empowert gefühlt, weil ich dachte, krass, ich dachte die ganze Zeit, ich bin das Problem. Ich habe die ganze Zeit versucht, eine bessere Patientin zu sein, mehr zu machen, obwohl ich keine Kapazitäten hatte. Mein Leben war basically ein Reha-Klinikaufenthalt, weil ich so viel Therapie auch selbstständig gemacht habe. Genau, es war sehr erleichternd, festzustellen, dass das System das Problem ist und nicht ich. Und dass meine Lebensrealität völlig fein ist. Und genau, das war mir dann irgendwie ein Anliegen. Dann ist das alles mehr geworden. Dann haben wir irgendwann beraten.
Selbständig arbeiten können
Alina Buschmann [00:05:59]:
Und dann hab ich auch gesehen, und das fand ich ganz, ganz toll, dass es Chancen gibt, unter meinen Bedingungen zu arbeiten. Mhm. Das wusste ich nämlich ganz lange nicht so. Wenn wir jetzt von klassischen Jobs reden, die so nine-to-five sind, ich kann das alles nicht mehr machen. Und genau, es ist schön, zumindest die Aussicht darauf zu haben, irgendwann wieder den Lebensunterhalt selbstbestimmt zu bestreiten, bestreiten zu können.
Mechthild [00:06:27]:
Ja, cool. Das ist ja echt schon ganz viel ein langer Prozess und vieles, wo ich mich auch so, auch wenn meine Geschichten anders ist, auch so wiedererkennen konnte, dass ich immer an mir selber so gezweifelt habe, mich versucht habe, so anzupassen an das System oder mitzuhalten zu wollen in der Gesellschaft und im Arbeitsleben. Und da auch dann andere Beispiele zu sehen, hilft auf jeden Fall, das mehr zu sehen, dass es immer andere Möglichkeiten gibt.
Sich mit anderen Menschen austauschen
Alina Buschmann [00:06:57]:
Toll. Und ich finde das auch so wichtig, dass so Internet ein super Ort ist, sich thematisch zu connecten. So gerade als marginalisierte Person ist es oft so, dass du in deinem Umfeld gar nicht weißt, dass vielleicht auch andere Menschen behindert sind oder, oder, oder. Und übers Internet hast du halt die Möglichkeit, mit Menschen zu connecten über Themen. Das finde ich total wertvoll und das war lange etwas, was mir nicht so bewusst war. Ich finde, viele Menschen sind doch immer so, hast du da irgendwie so Online-Freundinnen und ich denke so, ey sei mal nicht so abwerten, das rettet buchstäblich sehr vielen Menschen das Leben, weil sie sonst sehr, sehr einsam werden und da zähle ich mich dazu.
Die Angry Cripples Community
Mechthild [00:07:44]:
Das Thema so Gemeinschaft finden und neue freunde finde es ja für euch auch wichtig und deswegen habt ihr auch die Angry Cripples , die Community gegründet, Menschen auch zusammenzubringen.
Alina Buschmann [00:07:55]:
Ja, voll, genau. Also Luisa L’Audace und ich haben eine Empowerment-Plattform auf die Beine gestellt, die heißt Angry Cripples. Wir haben uns auch privat super viel über die Diskriminierung, die wir erleben, ausgetauscht und dachten so, Mensch. Ich hatte ja gerade schon erzählt, dass ich dann die ganze Zeit dachte, ich bin das Problem und mich so einsam gefühlt hab. Und ich ja mehr oder weniger durch Zufälle hier gelandet bin, wo ich gelandet bin. Wäre irgendwas anders gelaufen, hätte es sein können, dass ich irgendwie bis heute mich nicht als behindert identifiziere, obwohl ich’s bin und so weiter.
Raum schaffen zum Austausch
Wir dachten, wir wollen zumindest mit den Kapazitäten, die wir haben, einen kleinen Raum schaffen, wo Menschen ja genau das, was wir uns gewünscht hätten, finden. Und genau dementsprechend haben wir so Chatgruppen und eine Internetseite, die leider länger nicht bespielt wurde, einfach weil wir beide krass auf dem Zahnfleisch gehen bezüglich Kapazitäten und dann doch immer wieder merken müssen, dass auch ehrenamtliche Arbeit einfach viel Zeit und Kapazitäten braucht. Und die sind bei uns aktuell einfach echt nicht da.
Alina Buschmann [00:09:10]:
Aber wir kommen zurück.
Mechthild [00:09:13]:
Sehr schön. Ja, ihr habt ja schon viel erreicht. Ihr habt ja schon das Buch herausgebracht, das auch Angry Cripples heißt, mit den Geschichten und auch euer Instagram-Kanal, wo ihr viele Leute erreicht.
Angry Cripples Buch
Alina Buschmann [00:09:25]:
Genau, wir haben, das hatte ich, habe ich das gesagt? Wahrscheinlich habe ich das gesagt. Ja, wir haben letztes Jahr ein Buch herausgegeben, das heißt Angry Cripples, Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus. Das war ein Traum. Ich schreibe schon immer und möchte gerne noch mehr Bücher schreiben. Aber an diesem Projekt war auch einfach so besonders, dass wir die Möglichkeit hatten, so Teile unserer Community einfach sichtbarer zu machen und quasi so eine Chance zu verteilen, die behinderte Menschen viel zu selten bekommen.
Und das war eine sehr, sehr große Verantwortung und gleichzeitig aber auch ein tolles Gefühl, am Ende dann so ein Buch in den Händen zu halten mit Beiträgen von unterschiedlichsten Menschen aus unserer Community und zu sehen, wie das alles so zusammenfindet und zu sehen, dass sich halt, obwohl wir da nicht gesagt haben, hey, schreib mal darüber, mach du mal das, sondern wir haben einfach gesagt, hey, was möchtest du gerne machen? Und dann mit den Menschen gesprochen. Auch damit zieht sich da so ein roter Faden durch. Das finde ich total spannend, weil das einfach noch mal das stützt, was ich vorhin gesagt habe.
Alina Buschmann [00:10:35]:
Wir sind nicht das Problem, sondern strukturelle Diskriminierung ist es. Und das ist das, was wir alle auf unterschiedlichste Arten, täglich erleben und was uns dann irgendwie eint, selbst wenn wir gerade noch nicht in der Lage sind, das irgendwie krass in Worte zu fassen und krass zu erklären. Das ist doch etwas, worüber glaube ich super viele behinderte Menschen immer wieder connecten können.
Über die Wut
Mechthild [00:10:57]:
Ja, richtig spannend. Und das Buch hat mir auch echt gut gefallen und die verschiedenen Perspektiven auch zu lesen. Ich würde gerne auf das Wort angry und es heißt ja übersetzt wütend angehen. Was ist die Wut für dich und wie nützt die Wut dir? Oder wie ist die Wut schädlich oder wie gehst du damit der Wut für dich
Alina Buschmann [00:11:19]:
Ich bin, glaube ich, ein Mensch, der schnell wütend wird, vor allem bei Ungerechtigkeit und wenn wir jetzt über Diskriminierung reden ist es natürlich sehr, sehr viel Ungerechtigkeit. Der Prozess irgendwie die Wut zuzulassen war super wichtiger für mich, auch ein sehr empowernder Prozess. Ich hab ja auch grade schon gesagt, ich dachte, ich bin das Problem. Und dann zu checken, so, oh, du machst hier irgendwie, du existierst eigentlich nur. Die Gesellschaft macht dich zum Problem, war super wichtig und ich muss sagen, dass ich persönlich für meinen Aktivismus immer wieder Wut nutze. Also das ist quasi auf vielen Ebenen mein Antrieb und manchmal würde ich mir wünschen, dass es nicht so ist, weil es natürlich auch anstrengend ist. Und gleichzeitig weiß ich aber auch, dass das sehr, sehr viel bewegen kann.
Behinderten Menschen wird oft eine Wut unterstellt
Alina Buschmann [00:12:15]:
Behinderten Menschen, und das ist total spannend, wird oft unterstellt, dass sie so wütend und laut sind, selbst wenn sie so zuckersüß irgendwas formulieren, ihre Barrierefreiheitsanforderungen in der Frage stellen, was auch immer. Und trotzdem sind wir die wütenden, zu lauten Menschen, die sich ständig nur beschweren und so weiter, was uns alles immer gesagt wird. Für mich fühlt sich das sehr gut zu sagen, ja, okay, dann bin ich halt wütend. Und jetzt?
Das heißt nicht, dass ich die ganze Zeit irgendwelche Menschen anschreie. Aber ich glaube, berechtigte Wut ist ein superwichtiges Thema, was in unserer Gesellschaft auch gerade bei Diskriminierung immer wieder runtergespielt wird von, ja, du musst ja sachlich bleiben. Und so weiter. Dann denke ich, wie kannst du sachlich bleiben, wenn dir deine grundlegenden Menschenrechte abgesprochen werden, also die Person, die sachlich bleiben kann, ist die Person, die davon nicht betroffen ist.
Zu einer Veränderung beitragen
Mechthild [00:13:16]:
Auf jeden Fall spannende Perspektive auf die Wut und die Wut dann auch zu nutzen wieder Aktivismus zu machen und was zu verändern in der Welt.
Alina Buschmann [00:13:27]:
Ja, ich hoffe es zumindest. Ich finde das immer so interessant, ich weiß nicht, ob du dazu auch Gedanken hast, ich finde das so interessant zu denken, okay, ich mache jetzt die Sachen, weil ich will, dass sich was verändert. Weil ich dann ganz schnell denke, wer bist du eigentlich? Glaubst du und deine Arbeit, du bist doch so ein kleiner Fisch im Meer. Dann denke ich aber wieder, na ja, aber wenn alle Menschen so denken, dann ändert sich ja gar nichts. Und deswegen glaube ich so, also das ist für mich so meine Motivation, ich tue so viel ich kann, damit ich zu dieser Veränderung beitrage. Das finde ich einen super schönen Gedanken, weil dann ist es gleich wieder so gemeinschaftlich.
Vernetzungsmöglichkeiten durch das Internet
Mechthild [00:14:08]:
Ja, das stimmt und jede von uns oder jeder von uns erreicht ja auch dann wieder andere Menschen und dadurch sind wir ja dann schon wie so ein Netzwerk und eine Verbindung von vielen Menschen, die immer wieder auch andere Menschen vielleicht mit ihren Themen erreichen können und alle dann zur Änderung beitragen können.
Alina Buschmann [00:14:26]:
Voll, voll. Und das finde ich auch voll spannend. Und ich glaube, das hat eine super große Qualität. Da hat uns das Internet natürlich auch einfach eine gute Vernetzungsmöglichkeit gegeben. Zumindest für die Leute, für die das barrierearm genug ist. Das ist nicht für alle behinderten Menschen der Fall. Da muss auf jeden Fall dran gearbeitet werden. Aber ich merke für mich, dass, wenn ich irgendwie nicht so oft das Haus verlasse und so, dass diese Möglichkeit irgendwie eine Community zu haben und sich auszutauschen, aber auch zu sehen, was die anderen Leute so machen, dass das mir ganz, ganz viel bedeutet.
Freund*innenschaft mit anderen behinderten Menschen
Mechthild [00:15:01]:
Das finde ich auch echt cool und auch so zu sehen, wie viele von uns es dann doch wirklich gibt, weil man immer oft so alleine ist. Ich habe jetzt zwar schon ein paar behinderte Freundinnen und Freunde, aber viele haben das ja nicht so. Oder es gibt ja diesen Gedanken, sich nicht mit anderen behinderten Menschen sehen lassen zu wollen, den ich früher auch selber hatte, weil ich dann denke, Leute denken, jetzt sind die Behinderten wieder alle zusammen, was ich auch dann verlernen muss und musste, dass es in Ordnung ist, mit meinen behinderten Freund*innen auch unterwegs zu sein und da auch das immer wieder auch sich selber bewusst zu machen, wie viel wir selber auch noch verändern können für uns selber.
Internalisierter Ableismus
Alina Buschmann [00:15:38]:
Ja, da sprichst du was voll Gutes an. Ich glaube, so internalisierter Ableismus ist ja was, was uns alle irgendwie begleitet. Es ist halt so eine Reise, sich da immer wieder mit auseinanderzusetzen und auch regelmäßig irgendwie auf so neue Sachen zustoßen, wo du so denkst, oh, du kennst das bestimmt auch von deiner Arbeit.
Ich bin dann manchmal so, du erklärst das Menschen. Du kannst das Menschen erklären, die stellen Fragen, und dann erklärst du das Thema genauer. Und irgendwann verstehen sie es dann. Und für dich selber hast du da aber krass internalisierten Ableismus. Was ist los mit dir? Und ich glaube, das ist total wichtig, auch immer im Kopf zu haben, wir sind natürlich auch in dieser Gesellschaft aufgewachsen. So wir sind, wir sind tagtäglich irgendwie Ableismus ausgesetzt.
Alina Buschmann [00:16:24]:
Und wenn die ganze Zeit irgendwer abelistische Sachen zu dir sagt, verinnerlichst du die natürlich auch.
Sich selbst Sachen zutrauen
Mechthild [00:16:31]:
Oder auch so sich selber Sachen zuzutrauen, bestimmte Sachen zu machen, zum Beispiel mir mit den Ausbildungen, die ich gemacht habe zur Yogalehrerin. Da habe ich früher mal gedacht, ich kann das ja nicht, weil ich eine Behinderung habe, bis ich erstmal verstanden habe, dass es nicht so ist. Und das ging mir auch bei vielen Sachen so. Zum Beispiel habe ich auch nie ein Auslandsjahr gemacht in der Schule, weil ich dachte, das ist für mich nicht so möglich.
Obwohl es vielleicht in der USA viel einfacher gewesen wäre, nochmal auch andere Perspektiven zu sehen, was es für Möglichkeiten gibt, als behinderte Person zu leben. Aber weil ich immer diese Lebensrealität in Deutschland nur kannte, war das dann für mich so, okay, das geht ja nicht. Nur, weil meine Schule in Deutschland nicht so barrierefrei war und zugänglich.
Pausen machen und sich ausruhen
Ein anderes wichtiges Thema, deswegen habe ich dich ja auch unter anderem, auch weil ich deine Arbeit so spannend finde, aber weil du auch immer dieses Thema des Pausen machens und das Ausruhen und Ruhe auch immer auf deinem Kanal wieder thematisierst. Da würde ich natürlich auch gerne noch mehr zu erfahren, wie das für dich ist, wie du den Weg so gefunden hast, das vielleicht zu bemerken, dass das für dich wichtig ist und wie du das jetzt in deinen Alltag bringst.
Alina Buschmann [00:17:45]:
Mein Weg ist da vielleicht ein klassischerer, den du dann auch immer wieder in Medien siehst. Ich war tatsächlich sehr leistungsfähig und hatte dann einen Unfall. Ich kann heute sagen, dass sich da meine Barrierefreiheitsanforderungen geändert haben. Das heißt, ich brauchte mehr, ich hatte auf einmal mehr Barrierefreiheitsanforderungen. Ich kann heute auch sagen, dass ich eigentlich schon immer behindert war, dass ich das einfach nicht wusste und das fände ich einen sehr wilden Fakt einfach. Ich glaube, es gibt ganz viele Menschen, bei denen das so ist. Gleichzeitig ist es mir wichtig zu sagen, ich hatte Privilegien.
Sich selbst als behinderte Person identifzieren
Alina Buschmann [00:18:25]:
Ich wurde nicht behindert sozialisiert, ich wurde als nicht behindert gelesen. Ich glaube, das fand ich total spannend, weil ich hatte dann so einen Moment, wo ich mich so identifiziert habe mit behinderten Menschen in der Jugend. Und ich war so, oh mein Gott, was machst du hier gerade? Du darfst dir doch diese Räume nicht nehmen. Und irgendwann ist mir dann aufgefallen, oh, ich hatte als Jugendliche wegen so Fehlbildungen hatte ich ganz, ganz früh oder im frühen Jugendalter Operationen. Mhm.
Und ja, ich hab das halt einfach so hingenommen. Mir wurde gesagt, du siehst aus wie alle anderen, was ja auch schon eine sehr schwierige Aussage ist. Irgendwann ist mir aufgefallen, ach so, oh, diese Struggles. Ich identifiziere mich nicht gerade nur damit, weil ich mir hier grad irgendwas aneigne, sondern ich hatte diese Struggles. Und das war total krass für mich. Ich glaube, das ist erst mal ein wichtiger Punkt, weil dieses, oh, Person hat einen Unfall, und dann ist sie behindert, das wird uns immer wieder erzählt. Ich glaube, es ist oft deutlich komplexer als das.
Körperliche Erschöpfung wahrnehmen
Alina Buschmann [00:19:21]:
Für mich war es so, ich war sehr leistungsfähig, bin viel über meine Grenzen gegangen, habe wenig Pausen gemacht. Ich kann mich jetzt auch an Zeiten erinnern, wo ich dann auch immer wieder so über Wochen ausgenockt war und meine Wohnung nicht verlassen hab und so. Aber ich konnte das alles früher nicht einordnen. Dann hatte ich halt diesen Unfall, direkte körperliche Folgen auch. Das bedeutet, ich war einfach viel zu Hause, danach war ich in vielen Krankenhäusern, in der Reha, in Kliniken und so weiter. Dann war mein Tag halt wirklich Therapie. Und ich hab aber gemerkt, ich musste dazwischen immer Pause machen. Und ich bin vielleicht auch deutlich fertiger als leistungsfähigere Menschen, die mit mir in der Reha waren und so weiter.
Eigene Kapazitäten anerkennen
Alina Buschmann [00:20:03]:
Und hab dann wirklich so angefangen, okay, wie mach ich das? Ich muss, keine Ahnung, waschen, ein paar Sachen, dann leg ich mich hin. Ich glaube, dass das viele Menschen kennen, die eher weniger Kapazitäten haben oder weniger Kapazitäten haben als unsere Gesellschaft erwartet. Dass es halt auch erst mal so ein Prozess ist, das überhaupt zuzulassen. Und bei mir ist es tatsächlich so, dass ich einfach Phasen habe. Also es gibt Phasen, wo ich dann zwischendurch einfach mich kurz hinlegen muss. Dann gibt es Phasen, wo ich mich zwischendurch stundenlang hinlegen muss. Und dann gibt’s Phasen, wo ich halt über mehrere Tage, Wochen, manchmal auch Monate kaum aus dem Bett aufstehen kann. Ich habe auch gemerkt, dass ich nicht so viel positiven Einfluss darauf habe.
Körperliche Konsequenzen
Alina Buschmann [00:20:50]:
Das heißt, wenn ich mich überlaste, ist es sehr wahrscheinlich, dass es mir schlecht geht. Das habe ich verstanden. Also alles, was ich mache, hat immer körperliche Konsequenzen. Aber ich kann jetzt nicht irgendwas mir etwas besonders Gutes tun, dem aus dem Weg zu gehen. Das heißt, das ist mittlerweile einfach Teil meiner Lebensrealität. Und auch das war eine Reise, ich glaube, du musst dich einfach megaviel mit dir auseinandersetzen, was wir ja auch nicht unbedingt lernen, ehrlich gesagt. Ja, das stimmt. Ich hab mal so einen Post gemacht, wo ich geschrieben habe, Pausen helfen.
Reminder für sich selbst, um Pausen zu machen
Alina Buschmann [00:21:23]:
Und immer, wenn ich mich schlecht fühle, weil ich jetzt eine Pause machen muss, teile ich den in meiner Story. Das ist also mehr so mein Reminder an mich auch, aber ich kriege dazu auch immer ganz, ganz viele Nachrichten. Es ist einfach so, wir sind in einer Leistungsgesellschaft. Leistung wird mit, du bist ein wertvoller Mensch assoziiert. Und deswegen ist es so unfassbar schwer, sich das auch zuzugestehen und nicht sauer auf sich zu sein. Ich bin und war aber auch sehr viel sauer auf meinen Körper und auch das kostet ja Kapazitäten.
Mechthild [00:21:56]:
Ja und immer dieses wieder darüber nachdenken, ah jetzt würde ich gern das und das machen und dann geht es aber eben einfach nicht und das auch zu akzeptieren, das wäre immer schwierig.
Alina Buschmann [00:22:09]:
Hast du dann Strategien, die du teilen möchtest noch?
Lernprozess, um zu schauen, was möglich ist
Mechthild [00:22:12]:
Für mich ist es auch immer so ein Lernprozess und zu gucken, was ich mache. Ich bin auch jemand, der schon recht leistungsfähig immer auch war und vielleicht auch das gut kann und dann auch versucht, das immer zu machen. Aber dadurch kommen natürlich auch, ich hatte auch vor einigen Jahren eine Erschöpfung, weil ich da auch zu viel gemacht habe. Und gerade ist auch wieder eine Phase, wo ich merke, es stehen viele Projekte an.
Und dann habe ich aber auch schon in den letzten Jahren mehr gelernt, dann mir auch bewusst Pausen zu nehmen und zu sagen, dass vielleicht dann doch nicht alles geht. Oder zu gucken, wie ich mich nochmal anders strukturieren kann, Sachen zu schaffen. Oder jetzt gerade bei mir ist dann so ein bisschen mit, weiß nicht wie das bei dir ist, aber dadurch, dass ich versuche regelmäßig auf Instagram zu posten, habe ich dann immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal nicht poste. Und ich weiß, dass es ja eigentlich egal ist, aber es ist ja auch dieser Gedanke im Kopf, dass Social Media möchte, dass man immer aktiv ist und immer was teilt und so.
Social Media und Content teilen
Mechthild [00:23:11]:
Und natürlich auch möchte ich gern mit der Community in Austausch bleiben. Aber gerade habe ich das Gefühl, das ist vielleicht das, was dann erst mal auf der Strecke bleiben muss, meine eigene mentale Gesundheit zu erhalten.
Alina Buschmann [00:23:24]:
Das ist so spannend. Das ist auch das Erste, was bei mir hinten runterfällt. Das heißt, sobald ich mehr E-Mails kriege oder so, kann ich nicht mehr auf Social Media posten und ich hab dann auch sofort ein schlechtes Gewissen. Und ich würde mir irgendwie wünschen, dass wir so ein bisschen, also, dass wir das mitdenken einfach, wenn wir so, äh, ja, behinderten oder chronisch kranken Menschen folgen. Dass die also, vielleicht sind viele von uns einfach nicht in der Lage, Leute daily irgendwie zu unterhalten.
Mechthild [00:24:06]:
Auch dieser, ich find auch total interessant, diesen Anspruch, irgendwie, wenn du so Aufklärungsarbeit machst, dass jeder Content, den du hochlädst, wertvoll sein muss diesbezüglich.
Alina Buschmann [00:24:06]:
Finde ich auch voll krass und muss ich für mich auch erst mal so rausnehmen, weil ganz ehrlich, ich poste auch voll gerne meine Katzen. Das ist nicht gut.
Mechthild [00:24:12]:
Ja, das ist immer süß.
Keine Aufklärungsmaschinen
Alina Buschmann [00:24:15]:
Oh, danke. Und, äh, keine Ahnung. Wir sind halt auch keine Aufklärungsmaschinen. Und bei Influencer*innen, die jetzt vielleicht nicht so ein aktivistisches Thema haben, beschwert sich ja auch niemand, wenn die Person, die zum Beispiel Beauty macht, dann noch ihre Haustiere postet. Aber ich habe das Gefühl, bei aktivistischen Accounts wird da dann irgendwie so gesagt, dafür interessiere ich mich aber gar nicht. Aber auch das gehört zu unserem Leben. Ich würde mich freuen, wenn wir so versuchen, immer auch gegen diesen Algorithmus, der dann unsere Reichweiten auch runterbringt, weil wir eben nicht regelmäßig posten, gegen zuarbeiten und dann quasi zu interagieren, wenn wir was sehen, wenn wir auch sehen, wenn jemand wieder da ist nach einer langen Pause. Ich glaube, das sind ganz gute Möglichkeiten, sich gegenseitig auch zu unterstützen.
Pausen auf Social Media nehmen ist in Ordnung
Mechthild [00:25:03]:
Auf jeden Fall. Und auch für sich selber noch mal zu akzeptieren, dass die Pausen auch auf Social Media in Ordnung sind und dass wir dann wieder zurückkommen.
Alina Buschmann [00:25:13]:
Ich finde, da ist auch immer wieder so ein Phänomen, was wir in unserer Gesellschaft haben, wenn du dich erst mal hochgearbeitet hast. Das heißt, wenn du eine bestimmte Anzahl von Follower hast oder so, dann kannst du dir immer eine Pause nehmen. Aber das ist ja nicht die Lebensrealität von vielen Menschen.
Crip-Time
Ich glaube, das ist das generell in Bezug auf Projekte und Arbeit, auch was behinderte Menschen oft erleben, dass wir halt einfach nicht mithalten. Oh, das ist einer meiner Lieblingsbegriffe. Es gibt einen Begriff, der heißt Crip-Time. Also, dass behinderte Menschen quasi sich die Zeit nehmen, die sie brauchen und nicht die Zeit, die unsere Gesellschaft erwartet. Und das ist halt überhaupt nicht etabliert. Das ist überall Stress, Stress, Stress.
Alina Buschmann [00:25:56]:
Und dass diese Crip-Time halt auch total individuell ist bei Personen, aber auch an unterschiedlichen Tagen, ist halt noch gar nicht angekommen. Und ich würde mir voll wünschen, dass wir darüber nicht mehr diskutieren müssen, dass wir erst ein Recht haben, irgendwie unter unseren Bedingungen stattzufinden, wenn wir irgendein utopisches Ziel erreicht haben.
Mechthild [00:26:16]:
Sehr schön. Weil ich das Thema auch so spannend finde, weil es echt so ein wichtiges Thema ist. Als ich das gefunden habe, dachte ich auch so, oh wow, okay, das erklärt auch viel von dem, warum manche Dinge halt einfach länger für uns brauchen oder sind. Wenn es in Ordnung ist, sich die Zeit auch zu nehmen.
Alina Buschmann [00:26:39]:
Schön. Ich werde auf jeden Fall auch reinhören, weil die Folge habe ich nämlich noch nicht gehört.
Mechthild [00:26:43]:
Ah ja, okay. Dann schicke ich die auch nochmal und verlinke die dann auch nochmal in dem Post zu der Folge von uns. Das ist ja immer gut, nur dass andere Leute vielleicht auch noch mal die alten folgen hören können genau.
Viele berufliche Anfragen und eigene Kapazitäten
Dieses mit dem sich hocharbeiten kann ich halt auch voll nachvollziehen ist ja, auch wenn man bei dir ist ja ähnlich mit dem Coaching und der Beratung, wenn man dann irgendwann das Gefühl hat jetzt melden sich viele Leute, die Interesse an dem Angebot haben, dass wir erstellt haben dann so dieses ok jetzt muss ich aber irgendwann den Punkt finden zu sagen jetzt kann ich gerade nicht mehr machen, was ja auch wieder Angst macht, weil gerade, wenn man das auch als Selbstständigkeit macht, braucht man ja auch immer wieder regelmäßige Aufträge. Das merke ich jetzt auch gerade, wo wieder viele Sachen dann reinkommen, dass ich dann denke, okay, ich hab mir jetzt in den letzten paar Jahren viel aufgebaut, aber dass sich das dann auch so hält, dass es auch nachhaltig bleibt.
Alina Buschmann [00:27:39]:
Ja, voll. Ich glaube, das ist ein großes Thema, auch wenn, ich weiß nicht, ob das bei dir vielleicht auch der Fall ist, ich kann manchmal nicht so ganz absehen, wann ich irgendwie keine Kapazitäten habe. Bei mir ist das auch mit sehr, sehr viel Angst verbunden, dann tatsächlich mal was abzusagen oder so. Weil dann ist das wieder, in Anführungsstrichen, unprofessionell und so. Aber es ist halt einfach Teil der Lebensrealität. Und ich glaube, wenn man uns so zuhört, dass wir das ja eigentlich wissen und vielleicht auch erklären können, aber trotzdem damit struggeln, kann man sich, glaube ich, ganz gut vorstellen, wie das dann ist, das anderen Leuten zu erklären.
Akzeptieren, dass es sich immer wieder ändern kann
Mechthild [00:28:15]:
Genau, und dann auch wieder zu akzeptieren, dass es sich auch immer von Tag zu Tag ändert oder Woche zu Woche, auch bei Personen unterschiedlich sein kann. Weil oft habe ich auch das Gefühl, du bist ja ähnlich, dass ich auch relativ leistungsfähig bin, aber dass ich dann auch immer versuche mitzudenken, dass eben nicht jede behinderte Person diese Möglichkeiten und auch diese Privilegien hat, die ich habe, das so zu machen und so zu tun. Und das auch immer wieder mir selber zu sagen, aber trotzdem auch für mich selber zu sagen, okay, das sind eben die Möglichkeiten, die ich auch gerade habe und auch wieder vielleicht andere Menschen damit unterstützen kann.
Unterschiedliche Privilegien
Alina Buschmann [00:28:52]:
Ich glaube, das ist auch was super Wichtiges, was du ansprichst, so dass wir natürlich auch innerhalb unserer Community unterschiedliche Privilegien haben, unterschiedlich teilhaben können. Ich habe mich viel damit beschäftigt, wie ich quasi schauen kann, das immer wieder klarzumachen. Wenn ich Workshops hab, erwähne ich das, und ich rede da auch viel drüber. Aber ich versuche halt auch, in Situationen immer wieder meine Privilegien zu checken. Ich hatte letztens so eine Situation, da war ich bei einem Erstgespräch bei einer Psychologin. Auf der Internetseite gab’s keine Informationen. Ich war froh, diese Psychologin gefunden zu haben. Bin da hingegangen, Klingel an der Tür, und die sagt nach ganz oben.
Alina Buschmann [00:29:33]:
Und ich stehe in diesem Treppenhaus und guck hoch. Es sind einfach so sechs Stockwerke. Ich nutze einen Gehstock. Wenn mich für Jobs zum Beispiel irgendwer fragen würde, würde ich sagen, ich kann nicht mehr als zwei Stockwerke zu Fuß gehen. Ich brauche einen Fahrstuhl. Und da stand ich aber und war privilegiert genug, mit sehr vielen Pausen diese sechs Stockwerke hochzugehen, diesen Ersttermin wahrzunehmen, weil es da anschließend Online-Therapie geht. Dann ist mir auch mal aufgefallen, hey, wenn ich weniger privilegiert wäre in der Hinsicht, dann hätte ich da anrufen müssen. Ich hab ein Reel dazu gemacht, das hab ich in die Caption geschrieben.
Es ist wichtig, aufeinander zu achten
Alina Buschmann [00:30:11]:
Ich glaube, das ist total wichtig, dass wir da auch versuchen, aufeinander zu achten. Ich hab in den vergangenen Jahren gelernt, dass Dinge unterschiedlich für unterschiedliche Menschen sein können und dass ich mich daran erinnere, das mitzudenken. Nur weil etwas für mich funktioniert, heißt das nicht, dass es für die andere Person funktionieren muss. Und ich kann auch nicht anhand, keine Ahnung, eines Instagram-Profils oder ein paar Interaktionen, kann ich nicht beurteilen, was die Person kann, wie sie es kann, oder was sie vielleicht auch nicht kann. Und ich glaube, das lernen wir auch nicht in unserer Gesellschaft und ich glaube, das ist voll der wichtige Schlüssel für einen schönen Umgang miteinander und sich auch gesehen fühlen in der Community.
Eigene Erlebnisse teilen
Mechthild [00:30:58]:
Ja total und dann auch sich so das anzugucken, was vielleicht andere als Tipps teilen und dann zu gucken, was man selber vielleicht passt und was vielleicht auch nicht möglich ist, aufgrund von verschiedenen Faktoren und ja aber trotzdem sich vielleicht auch für jemand anders zu freuen für die bestimmte Möglichkeiten auch hat. Weil das finde ich auch oft, das vielleicht auch internalisiert für mich, dass ich dann bei manchen Sachen, die ich mache, mich vielleicht frage, kann ich das jetzt so teilen, weil ich weiß, dass ich diese Privilegien habe, die eine andere Person vielleicht nicht hat, bestimmte Sachen zu machen, aber trotzdem weiß, okay, ich habe gerade die Möglichkeiten, das zu machen. Warum soll ich es dann nicht mit anderen auch teilen?
Wir sprechen nicht für alle Menschen
Alina Buschmann [00:31:42]:
Eben, eben. Ich glaube, was ein großes Problem ist, was wir haben, ist, dass uns quasi, wenn wir diese Arbeit machen, die wir beide auch online machen, dass dann immer gedacht wird, wir sprechen jetzt für alle Menschen. Aber das tun wir ja gar nicht. Weil Behinderung ist mega individuell. Und selbst zwei Leute mit derselben Behinderung, wo dann vielleicht derselbe Name darüber steht, können komplett unterschiedliche Barrierefreiheitsanforderungen haben.
Und ich glaube, das ist total wichtig, weil wir sind so krass unterrepräsentiert in dieser Gesellschaft, dass es wirklich ist so, oh, diese behinderte Person hat das und das gesagt. Deswegen ist das für alle so. Da irgendwie erst mal hinterzukommen und dann zu schauen, so, okay, wie kann ich das vielleicht auch ein bisschen aufdröseln? Was dann ja auch noch dazukommt, ist, wenn du dann sagst, ja, ich sprech nicht für alle, dann aber Leuten Ableismus erklärst, und die dann sagen, du sprichst ja nicht für alle.
Strukturelle Diskrimierung und eigene Barrierefreiheitsanforderungen
Alina Buschmann [00:32:36]:
Dann denke ich, strukturelle Diskriminierung ist eine Tatsache. Es gibt einen Unterschied zwischen Expertise über unsere Lebensrealität in unserer Gesellschaft, mit der strukturellen Diskriminierung und der eigenen Lebensrealität und den eigenen Barrierefreiheitsanforderungen. Ja, ich glaube, dass da halt auch ganz, ganz viel Verwirrung oft herrscht und die Leute dann denken, das ist alles so kompliziert. Aber dabei ist das gar nicht so kompliziert, weil Fakt ist ja, jeder Mensch ist individuell.
Mechthild [00:33:06]:
Genau, und so bei Barrierefreiheit hilft ja dann auch wieder jeder Person, oder wenn man zum Beispiel im Arbeitsleben mittlerweile flexibler sein kann, von wo aus man arbeitet, hilft es behinderten Menschen, aber es hilft auch am Ende einer nicht behinderten Person, weil sie genauso gut mal einen Moment hat, wo sie gerne von zu Hause arbeiten will. Und wenn das im Unternehmen halt schon selbstverständlich ist, dann ist es auch nützlich für diese Person.
Es ist unser Recht
Alina Buschmann [00:33:32]:
Ja, voll. Ich weiß nicht, wie es dir geht, weil bei diesen Diskussionen, wenn ich manchmal so brauchen, also das macht voll Sinn und das stimmt hundertprozentig, aber ich sträube mich manchmal, das zu sagen, weil ich denke so, nee Leute, ich möchte von euch jetzt, dass es reicht, dass behinderte Menschen recht haben. Ja, deine Persönlichkeit. Ich will nicht, dass euch das Argument überzeugt, dass es auch nicht behinderten Menschen hilft. Und gleichzeitig ist es so, es ist 100 Prozent eine Tatsache. Ich bin dann aber nur so… Manchmal ist das auch einfach eine Strategie. Manchmal ist es so, dass Leute denken, muss ich das wirklich sagen? Und es dann machen, weil es einfach kommt besser an.
Alina Buschmann [00:34:14]:
Aber ich bin so wütend über diesen Fakt, dass das dann oft der Punkt ist, wo Leute was einsehen, dass ich manchmal nicht bereit bin, den zu droppen.
Auf die eigenen Ressourcen achten
Mechthild [00:34:25]:
Kann ich verstehen, aber ich sehe es auch ein bisschen so, dass wir als Binderteilhabe oft mehr auf unsere eigenen Ressourcen achten müssen und dass es nicht-behinderten Menschen vielleicht schwerer fällt, weil sie noch mehr in diesem Leistungsdenken reingequetscht sein müssen, als wir es können. Wir können es vielleicht bis zu einem gewissen Grad auch, aber es tut uns nicht gut und es tut ja am Ende niemandem gut. Und deswegen sage ich das immer eher, weil ich versuche dann auch, was bei nicht-behinderten Menschen ein bisschen mehr diese Flexibilität anzusprechen und denen auch zu zeigen, oh hey, ihr habt vor ein paar Jahren gemerkt, dass es euch guttut, auch ein bisschen mehr auf euren eigenen Ressourcen zu achten. Und jetzt merkt ihr, wie es uns vielleicht immer schon gegangen ist.
Verstehen von anderen Lebensrealitäten
Alina Buschmann [00:35:10]:
Ja, ja, ich finde. Und dabei finde ich es voll interessant, weil das war ja auch ein großes Thema, als die Leute dann verstanden haben, dass die Pandemie ein Ding ist.
Dass die Leute dann auf einmal so waren, oh mein Gott, oh mein Gott, das ist alles so schlimm, ich fühle mich so isoliert. Und alle waren so, ja, willkommen in meinem Leben. Oder was heißt alle so, in meinem Umfeld waren viele Leute so, willkommen in meinem Leben. Kenn ich ganz gut und find es dann auch immer wieder interessant, wie zum Beispiel auch dann mit Long-Covid, die Versorgung ist immer noch nicht gut, das will ich gar nicht sagen. Aber mit Long-Covid ist es dann gekommen, dass die Leute chronische Erschöpfung überhaupt als Problem anerkannt haben gesellschaftlich und dass es dafür gar keine Behandlungen gibt. Das fände ich dann total spannend, dass es dann auf einmal geht, dass es wirklich immer ganz, ganz schlimme Dinge braucht, dass wir als Gesellschaft Dinge verstehen. Und das macht mich oft traurig auch.
Mechthild [00:36:08]:
Ja, das kann ich, find ich auf jeden Fall auch. Und ja, ich hoffe, dass es sich dann einfach jetzt auch mehr verändert in eine positive Richtung durch unsere Arbeit.
Weiterhin inklusive, hybride Formate nutzen
Alina Buschmann [00:36:20]:
Ja. Oh Gott. Ich hoffe das auch. Gleichzeitig ist mir dann sofort in den Kopf gekommen, wahrscheinlich kennst du das auch, dass so hybride Veranstaltungen, dass Leute schon wieder so sind, komm, wir machen jetzt nur vor Ort immer. Und ich denke dann so, oh Mann, wir waren doch da. Wir waren doch da. Es gibt Technik. Lasst uns doch da bleiben.
Alina Buschmann [00:36:43]:
Lasst uns doch schauen, wie können wir weiter inklusiver werden, vor Ort und aber gleichzeitig auch online, weil das ist ein Zugang, das ist ein Zugang und manchmal habe ich das Gefühl, dass wir gesellschaftlich auch ganz gut darin sind, da Rückschritte zu machen. Aber vielleicht schicke ich jetzt einfach meine Hoffnung raus und sage, macht hybride Veranstaltungen.
Umgang mit diskriminierenden Erfahrungen
Mechthild [00:37:08]:
Ja, das wäre auf jeden Fall gut. Immer noch wichtig. Genau, also ich hatte noch eine Sache hier aufgeschrieben. Ich weiß nicht, ob ich das schon so gefragt hatte, aber wie du so umgehst, wenn du diskriminierende Erfahrungen in deinem Alltag machst, wie das für dich sich anfühlt und auch wie du dann damit umgehst.
Alina Buschmann [00:37:27]:
Es kommt ein bisschen darauf an, in welcher Verfassung ich bin. Also manchmal sage ich auch einfach nichts und ich finde, es kommt auch immer total drauf an, wie stehst du grade zu der Person? Und bist du da vielleicht in einer Abhängigkeit? Das heißt, wenn ich jetzt keine Ahnung, war ich lange nicht mehr. Aber wenn ich zu irgendeinem Amt müsste und
die Person mich diskriminiert, dann würde ich mehr weglächeln, als wenn ich bei meiner Zahnärztin bin. Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel. Dadurch, dass ich einen Geh-Stock nutze, ich weiß nicht, was das ist. Ohne Geh-Stock lesen die Menschen mich nicht behindert.
Ich bin behindert
Alina Buschmann [00:38:03]:
Mit Geh-Stock wissen sie, ich nutze diesen Stock, weil er mir hilft. Dann kriegen sie das aber nicht zusammen. Dann gucken sie mich an und denken so und dann stellen sie Fragen. Und wenn sie keine Fragen stellen, dann sagen sie, oh, bald kann der aber weg, oder? Und ich bin dann immer so, ich sag dann einfach, nee, ich bin behindert. Also, das ist wirklich meine Alltagsantwort, wenn in irgendwelchen komischen Situationen, wo es nicht sehr aufgeladen ist, wo jetzt nicht irgendwas auf dem Spiel steht, dann sage ich, ich bin behindert, weil ich behindert bin.
Und wenn irgendwer sagt, ach ja, ich hatte das letztens erst, du hast das wahrscheinlich auch schon öfter gehört ich hatte letztens das erste Mal, dass mir eine Person gesagt hat sie möchte für mich beten ich habe gesagt wissen sie es würde mir mehr bringen, wenn sie sich über Ableismus informieren ich glaube, das hat sie nicht gemacht. Aber ja, also ich habe da glaube ich, ich bin da relativ forsch immer. Weiß ich nicht.
Alina Buschmann [00:39:12]:
Was machst du?
Umgang mit übergriffigen Fragen
Mechthild [00:39:13]:
Ja, es hängt auch immer bei mir davon ab, wie in welcher Stimmung ich bin und ob ich es auch so weglächeln kann, wenn irgendwer blöde Sachen Frage stellt oder so oder übergriffige Fragen. Mir ist eben, als du das mit dem Amt so gesagt hast, ist mir mein Bankberater eingefallen, der mich dann auch irgendwelche Fragen gestellt hat, die er auch einer nicht behinderten Person so nicht gestellt hätte. Wahrscheinlich zur Familienplanung. Ich dachte, das fragt man. Vielleicht muss er das wissen, aber es war eher so übergriffig. In eine Richtung mit der Behinderung. Wo ich fand, das geht so nicht. Aber dann habe ich einfach das überspielt.
Es kommt darauf an, wie oft es passiert
Mechthild [00:39:52]:
Aber das hängt halt auch mal davon ab, wie es mir geht und wie ich mich fühle. Und wenn das eben ein paar Mal am Tag, viele Male am Tag passiert, dann geht es halt irgendwann. Da kann ich auch irgendwann nicht mehr ruhig bleiben. Ich war jetzt vor ein paar Wochen bei so einer Panel-Diskussion und da habe ich gesagt, ja wenn so eine Diskriminierungserfahrung fünfmal am Tag passiert, dann kann ich auch irgendwann nicht mehr ruhig bleiben. Dann meinte der eine der mit mir auf dem Panel war hat kam danach noch mal auf mich zu und meinte wow das hat mich so geschockt als du gesagt hast, dass das fünfmal am Tag passiert. Als ich das dann später meiner Mutter erzählt hatte, meinte sie so fünfmal am Tag? Bestimmt 20-mal am Tag.
Leute realisieren nicht, wie oft diese Erfahrungen auftreten
Alina Buschmann [00:40:39]:
Ja, das ist so lustig, dass Leute gar nicht realisieren. Ich habe das Gefühl, wir reden uns alle irgendwie so den Mund fusselig und sagen, wir werden diskriminiert, es ist anstrengend, Mikroaggressionen tut weh, psychische Folgen und dann die Leute so fünfmal am Tag und du denkst so, oh Gott, wäre es nur das.
Räume, in denen wir uns nicht erklären müssen
Alina Buschmann [00:41:07]:
Ja, aber ich finde es so schön. Ich finde diese Räume so schön, in denen es einfach klar ist. Weißt du, in denen du dich nicht erklären musst. Und ich finde, das hat eine ganz, ganz große Qualität. Und ich wünsche wirklich jeder behinderten Person, dass sie die Möglichkeit hat, sich mit behinderten Leuten, mit denen sie irgendwie auf einer Wellenlänge ist, zu vernetzen, weil es tut so gut, einfach so Gespräche zu haben, wo jetzt nicht die Frage kommt, ach wirklich? Krass. Und ich glaube, mir tut das unfassbar gut und ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich so diese Möglichkeiten habe, diese Gespräche zu führen.
Geschichten miteinander teilen
Mechthild [00:41:39]:
Ja, deswegen mache ich auch immer so gerne diese Gespräche hier, weil es so hilft, weil ich einfach dann merke, wir sind nicht alleine und wir können diese Geschichten auch teilen und vielleicht wieder andere Leute damit unterstützen und erreichen und uns vernetzen und austauschen, zusammen noch mehr schaffen.
Alina Buschmann [00:41:57]:
Ja, ich glaube, das ist voll der schöne Punkt. Wir sind einfach echt viele. Wir werden unterschätzt und wir werden oft unsichtbar gemacht in unserer Gesellschaft, aber irgendwann können die Menschen uns nicht mehr übersehen.
Mechthild [00:42:10]:
Ja, und hören, was wir zu sagen haben oder zu teilen haben und lesen das oder sehen das, je nachdem welche Möglichkeiten sie haben.
Andere Worte finden
Alina Buschmann [00:42:21]:
Ja, daran muss sich Arbeit nicht nur zu übersehen, immer als Metapher. Dabei geht es mir gar nicht ums Sehen. Ich muss mal schauen, ob ich da vielleicht einen anderen Begriff für finde.
Mechthild [00:42:31]:
Ja, ich kann es ja jetzt bei mir nur vom Laufen sagen. Da finde ich zum Beispiel, sage ich immer, ich laufe, weil wenn ich auf der Straße und im Rolli unterwegs bin, dann ist für mich das Laufen und dann finde ich es fast immer eher blöd, wenn jemand sagt, jetzt rollst du oder jetzt fährst du.
Alina Buschmann [00:42:48]:
Das höre ich von vielen Freundinnen, die einen Rollstuhl nutzen, dass sie sich dann auch so ein bisschen verarscht fühlen.
Mechthild [00:42:57]:
Deswegen weiß ich nicht, wie das dann bei sehbehinderten Menschen oder blinden Menschen ist, ob sie die Worte daraus benutzen.
Einen Platz in der Gesellschaft bekommen
Alina Buschmann [00:43:03]:
Voll. Ich glaube, dass du mich da richtig gut ergänzt hast, weil es geht nämlich darum, dass die Menschen uns wahrnehmen, unsere Arbeit sehen, hören, uns zuhören. Einfach, dass wir wie viele andere Menschen auch endlich einen Platz in der Gesellschaft bekommen.
Mechthild [00:43:22]:
Ja und dass wir uns den auch jetzt gerade holen durch diese Formate, die wir machen, die Podcasts, die Bücher, dass viel mehr von uns sichtbar werden in Medien, dass es auch viel mehr werden kann.
Behindertenbewegung hat uns den Weg geebnet
Alina Buschmann [00:43:36]:
Und ich finde das so spannend, weil ich habe das Gefühl, manchmal, wenn ich über meine Arbeit spreche, sind die Leute so, oh, voll krass, dass sie das jetzt macht und so. Aber ich bin so, na ja, aber behinderte Menschen, die gibt’s doch schon immer. Und gerade so die Behindertenbewegung vor Jahrzehnten hat uns so, so krass den Weg geebnet. Ich finde, das ist auch was, was wir da auch in Ehren halten sollten, dass wir jetzt nicht plötzlich anfangen, die Kämpfe zu führen, weil wir diese glorreiche Idee hatten, sondern das passiert schon immer. Ganz, ganz viele tolle Menschen haben vor uns sehr, sehr viel Arbeit geleistet, sodass wir hier weitermachen können.
Ein schönes Gespräch
Mechthild [00:44:18]:
Ja, auch ein wichtiger Punkt. Auch schön. Hast du sonst noch was, was ich noch nicht gefragt habe, was du gerne teilen möchtest?
Alina Buschmann [00:44:27]:
Nee, ich glaube nicht. Ich glaube, ich habe ganz, ganz viel erzählt. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich zu viel erzählt habe.
Mechthild [00:44:33]:
Ich persönlich fand unser Gespräch schön. Ich fand, dass wir auch so gut im Flow waren vom Austausch her. Das finde ich auch schön.
Alinas eigene Selbstfürsorge-Praxis
Dann habe ich noch mal meine allerletzte Frage. Die ist nämlich, was du deine eigene Selbstfürsorge-Praxis, was du für dich selber machst, dass es dir gut geht im Alltag.
Raum nehmen, für Dinge, die sie gerne macht
Alina Buschmann [00:44:51]:
Ich versuche mir Raum zu nehmen für Dinge, die ich gerne tue. Also ich glaube, das kennen alle Menschen, die wenig Kapazitäten haben. Ich denke immer, oh, wenn ich was mache, dann muss es irgendwie sinnvoll sein. Also keine Ahnung, da muss ich diesen wichtigen Brief beantworten, muss arbeiten, was auch immer. Weil ich auch dazu tendiere, alles, was ich gerne mache, zur Arbeit zu machen. Also keine Ahnung, Fotos machen, auf Instagram posten, Sachen erzählen. Dass ich mir quasi auch immer wieder Dinge suche, die für mich zu diesem Zeitpunkt, manchmal ändert, sich das dann, frei von Druck sind. So gerade mache ich mir gerne Kaffee und versuche Latte-Art und kann es nicht, aber es ist trotzdem toll.
Mechthild [00:45:35]:
Das klingt gut. Ja, Kaffee trinken ist ja so ein Moment der Selbstfürsorge. Kann ja auch so ein Moment sein, dass ich mir so kurz Zeit nehme.
Alina Buschmann [00:45:43]:
Was machst du da?
Mechthilds momentanen Selbstfürsorge-Momente
Mechthild [00:45:45]:
Äh, ja, ich ändere mich immer mal wieder. Gerade ist es so mein Häkeln, weil ich bin wie viele andere auf dem Handarbeits-Trip gekommen und habe jetzt vor ein paar Monaten angefangen zu häkeln und versuchte, das dann auch so als wirklich Freizeit zu sehen. Und in den Momenten, wo ich mal Zeit habe. Aber auch mir bewusst jetzt gerade im Sommer dann auch bewusst zu nehmen, mich mal auszuruhen am Nachmittag, weil das hat ja auch immer Zeit, mit dem ich mich hinlegen muss. Das merke ich gerade wieder so. Ich habe auch vor der Aufnahme mich noch mal hingelegt, weil ich gemerkt habe, ich brauche jetzt noch mal eine Pause.
Oder auch rauszugehen einmal am Tag. Das fällt mir auch nicht immer leicht, aber ich weiß, dass es mir dann doch gut, wenn ich selbst mal eine halbe Stunde den Block laufe mit meinem Rollstuhl, dass ich mir versuche dafür auch die Zeit zu nehmen, wenn es möglich ist. Aber natürlich ist es auch in Ordnung, wenn es mal nicht geht.
Alina Buschmann [00:46:42]:
Schön. Ich komme auch gerade vom Hinlegen. Das heißt, ich bin aus dem Bett auch direkt hin.
Abschluss der Folge
Mechthild [00:46:48]:
Ich hoffe, man hat es nicht gehört, dass wir noch zu müde waren. Ich könnte auf jeden Fall noch sehr lange mit dir weiterreden über alle Themen. Es hat mir viel Spaß gemacht. Vielen Dank, dass du das alles mit uns geteilt hast. Dann freue ich mich auf alles, was dann bei dir noch kommt. Schönen Tag noch.
Alina Buschmann [00:47:08]:
Dankeschön, dass ich da sein durfte und mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Danke, tschüss.