In Folge 51 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast spreche ich mit Evi von aktiv.mit.rolli über Aktivismus und Community für Menschen mit Behinderung. Du kannst dir diese Folge direkt hier anhören.
Evi und ich kennen uns nun schon eine ganze Weile über unsere Online-Aktivitäten. Evi teilt sehr viele aktivistische Inhalte auf Social Media und ist auch ein Teil unserer Inklusive Achtsamkeit Community-Abende, bei denen wir uns einmal im Monat treffen, um uns über verschiedene Themen rund um das Leben mit Behinderung auszutauschen.
Wenn du Interesse hast, bei einem der nächsten Community-Abende dabei zu sein, dann schreib mir gerne eine Nachricht an meine E-Mail-Adresse oder über Instagram.
Wir sprechen über Aktivismus und Community für Menschen mit Behinderung, was Evi immer wieder Kraft gibt, weiterzumachen und mehr.
CN: Ableismus
Dabei geht es natürlich auch um das Thema Ableismus. Wir erklären den Begriff und teilen Beispiele, wie uns dies im Alltag begegnet.
Über diese Themen sprechen wir in dieser Folge:
- Evi und ihr Instagram-Account @aktiv.mit.rolli
- Community und Austausch mit anderen Menschen
- Barrieren abbauen und Aktivismus
- Warum Sichtbarkeit wichtig ist
- Was Evi Kraft im Alltag gibt
- Inklusion geht alle an
- Ihre eigene Selbstfürsorge
Du kannst dir die Folge direkt hier anhören
oder überall, wo es Podcasts gibt. Ich freue mich auch immer über Rückmeldungen und Bewertungen.
Gerne kannst du auch meinen Achtsamkeitsbrief abonnieren. Dort teile ich immer die nächsten Termine für Inklusive Achtsamkeit und Podcast-Folgen.
Einleitung in die Folge
Mechthild [00:00:00]:
Hallo, herzlich willkommen zu Folge 51 von Inklusive Achtsamkeit – der Podcast. Ich bin Mechthild und ich freue mich, dass du wieder eingeschaltet hast oder dass du dir diese Folge anhörst. Ich habe diesmal ein Interview geführt mit Evi von aktiv.mit.rolli auf Instagram. Vielleicht kennst du auch ihr Profil, da sie viel aktivistische Arbeit dort teilt und auch sehr aktiv ist, sowohl auf Instagram als auch außerhalb von Instagram. Und darüber sprechen wir auch in dieser Folge, was sie alles so macht und was sie auch dabei unterstützt, so viel machen zu können, was ihr Kraft gibt. Unter anderem auch der Austausch mit anderen Menschen. Evi ist schon lange auch ein Teil der inklusive Achtsamkeit Community.
Was bedeutet Community?
Ich habe beim Nachdenken über die Folge im Nachgang auch nochmal gedacht, dass wir viele Wörter in dieser Folge erklären, aber das Wort Community nicht.
Mechthild [00:01:00]:
Und Community bedeutet ja erstmal Gemeinschaft und das Zusammenkommen von Menschen und das machen wir bei inklusive Achtsamkeit auch oft, unter anderem bei unseren Community-Abenden, wo Evi auch immer dabei ist und darüber reden wir auch noch in dieser Folge und war ganz viel anderes.
Erste Folge nach der Sommerpause
Für diejenigen, die jetzt vielleicht schon mehrere Folgen gehört haben, das ist jetzt die erste Folge nach der Sommerpause, die Ende August erscheint. Und wir haben jetzt im August bis jetzt noch keine Folge veröffentlicht. Ich freue mich, dass es jetzt wieder weitergeht. Wir nehmen die Folge schon Anfang Juli auf, da es mit der Planung ganz gut gepasst hat und wir dann schon Zeit hatten. In der Zeit war ja auch Disability Pride Months, aber wir finden es wichtig auch immer wieder darauf, aufmerksam zu machen, dass es wichtig ist, für uns Sichtbarkeit zu schaffen. Und über all das sprechen wir in dieser Folge. Deswegen wünsche ich dir jetzt viel Spaß beim Zuhören und folge gerne Evi auf Instagram und auch mir, wenn du das noch nicht machst, auf inklusive Achtsamkeit.
Mechthild [00:02:12]:
Und all das ist natürlich auch nochmal in den Shownotes verlinkt. Natürlich freuen wir uns auch immer über Rückmeldung und Bewertung vom Podcast. Jetzt viel Spaß beim Hören der Folge.
Vorstellung von Evi @aktiv.mit.rolli
Hallo liebe Evi, schön, dass du Zeit hast, heute bei mir im Podcast zu sein und mit mir zu sprechen. Ich fange ja immer so an, dass ich die Gästin sich einmal vorstellen lasse in ihren eigenen Worten, was du gerne erstmal von dir teilen willst und dann kommt alles andere dann danach.
Evi [00:02:42]:
Okay, ich bin die Evi, bin 49 Jahre alt und komme aus Würzburg.
Mechthild [00:02:49]:
Ja, schön. Das war eine ganz kurze Vorstellung. Wir kennen uns ja von Social Media. Wir haben gerade noch vorher kurz überlegt, wie lange das jetzt schon her ist, dass wir uns vielleicht gegenseitig folgen und wir konnten uns auch gar nicht mehr genau erinnern, bestimmt aber schon zwei, drei Jahre. Also ich bin ja so dreieinhalb Jahre auf Instagram aktiv und ich glaube schon, dass wir relativ in der Zeit auch dann angefangen haben, uns gegenseitig zu folgen, weil du ja auch sehr aktiv auf Social Media bist.
Wie wir uns kennengelernt haben
Evi [00:03:20]:
Ja, ich glaube, du hast einen Workshop gegeben bei der Inklusiva irgendwie zum thema meditation oder Achtsamkeit oder was. Da haben wir uns dann mal gesehen online und so ist es dann glaube ich entstanden.
Mechthild [00:03:40]:
Ah ja, okay, das kann auch sein, das ist auch schon bestimmt zwei Jahre her dieser Workshop bei der Inklusiva.
Evi [00:03:46]:
Ja, weil jetzt kommt ja bald die neue.
Mechthild [00:03:48]:
Genau, die ist alle zwei Jahre so eine online und offline Inklusions-Messe. Ich glaube in Mainz ist die, da sie von Organisation von dort organisiert ist. Aber es gibt auch einen online teil und wir waren bei dem Online-Teil dabei.
Evi [00:04:05]:
Ich bin schon zu diesem Online-Teil wieder angemeldet.
Evis aktivistische Arbeit
Mechthild [00:04:09]:
Ah, sehr gut. Ja genau, weil das ist ja auch direkt die Überleitung zu dem Thema, dass du sehr viel umtriebig bist und aktiv bist und ja auch aktivistisch aktiv bist zum Thema Behinderung und Inklusion. Willst du da mal ein bisschen zu erzählen, wie du da hingekommen bist zu dem Thema und was du jetzt machst?
Die Entstehung von ihrem Instagram Account
Evi [00:04:32]:
Also, wie ich da hingekommen bin? Eigentlich mache ich das schon länger, aber angefangen hat es eigentlich in der Corona-Pandemie, weil ich gemerkt habe, ja, nur daheim rumsitzen, weil man nicht arbeiten darf ganz lange. Ich durfte, glaube ich, ein Jahr lang fast nicht arbeiten. Ich muss irgendwas tun und ich muss irgendwie meine Meinung nach außen bringen. Und ich hatte zwar schon einen privaten Instagram Account, aber habe so gemerkt, eine Evi findet nur jemand, der die schon kennt und ich brauche einen anderen Namen.
Ich brauche ja irgendwas anderes und dann habe ich überlegt, wie das halt am besten ist. Dann kam ich so auf die Idee aktiv mit Rolli, da kann man alles posten, da kann man aktivistisch posten, da kann man aber auch posten, wenn ich aktiv bin und im Urlaub unterwegs bin oder wenn ich kreativ aktiv bin und was bastle oder sonst was. Das gibt mir eigentlich relativ viel Freiheit und da kann ich alles posten.
Die Bedeutung von ihrem Logo
Dann haben wir angefangen mit einem Assistenten, der gut zeichnen kann, zu überlegen, also es geht die drei Themen Inklusion, Barrierefreiheit und teilhabe von Menschen mit Behinderung wie kann das in Logo passen, dann haben wir ein bisschen rumprobiert und am Ende kam das Logo raus, dass ihr seht, wenn ihr auf Instagram aktiv Punkt mit Punkt Rolli eingebt und ja vielleicht magst du es mal beschreiben. Du siehst es gerade besser als ich.
Mechthild [00:06:27]:
Ja genau, weil es ist, nämlich in deinem zoom Hintergrund, den ihr jetzt im Podcast ja nicht das Video sehen könnt. Also es ist eigentlich ein Rolli und die Räder oder das Rad, was man sieht, der Speichenschutz ist mit ganz vielen bunten Punkten, was ja so die auch die Darstellung von Inklusion ist, dass einfach jeder bunter Punkt, jede Person so teilhaben kann am Leben und dann sieht man eine Person, die in dem Rolli sitzt und der Oberkörper ist eigentlich wie eine Art A geformt und ist auch im Blau. Dann ist noch ein Punkt für den Kopf auf dem A und den Arm halt auf dem einen A. Und das steht ja dann für das aktiv im Rolli.
Evi [00:07:08]:
Genau. Und unten drunter ist noch ein Strich.
Mechthild [00:07:11]:
Okay, der ist auch noch wichtig.
Evi [00:07:12]:
Der bedeutet Barrierefreiheit. Wir müssen ja überall reinkommen.
Mechthild [00:07:19]:
Ja, genau. Das habe ich jetzt nicht so gesagt, weil für mich war so, der steht ja da auf der Linie, aber wenn du es so nochmal sagst, dass es echt für die Barrierefreiheit auch steht, dann ist es gut, dass du das nochmal sagst. Danke für die Ergänzung, die ich jetzt nicht gesagt habe.
Evi [00:07:35]:
Alles gut.
Die Themen auf aktiv.mit.rolli
Mechthild [00:07:38]:
Ja genau, du sagst Post ist echt über alle möglichen Themen.
Evi [00:07:44]:
Ja, ich musste ja dann erstmal üben und lernen, wie geht man überhaupt mit Instagram um? Was muss man da machen, wie macht man einen Post, wie macht man das, wie macht man das? Ich lerne ja heute noch dazu und die machen ja immer wieder neue Funktionen und so,
Aber das witzige war, wir haben am Anfang nur das Logo und den Namen vom Account eingegeben und haben sonst nichts eingegeben, weil wir gesagt haben, wir produzieren erstmal ein bisschen Content vor und dann veröffentlichen wir halt und ohne dass da was drauf war. Innerhalb von einer Woche hatte ich 80 Follower.
Mechthild [00:08:29]:
Einfach nur mit dem Namen. Das zeigt schon, dass das ein wichtiges Thema für viele Leute ist, wo sie mehr Informationen zu haben wollen oder sich mehr zu austauschen wollen.
Austausch mit anderen Menschen
Evi [00:08:40]:
Ja, ich glaube, da ist es ganz wichtig, dass man das zusammen macht. Allein kommt man nicht weit. Und es tut auch gut zu merken, dass man dann sieht, dass andere Leute dieselben Probleme haben oder dass die vielleicht einen Lösungsvorschlag haben, an den man nicht gedacht hat. Oder ja, in meiner Bio steht auch drin, dass mir der Austausch mit Menschen einfach ganz, ganz wichtig ist, weil, nur wenn man miteinander spricht kann man Barrieren abbauen und kann voneinander lernen, das finde ich ganz, ganz wichtig.
Barrieren abbauen
Ja, wir wissen, dass noch genügend Barrieren vorhanden sind. Weil Barrieren, sage ich immer, ist ja nicht nur Aufzug oder Rampe. An die denken immer alle, aber es gibt auch digitale Barrieren oder Menschen mit Sehbehinderung oder Sehbehinderung brauchen vielleicht im Aufzug eine Stimme, die was sagt, weil sie es nicht sehen, in welchem Stockwerk sie sind. Ja, aber das ist halt immer so in den Köpfen drin. Ich glaube, da müssen wir noch ganz, ganz viel tun, dass es da noch ganz viele Barrieren gibt, an die die meisten nicht denken. Und wenn es da noch Leute gibt, wo nicht sichtbare Behinderungen haben, dann geht es halt noch viel, viel weiter.
Evi [00:10:10]:
Die brauchen halt bei einer Demo dann einen Ruhebereich oder was weiß ich. Also ja, da könnte ich jetzt erzählen, ein bisschen geht nicht mehr. Aber und vor allem würde ich, ich bin ehrlich, wahrscheinlich würde ich gar nicht alle Barrieren oder wichtige Dinge daran denken und aufzählen. Deswegen ist immer wichtig, dass man das in einer größeren Gruppe macht, wo alle vertreten sind und dann alle ihre Bedürfnisse auf den Tisch legen und dann sagen, ich brauche das, ich brauche das, ich brauche das und dann das gemeinsam organisiert. Das ist so ein Beispiel dafür, dass es einfach wichtig ist zusammenzuarbeiten, finde ich.
Zusammen gucken, was die Möglichkeiten sind
Mechthild [00:10:54]:
Ja, das hast du schön gesagt, dass man echt so zusammen guckt, was die Möglichkeiten sind, zusammenzukommen und vielleicht auch Sachen, die sich manchmal vielleicht ausschließen, dann trotzdem zu gucken, okay, wo sind die Kompromisse, die wir gemeinsam machen können, zusammenzukommen.
Evi [00:11:10]:
Ja, dass es vielleicht auch manchmal sinnvoll ist, bei einer Demo zum Beispiel eine Online-Demo parallel zu machen, weil manche Leute vielleicht gar nicht mehr das Haus verlassen können, aus welchen Gründen auch immer. Und dann ist es aber trotzdem wichtig, sie mitzunehmen, dann irgendwas online anzubieten. Und da denken viele Leute einfach nicht dran
Mechthild [00:11:35]:
Oder so wie du, dass du, wenn du auf den Demos jetzt in Würzburg ja auch viel aktiv warst, da deine Rede auch aufnehmen lässt und dann hinterher noch mal auf YouTube lädst. Damit Leute sich das dann noch mal hinterher angucken können, was du da geteilt hast.
Evis Erfahrung als Rednerin auf einer Demo
Evi [00:11:51]:
Ja, aber es ist schon wichtig, dass man eigentlich, wenn du das jetzt so ansprichst, dann nutze ich die Gelegenheit, die Vorgeschichte zu erzählen, weil ich sage jetzt mal ganz plump, ich wusste 20 Minuten vorher noch nicht, ob ich auf die Bühne komme. Es war klar, ich wurde angefragt, ob ich eine Rede halte. Dann habe ich gesagt, ja, und ich meine, mir sieht man meine Behinderung an. Dann habe ich gesagt, ich brauche eine barrierefreie Bühne. Und einen Tag oder 2 Tage vorher war klar, die Bühne ist nicht barrierefrei. Ich will jetzt nicht da ins Detail gehen, aber das war sehr abenteuerlich. Die Lösung wir da jetzt gefunden haben. Und ja, ich hab dann irgendwann gedacht, das wird nix.
Evi [00:12:44]:
Und mir war klar, also entweder ich gehe auf die Bühne und ich bin da oben, oder ich halt die Rede nicht, weil ich stelle mich nicht als Einzige da unten hin. Mhm. Wir haben dann über Nacht noch mal die Rede umgeschrieben, weil die war natürlich so geschrieben, juhu ich bin auf einer barrierefreien Bühne und sorge für Sichtbarkeit und sonst wie. Das hat dann natürlich nicht mehr gepasst. Ja, musste man die Rede umschreiben und dann hat geklappt, aber es war mit viel Aufregung und viel Nervosität verbunden. Jeder hat gesagt, boah, das ist ja Wahnsinn, du hast vor 10.000 Leuten gesprochen. Da sage ich, ja und? Das war nicht das Problem. Als ich da oben auf der Bühne war, sage ich dir ganz ehrlich, habe ich nur meine Rede vor mir gesehen und habe die einfach runter gelesen und habe aus meinem Leben erzählt.
Keine barrierefreie Bühne
Evi [00:13:45]:
Das war für mich nicht das Problem. Das Problem war vorher die Barrieren, die wir überwinden mussten, obwohl das vorher klar war. Und es gibt halt keine barrierefreie Bühne. Entweder ihr schafft es irgendwie oder ich halte die Rede nicht. Ja, das ist für mich viel schlimmer, als da mich vor Leuten hinzustellen und meine Geschichte zu erzählen, weil ich das einfach ganz oft in verschiedenen Kontexten tue. Aber die Barrieren, die vorher zu überwinden sind, daran denken eigentlich ganz viele nicht und die sind ja auch auf dem Video jetzt nicht sichtbar. Da ist nur mein Standpunkt vertreten und dass ich für Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung kämpfe und so einiges mehr. Wer das sich ganz angucken will, das sind glaube ich 13 Minuten, vielleicht kann man das in die Shownotes packen.
Hier könnt ihr Evis Rede auf YouTube anhören
Mechthild [00:14:48]
Machen wir ja.
Evi [00:14:48]:
Von dem Podcast die Rede und auch mein Instagram Account und dann könnt ihr euch das gerne noch genauer angucken. Aber das war so ein Ding. Ja hoffentlich hat es was gebracht und es wird was daran gearbeitet. Aber mal gucken. In zwei Jahren ist Kirchentag in Würzburg. Da braucht es auch wieder Bühnen und Zeug. Mal gucken, was da passiert.
Aktiv vor Ort in Würzburg
Mechthild [00:15:18]:
Aber da bist du ja dann echt auch offline oder in Würzburg sehr aktiv, auf alle Barrieren aufmerksam zu machen, die es bei euch vor Ort gibt. Ich erinnere mich auch, war es letztes Jahr oder Anfang dieses Jahres, wo es auch mit der Bahn so Umbaumaßnahmen gab und wodurch die Bahn dann bei dir auch nicht mehr barrierefrei war und wo du dann auch direkt mit einem Politiker dann eine Begehung gemacht hast.
Evi [00:15:43]:
Ja, ich bin mit unserem Klimabürgermeister, dem zweiten Bürgermeister, bin ich Straßenbahn gefahren.
Mechthild [00:15:51]:
Ja, dass du immer aktiv bist und immer zeigst, was es für Verbesserungsmöglichkeiten gibt, aber auch irgendwie immer auf eine positive Art und optimistische Art, was zu verbessern.
Sichtbarkeit als großes Thema
Evi [00:16:03]:
Ja, ich will halt darauf hinweisen und sichtbar machen. Also mein großes Thema ist Sichtbarkeit. Sowohl, dass Menschen mit Behinderung einfach sichtbar sind, dass ich sie mit in meinen Alltag nehme, als auch auf Barrieren sichtbar zu machen. Das ist beides wichtig und es gehört beides zusammen und man muss es auch nicht immer nur als negatives sehen, sondern es gibt auch viel Positives. Also wenn ich da dran denke, als ich bei Chris Tall neulich war und der dann so ein tolles Video über mich veröffentlicht hat. Ich weiß gar nicht, ob du das schon gesehen hast.
Mechthild [00:16:46]:
Ja, ich habe das gesehen, weil du warst ja, das ist ja so ein deutscher Comedian und du warst ja schon zweimal bei ihm in der Show und das erste Mal war ja sogar was mit der Barrierefreiheit, dass du hinten saßt, oder? Und er dich dann noch nach vorne geholt hat, damit du besser sehen kannst.
Evi:
Genau.
Mechthild:
Und dann warst du dies Jahr nochmal bei ihm in der Show.
Respekt und liebe Worte bringen uns nichts
Evi [00:17:07]:
Ja, und da haben dann hinterher, das hat zu einem, zu einer Explosion meiner Follower geführt, und da haben dann hinterher ganz viele gesagt, Respekt, Respekt, ich könnte es nicht. Ich wusste nicht, was ich denen sagen soll, weil das ist unser Leben, das ist mein Leben, was bringt mir jetzt der Respekt. Das bin ich, weißt du was ich meine und mit sowas weiß ich gar nicht so gut umzugehen. Ich weiß, die meinen das alle lieb, aber mir bleibt ja nix anderes übrig, als locker damit umzugehen und das so nehmen wie es ist. Aber wenn die dann immer sagen Respekt, Respekt, ja wie geht es dir da?
Mehr Annehmen, das es nichts besonders ist
Mechthild [00:17:59]:
Also ja, ich finde es auch immer schwierig, weil ich dann merke, wie wenig die Leute verstehen, dass unser Leben ja eigentlich so ist wie alle anderen Leben. Und dass wir halt einfach die mehr Barrieren haben, die es halt schwerer machen, irgendwie das zu machen, was wir eigentlich gerne machen wollen. Und irgendwie so, dass ich mir dann mehr Verständnis von den Leuten wünschen würde, dass sie sehen, okay, es ist halt einfach ein ganz, in Anführungszeichen, normales Leben und nicht irgendwie was Besonderes. Aber das können sich die meisten Leute, die keine Behinderung haben oder niemanden in ihrem Umfeld haben, der eine Behinderung hat, da nicht so vorstellen, dass das jetzt irgendwie einfach unser Alltag ist, wie du auch gesagt hast.
Evi [00:18:42]:
Ja, und da ist die Frage, wie macht man das verständlich, dass man andere Antworten bekommt oder andere Nachrichten als immer nur Respekt, Respekt.
Mechthild [00:18:55]:
Oder toll, dass du das machst oder toll, dass du hier bist. Also was soll ich denn sonst machen, als hier zu sein.
Evi [00:19:02]:
Aber das freut mich jetzt trotzdem, dass du das kennst und dass du verstehst, wovon ich rede. Ich denke dann immer, aber wenn du jetzt sagst, ja, das kenne ich, weiß genau, was du meinst, da ist es auch wieder schön.
Schlagfertige Antworten auf Sprüche
Mechthild [00:19:20]:
Was ich mir mal angewöhnt habe bei dem toll, dass du da bist, und vielleicht kann man das auch Respekt, ich könnte das nicht, auch einfach umdrehen, einfach zurück, der Person das zurückgeben, dann versteht sie vielleicht, dass es einfach eine Aussage ist, die sie so nicht machen sollte oder machen könnte. Oder auch merkt, okay, es ist Quatsch, was sie sagt, weil wir wissen ja auch nicht, was die andere Person für eine Geschichte hat. Und so vielleicht hat sie an sich andere Themen, die wir uns gar nicht vorstellen können, wie es damit ist zu leben. Und nur weil bei uns die Behinderung durch den Rolli dann so sichtbar ist, heißt das ja nicht, dass die andere Person vielleicht nicht andere Themen hat.
Evi [00:19:59]:
Also das heißt, du würdest ihr dann einfach antworten, Respekt für dein Leben oder was?
Mechthild [00:20:05]:
Ja, vielleicht einfach so zurück, wie so ein Tennisball zurück ins andere Feld. Also bei diesem, toll, dass du hier bist, das habe ich schon mal ein, zweimal gemacht und das eine mal war auch so, dass die andere Person dann verstanden hat, dass es irgendwie Quatsch ist, warum sie das jetzt zu mir gesagt hat.
Evi [00:20:26]:
Also da hast du einfach zurückgeschrieben, ja ich finde toll, dass du, ich finde auch toll, dass du hier bist.
Einfach die Frage zurückstellen
Mechthild [00:20:31]:
Ja, das war ein Karneval, wo wir feiern waren mit ein paar Freunden und dann war irgendwann kam jemand zu mir und meinte, oh toll, dass du hier bist, was ja oft passiert, wenn man irgendwie feiern geht oder weggeht, dass Leute dann denken, dass es so eine tolle Leistung ist, dass wir jetzt als Rollifahrerinnen irgendwie auch unterwegs sind, was ja eher schwierig, für uns ist ja eher schwierig. Und dann habe ich es einfach zurückgesagt und dann war es, da musste die Person erstmal ein bisschen nachdenken, aber fand es dann auch witzig und hat dann auch gesagt, okay, ich verstehe, dass das nicht in Ordnung war. Ich weiß nicht, ob es langfristige Effekte hatte, aber in dem Moment fand ich es auf jeden Fall ganz gut, dass ich das gemacht habe.
Evi [00:21:14]:
Eine gute Idee, das muss ich mal ausprobieren, ja.
Mechthild [00:21:18]:
Dann können wir auch mal weiter überreden, ob es bei dir geklappt hat, was deine Reaktion waren, die du bekommen hast
Evi [00:21:25]:
Ja manchmal sind so Kleinigkeiten, die dann vielleicht mal ein Aha-Effekt bei dem gegenüber auslösen, manchmal kann es helfen.
Warum Community so wichtig ist
Mechthild [00:21:37]:
Wir sind jetzt eigentlich schon direkt in diesem Community-Thema und den Austausch mit anderen, dass wir irgendwie auch beide so dieses Bedürfnis haben, uns mit anderen behinderten Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrung haben. Was bedeutet das für dich?
Evi [00:21:54]:
Das bedeutet für mich sehr, sehr viel und ich bin dir sehr, sehr dankbar, dass du diesen Raum für uns bereithältst und einmal im Monat den Community-Abend machst. Ich würde sagen, wir sind inzwischen eingeschworener Haufen. Das ist einfach ein ganz wichtiger Schutzraum, wo man dann auch über Probleme oder Situationen offen reden kann und Verständnis bekommt. Und ja, und das ist nichts, was Inklusion oder Exklusion bedeutet, sondern das sind so Schutz- oder Schonräume oder weiß nicht, wie ich es nennen soll.
Mechthild [00:22:46]:
Das sind so Pausen oder Räume, in denen wir einfach zusammen sein können.
Kraft sammeln zu können
Evi [00:22:51]:
Ja, und die braucht man einfach auch, wieder Kraft zu sammeln, dann das nach außen tragen zu können und Verständnis entgegengebracht zu bekommen. Also für mich ist das ganz wichtig, einfach diesen Raum zu haben. Und ich habe für mich so das Gefühl, inzwischen ist da nicht nur, wir kennen uns über Insta oder über Social Media oder online, sondern da wächst gerade was ganz Tolles heran. Wir planen ja schon, irgendwann tauchst du mal in Würzburg auf und wir gehen im Senza Limiti, das ist das Inklusionscafé bei uns in Würzburg, Kaffee trinken, weil wir einfach festgestellt haben, manchmal sind die Wege kurz.
Mechthild:
Ja, aber genau das ist es, was das Ganze so schön macht.
Evi:
Klar werden wir uns dann wieder Geschichten erzählen können. Bis du in Würzburg bist, musst du mit der Bahn fahren.
Mechthild
Ja, etwas wird bestimmt passieren, aber wir machen uns trotzdem auf den Weg.
Evi [00:24:11]:
Das ist das, aber das ist glaube ich auch das Wichtige. Und wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen, dann ist es auch leichter und einfacher.
Eine offene Gruppe für achtsamen Austausch
Mechthild [00:24:22]:
Ja, das stimmt. Ich freue mich auch immer, dass wir diesen monatlichen Austausch haben und dass wir auch so eine feste Gruppe sind, auch wenn natürlich jetzt Leute zuhören und sagen, sie wollen auch noch mal sich in unserer Gruppe mit austauschen, auch immer willkommen. Wir sind offen für alle.
Evi [00:24:41]:
Wir sind eine offene Gruppe, aber es ist ein relativ fester Kern.
Mechthild
Ja genau, wollte ich auch gerade sagen.
Evi:
Es gibt so einen Kern, aber wir sind auch offen für alle und freuen uns neue Gesichter begrüßen zu dürfen. Die Mechthild macht es ja immer in ihrer Story, wenn wir dann Community Abend ist. Traut euch, wir beißen nicht. Wir nehmen alle gerne auf und hören auch gerne zu und geben Tipps, tauschen uns aus. Dann kommt dann öfter mal, habt ihr schon mitgekriegt, der Raul macht eine Lesung oder habt ihr mitgekriegt, das und das. Ja, das ist einfach auch so ein, ich sage jetzt mal, ein Marktplatz für Infos. Der eine kriegt das mit, der andere das und ja, das ist ein ganz toll, finde ich.
Die Community-Abende gibt es schon seit zwei Jahren
Mechthild [00:25:31]:
Ich finde es auch toll und ich freue mich, dass wir das zusammen machen, jeden Monat, schon seit echt, schon seit zwei Jahren oder anderthalb Jahren, bestimmt.
Evi [00:25:41]:
Ja, wenn du das nicht machen würdest, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dich zu fragen, ey, kann ich mal in deinen Podcast kommen?
Mechthild [00:25:49]:
Ja, das hat mich auch gefreut.
Evi [00:25:51]:
Da ist es nämlich entstanden.
Mechthild [00:25:54]:
Ja, und ich fand es direkt eine ganz tolle Idee, weil du halt so viele tolle Sachen auch machst und das ja auch wieder zum Thema Sichtbarkeit auch vielleicht noch für neue Leute wieder das Thema bekannter wird und auch sichtbar wird wie viel Aktivismus du machst auf deinen Kanälen und auch außerhalb der Kanäle.
Juli ist Disability Pride Month
Evi [00:26:14]:
Ja, aber gerade ist ja eigentlich, wir müssen sagen wir zeichnen das im Juli auf gerade, wenn du sagst Sichtbarkeit, gerade ist ja eigentlich ein Monat, und zwar der Disability Pride Month, verbessere mich, wenn ich das jetzt falsch ausgesprochen habe, wo ich schon wieder eine Barriere finde.
Englische Sprache ist für einige Menschen auch eine Barriere
Mechthild [00:26:34]:
Das habe ich jetzt auch gedacht, weil eben auch bei den Barrieren, die du gesagt hattest, das ist mir seitdem du mir das gesagt hast, versuche ich da auch echt darauf zu achten, weil wir verwenden, ja oft in unserer Sprache auch auf Social Media englische Begriffe wie Disability Pride oder crip oder so aber du hast mir dann irgendwann gesagt ja ich kann halt nicht so gut Englisch und jetzt versuche ich auch immer Begriffe halt auch zu übersetzen damit auch Leute, die vielleicht nicht so gut Englisch können, es auch verstehen, was ja auch wieder zur Barriere-freiheit oder -armut führt.
Evi [00:27:08]:
Ja, definitiv.
Da gibt es ganz viele einfache Möglichkeiten. Wenn ein Hashtag, zum Beispiel auch den Hashtag, nicht durchgehend kleinschreiben, sondern jedes neue Wort mit einem großen Buchstaben anfangen zu lassen, dann kann man den viel besser lesen.
Mechthild [00:27:28]:
Ja, das mache ich leider auch manchmal oft noch, weil ich es irgendwie schneller finde zu tippen, alles klein, aber ich weiß, es ist eigentlich besser, wenn ich den Anfangs-Buchstaben großschreibe. Ich versuche es mir wieder anzugewöhnen.
Evi [00:27:36]:
Aber jetzt gibt es eben diesen Monat.
Stolz auf die Behinderung sein
Mechthild [00:27:42]:
Ja, dann heißt es eigentlich, stolz zu sein, also auf die Behinderung stolz zu sein.
Evi [00:27:47]:
Das frage ich mich auch. Bin ich stolz darauf? Also bin ich stolz, eine Behinderte zu sein? Ich finde das ein schlechtes Wort. Ja, also ich bin stolz. Stolz ist, wenn man eine Leistung erbracht hat und eine Medaille errungen hat, dann kann man stolz sein. Aber kann ich stolz auf meine Behinderung sein? Also ich finde, vielleicht ist das auch schon klar.
Mechthild [00:28:15]:
Vielleicht ist Stolz auch nicht die richtige Übersetzung.
Evi [00:28:17]:
Genau. Aber das ist ja ganz oft so, dass wenn man was aus einer anderen Sprache übersetzt, dass es da einfach auch ein Gefühl geht, was man einfach nicht in Worte fassen kann. Selbst das ist wieder eine Barriere. Aber wir nehmen das jetzt so hin. Ich bin aber der Meinung, ich brauche jetzt nichts Besonderes machen, weil ich mache das ganze Jahr über. Aber ich glaube trotzdem, dass es wichtig ist, dass man manche Leute da wieder mal drauf stößt und dass es auch jeden Monat möglich ist und jeden Monat wichtig ist, Sichtbarkeit zu haben und nicht nur in diesem einen Monat Juli.
Sichtbarkeit ist immer wichtig
Mechthild [00:29:14]:
Ja, das ist natürlich jetzt diesen Monat auch vielleicht dann für bestimmte Unternehmen oder andere Content Creator dann ein Thema, das aufzugreifen. Aber ich finde es auch wichtig, immer zu zeigen, dass die Sichtbarkeit von behinderten Menschen irgendwie in Inhalten wieder gespiegelt wird, nicht nur zum Pride Month.
Evi [00:29:36]:
Ja, weil unsere Behinderung ist ja dann auch nicht einfach weg.
Mechthild [00:29:40]:
Und die Barrieren erst recht nicht.
Spracheingabe ist wichtig
Evi [00:29:44]:
Ja, genau. Die Barrieren müssen wir ja viele Bretter bohren, bis die vielleicht mal auf Seite geschafft werden. Aber, was ich jetzt festgestellt habe zufällig, dass jetzt auf Instagram möglich ist, die Spracheingabe bei einem Insta live zu benutzen. Wenn ich jetzt eine Frage rein ticker hier, dann höre ich zwar in dem Moment zwar nicht die das Insta live machen, was sie jetzt gerade sagen, dann wird einfach deren stimme stumm geschaltet. Aber ich kann reintickern hier. Nun, das ist schon mal ein Riesen-Vorteil, weil sonst bis ich das immer tippen musste, waren die schon wieder beim nächsten Thema. Und ja, also so langsam tut sich da was. Aber die ein oder andere Barriere kann man vielleicht schneller abschaffen. Und die andere braucht noch ein paar Bretter mehr und ein bisschen Zeit länger. Insofern, ja, einfach machen und tun und solche Monate auch nutzen und sich wieder vernetzen.
Unsere Community darf wachsen
Mechthild [00:30:58]:
Es gibt ja ganz viele Aktivitäten auch gerade auf Social Media zu dem Thema, aber natürlich auch auf unseren Accounts auch außerhalb Social Media und auf ganz vielen anderen Accounts natürlich auch, weil wir auch eine große Community sind an Leuten, die sich jetzt mit dem Thema auch beschäftigen und auch zeigen.
Evi [00:31:19]:
Aber unsere Community darf gerne wachsen.
Mechthild [00:31:22]:
Unsere Community auch, ja. Meldet euch bei uns für den Achtsamkeits-Community-Abend.
Achtsamkeit und Behinderung
Evi [00:31:30]:
Ja, und ich glaube, das Thema Achtsamkeit ist auch ganz wichtig, weil ich glaube, bei Menschen mit Behinderung, wir lassen uns viel zu viele Übergriffe gefallen, die für uns schon normal sind.
Mechthild [00:31:45]:
Mhm.
Evi [00:31:45]:
Wenn mich dann erst mal jemand anders drauf stupsen muss, und muss sagen, ey, was der jetzt gerade gemacht hat, das ist Diskriminierung, das ist Ableismus. Aber das wird einem erst bewusst, wenn einem einer von außen sagt, weil das oft für uns schon Alltag ist.
Ableismus erklärt
Mechthild [00:32:06]:
Ja, das hatte ich auch, als ich dann das Wort Ableismus gelernt habe, habe ich so im Rückblick sehr viele Situationen von früher auch so gemerkt, okay, das war das, was ich jetzt heute als ableistisch bezeichnen würde, aber früher in der Schule oder im Studium oder im ersten Job konnte ich das vielleicht gar nicht so ausdrücken, weil das dann ja, wie ich das Wort noch gar nicht kannte und jetzt im Rückblick ich als Situation irgendwie so neu einordne, warum mir das so passiert ist und warum auch mir gerade das passiert ist und nicht jemand anderem aus meiner Umgebung.
Evi [00:32:43]:
Vielleicht sollten wir jetzt fairerweise auch das Wort Ableismus mal übersetzen, wenn jemand das noch nicht gehört hat, weil wir schmeißen gerade wieder mit englischen Begriffen uns.
Mechthild [00:32:53]:
Das stimmt, aber gibt es für Ableismus eine deutsche Übersetzung oder ist es eher, dass es dann erklärt wird?
Evi [00:32:59]:
Ich erkläre es zumindest immer so, Diskriminierung aufgrund von Behinderung. Okay, ja. Oder willst du es anders erklären? Also das ist immer das, wie ich es erkläre.
Internalisierter Ableismus
Mechthild [00:33:11]:
Nein, eigentlich ist es eine gute Erklärung. Aber es kann natürlich alles sein, was aufgrund der Behinderung irgendwie passiert. Also es müssen nicht unbedingt nur diskriminierende Erfahrungen sein. Ja, genau. Aber meistens sind es diskriminierende Erfahrungen. Vielleicht müssen wir nochmal die genaue Definition nachgucken. Aber es gibt ja auch zum Beispiel diesen internalisierten Ableismus, dass wir selber irgendwie das Gefühl haben, gewisse Sachen nicht machen zu können, weil wir immer vielleicht das Gefühl haben, dass uns das gesagt wurde oder auch gezeigt wurde, dass es für uns nicht möglich ist als behinderte Person.
Evi [00:33:49]:
Das geht doch nicht.
Mechthild [00:33:51]:
Ja, genau. Und dann geht es irgendwie doch, wenn wir Wege dafür finden oder merken, dass es vielleicht bei anderen Personen geht oder auch in anderen Ländern, ist ja auch manchmal Sachen anders.
Steine aus dem Weg räumen
Evi [00:34:02]:
Da müssen wir immer Steine aus dem Weg räumen und da draußen ein schönes Haus bauen, sage ich immer.
Mechthild [00:34:09]:
Ja, oder eine Rampe, dann für uns.
Evi [00:34:11]:
Oder eine Rampe, genau.
Was gibt Evi Kraft, um weiterzumachen?
Mechthild [00:34:13]:
Oder ja, ein barrierefreies Haus wäre natürlich auch gut. Ja, was ich noch fragen wollte, was dir so Kraft gibt, mit deiner Arbeit immer weiterzumachen oder immer wieder auch neuen Motivation zu finden, weiterzumachen?
Austausch mit anderen
Evi [00:34:27]:
Ja, erstens der Austausch mit gleichgesinnten, also Community-Abende oder Freunde einfach, die mich so nehmen, wie ich bin und dann einfach auch verrückte Ideen mit mir umsetzen. Und jetzt merke ich einfach so, dass es schönste ist eigentlich, wenn irgendwer auf dich zukommt und dir ein neues Projekt vorschlägt und wo ich dann merke, das ist total cool und ich freue mich jetzt, dass wir das zusammen machen.
Online-Andachten
Wie zum Beispiel die Online-Andachten. Eine hat es ja gegeben für den Jahrestag von Potsdam und da wird es jetzt in Bälde, also bis das ausgestrahlt wird, hat es auf jeden Fall schon noch eine weitere gegeben zum Thema Freundschaft. Wir werden jetzt so drei Stück im Jahr oder so machen, weil wir einfach finden, dass man auch online mehr Leute erreicht und es wichtig ist, so manche Themen mal aufzugreifen. Da wir jetzt eine Inklusionsdiakonin haben, passt das ganz gut.
Der Glaube gibt ihr Kraft
Mechthild [00:35:54]:
Ja, schön. Das heißt, dein Glaube gibt dir dann auch Kraft, immer wieder weiterzumachen?
Evi [00:36:00]:
Ja, wenn ich mit den richtigen Leuten zusammen bin. Natürlich hänge ich das jetzt nicht an die große Glocke, aber wenn ich mit den richtigen Leuten zusammen bin, dann schon. Und du weißt ja auch, dass ich normalerweise jedes Jahr nach Lourdes fahre, dass es mein Kraftort ist und dass ich da schon ganz viel Kraft rausziehen kann. Aber immer so Kraftorte oder Ruhepunkte sind. Dass ich aber auch dann daraus wieder Kraft schöpfen kann und sagen kann, und das passt hier nicht und das geht hier nicht so und was weiß ich.
Auf lockere Art für Sensibilisierung sorgen
Und man kann aber auch, sage ich mal, auf die lockere, flockige Art für Sensibilisierung sorgen. Das muss nicht immer nur mit dem erhobenen Zeigefinger sein. Das kann auch mal ganz locker sein. Und ich finde es immer wichtig, dass man das auch altersgemäß und kindgerecht oder so macht.
Kindern die Behinderung kindgerecht erklären
Evi [00:37:13]:
Ich erkläre dem Dreijährigen nicht, ich habe die und die Behinderung. Ich sage, ich habe ein Auto und kann nicht laufen. Ja und wenn ich ein Kind davon abhalte, die ganze Zeit in der Straßenbahn rumzuheulen und traurig zu sein, indem ich meinen Warnblinker anmache von meinem E-Stuhl und der das Licht total toll findet, dann ist es eine erste Kontaktaufnahme. Und wichtig, kindgemäß zu erklären, ich weiß nicht, ich bin nicht schlimm. Man muss es einfach kindgerecht machen und ich finde es auch ganz wichtig, dass man so früh wie möglich anfängt. Und ja, deswegen finde ich es zum Beispiel auch wichtig, dass jetzt immer mehr Leute Kinderbücher schreiben, wo der Rollstuhl zum Beispiel Thema ist. Ja, weil man eben früh anfangen muss. Dann ist von Anfang an Behinderung ein Thema.
Früh mit Menschen mit Behinderung in Kontakt kommen
Evi [00:38:25]:
Und dann ist es kein Problem. Ich habe es ja an meiner Nichte gemerkt. Also, die hat mich einfach von Anfang an gekannt. Dann ist es kein Thema. Andere, die keine Berührung damit haben, die fangen dann in der Pubertät an, dich zu hänseln und dich zu ärgern, weil sie einfach keine Berührungspunkte hatten. Nee, da muss einfach viel, viel früher damit angefangen werden. Dann hätten wir schon ein Stück weit weniger Probleme und müssten weniger Aufklärung machen, wenn das einfach früh genug verankert wäre oder in den Ausbildungen von Erzieherinnen und was weiß ich.
Mechthild [00:39:13]:
Auch ein wichtiges Thema, ja.
Evi [00:39:15]:
Aber da passiert ja jetzt Gott sei Dank ganz viel.
Mechthild [00:39:18]:
Ja, das stimmt. Da bist du ja auch wieder aktiv, habe ich schon gesehen, dass du da mit Leuten aus einer Ausbildung, Pädagogik-Ausbildung in Gesprächen bist und ihr euch da zusammen getan habt.
Evi [00:39:32]:
Ja, ja, da passiert schon ganz viel.
Mechthild [00:39:34]:
Das kann man dann alles auf deinem Kanal sehen.
Inklusive Kinder-Lieder
Evi [00:39:38]:
Und jetzt kam ja auch zum Beispiel eine Kinder-CD raus, die sich mit dem Thema Barrierefreiheit und Inklusion beschäftigt und die zum Beispiel die Lieder alle während sie singen, gebärden. Das war klasse und ja, aber die haben mich angeschrieben. Das war wieder so eine Sache, dass der Name einfach gezogen hat. Und sie mich angeschrieben haben, weil der Name einfach jetzt klarmacht, ich setze mich dafür ein.
Oft wird von behinderten Menschen erwartet, umsonst zu arbeiten
Das passiert jetzt ganz, ganz häufig. Also, dass mich irgendwelche Leute anschreiben, sie bräuchten ein Statement dazu, sie bräuchten ein Statement dazu. Oder ob ich ein Interview geben kann und so weiter. Das finde ich schon ganz toll. Was ich halt blöd oder doof finde ist, dass von uns Menschen mit Behinderung immer ausgegangen wird. Wir machen das alles umsonst.
Mechthild [00:40:45]:
Ja, das wollte ich gerade fragen, wie das dann ist.
Wertschätzung und Anerkennung für die Arbeit
Evi [00:40:49]:
Also das war jetzt auch ein Lernprozess, der einfach stattgefunden hat, aber das war jetzt auch, ich sag mal, der Community-Abend nicht ganz unschuldig daran, dass man dann gesagt hat, nö, wenn du meine Expertise und mein Fachwissen haben willst, dann möchte ich eine Wertschätzung dafür haben. Es muss nicht jedes Mal Geld sein, sondern es kann auch ein Kinogutschein oder sonst was sein. Aber ich will zumindest eine Anerkennung haben und ich mache das nicht einfach so. Und wenn ein Fernsehsender einen Tag vorher kommt, oh wir haben festgestellt, morgen ist der 3. Dezember, wir bräuchten mal ganz schnell jemand, ja nee, dann sage ich auch, Leute, nee, mache ich nicht. Weil, wenn euch das jetzt erst einfällt, dann bin ich so ein Notnagel. Und Notnagel muss ich nicht sein.
Mechthild [00:41:53]:
Das stimmt. Der 3. Dezember ist der Tag der Menschen mit Behinderung.
Sich gegenseitig unterstützen
Evi [00:41:58]:
Zum Beispiel. Ich hätte jetzt auch den 5. Mai nehmen können, der auch mit in der Schublade ist. Aber das sind so zwei Tage, wo dann den Fernsehsendern oder sonst wem, kurz vorher einfällt, oh wir bräuchten jetzt noch eine Stimme davon und wir haben gerade im Archiv geguckt, sie haben sich schon dafür eingesetzt und sowas. Ja, und das ist so was. Das war aber auch ein Lernprozess zu sagen, ich möchte eine Wertschätzung haben und ich möchte meine Arbeit gewertschätzt haben und wenn ich dir nur einen Kaffee bezahle, weißt du, das ist trotzdem schon eine Wertschätzung oder jetzt zu sagen, komm du hast die ganze Zeit Community-Abende vorbereitet und organisiert, dann kann ich doch auch mal für dich einen Podcast aufnehmen. Das ist so eine Win-Win-Situation. Und das genau ist das, was ich mir eigentlich von der ganzen Gesellschaft wünschen würde.
Evi [00:43:06]:
Ich habe aber noch keine Idee, wie man das so verbreiten könnte. Dann wäre ein viel besseres Gefühl da. Verstehst du, was ich meine?
Eine inklusive Gesellschaft
Mechthild [00:43:18]:
Ja, das ist Evis Utopie der inklusiven Gesellschaft.
Evi [00:43:24]:
Die Frage ist, wie man dahin kommt. Ob das ein Traum ist oder ob es dann eine Möglichkeit gibt, einfach, wenn alle, und da meine ich jetzt wirklich alle und nicht nur die Menschen mit Behinderung, wenn alle daran arbeiten, weil ich sage immer, Leute, Inklusion geht alle an. Eigentlich müssen alle inkludiert werden. Der eine ist Brillenträger und die Inklusion findet nicht nur unter den Menschen mit Behinderung oder unter den Menschen mit Migrationshintergrund und was weiß ich für anderen Randgruppen statt, da können auch die in Anführungszeichen normal los Fußgänger dazu und das muss den Leuten aber erstmal klar werden.
Inklusion geht alle an
Deswegen sage ich immer, Inklusion geht alle an. Und wenn ihr nur dafür sorgt, dass wenn ihr eine Veranstaltung organisiert. Ihr wisst, da würden vielleicht gerne mal Menschen mit Behinderung kommen, dass ihr dafür sorgt, dass ein barrierefreier Zugang da ist oder dass ihr dafür sorgt, dass ein Gebärdensprachdolmetscher da ist. Das sind jetzt so Kleinigkeiten, aber genau da fängt es nämlich an. Ja, weil wenn wir wissen, dass es eine da ist, dann gehen wir da nicht hin.
Mechthild [00:44:57]:
Ja, genau. Und auch als Veranstalter zu akzeptieren, dass man dann auch nicht direkt beim ersten Mal erwarten kann, dass jetzt ganz viele Menschen in Behindung kommen, aber dass sich sowas ja auch rumsprechen muss und Leute dann auch das erfahren müssen, dass es das Angebot gibt.
Angebot und Nachfrage nach barrierefreien Angeboten
Evi [00:45:14]:
Ja genau, bestes Beispiel bei uns aktuell ist gerade, wir haben kein barrierefreies Taxi in Würzburg. Sie sagen immer, es ist kein Bedarf da. Ja, wenn wir wissen, dass es keins gibt, dann fragen wir auch nicht nach. Wie soll man dann den Bedarf ermitteln? Also der Bedarf wäre natürlich da, weil eigentlich kann ich nie auf eine Veranstaltung, weil der Behindertenfahrdienst der fährt nur bis abends sechs und wenn ich dann irgendwo abends hin will, dann habe ich ein Problem. Aber das merkt ja auch keiner, weil ich rufe ja nicht bei der Taxizentrale an und frage, könnt ihr mich heimbringen? Nee, weil ich genau weiß, es ist kein Taxi da.
Mechthild [00:46:05]:
Oh man, es gibt noch viel zu tun, aber dann arbeiten wir gemeinsam.
Evi [00:46:10]:
Genau, so sehe ich das auch.
Mechthild [00:46:13]:
Ja, genau, wir haben jetzt ja schon viel geteilt. Gibt es noch irgendwas, was wir jetzt noch nicht gefragt haben, was du gerne noch teilen wolltest?
Evis Arbeit in der Jugendbildungsstätte Unterfranken
Evi [00:46:20]:
Über was haben wir noch nicht gesprochen, was sich alles Tolles macht. Vielleicht, wo ich arbeite, weil das ist ja glaube ich auch ein sehr interessantes Feld. Ich arbeite in der Jugendbildungsstätte Unterfranken und wir setzen uns für Rassismuskritik ein und wir arbeiten in dem Bereich, machen Workshops und so. Ihr dürft gerne mal auf der Internetseite von der Jugendbildungsstätte vorbeigucken.
Da wird es auch ein Video von mir geben, denn ich habe neulich ein Filmteam da gehabt und die haben meinen Arbeitsplatz begleitet sozusagen und mal filmisch dargestellt.
Das ist ganz interessant, wer sich mehr dafür interessieren will.
Es macht Spaß in einem inklusiven Team zu arbeiten
Ja, und deswegen passe ich da auch gut rein, weil Inklusion hat ja auch, Diskriminierung erlebe ich auch natürlich in einem anderen Kontext, als wir uns jetzt auf der Arbeit einsetzen, aber da hat natürlich dann Inklusion auch was mitzutun und wir sind da drin auch ein ganz vielfältiges Team. Das ist total cool und da darf ich das erste Mal Evi sein und bin nicht die Rollstuhlfahrerin, wie das halt ganz oft passiert. Aber dort bin ich einfach Evi und darf so sein, wie ich bin und bringe aber auch eine ganz wichtige Perspektive noch mit rein, die für die Arbeit einfach auch wichtig ist.
Evi [00:47:54]:
Also inzwischen ist es ganz klar, wir machen einen Betriebsausflug. Ja, ist es barrierefrei oder wie komme ich da hin? Inzwischen wird es mitgedacht und am Anfang war das einfach in Lernen und es war total schön, das in so einem gemeinsamen, vielfältigen Team zu erleben und jeder so sein darf, wie er ist, mit seinen Bedürfnissen. Deswegen macht die Arbeit so viel Spaß und die geben mir halt auch ganz viel Freiraum, meine Projekte umzusetzen. Das ist total schön.
Evis eigene Selbstfürsorge
Mechthild [00:48:32]:
Ja, cool. Danke, dass du das auch noch geteilt hast. Das verlinke ich dann auf jeden Fall auch noch in den Blogpost und den Show Notes. Genau, dann die allerletzte Frage ist immer, was du so, wenn ich gerade konkret für deine eigene Selbstfürsorge machst, was dir gerade im Moment guttut, für dich gut zu sorgen.
Evi [00:48:51]:
Gerade im Moment?
Mechthild [00:48:54]:
Ja, oder auch an sich im Alltag vielleicht.
Genug Pausen machen
Evi [00:48:56]:
Ja, weil gerade im Moment für mich zu sagen genug pausen zu machen, weil ich vor nicht als es langer Zeit operiert wurde und das immer noch nicht ausgestanden ist. Aber auf die Probleme will ich jetzt nicht eingehen. Aber da ist es sowohl gut, Ablenkung zu haben, so wie jetzt. Jetzt habe ich nämlich überhaupt keine Schmerzen. Jetzt ist voller Ablenkung. Aber man braucht schon auch Pausen. Man muss einfach in seinen Körper reinhören. Und muss sich die dann auch nehmen.
Meditationen helfen
Evi [00:49:36]:
Und das ist nicht immer ganz so einfach, das mit der Pflegehilfe, die ich natürlich brauche, auch zu vereinbaren, aber ja, ich versuchte schon so weit möglichst zu machen und was mir ganz viel hilft sind Meditationen. Also zum Einschlafen benutze ich immer entweder irgendwelche Meditationen oder irgendwelche Hörbücher. Die holen mich dann runter und lassen mich dann meistens auch einschlafen. Also das ist schon ganz wichtig. Und das war aber auch eine Erfahrung, dass du erst mal ausprobieren musstest, welche Art von Entspannung jetzt dir überhaupt hilft.
Erstmal rausfinden, was hilfreich ist
Ich weiß noch, das werde ich nie vergessen, war auf einer Kur und dann haben die doch mit mir progressive Muskelentspannung gemacht und das ist bei einem Spastiker halt etwas kontraproduktiv. Ich weiß nicht, ob es bei manchen auch was hilft. Bei mir war das auf jeden Fall sehr kontraproduktiv und ich habe dann so einiges ausprobiert und bin jetzt letztendlich bei Meditation gelandet, was mir ganz gut hilft. Aber ja, so muss glaube ich jeder seine Erfahrungen machen und da gibt es auch keinen generellen Tipp, den man geben kann, weil jeder Körper ist anders, jeder Mensch ist anders, aber es sollte sich auf jeden Fall jeder etwas suchen runter zu kommen oder wenn es die Tee-Meditation ist und du dich mal bewusst hinsetzt und eine Tasse Tee trinkst.
Den Tee oder Kaffee achtsam genießen
Evi [00:51:30]:
Das sind so einfache Tipps, die man einfach mal machen kann. Wer mehr hat keine Zeit für Meditation, aber Tee oder Kaffee trinken tut man so oder so. Dann setzt man sich halt mal hin und genießt den Kaffee oder den Tee mal etwas bewusster und vielleicht ist das dann die Möglichkeit runterzukommen. Also das kommt immer auf die Situation drauf an. Aber du merkst schon, ich bin immer offen für alles und wenn ich neue Tipps kriege oder bei dir was lese, dann probiere ich das gleich aus. Aber man muss dann einfach auch sagen und ehrlich zu sich sein, bringt mir das jetzt was oder bringt mir das in der Situation was oder in der Situation, aber ich denke, man muss einfach offen sein für Neues.
Offen sein für Neues
Mechthild [00:52:23]:
Ja, das ist auch ein schönes Schlusswort eigentlich. Offen sein für Neues.
Evi [00:52:28]:
Genau, und ich bin auch gespannt, welche neuen Gesichter jetzt dann auf meinem Account auftauchen und einfach fragen und austauschen und ich freue mich drauf.
Abschluss der Folge
Mechthild [00:52:42]:
Ja, ich freue mich auch auf den Austausch. Und vielen Dank auch jetzt, dass du dir die Zeit genommen hast, dich mit mir hier auszutauschen und so viel auch zu teilen. Dann wünsche ich dir und euch einen schönen Tag und Abend und wann immer ihr die Folge hört. Bis dann, tschüss!
Tschüss!